Awesome Pea REVIEW
Awesome Pea ist bereits das zweite Spiel des russischen Indie-Entwicklers Pigeon Dev Games. Das Spiel wurde erstmals am 19.09.2018 auf Steam veröffentlicht, wo es für günstige 2,39 Euro zu haben ist. Mittlerweile wird das Spiel aber auch auf allen anderen gängigen Systemen zum Download angeboten. Awesome Pea ist eines jener Spiele, welches versucht an den nostalgischen Gefühlen der Game Boy Classic-Fans zu zupfen. Zumindest die Farbpalette orientiert sich an den prägnanten Grünstufen des Ur Game Boys. Abgesehen davon hat der Indie-Platformer jedoch nichts mit einem typischen GB-Titel zu tun, aber ich greife vor. Ob das Spiel seinem hochtrabenden Namen gerecht wird oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Review.
Zur Story gibt es übrigens nicht viel zu sagen. Man übernimmt die Rolle der Erbse „Greedy Pea,“ welche eines Tages auszieht, um allerlei Geld und Diamanten einzusacken, selbst wenn das grüne Gemüse dafür sein Leben riskieren muss. Ob die Erbse dabei Erfolg hat oder nicht, entscheidet natürlich das Geschick des Spielers. Allerdings verfügt das Game nur über ein einziges Standard-Ending. Rein storytechnisch ist es also im Endeffekt egal wie viele Wertsachen man einsackt. Da hat bereits Wario Land im Jahre 1994 gezeigt, dass das auch wesentlich besser geht.
Cooles Sprungverhalten gegen ärgerliche Schlampereien
In 25 Levels gilt es nun die gierige Erbse vom Startpunkt aus zum Levelausgang zu bugsieren und dabei möglichst alle Wertsachen in Form von Münzen und Diamanten einzusacken. Zwar hat es, wie bereits gesagt, keinen Einfluss aufs Ending wie erfolgreich man beim „Geldverdienen“ ist, jedoch bekommt man für fast jeden Level ein Achievement, wenn es gelingt alle Wertgegenstände einzusammeln. Ich selbst habe das Spiel mit allen Achievements abgeschlossen und dafür um die 3 Stunden benötigt. Ignoriert man den Sammel- bzw. Achievementaspekt, reduziert sich die Spielzeit auf ca. eine Stunde.
Da die Erbse bereits nach einem Treffer zermatscht wird und es keinerlei Power Ups gibt, geht es in dem Spiel darum allein mit Geschick zum Ziel zu gelangen. Immerhin kann man sich hierbei so viel Zeit lassen wie man will, denn der Timer zählt aufwärts, nicht abwärts. Da es hier jedoch keine entsprechenden Achievements oder Online-Leaderboards gibt, erschließt sich mir der Sinn des Timers nicht wirklich. Ok, für hartgesottene Speedrunner, die ihr eigenes Videomaterial aufzeichnen mag das vielleicht ganz nett sein.
Die Level sind in der Regel kurz aber knackig gehalten. Um den Hindernissen in Form von Stacheln, Abgründen, Sägeblättern, Säureblasen etc. auszuweichen, ist Greedy Pea auf seinen Doppelsprung angewiesen. Das coole an Awesome Pea ist die absolute Kontrolle, die der Spieler über das Sprungverhalten der Erbse erhält. Man hat nahezu die volle Bewgungskontrolle über die Spielfigur innerhalb eines Sprungs und auch den zweiten Sprung in der Luft kann man frei, ohne großen Timing-Zwang ansetzen. Zugegeben, es dauert eine Weile, ehe man sich an das Sprungverhalten gewöhnt hat, aber wenn man es erst einmal begriffen hat, macht es sauviel Spaß selbst die abenteuerlichsten Jumps in die Tat umzusetzen!
Leider ist das aber auch schon das einzige wirklich herausragende Merkmal in diesem ansonsten eher generischen Indie-Platformer. Und ja, es ist ein reiner Indie-Platformer, mit einem typischen Game Boy Classic-Spiel hat Awesome Pea nämlich nichts am Hut. Viel eher erinnert der Titel an Games wie Super Meat Boy, welches ja auch schlau genug war seinen eigenen artistischen Stil einzubringen, statt die Farbpalette eines Retro-Systems zu kopieren. Aber wie dem auch sein. Awesome Pea wäre dennoch ein solider 7 von 10 Punkte Titel geworden, wenn es denn nur vernünftiges Feintuning erhalten hätte. Stattdessen stößt der findige Spieler jedoch auf zahlreiche Macken, die den soliden Ersteindruck wieder nach unten ziehen. So gibt es keinerlei Struktur im Schwierigkeitsgrad. Die härtesten Level muss man bereits in der ersten Spielhälfte bewältigen, während die letzten paar Level zu den einfachsten im Spiel gehören – was soll das?
Wieso hat man keine vernünftige Button-Belegung des Controllers einprogrammiert? Stattdessen muss sich der Spieler ein vernünftiges Button-Layout selber im entsprechenden Spielmenü zusammenpfriemeln – ich hasse so etwas. In einem frühen Level wurde versehentlich eine Münze außerhalb des Screens platziert, so dass man sie nur mit Sucherei finden kann. Dann hat man noch versäumt ein Achievement für den Level 2.0 zu kreieren. Ganz toll ist auch, das man aufgrund der Grün in Grün-Farbpalette manche Stacheln kaum auf den ersten Blick erkennen kann, was manchmal auch zu ärgerlichen Bildschirmtoden führen kann. Bei all diesen groben Mängeln fällt da eine kleiner Bug, der dafür sorgt, dass die Spielfigur auf der Weltkarte zwei Levelfelder statt nur eines zurückspringt, kaum noch auf.
Das mag sich jetzt vielleicht nach Erbsenzählerei anhören (entschuldigt die Anspielung), jedoch summieren sich all diese Mängel und zeigen auf, dass hier keinerlei Mühe in die Qualitätskontrolle geflossen ist. Viele dieser Mängel hätte der Entwickler selbst entdecken können, wenn er sich die paar Stunden Zeit genommen hätte sein eigenes Spiel zu spielen. Und das sollte nun wirklich nicht zu viel verlangt sein.
Grafik und Sound
Bereits zu Beginn wird der Kenner merken, dass die grünlichen Game Boy Classic-Farben ohne Sinn und Verstand ins Spiel geklatscht wurden. Warum sonst wird man direkt im Titelbildschirm mit diesen überflüssigen Scanline- und Röhren-TV-Grafikeffekten belästigt? Game Boy konnte man damals nur mit dem Super Game Boy-Adapter für den SNES auf dem TV zocken. Aber mit diesem Adapter hatte man dann auch keine grünliche Suppe mehr auf dem Screen. Na immerhin kann man diese dämlichen Effekte deaktivieren. Und natürlich ist das Gameplay von Awesome Pea auf Breitbild ausgelegt und nicht auf den kleinen quadratischen Screen des GBs. Ist also ne reine Nostalgie-Falle.
Aber nun gut, an und für sich ist die Grafik ja durchaus nett gelungen. Insgesamt bietet das Spiel fünf verschiedene Locations, in denen man sich herumtreibt. Wald, Eisenbahn, Turm, Verlies und Höhle. Klingt soweit solide, leider wurden die Locations ziellos durchs Spiel verteilt. Es ist also nicht so, dass es eine Höhlenwelt oder eine Waldwelt gibt und dergleichen. Die entsprechende Ortschaft wird oftmals auch gar nicht auf der Weltkarte visualisiert. So gibt es einen Level, der laut Weltkarte auf einem Schiff stattfindet. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Waldlevel – wieder so eine ätzende Schlamperei. Und habe ich schon erwähnt, dass man aufgrund der Farbwahl manche Stachelhindernisse nicht vernünftig erkennen kann? Ja, ja ich denke das hab ich bereits getan. Aber das ist halt ein Schwachpunkt, den man komplett hätte vermeiden können, wenn man nur auf diesen gefakten Game Boy-Flair verzichtet hätte.
Wirklich gut gelungen ist hingegen der launige Soundtrack, welcher den Spaß an der kniffligen Hüpferei beträchtlich erhöht. Auch die Soundeffekte beim Hüpfen und sammeln der Wertsachen sind gut gelungen. Das Spiel hat mit „Awesome Pea 2“ übrigens bereits eine Fortsetzung nach sich gezogen.
Pro & Kontra
- spaßiges Sprung-Verhalten der Spielfigur
- guter Soundtrack
- Achievements sorgen für eine gewisse Motivation
- hat abseits der Farbwahl nichts mit einem Game Boy-Spiel zu tun
- keinerlei Struktur im Schwierigkeitsgrad
- zahlreiche Schlampereien aufgrund mangelnder Qualitätskontrolle