Avadon: The Black Fortress REVIEW
Spiderweb Software ist ein US-Amerikanischen Indie-Entwicklerstudio, welches von Jeff Vogel und seiner Frau Mariann Krizsan geführt wird. Die Entwicklung der Spiele wird dabei hauptsächlich von Jeff Vogel durchgeführt und dies macht er wohl sehr gut, denn das 1994 gegründete Unternehmen hat in den letzten 22 Jahren schon 23 Computer-Rollenspiele produziert (Remakes mit einberechnet). Spiel Nr. 24 befindet sich wohl aktuell in Arbeit. Bei dem 2011 veröffentlichten Avadon: The Black Fortress handelt es sich nicht nur um einen für Spiderweb-Verhältnisse relativ aktuellen Titel, sondern auch den ersten Teil einer als Trilogie ausgelegten Serie, dessen erste Fortsetzung bereits das Licht der Welt erblickt hat.
Spiderweb betrachtet sich als Shareware-Entwickler, was bedeutet, dass sie großzügige Mammut-Demos, die ca. ein Drittel des Gesamtumfanges des kompletten Spiels beinhalten, kostenlos als Download zur Verfügung stellen. Und durch eben so eine Shareware-Demo bin ich auch vor zwei Jahren auf dieses Spiel hier aufmerksam geworden. Naja, eigentlich bin ich durch einige Reviews auf das Spiel aufmerksam geworden, aber die Demo hat geholfen mich von der Qualität von Avadon zu überzeugen. Leider sind 20 $ zu löhnen, wenn man das Spiel als Download direkt über die Spiderweb-Website beziehen möchte. Daher hab ich Avadon dann doch wieder aus den Augen verloren. Vor einigen Monaten habe ich das Spiel jedoch durch Glück im Steam-Sonderangebot gefunden, wo es für ca. 2,50 € zu haben war (Standardpreis liegt bei 10 €). Gute Gelegenheit etwas nachzuholen dachte ich mir und habe zugeschlagen. Eins vorweg: Es hat sich für mich definitiv gelohnt! Ob dieses RPG auch für euch geeignet ist oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Review.
Zwischen den Mühlsteinen der Politik
Der Kontinent Lynaeus ist in elf verschiedene Länder aufgeteilt. Und wie es eben so ist kam und kommt es zwischen den Nationen mit ihren ganzen individuellen Weltanschauungen, Traditionen und Spezies zu zahlreichen kriegerischen Konfrontationen. Die fünf Nationen die im Zentrum von Lynaeus liegen haben sich vor über 300 Jahren zu einer Allianz zusammengeschlossen, um sich vor den übrigen Ländern die am Rande des Kontinents liegen zu schützen. Dieser „Pakt,“ wie die Allianz fortan genannt wurde, hatte lange Zeit bestand, aber letztendlich verfielen die fünf Paktstaaten in einen ziemlich langen zerstörerischen Bürgerkrieg. Glücklicherweise hatte die reiche Diplomatin Telera noch ein Wörtchen mitzureden. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln arbeitete sie auf ein Ende des Bürgerkrieges hin und hatte damit schlussendlich auch Erfolg. Um einen weiteren Bürgerkrieg für die Zukunft zu vermeiden und somit auch dauerhaften Frieden und Sicherheit zu gewährleisten, ließ sie die Festung Avadon erbauen. Besagte Festung fungiert seither als neutrale Institution, die parallel zur Pakt-Politik existiert und die Aufgabe hat die Stabilität des Paktes mit aller Gewalt aufrecht zu erhalten. Dies bedeutet das jegliche innere und äußere Bedrohung gnadenlos ausgemerzt werden darf – ohne Einschränkungen. Avadons Berechtigungen gehen soweit, dass selbst politisch mächtige Individuen gestellt und festgenommen oder bei Widerstand getötet werden dürfen und sogar ganze Dörfer vernichtet werden können, wenn sie gegen den Pakt oder Avadon agieren.
Avadon wird primär vom sogenannten „Keeper“ geführt. Fast alle Keeper Avadons fielen nach zumeist recht kurzer Amtszeit Attentaten, Anschlägen und Avadon-internen Machtkämpfen zum opfer. Dies änderte sich allerdings drastisch, nachdem der charismatische Redbeard an die Macht gelangte. Redbeard ist nicht nur ein mächtiger Kämpfer sondern auch ein hervorragender Stratege und ein gerissener Hund, der sich von niemanden was vormachen lässt und alles dafür tut, um seinen geliebten Pakt aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus hütet er ein ungewöhnliches Geheimnis. Irgendwie gelingt es ihm seinen Körper seit Jahrzehnten jung zu halten. Welche vergessenen magischen Praktiken er hierfür verwendet weiß niemand.
Seit Redbeards Herrschaft über Avadon ist der Pakt stabiler denn je. Jedoch zu dem Preis, dass auch individuelle Freiheiten und Bedürfnisse der fünf Pakt-Staaten eingeschränkt werden mussten. Schlimmer noch führen die weitreichenden Berechtigungen Avadons zu zahlreichen Korruptionsvorfällen, denn Redbeard schert es nicht wie seine Mitarbeiter ihr Geld verdienen, solange sie dabei nicht gegen den Pakt vorgehen. Dies alles führt natürlich dazu, dass immer mehr Menschen unzufrieden mit der aktuellen politischen Situation sind und sich Änderungen herbeisehnen. Und auch die übrigen Länder, die außerhalb des Pakt-Gebietes liegen warten nur auf eine Schwäche von Avadon, damit sie sich an den Pakt-Staaten im allgemeinen und Redbeard im besonderen rächen können. Der aktuelle Keeper hat durch seine kompromisslose Herangehensweise nämlich jede Menge Elend verursacht und sich somit einen Haufen Feinde gemacht. Auf der anderen Seite hat er durch sein Vorgehen aber auch eine langanhaltende Ära des Friedens geschaffen – die Politik kennt viele Gesichter und in Avadon: The Black Fortress werdet ihr sehr viele davon kennenlernen.
Im Spiel übernehmt ihr die Rolle einer frisch ausgebildeten Hand Avadons. Hände von Avadon sind sozusagen das Exekutive Organ der Politik. Diese Leute führen die unterschiedlichsten Aufträge im Namen Redbeards durch, um die Stabilität und Sicherheit des Paktes zu gewährleisten. Der erste Arbeitstag für unsere Hand beginnt aber alles andere als gemütlich. Kurz vor unserer Ankunft kam es im Turm für magische Experimente zu einer Explosion, die für reichlich Chaos sorgt. Parallel dazu fand ein Gefängnisausbruch in den Verließen unterhalb der Festung statt. Unser erster Auftrag lautet nun die entflohenen Sträflinge dingfest zu machen, bevor sie einen Ausweg aus den Kerker-Dungeon finden.
Im Verlauf des Spieles lernt ihr mehrere Länder Lynaeus‘ sowie deren Kulturen und Traditionen kennen. Man erlebt wie sie von Avadon profitieren und unter Avadon leiden. Ihr werdet feststellen, dass die Hände Avadons keineswegs respektiert, dafür aber von jedem gefürchtet werden. Eine mysteriöse Gestalt namens The Wayfarer wird euren Weg kreuzen und versuchen euch zur Korruption zu verleiten, sowie eure Sichtweise auf Avadon ändern wollen. Und natürlich werdet ihr Anzeichen auf eine Verschwörung gegen Avadon vorfinden. Wie ihr auf all diese Einflüsse reagiert bleibt jedoch euch überlassen. In diesem Spiel gibt es keine klaren Verhältnisse von Gut und Böse. Dementsprechend darf und muss der Spieler viele moralisch zwielichtige Entscheidungen treffen, die dann auch entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen können. Willkommen zwischen den Mühlsteinen der Politik.
Nicht nur die Handlung und Hintergrundgeschichte sind überaus hervorragend gelungen, auch die ganzen Charaktere denen ihr begegnet sind gut ausgearbeitet und verleihen der Spielwelt noch mehr an Tiefe. Dies liegt natürlich in erster Linie an dem tollen Schrifttext im Spiel. Die ausführlichen Beschreibungen und gute Erklärungen saugen einen geradezu ins Spiel hinein. Es ist so als ob man ein richtig gutes Buch lesen würde. Dies ist aber auch der Knackpunkt, denn wer epische Zwischensequenzen und hochdetaillierte Grafiken erwartet ist hier an der ganz falschen Stelle! Grafik und Präsentation sind minimalistisch und lassen sogar die alten Infinity-Engine-Spiele von Bioware in neuem Glanz erstrahlen. Interessanterweise tut dies der Faszination jedoch keinen Abbruch (zumindest nicht für mich)! Ich habe jedenfalls nicht wirklich etwas vermisst. Handlung, Spielwelt und Charaktere haben mich auch so in ihren Bann gezogen. Daher gibt es für diesen Bereich auch einen ganz klaren Daumen nach oben!
Eingängiges aber herausforderndes Spielerlebnis
Man beginnt das Spiel mit der Auswahl der Charakterklasse und des Schwierigkeitsgrades. Bei letzteren stehen Casual, Normal, Hard und Torment (Folter) zur Auswahl. Ich habe das Spiel auf „Hard“ durchgespielt und obwohl der Einstieg ins Spiel sehr einsteigerfreundlich ausfiel, machte der von mir gewählte Schwierigkeitsgrad im späteren Spielverlauf seinen Namen alle Ehre. Wer also eine Herausforderung sucht, bekommt sie mit diesem Spiel auch geboten. Wer später feststellt bei der Wahl des Schwierigkeitsgrades die falsche Entscheidung getroffen zu haben, aber nicht mehr von Vorne beginnen möchte, kann den Grad auch jederzeit innerhalb eines begonnenen Spieles abändern. Hier können sich andere Titel also schon mal ne Scheibe abschneiden.
Weiter geht’s mit den Charakterklassen. Zur Auswahl stehen Blademaster (typische Kriegerklasse), Shadowwalker (Ninja), Shaman (Magierklasse für Heilmagie, Tier-Beschwörungen und Natur-basierte Angriffszauber) und zuguterletzt die Sorceress (Magierklasse für Offensiv-Magie aller Art). Bei der Auswahl braucht man sich im übrigen keine übermäßigen Gedanken zu machen, denn für jeden Klassentyp bekommt man einen Companion zur Seite gestellt, um seine maximal dreiköpfige Gruppe zusammenzusetzen. Die vier Begleiter sind im übrigen eigenständige Persönlichkeiten, die im Verlauf der Aufträge auch immer wieder ihren eigenen Senf dazu geben und sogar zu ihren Teamgefährten eine eigene Meinung haben. Das ganze gipfelt dann darin, dass jeder Begleiter im späteren Spielverlauf seine eigene Sidequest eröffnet, die man auch besser in Angriff nehmen sollte, wenn man die Dienste des Kameraden weiterhin in Anspruch nehmen möchte. Schön auch, dass die inaktiven Kameraden die in Avadon warten fleißig mitleveln.
Das Level-Up-System funktioniert ganz klassisch: Für getötete Gegner und erfüllte Quests gibt’s Erfahrungspunkte, die ab einer gewissen Menge den Level der Charaktere erhöhen. Pro Level-Up gilt es dann einen Attributspunkt und zwei Fähigkeitspunkte zu verteilen. Die unterschiedlichen Attribute und Fähigkeiten werden dabei von den Infotexten des Spiels genau erklärt, so dass man immer vor Augen hat, wofür genau man seine Punkte eigentlich investiert. Sollte man sich dennoch verskillen, gibt es ungefähr in der Mitte des Spiels auch einen speziellen Trainer zu finden, der die Verteilung aller verdienten Punkte zurücksetzen kann, so dass man seine Charaktere auf Wunsch von Grund auf neu aufbauen darf. Da der Level-Cap bei 30 liegt und man somit auch nicht genügend Punkte erhält um jede Fähigkeit zu maximieren ist dies ein weiterer sehr spielerfreundlicher Zug von Jeff Vogel (na, erkennt ihr langsam das Schema). Weniger schön ist jedoch, dass man den 30er Level-Cap ein gutes Stück vor Abschluss des Spiels erreicht haben dürfte. Ärgerlich ist dies auch deswegen, weil man höhere Level aufgrund der kniffligen Kämpfe gut hätte gebrauchen können. Auch der Spielablauf verläuft ganz klassisch. Durch Gespräche mit NPC’s treibt man die Story voran und bekommt neue Haupt- und Sidequest, für deren Abschluss man freilich belohnt wird. Natürlich belaufen sich viele Quests auf die Beseitigung unerwünschter Elemente oder sie führen in gefährliche Ortschaften, die von allerlei hungrigen Biestern bewohnt werden, womit wir auch beim Kampfsystem angelangt wären.
In Avadon wird rundenbasiert gekämpft. Jede einzelne Map ist eine Fläche aus quadratischen Rastern. Eben diese Raster eigenen sich auch hervorragend für den Rundenkampf. Es gibt also keinen separaten Kampfscreen oder dergleichen. Wird man vom Gegner erspäht schaltet das Spiel in den Kampfmodus (der Spieler kann freilich auch von sich aus jederzeit in den Kampfmodus schalten). Jeder unserer Charaktere hat im Schnitt acht Aktionspunkte pro Zug. Die Fortbewegung auf den Maps kostet im Kampfmodus einen Punkt pro Rasterfeld, der Einsatz eines Items fünf Punkte und durch einen Angriff oder Fähigkeits-Einsatz gilt der aktuelle Zug des Charakters i.d.R. als beendet, da hierfür neun Punkte draufgehen. Wer die ersten beiden Fallout-Teile gespielt hat, kann sich in etwas vorstellen wie es hier funktioniert.
Richtig interessant werden die Kämpfe in Avadon natürlich durch die unterschiedlichen Fähigkeiten der Charakterklassen. Magierklassen können flächendeckende Angriffszauber unterschiedlicher Elementarklassen lostreten. Der Blademaster kann mit entsprechenden Angriffen die Gegner betäuben oder wegkicken und der Shadowwalker beharkt seine Opfer aus sicherer Entfernung mit Shuriken und macht sich in brenzligen Situationen aus dem Staub indem er eine Rauchbombe abschmeißt – sofern man seine Begleiter entsprechend schult versteht sich. Genausogut kann man den Shadowwalker auch als Nahkämpfer und den Blademaster als Bogenschützen schulen. Die Kampfplanung und Charakterentwicklung bleibt natürlich dem Spieler überlassen. Für die Wirkung der Fähigkeiten benötigen die Charaktere Vitality, welche innerhalb eines Dungeons jedoch nur in seltensten Fällen zur neige geht, solange man die Fähigkeiten nicht inflationär einsetzt. Außerdem kann man diese regenerieren, indem man nach Avadon zurückkehrt, sofern man den Rückweg nicht scheut. Andernfalls nutzt man eben entsprechende Regenerationstränke. Insgesamt wirkt das Vitality-System aber sehr oberflächlich und undurchdacht auf mich. Es hatte sogar eine Weile gedauert bevor ich es überhaupt richtig registriert hatte. Der Skilltree und die Fähigkeiten an sich sind wiederum sehr clever aufgebaut. Die Levelgrenze und somit die Leistungsfähigkeit höherer Skills werden vom aktuellen Level niedrigstufiger Skills bestimmt. Ab einer gewissen Levelstufe entwickeln sich die Skills weiter oder schalten einen alternativen Skill frei. Und natürlich haben sie auch ihren eigenen Levelcap. Durch Abzweigungen im Skilltree lässt sich der Charakter spezialisieren oder zu einem Allrounder heranzüchten.
Zum Abschluss kommen wir auf die Steuerung, den allgemeinen Komfort und erwähnenswerte Kleinigkeiten zu sprechen. Die Steuerung ist eingängig, simpel und funktioniert im allgemeinen sehr gut. Das Spiel wird mit Tastatur und Maus gesteuert. Am optimalsten ist natürlich die bewährte Kombo aus beiden Eingabegeräten, denn die ganzen Menü-, Inventar-, und Skillfenster ruft man am schnellsten über Tastatur-Hotkeys auf. Leider hat sich hier ein ärgerlicher Komfort-Fehler eingeschlichen. Normalerweise lässt sich ein entsprechendes Fenster durch dieselbe Taste schließen, mit der man es geöffnet hat. In Avadon ist dies leider nicht möglich. Hier muss man die Fenster mit der Esc-Taste oder eben per Mauscurser auf den entsprechenden Button schließen. Dies bleibt leider das gesamte Spiel über eine recht nervige Angelegenheit, zumal man sehr oft mit Fenstern arbeitet. So kann man z. B. Gegenstände nur aufheben bzw. ablegen, wenn man über das Inventar-Fenster geht.
Ein weiteres Kuriosum ist das Feature von Dunkelheit und Beleuchtung. Manche Gebiete wie Kerker, Höhlen etc. sind logischerweise etwas dunkler als reguläre Ortschaften. Dies kann man ändern indem man eine Leuchtquelle einsetzt, die den sehr schwachen Dunkelheitsfilter entfernt. Jedoch hat die oberflächliche Dunkelheit keinerlei negativen Einfluss aufs Spielgeschehen. Mehr als eine optische Spielerei steckt also nicht dahinter und das ist ziemlich … lahm. Und nein, einen Tages und Nacht-Zyklus gibt es nicht. Seltsam ist weiterhin der Startpunkt jeder Map. Dieser wird nämlich immer fest vorgegeben auch wenn dies keinen Sinn macht. Die Maps erreicht man über Anwahlpunkte auf der Weltkarte (bzw. über Teleporter wenn man von Avadon aus loszieht). Wenn ich jetzt also von einem westlichen Gebiet in eine östlich gelegene Location ziehe, finde ich mich in der angewählten Map auf einmal am östlichen Eingangspunkt wieder statt am westlichen, wie es logisch gewesen wäre.
Abgesehen von diesen eher kleineren Mängeln gibt es aber nichts zu meckern. Eine nützliche Automap mit Quest- und Ortsmarkierungen wird ebenso geboten wie Fog of War und eine erstklassige Wegfindungsroutine. Letztere ist aber auch notwendig, wenn man in den großen Maps mal wieder eine längere Laufstrecke zu bewältigen hat. Richtig toll ist der Junk-Bag. Hier könnt ihr alle Items horten die ihr später verkaufen möchtet – und zwar ohne Platzeinschränkung!
Alles in allem ist Avadon: The Black Fortress ein wahrer Drogenrausch für jeden RPG-Fan, der mit der zweckmäßigen Aufmachung zurechtkommt. Ich habe für meinen Durchgang satte 93 Stunden benötigt und dabei sogar auf einen optionalen Bossgegner sowie das alternative Non-Canon-Ending (auch hierfür muss ein harter Bossgegner überstanden werden) verzichtet! An einer geringen Spieldauer scheitert es hier also definitiv nicht.
Grafik, Sound und weiteres
Wie bereits gesagt kommt die Grafik extremst zweckmäßig daher. Es wirkt nicht nur alles wie aus einem Editor zusammengebastelt, das Spiel nervt auch mit einer recht tristen Farbpalette, die dem pseudo-realistischen Braun und Grau-Trend folgt. Natürlich fallen Orte wie Wälder und Gewässer nicht in diese Farb-Kategorien, aber es wirkt doch alles ziemlich eintönig. Ihr solltet auch akzeptieren, dass die Gestaltung der Maps eine sehr „eckige“ Angelegenheit ist. Da das Spielfeld im Grunde genommen nur eine karierte Rasterfläche ist, wirken die Architekturen und Landschaften dementsprechend eckig. Die Charaktermodelle sehen ganz nett aus, lassen es aber gewaltig an Details und Animationen mangeln. So sieht jeder Charaktersprite, der einer bestimmten Klasse angehört (z.B. Shaman oder Blademaster) total gleich aus. Über die minimalistischen Animationen möchte ich gar nicht erst reden. Zur kleinen Ehrenrettung gibt es zumindest einige schöne Artwork-Bilder im Intro und Outro zu sehen. Ferner bekamen die wichtigsten Charaktere im Spiel ihre eigenen Portraitzeichnungen in den Textboxen spendiert. Schön auch dass, das Spiel jede Auflösung meines 1680×1050 Monitors unterstützt.
Der Soundtrack setzt sich im Grunde genommen nur aus einem einzigen Track zusammen und das ist die Titelmelodie. Diese hört sich zwar schön episch an, ist aber viel zu kurz, so dass man den Punkt der Loopschleife sehr sehr schnell identifiziert hat. Ein Fakt, der einem selbst diesen einen Track ziemlich madig macht. Ansonsten setzt sich die Akustik aus Ambientgeräuschen zusammen, die zwar ihren Dienst erfüllen aber gewiss nicht das Verlangen nach einem vernünftigen OST schmälern. Eine Sprachausgabe gibt es nicht, was bei solch einem Indi-Produkt aber nicht groß verwundern sollte. Schön wäre sie aber dennoch gewesen. Die vereinzelten Kampf- und Schmerzlaute der Spielfiguren bringens jedenfalls nicht, zumal sie sich sehr schnell wiederholen und sich sogar kleinere Fehler eingeschlichen haben (so geben in seltenen Fällen weibliche Sprites männliche Laute von sich und ähnliches).
Da es sich um ein Spiel eines US-Indie-Entwicklerstudios, in dem nur zwei Leute tätig sind handelt, ist es natürlich vermessen deutschen Schrifttext zu verlangen. Da hier sehr sehr viel gelesen wird, sollte man sich also sicher sein, dass man mit englischen Texten keine Probleme hat. Auch jene Leute die hohen Wert auf eine audiovisuelle Präsentation legen sollten den Titel ignorieren, denn präsentiert wird das Geschehen nun einmal hauptsächlich in Schriftform.
Wie bereits erwähnt gibt es bereits eine Fortsetzung zu diesem Spiel, welche sich Avadon 2: The Corruption nennt. Leider folgt die Fortsetzung einem festgelegten Canon, weswegen auch einige Entscheidungen des Spielers in Avadon: The Black Fortress negiert werden, da die Funktion Speicherstände und somit Entscheidungen aus diesen Teil mit in den Nächsten zu nehmen nun einmal nicht existiert. Aufgrund dessen werden die zahlreichen Entscheidungen die ihr in diesem Spiel treffen müsst im Endeffekt ad absurdum geführt, was überaus schade ist.