Armikrog REVIEW
In einer Welt fernab von alledem was wir kennen, was uns vertraut ist, entführt uns Armikrog – ein Point & Click Adventure mit einem unverwechselbaren Stil. Und schon nach dem wahnsinnigen und abgedrehten Intro macht sich ein Gefühl in mir breit, als würde ich das Spiel längst kennen. Doch liegt es vielleicht an Titeln wie The Neverhood und Earthworm Jim, die aus demselben Kopf stammen wie Armikrog? Denn hinter den Werken von Doug TenNapel steckte schon immer ein eigenwilliger Stil. Letztlich ist diese bekannte Machart aber auf diverse Trickfilme aus Kindheitstagen zurückzuführen, die ebenso alles in Knete hüllten und diese optisch zum Leben erweckten.
Alles Knete oder was?
Wie bereits angeschnitten, führt uns das Point & Click Adventure Armikrog in eine fremde Welt, die so wie die Hauptprotagonisten auch, aus Knete besteht. Eine Welt, die so voller Details besticht, dass man sogar Fingerabdrücke in der Knete erkennen und sich die ganze Zeit an den lustigen Animationen ergötzen kann. Doch natürlich haben wir eine Mission zu erfüllen, die uns erst einmal dazu zwingt, uns aus einer misslingen Lage zu befreien. Glücklicherweise ist Hauptprotagonist Tommy nicht ganz alleine und hat seinen, nennen wir es einmal Hund dabei. Als Dreamteam versuchen beide nun dem Gefängnis und eigentlich dem gesamten Planeten zu entkommen, auf dem sie abgestürzt sind.
Mit obligatorischen Mausklicks befehligt ihr Tommy oder wahlweise seinen Hund dazu, einige Schritte vorwärtszugehen und alles einzusammeln, was dazu bestimmt ist. Schon könnt ihr binnen Sekunden später einen Schalter bedienen, da ihr das fehlende Teil auf dem Boden gefunden habt. Weitere Passagen sind wiederum nur von eurem treuen vierbeinigen Gefährten passierbar und haben ebenso oft einen verlorenen sowie dringend benötigten Gegenstand in ihrem Inneren. Und so kämpft ihr euch langsam vor und probiert alles aus, was ein Vorankommen ermöglichen könnte. Dabei geht es zwar nicht immer logisch zu, durch die eingeschränkten Möglichkeiten wird die Lösung aber nie dauerhaft verborgen bleiben.
Selbstverständlich ist ein typisches Point & Click Adventure wie Armikrog auch mit einigen Rätseln versehen, die aber weniger interessant gehalten sind. So wird euer Duo nach wenigen Spielminuten unfreiwillig zu einem Trio und ein Baby bedarf seiner Rettung. Jener kleiner Wicht aus Knete muss aber beispielsweise auch beruhigt werden, was euch dazu veranlasst, an seinem Spielzeug die Figuren wieder korrekt anzubringen. Eine Struktur steht jedoch nicht dahinter und so heißt es: Probieren geht über studieren. Ansonsten bleibt es hauptsächlich bei Schalterrätseln, was nicht weiter schlimm wäre, würde man erkennen, was interagieren kann und was einfach nur zum Gesamtbild dazugehört. Denn zu sagen ist, Armikrog verzichtet auch auf eine Hot-Spot-Anzeige, was bedeutet, dass der Mauscursor sich nicht optisch verändert, wenn ein Gegenstand anwählbar ist. Und so klickt ihr heiter das gesamte Gebiet ab, bis die Lösung irgendwann gefunden ist. Und die Gegenstände im Inventar noch einmal begutachten? Pustekuchen, denn auch dort wurde eisern eingespart. Ebenso spärlich sind die Dialoge im Spiel, die aber durch die wenigen Nebencharaktere leider nur eingeschränkt werden können. Dafür punktet hier besonders die Darstellung, bei der man gleich merkt, dass sich der Entwickler Gedanken gemacht hat, eine Welt zu erschaffen, die in unseren Köpfen verankert bleibt.
Wenn es dann doch einmal soweit ist und ihr wisst einfach nicht weiter, ist ein Break immer die beste Alternative, um die Gehirnwindungen wieder für Neues empfänglich zu machen. Armikrog erlaubt glücklicherweise aber auch, das Spiel an jeder beliebigen Stelle zu speichern und dort zu einem späteren Zeitpunkt wieder anzusetzen.
Technik
Hauptsächlich überzeugt Armikrog nicht durch sein Gameplay, sondern vielmehr durch seine Optik. Und auch wenn mit den heutigen Möglichkeiten der Technik viel zu erreichen ist, bedient sich Armikrog tatsächlich dem aufwendigen Stop-Motion-Verfahren, welches auch für diverse Cartoons aus der Vergangenheit angewandt wurde. Ja, man mag es kaum glauben, aber das einstige Kickstarter Projekt wurde aufwendig per Hand gestaltet und die Figuren noch modelliert. Dennoch sind die bewegten Bilder wirklich flüssig und man erkennt gar nicht erst, welche Kraftakt hinter einer Szene steckt. Und neben den typischen Passagen, in denen ihr eure Reise vorantreibt, werden auch einige Zwischensequenzen dargeboten. So gibt es sogar mehrere kleine Filmchen, die eine lebendige Welt vorgaukeln.
Natürlich darf bei so einem skurrilen Abenteuer wie Armikrog auch nicht der passende Sound fehlen. Auch hier wurde sich reichlich ausgetobt und dabei die passenden Töne gefunden, die das Point & Click Adventure bestmöglich abrunden. Ebenso sind auch die einzelnen Soundeffekte getroffen, die genauso verrückt wie das gesamte Spiel sind. Letztlich gibt es sogar eine Sprachausgabe, die aber nur in englischer Sprache verfügbar ist. Wer hier resigniert, darf aber gerne deutsche Untertitel dazuschalten und so die recht angenehmen bis witzigen Dialoge verfolgen.
Die Steuerung ist eigentlich schon knapp erklärt worden. Dennoch möchte ich den Kritikpunkt wiederholt anschneiden, dass auf eine Hot-Spot-Anzeige verzichtet wurde, was die Kombinationsrätsel enorm erschwert und so auch die Spielzeit ungewollt streckt. Es wird euch nicht einmal erläutert, dass nicht nur Hauptprotagonist Tommy spielbar ist, sondern sogar sein treuer Begleiter, der übrigens auch sprechen kann. Ansonsten wird fast nur die linke Maustaste verwendet, die aber in einigen Interaktionen sogar noch durch die Tastatur ergänzt wird, dessen Bedienung aber nicht zwanghaft gefordert ist.