Atonement 2: Ruptured by Despair REVIEW

Mit dem am 18.10.2016 veröffentlichten Atonement 2: Ruptured by Despair brachte Astronomic Games die Fortsetzung ihres allerersten kommerziellen RPG-Maker-Spiels heraus. Wo der erste Atonement-Titel jedoch traditionellen RPG-Maker-Formeln folgte, orientiert sich Teil 2 eher an den innovativen Spielelementen, welche der Entwickler mit City of Chains eingeführt hatte. Ob die Kreuzung zwischen Atonement: Scourge of Time und City of Chains jedoch wirklich aufgeht, oder nicht doch nur eine halbgare Mischung dabei herausgekommen ist, soll nun folgendes Review klären.

 

Elleria vs. Elleria

Drei Wochen sind inzwischen vergangen, seitdem die Hexe Elleria, der Krieger Nail und deren jeweilige Gefährten den mächtigen Halbengel Adesard bezwangen und somit ihre Welt vor dem Untergang bewahrten. Doch nun öffnete sich urplötzlich ein unheilvolles Portal, aus dem blutrünstige Monster strömen. Freilich wird die Brut von unseren (Anti)Helden zurückgeschlagen, jedoch werden Elleria und ihr Team kurz darauf von dem Portal eingesogen. Als sie wieder zu sich kommen, finden sie sich in einer zerstörten Welt wieder, die sich recht bald als eine alternative Zeitlinie ihrer eigenen Heimatwelt entpuppt. In dieser fremden Zeitlinie hatte Elleria die Macht des getöteten Adesard absorbiert, woraufhin sie von ihren neugewonnenen Kräften korrumpiert wurde und Zerstörung und Chaos über die Welt brachte.

Die „gute“ Elleria will einfach nur in ihre eigene Zeitlinie zurückkehren, doch das ist gar nicht so einfach, denn die korrumpierte Elleria lauert ihr bereits auf. Und sogar die Engel dieser fremden Zeitlinie wurden von ihrem eigenen Hass verdorben und wollen nichts lieber, als beide Ellerias sowie deren Gefährten töten. Um zu überleben schließt sich Elleria der örtlichen Widerstandsgruppe an. Und dann sind da noch die Visionen aus der fernen Vergangenheit von Adesards Tochter Acaldia. Welchen Zweck dienen diese Visionen? Werden Elleria und ihre Freunde einen Weg zurück nach Hause finden? Und was für finstere Pläne schmiedet die verdorbene Elleria?

Die Handlung rund um die alternativen Zeitlinien mag zwar sehr interessant klingen und viel Potential mitbringen, doch hat man nicht wirklich viel aus diesem Konzept herausgeholt. Das Ziel ist ja auch nur einen Weg zurück in die eigene Zeitlinie zu finden, und das wird im Spiel auch konsequent durchgezogen. Freilich läuft es auch gegen ein Elleria vs. Elleria-Duell hinaus, wobei ich nicht so richtig verstehe, was daran jetzt so toll sein soll. Charakterentwicklungen sind auch nicht so prägnant, wie man es sich gerne wünschen würde, was freilich auch daran liegt, dass der Großteil davon bereits im ersten Teil abgewickelt wurde.

Und dann sind da noch die Acaldia-Abschnitte, welche leider nur ein schwacher Ersatz dafür sind, die Handlung aus zwei verschiedenen Perspektiven nachzuvollziehen, wie es ja im Vorgänger möglich war. Der Witz der Acaldia-Abschnitte ist es, dass man dort Entscheidungen treffen kann, die geringfügigen Einfluss auf Ellerias Gegenwart haben. So kann man als Acaldia z.B. eine Brücke zerstörten oder eben nicht, was alternative Routen für Elleria ebnet. Oder einen Drachenbossgegner als Acaldia beseitigen, damit Elleria dieser Kampf erspart bleibt. Dies alles wurde zwar ganz nett umgesetzt und sorgt für einen gewissen Wiederspielwert, ist aber kein Ersatz für eine alternative Perspektive oder richtige Choices & Consequences wie in City of Chains. Ich hätte mir z.B. vorstellen können, dass man das Spiel sowohl aus der Perspektive der regulären Elleria als auch der verdorbenen Elleria erleben könnte. Das wäre wirklich cool gewesen! Außerdem hätte das wesentlich besser zum Konzept des originalen Atonement gepasst – eine verpasste Chance.



Die Mischung machts, oder nicht?


Wie von Astronomic Games gewohnt, kann man auch hier aus drei Schwierigkeitsgraden auswählen. Zur Wahl stehen Casual, Normal und Dismal. Auf Casual haben die Gegner geringere HP und Angriffswerte als auf Normal. Dismal hingegen gibt den Bossgegnern einen Statusboost und schaltet den Feinden obendrein zusätzliche Skills frei. Außerdem sind dort die Regenerations-Schreine auf eine einzige Nutzung pro Schrein begrenzt. Ich habe das Spiel auf Normal durchgespielt und bin damit sehr gut gefahren. Die Kämpfe halten eine gute Balance und wirken nie zu einfach oder zu schwer. Bossgegner teilen freilich ordentlich aus und erfordern mehr Taktik als reguläre Gegner. In späteren Bosskämpfen ist auch der Einsatz von Ressourcen wie Heilitems überlebenswichtig.
Der hohe Komfort bleibt natürlich auch in Atonement 2 erhalten. Die Steuerung arbeitet nach altbewährten RPG-Maker-Formeln und bietet umfassende Controller-Unterstützung. Speichern darf man außerhalb eines Kampfes nach eigenem Ermessen in bis zu 15 Speicherplätzen.

Spielerisch erwartet einem eine Mischung aus dem Vorgänger Atonement: Scourge of Time sowie City of Chains. Altbekannt für Spiele von Astronomic Games ist die lineare Struktur der Spielwelt, welche dieses mal sogar noch linearer aufgebaut wurde, da Elleria und ihre Truppe zwischen den Kapiteln immer in die Widerstandsbasis zurückkehren. Richtige Siedlungen wie im Vorgänger gibt es nichts mehr, da die Welt dieser Zeitlinie ja so gut wie völlig im Eimer ist. In der Basis lässt sich jedoch immerhin etwas Handel treiben. Mithilfe eines Teleport-Schreins erreicht man sowohl die nächste Hauptquest, als auch bei Bedarf eine Reihe von Nebenquests. Die Nebenquests sind jedoch Kapitelgebunden und sollten abgeschlossen werden, bevor man die nächste Hauptquest in Angriff nimmt.

Bewältigte Quests werden neben neuer Ausrüstung vor allem mit Skillpunkten belohnt, mit denen man Elleria und ihrer Truppe neue Angriffstechniken, Zauber und diverse Passive Skills freischalten kann. Wie schon in City of Chains ist dies fast die einzige Möglichkeit die Charaktere zu verbessern, denn traditionelle Erfahrungspunkte und Level-Ups gibt es nicht mehr im zweiten Teil. Immerhin bleiben einem dafür aber auch die lästigen Zufallskämpfe erspart, was wohl der Grund ist, dass Atonement 2 bereits in 7-8 Stunden durchgespielt sein dürfte (vorausgesetzt man nimmt sich jede Sidequest vor). Jeder Gegner im Spiel wurde bewusst platziert und Respawning gibt es nicht. Manchmal darf man die Gegner auch mit Ellerias Telekinese-Skill beseitigen, um direkte Konfrontationen zu umgehen (potentielle Beute wie Geldeinheiten gehen dadurch jedoch verloren). Das funktioniert genauso wie die Granaten von Holt Allaway aus City of Chains. Darüber hinaus gibt es noch einen Sonderskill um brüchige Wände und Türen einzureißen und somit alternative Durchgänge zu schaffen oder an zusätzliche Schätze zu gelangen. Weitere Sonderfähigkeiten gibt es hier jedoch nicht, wodurch Atonement 2 leider nicht dieselbe breite Optionspalette wie City of Chains vorzuweisen hat. Dafür fühlt sich Atonement 2 jedoch wesentlich ausgereifter an als eben genanntes Spiel.

Der Kampf läuft nach traditionellen rundenbasierten RPG-Maker-Schematas ab. Wie vom Vorgänger gewohnt, gibt es erneut eine Energiepunkte-Regeneration in Höhe von 10 % nach jeder Kampfrunde, was dazu animiert die unterschiedliche Skills auch einzusetzen (was eh notwendig ist um Siegreich zu sein).
Darüber hinaus hat man auch das Ausrüstungssystem abgewandelt. Statt sich regelmäßig neue Waffen und Rüstungen zu kaufen, gibt es nun jeweils drei Slots für Offensiv- und Defensiv-Buffs. Diese Slots kann man mit gefundenen oder gekauften Orbs auffüllen, welche diverse Statusverbesserungen freischalten. Irgendwelche Einschränkungen für Charakterklassen oder dergleichen gibt es bei der Wahl der Orbs übrigens nicht, was dem Spieler einigen Freiraum verschafft. Abgesehen davon kann man noch Zubehör in Form von Reliquien und Umhängen anlegen.
Freilich ließ es sich der Entwickler nicht nehmen, auch hier wieder kleine Alibi-Puzzles einzubauen, welche sich in erster Linie in simplen Schalterrätseln äußern. Wobei einige dieser Rätsel aber etwas trickreicher und ausgereifter wirken, als von den vorherigen Spielen gewohnt. Unterm Strich ist also auch Atonement 2 eine runde Sache, wobei das volle Potential der beiden Vorbilder (Atonement 1 und City of Chains) jedoch leider nicht vollends ausgeschöpft wird.

 

Grafik und Sound


Abgesehen von unwichtigen Details wie neuen Portrait-Grafiken für die Charaktere hat sich seit dem ersten Teil nichts getan. Es werden immer noch die westlichen Versionen der RPG-Maker-Bausatzgrafiken verwendet. Sieht nicht unbedingt schick aus, wirkt dafür aber auch noch nicht so abgenutzt wie die typischen 16-bit Anime/Manga-Bausätze der meisten anderen Maker-Rollenspiele. Hat halt alles seine Vor- und Nachteile … Gibt einfach nicht mehr dazu zu sagen.

Wie gewohnt passt der Soundtrack sehr gut zum Setting und unterstützt das Geschehen hervorragend. Es sind stimmige Melodien, die jedoch einen gewissen Ohrwurm-Charakter vermissen lassen, wobei das jedoch nicht so tragisch ist. Akustisch wird die düstere Atmosphäre der Spielwelt nämlich erneut gekonnt eingefangen, und so etwas ist manchmal einfach wichtiger.
Wem die audiovisuelle Präsentation im ersten Teil gefallen hat, bzw. wem diese nicht sonderlich gestört hat, wird auch mit Teil 2 seinen Spaß haben.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
71
71
-
Multiplayer

FAZIT

Die Mischung aus Atonement: Scourge of Time und City of Chains ist durchaus kompetent umgesetzt worden und wird Fans von Maker-RPGs sicherlich einige Freude bereiten. Leider verpasst Atonement 2: Ruptured by Despair zu viele Chancen und steht somit schwächer da, als es sein könnte. Die Komplexität der Choices & Consequences und der übernommenen Spielmechaniken kommt nicht an ein City of Chains heran. Fans des ersten Atonement-Teils werden hingegen durch den Verzicht auf das Perspektiven-System enttäuscht. Dabei hätte sich dieses so verdammt gut im zweiten Teil angeboten! Aber immerhin wird ein sehr gut ausbalancierter Schwierigkeitsgrad geboten, der für so einige anspruchsvolle Rundenkämpfe sorgt. Außerdem wirkt Atonement 2 nicht so unausgegoren wie ein City of Chains. Und so gleichen sich die Dinge wieder aus. Unterm Strich ein weiterer guter Titel aus dem Hause Astronomic Games. Und wenn die Ambitionen endlich höher ausgerichtet werden, dann könnte ein Atonement 3 sogar zu einem richtig tollen RPG-Maker-Spiel aufsteigen.

- Von  Volker

MS Windows

Atonement 2: Ruptured by Despair REVIEW

USK 1 PEGI 1

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