Bau-Simulator REVIEW
Es darf wieder gebaggert werden! Der brandneue Bau-Simulator (aka Construction Simulator) steht für diverse Plattformen in den Startlöchern und wir durften dieses frische Stück Software aus dem Hause Weltenbauer bereits vorab auf PC testen. Der Entwickler verspricht mit dem neuen Ableger der Baustellen-Simulation über 70 Baumaschinen, eine Reihe an namhaften Herstellern und abwechslungsreiche Aufträge. Darüber hinaus warten außerdem zwei spannende Kampagnen sowohl in Europa als auch in den USA darauf, bebaut zu werden. Wie gut das alles funktioniert, wie viel Spielspaß die Simulation bietet und ob vielleicht sogar ein Bug-Fest auf uns wartet, erfahrt ihr in unserem Test.
Der Traum vom eigenen Bau-Unternehmen
In der neuesten Ausgabe des Bau-Simulators verschlägt es den Spieler wahlweise in eine amerikanische oder deutsche Kleinstadt, die sich gerade im Aufbau befindet. Eines Abends, während eines heftigen Sturms, ruft Hape euch zu Hilfe, umgerissene Straßenlaternen zu beseitigen und verschüttete Straßen wieder freizulegen. Also schwingt ihr euch kurzerhand hinters Steuer diverser Baumaschinen und macht euch an die Arbeit. Diese kleinen Aufträge sind aber erst der Anfang und dienen als Tutorial, wobei man sich mit der Steuerung vertraut macht. Hier darf man bereits Baggerlader und Kran bedienen.
Nachdem ihr euch einige Tage und Aufträge später mit den Basics vertraut gemacht habt, ist Hape so begeistert von eurer Arbeitsleistung, dass er euch schließlich seine Firma überlässt. Ein schweres Erbe, da der Einmannbetrieb noch nicht richtig ausgebaut und auch der Fuhrpark vorerst leer ist. Auf der anderen Seite bekommt ihr hier die Chance, ein großes Bau-Imperium aufzubauen.
Aller Anfang ist bekanntlich schwer! Denn einerseits müsst ihr euch erst auf die unterschiedlichen Aufträge einarbeiten und außerdem habt ihr noch keinen Zugriff auf den eigenen Fuhrpark. Denn Baumaschinen müssen erst teuer gekauft werden. Glücklicherweise lassen sich alle verfügbaren Maschinen und Fahrzeuge gegen eine kleine tägliche Gebühr ausleihen. So lässt sich jedes Gefährt vor dem Kauf ausgiebig testen. Erstaunlich gut präsentiert sich auch das Tutorial. Nachdem ihr den Betrieb von Hape übernommen habt, bekommt ihr immer wieder kleinere Aufträge, welche die einzelnen Maschinen kurz vorstellen. Zusätzlich beschreibt das digitale Handbuch, wie Kipper oder Mischwägen richtig beladen werden.
Mit schwerem Gerät auf der Baustelle
Überzeugen kann auch das Spielgefühl. Der Fuhrpark von über 70 verschiedenen Fahrzeugen spielt sich richtig gut. Angefangen beim einfachen Pritschenwagen über Gabelstapler bis hin zu verschiedenen Kränen fährt sich jede Maschine einzigartig. Es fühlt sich richtig wuchtig an, wenn man auf der Baustelle Erdreich von A nach B bewegt. Es macht einfach Spaß, diverse Materialien an die Baustellen zu liefern und im Anschluss zu verbauen.
Was uns auch schon zum nächsten Punkt bringt, nämlich dem Spielablauf. Im Bau-Simulator übernehmt ihr quasi die Abwicklung diverser Abschnitte von Bauprojekten. Das beginnt bei der Beschaffung von Materialien bei örtlichen Baumärkten, über den Transport zur Baustelle, den Aufbau von Gemäuern, bis hin zum Gießen von Betonböden. Dazu kommen etwa der Aufbau von Gerüsten und die Auswahl der richtigen Baumaschinen. Es ist jedoch nicht möglich, den Grundriss von Gebäuden zu verändern und auch einzelne Fenster oder Türen könnt ihr nicht setzen. Dadurch hält sich die Komplexität des Gameplays in Grenzen, was den Bau-Simulator auch für Casual-Spieler interessant macht. Die meiste Zeit verbringt ihr tatsächlich damit, Baustoffe zu besorgen, Fundamente auszuheben und Beton zu gießen.
Das Angebot an Aufgaben fällt dabei unerwartet vielfältig aus. Es müssen Straßen gebaut und erweitert werden, ebenso wie Wohnhäuser, aber auch Spielplätze oder öffentliche Gebäude. Hier habt ihr die Auswahl zwischen generischen Aufträgen oder umfangreicheren Story-Missionen. Bei Letzterem soll etwa eine Hotelanlage samt umliegendem Grundstück und Zufahrt bebaut werden. Ein großer Vorteil dabei ist, dass bereits einzelne Bauabschnitte Geld einbringen, was die Finanzierung der Materialkosten und Maschinen wesentlich erleichtert. Auch wenn sich die Position und das Aussehen von Gebäuden nicht ändern lassen, versprechen die zufälligen Aufträge in Kombination mit bis zu 5 großen Bauprojekten pro Region eine Menge Abwechslung. Man kann bereits Stunden mit Standard-Aufträgen verbringen, ohne überhaupt eines der großen Story-Projekte zu starten.
Großer Umfang und kleine Bugs
Neben der Erweiterung des eigenen Fuhrparks bietet auch der Ausbau der Firmenzentrale einen Anreiz, über die Story-Missionen hinaus zu spielen. Die besagte Zentrale lässt sich nämlich in drei fortlaufenden Stufen ausbauen, was durchaus interessante Boni verspricht. Etwa eine firmeneigene Tankstelle oder Werkstatt, in der Maschinen und Fahrzeuge kostenlos gewartet werden. Dazu gesellt sich ein Level-System für den eigenen Charakter, durch welches geringe Boni wie effizienteres Fahren oder mehr Frachtkapazität freigeschaltet werden. Alles in allem also eine gelungene Simulation, in der es an allen Ecken etwas zu tun gibt.
Wem bestimmte Bauabschnitte wie etwa das Planieren des Baugrunds zu eintönig sind, kann diese auch überspringen. Allerdings entfällt dann auch die Vergütung für den entsprechenden Abschnitt. Ebenso lassen sich Baustoffe aus dem lokalen Baumarkt gegen einen kleinen Aufpreis direkt zur Baustelle liefern und auch Transportfahrzeuge könnt ihr gegen eine zusätzliche Gebühr direkt auf der Baustelle mit Kies oder Asphalt befüllen. Besonders beim Betonieren von Wänden oder Böden ist dieses Feature Gold wert. Ansonsten müsste man alle paar Minuten quer über die ganze Karte fahren, um neuen Beton heranzuschaffen. Und da ein Stockwerk eines Gebäudes oft mehrere LKW-Ladungen Beton benötigt, würde das die Spielzeit zu stark in die Länge ziehen.
Es gibt aber durchaus diverse „Baustellen“, an denen die Entwickler noch arbeiten könnten. Der wohl größte Kritikpunkt ist der Fahrzeug-Shop. Wenngleich die Auswahl an Fahrzeugen diverser Kategorien groß ist, kauft ihr dennoch gewissermaßen die Katze im Sack. Bis auf den Preis und ein schönes Bild fehlen leider technische Details zu dem Objekt der Begierde. Etwa das Ladevolumen von Mischwägen, die Länge von Kränen oder das Fassungsvolumen von Asphaltfertigern. Details, die beim Bau von Straßen und Gebäuden durchaus interessant wären. Gerade zu Beginn, wenn ihr noch auf Leihgeräte angewiesen seid, kann es durchaus vorkommen, dass der geliehene Kran zu kurz ist oder der Bagger einfach zu klein, um ein ganzes Fundament auszuheben. Dadurch fehlen auch Vergleichsmöglichkeiten. Es gibt keine Möglichkeit, einzelne Geräte vor dem Kauf auszuprobieren. Ihr könnt euch bestenfalls mühsam durch Online-Foren quälen. Immerhin lassen sich Fehlkäufe wieder verkaufen.
Technik und mehr
Aus technischer Sicht dürfte der Bau-Simulator einer der „saubersten“ Simulatoren der letzten Zeit sein. Es traten während unseres Tests kaum größere Bugs und lediglich ein Absturz auf. Hin und wieder spielte die Steuerung, gerade außerhalb von Fahrzeugen, etwas verrückt und einzelne Gebäudeteile ließen sich nicht richtig platzieren. Aber schwerwiegend waren diese kleinen Bugs nicht. Auch in Anbetracht dessen, dass wir eine Vorab-Version spielen durften.
Optisch ist der Bau-Simulator einer der schönsten Simulatoren, die wir aktuell bestaunen dürfen. Es gibt einen dynamischen Tag- und Nachtwechsel sowie Wettereffekte. Das geht natürlich auf Kosten des „Hardware-Hungers“. Der ist bei der neuesten Ausgabe des Bau-Simulators durchaus beachtlich. Wer den Simulator mit höchsten Details oder sogar in 4K genießen möchte, sollte vorher seine Hardware und die entsprechenden Anforderungen checken. Leider gestaltet sich das Menü für Grafikeinstellungen recht unübersichtlich und es ist oft nicht klar, wie sich einzelne Einstellungen auf Optik und Performance auswirken. Es gibt eine Menge Einstellungsmöglichkeiten, welche die weniger technikaffinen Spieler aber eher verwirren, als ihnen zu helfen. Einfache Presets mit erweiterten Einstellungsmöglichkeiten hätten hier wesentlich besser gepasst.
Die Soundkulisse ist, wie bereits weiter oben erwähnt, sehr gut gelungen. Die schweren Baumaschinen brummen wuchtig vor sich hin und der Kies rauscht beim Abladen vom Kipper. Leider wirkt der einzige Radiosender im Spiel auf Dauer ziemlich monoton. Abhilfe schafft hier wie immer die persönliche Lieblings-Playlist auf Spotify und Co. Auch ausgedehnte Dialoge darf man nicht erwarten, die meiste Zeit arbeitet ihr still vor euch hin.
Bei der Steuerung kommen PC-Spieler in den Genuss, zwischen Maus + Tastatur und Controller wählen zu dürfen. Wir haben beides ausprobiert und raten in den meisten Fällen zum Controller. Damit funktioniert gerade die Bedienung von Kränen und Baggern viel geschmeidiger. Je nach Vorliebe können Funktionen auf Controller sowie Tastatur frei belegt werden. Außerdem könnt ihr fließend zwischen beiden Eingabemethoden wechseln. Ob auch Lenkräder oder Joysticks unterstützt werden, konnten wir leider nicht testen.
Multiplayer
Der Bau-Simulator bietet neben der klassischen Kampagne auch einen Mehrspieler-Modus für bis zu vier Spieler. Zu unserem Testzeitpunkt der Vorab-Version waren noch keine öffentlichen Multiplayer-Server bzw. Partien verfügbar, weshalb wir den Modus nicht testen konnten. Es scheint aber möglich zu sein, seinen Spielstand aus dem Einzelspieler-Modus in den Multiplayer zu übernehmen. Voraussetzung dafür ist, dass man das Tutorial absolviert hat.
Pro & Kontra
- abwechslungsreiche Aufträge
- gutes Tutorial
- großer Fuhrpark (mit realen Herstellern)
- zwei Regionen
- schöne Grafik
- wuchtige Soundkulisse
- fehlende Fahrzeugbeschreibungen
- sehr Performance-Hungrig
- langweiliger Soundtrack