Atomicrops REVIEW

Wir haben uns für euch wieder einmal in der Indie-Ecke herumgetrieben. Heute möchten wir euch Atomicrops näher vorstellen. Vom Entwickler Bird Bath Games wird der Titel als actiongeladener Rogue-Like Farmingsimulator in einer postapokalyptischen Welt bezeichnet. Was genau hinter diesem vielversprechenden Genre-Mix steckt, lest ihr weiter in unserem Review.

Hektisches Leben als postapokalyptischer Farmer

Die Rahmenhandlung ist schnell erklärt. Als motivierter Jungbauer erbt man als Spieler die Farm seines Großvaters und möchte sich eine neue Existenz aufbauen. Doch das frohe Leben als Farmer währt nicht lange. Während ein globaler Nuklearschlag die Welt erschüttert und alles dem Erdboden gleichmacht, überlebt man glücklicherweise im hauseigenen Bunker. Als sich die Bunkertüren wieder öffnen wird schnell klar, dass man der letzte Farmer in der Umgebung ist und das umliegende Dorf mit radioaktiven Lebensmitteln versorgen muss. So beginnt also das Leben eines postapokalyptischen Farmers.

Die Story mag zwar unterhaltsam und humorvoll wirken, nur im Spiel selbst war nur leider nichts davon zu sehen. Die einzelnen Story-Häppchen, an die man sich klammern kann, stammen aus Trailern, Beschreibungen in Shops und Meldungen vom Entwickler. Auch wenn es sich hier um ein sehr kleines Indie-Studio handelt, darf man sich zumindest ein gewisses Maß an Geschichtserzählung erwarten. Dies hätte potenzielle Käufer in den letzten Wochen durchaus abschrecken können.

Mehr Action als Farmingsimulation

Kommen wir nun zum Kernelement von Atomicrops, dem Gameplay. Bei der Bezeichnung „actionreicher, postapokalyptischer Rogue-Like-Farmingsimulator“ wird bei einigen Spielern eine gewisse Erwartungshaltung geweckt. Am wahrscheinlichsten stellt man sich darunter ein Harvest Moon oder Stardew Valley mit einem kreativen Pflanzensortiment und irgendeiner Art an Rogue-Like-Elementen vor. Das ist definitiv nicht der Fall. Atomicrops legt viel mehr Wert auf Action und zufallsgenerierte Events als auf die Landwirtschaft. Viel mehr ist der Indietitel ein Twin-Stick Shooter, bei dem es darum geht, einzelne Tage gegen Wellen an mutierten Wildtieren und Monstern zu bestehen und dabei seine Pflanzen zu schützen.

Der Spielablauf gliedert sich dabei in vier Jahreszeiten, die jeweils drei Tage dauern. Am Tag muss man nun seine Saat auf das Feld bringen, Pflanzen gießen und düngen, während in der Nacht Wellen an mutierten Tieren anrücken. Diese wollen das Grünzeug auffressen und müssen um jeden Preis ferngehalten werden. Gelingt die Verteidigung gegen Mutantenhäschen und Co., wartet am Ende des Tages eine reichhaltige Ernte und eine entsprechende Finanzspritze, denn die Ernte wird im nächstgelegenen Dorf verkauft. Dort lässt sich das hart verdiente Geld auch gegen nützliche Items und zusätzliches Saatgut eintauschen. Hier warten nicht nur diverse Schießeisen, die sich in mehreren Stufen upgraden lassen, sondern auch Dorfbewohner. Mit einigen kann man sogar anfreunden, indem man ihnen herzförmige Pflanzen schenkt, die man tagsüber angepflanzt hat. Nach jeder Menge Geschenke bietet sich dann die Möglichkeit, den einen oder anderen Dorfbewohner sogar zu heiraten, was einige Vorteile mit sich bringt. Zum einen bekommt man selbst eine Steigerung diverser Attribute wie Schaden oder Schnelligkeit und zusätzlich seinen Partner als KI-gesteuerten Begleiter. Der sorgt fortan für Unterstützung auf dem Feld.

Neben der Feldverteidigung gilt es noch jede Menge Monster-Camps auszuräuchern, die wertvolles Saatgut, nützliche Items oder Traktoren fallen lassen. Letztere verhalten sich ähnlich wie mächtige Ultimate-Fähigkeiten und sind so besonders im späteren Spielverlauf sehr wichtig. Das Geheimnis des Erfolgs liegt nun im richtigen Management zwischen Feldarbeit, Schutz der Pflanzen und Bekämpfung der Monster-Camps, um am Ende des Tages die maximale Ausbeute zu erzielen.

Wo ist die Langzeitmotivation?

Am Ende jeder Jahreszeit folgt eine Abrechnung des Bürgermeisters über die Erträge der vergangenen Saison und es winken entsprechende Belohnungen. Außerdem erhält man am Ende jeder Saison Upgradepunkte, die sich in permanente Upgrades investieren lassen. Diese sind extrem wichtig, denn sollte man einmal ins Gras beißen, verliert man alles bis auf die besagten Upgrades, die darüber freigeschalten werden. Ernüchternd daran ist, dass die permanenten Verbesserungen sehr minimalistisch ausfallen. Man bekommt lediglich Boni auf Power-Ups, die sich zufällig in der Spielwelt finden lassen. Dauerhafte Verbesserungen der Grundattribute scheint es darunter kaum zu geben.

Das führt uns zu zwei großen Kritikpunkten an Atomicrops. Zum einen wäre da die Balance, die von den Entwicklern immer wieder angepasst wird, aber noch weit weg von einem optimalen Zustand ist. Feinde sind zwar einzeln oft keine Herausforderung, werden im Rudel aber schnell zum Problem, vor allem wenn die entsprechende Bewaffnung fehlt. Gerade nach dem ersten Jahr zieht der Schwierigkeitsgrad enorm an. Da gekaufte Waffen nach nur einem Tag das Zeitliche segnen, wird auch die tägliche Ausstattung sehr schnell sehr teuer. Beides führt zu einer ständigen Geldknappheit, was sich als Spaßkiller herausstellt. Zum anderen wäre da das Problem der Langzeitmotivation. Trotz der anfänglichen Begeisterung bekommt man recht schnell das Gefühl, kaum Fortschritte zu machen. Permanente Verbesserungen fühlen sich marginal an und das führt recht schnell zu Frustration. Andere Indietitel aus dem Rogue-Like Genre haben es geschafft, die Spieler durch einzigartige Features, ein entsprechendes Belohnungssystem oder einen großartigen Spielfluss bei der Stange zu halten. Atomicrops geht hier aktuell leider etwas in der Masse unter.

Mit ein paar Freunden würde die Monsterjagd und Pflanzenzucht wohl mehr Spaß machen. Gerade die Konsolenversion würde sich für eine ausgedehnte Runde im Couch-Koop anbieten. Leider verfügt Atomicrops derzeit über keinen Mehrspieler-Modus. Laut den aktuellen Informationen ist dieser in nächster Zeit wohl auch nicht geplant.

Technik

Bevor wir den Kopf nun aber völlig in den Sand stecken, kann zumindest die Technik den allgemeinen „Indie-Fan“ begeistern. Atomicrops setzt auf bunte Pixeloptik und humorvolle eine Gestaltung der Charaktere. Dazu kommen abwechslungsreiche Biome innerhalb der vier Jahreszeiten, durch die man sich immer wieder spielt. Der Grafikstil, ist natürlich reine Geschmackssache, unterstreicht aber definitiv den Charme des Indietitels. Retrofans dürften sich außerdem an die 90er-Jahre zurückerinnert fühlen.

Auch bei der musikalischen Untermalung scheiden sich die Geister. Einerseits kommt der Soundtrack aufgeweckt und chaotisch daher, um den hektischen Spielfluss weiter zu unterstreichen, wiederholt sich aber leider recht schnell. Nach dem zehnten Durchlauf haben wir die Musik ausgemacht und eine entspannte Playlist auf Spotify angeworfen. Etwas mehr Variation beim musikalischen Umfang hätte hier definitiv nicht geschadet. Auf eine Sprachausgabe wurde hingegen getrost verzichtet und die wenigen Laute, die die Charaktere von sich geben, klingen entfernt wie „Sims‘isch“. So wurde offensichtlich Entwicklungszeit eingespart, die anderen Stellen dringender gebraucht wurde. Die Bildschirmtexte hingegen sind in diversen Sprachen erhältlich und lassen sich bequem im Spiel selbst umstellen.

In puncto Steuerung hat man am PC die Auswahl zwischen Maus + Tastatur oder Controller. Hier obliegt die Wahl einzig der persönlichen Präferenz. Beide Eingabemethoden funktionieren einwandfrei und haben ihre Vor- sowie Nachteile. Mit dem Controller bewegt man sich geschmeidiger und das Spielgeschehen fühlt sich mehr nach Twinstick-Shooter an, während man mit Maus + Tastatur genauer zielen kann.

Der wohl erfreulichste Punkt an Atomicrops ist die Performance. Während unseres Tests ist der Indietitel nicht einmal abgestürzt, weder einige Tage vor offiziellem Release (Early Access), noch in der finalen Version. Außerdem ist der Titel sehr Ressourcen-schonend und sollte selbst auf einem einfachen Office-PC problemlos laufen. Auf der, im Test verwendeten, Einsteiger-Hardware konnten durchschnittlich über 300fps erreicht werden, was ein mehr als solides Ergebnis ist. Somit sollten bei entsprechender Portierung auch die Konsolenversionen (Xbox One, PlayStation4 und Nintendo Switch) ohne Probleme laufen. Abschließend folgt noch ein Hinweis für alle PC-Spieler, die mit Atomicrops liebäugeln. Der Indietitel ist für PC aktuell exklusiv im Epic Games Store verfügbar und soll erst im September 2020 bei Steam erscheinen. Wer sich daran also stört, muss sich noch ein paar Monate gedulden.

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Pro
  • Humor und Indie-Charme
  • stabile Performance
  • Rogue-Like-Action
  • schnelles Gameplay
  • frisches Setting

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Kontra
  • kaum Langzeitmotivation
  • geringer Umfang
  • kurzer Soundtrack
  • kein Multiplayer

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Pro & Kontra

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Pro
  • Humor und Indie-Charme
  • stabile Performance
  • Rogue-Like-Action
  • schnelles Gameplay
  • frisches Setting

thumbs-up-icon

Kontra
  • kaum Langzeitmotivation
  • geringer Umfang
  • kurzer Soundtrack
  • kein Multiplayer

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Spiel Bewertung
Singleplayer
65
65
-
Multiplayer

FAZIT

Mit Atomicrops haben die Entwickler von Bird Bath Games grundsätzlich einen soliden Indietitel geschaffen, dem aber das gewisse „Etwas“ fehlt. Die Action ist schnell, der Humor gut, aber die Abwechslung sowie Langzeitmotivation fehlen leider. Eine ausgewogenere Balance und bessere, permanente Upgrades könnten hier Abhilfe schaffen. Daneben kommt leider auch die Story etwas zu kurz. Außerdem scheint die Genre-Bezeichnung bei vielen Spielern falsche Erwartungen zu wecken. Man erwartet ein apokalyptisches Stardew Valley, bekommt aber eher ein Enter the Gungeon. Wer auf schnelle Action, etwas Landwirtschaft und Rogue-Like steht, kann für knapp 15 Euro durchaus einen Blick wagen. Alle anderen müssen auf ein Content-Update warten. Auch einen Mehrspieler-Modus vermisst man leider stark.

- Von  Fabian

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