A Way Out REVIEW
Reine Koop-Abenteuer sind in der heutigen Zeit selten geworden, zu selten für meinen Geschmack. Doch nun hat das schwedische Entwicklerstudio Hazelight gemeinsam mit dem Publisher-Giganten Electronic Arts das Action-Adventure A Way Out veröffentlicht, welches ein reines kooperatives Erlebnis darstellt. Doch kann der Titel die hohen Erwartungen erfüllen? Wir bringen mit unserem Test Licht ins Dunkle !
Prison Break 2.0
Als vor rund 11 Jahren die erste Staffel der US-amerikanischen Erfolgs-Serie Prison Break im deutschen Fernsehen lief, war ich schnell begeistert. So verfolgte ich alle Episoden bis hin zum großen Finale rund um Michael Scofield und seinem Bruder Lincoln Burrows. Michael will seinen älteren Bruder aus dem Gefängnis befreien, da dieser unschuldig dort einsitzt. Inzwischen ist bereits eine fünfte Staffel erschienen und auch eine weitere ist bereits in Planung.
Als eben großer Fan dieser Serie konnte ich den offiziellen Release von A Way Out kaum erwarten, die Vorfreude nach der Ankündigung war enorm. Endlich mal wieder einen reine Koop-Titel von zuhause aus erleben, dazu noch ein spannendes Szenario rund um einen Gefängnis-Ausbruch. Also schnell die eigene Freundin geschnappt und schon geht es los.
Anders als im Serien-Vorbild handelt A Way Out nicht von zwei Brüdern, sondern von zwei bislang sich völlig fremden Menschen. Wir schreiben die 70er Jahre in Kalifornien. Vincent Moretti, 43 Jahre alt, sitzt wegen vermeidlichem Mord an seinem Bruder für 14 Jahre ein und wird zu Beginn des Spiels in die Haftanstalt geführt. Dort sitzt bereits Leo Caruso, 36 Jahre alt, seit über einem halben Jahr wegen schwerem Raubüberfalls ein. Auch er muss noch eine lange Zeit hinter Gittern verbringen, denn seine Freiheitsstrafe beträgt satte 8 Jahre.
Im Gefängnis werden die Beiden dann schließlich Zellen-Nachbarn, doch zu Beginn kommen die beiden Häftlinge nicht so ganz auf einen friedlichen Zweig. Erst nach einem gemeinsamen Aufenthalt auf der Kranken-Station planen die beiden Insassen die gemeinsame Flucht. Doch die wird nicht so einfach wie erwartet werden, denn in einem Gefängnis warten einige Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Keine Sorge, die Geschichte ist nach dem Erfolgreichen Ausbruch nicht beendet, denn Leo und Vincent merken schnell, dass sie beide den selben Feind haben – einen gewissen Harvey. Und so wollen beide nach dem Ausbruch Rache nehmen – aus unterschiedlichen Motiven. Mehr möchten wir an dieser Stelle jedoch nicht verraten, viel mehr solltet ihr die Geschichte selbst erleben. Doch eines ist sicher: Besonders die letzten beiden Stunden der rund sechsstündigen Handlung haben es emotional noch einmal so richtig in sich, sodass uns A Way Out noch eine ganze Zeit lang beschäftigen wird.
Kooperativer Spielspaß
Wie bereits zu Beginn unseres Testes erwähnt ist A Way Out ein reines Koop-Abenteuer. Ihr dürft also nur mit einem Online-Freund oder aber mit einem Kumpel oder Bekannten auf der Couch gemeinsam die Geschichte um die beiden Häftlinge erleben. Auf ein Matchmaking-System wurde ebenso komplett verzichtet, sodass ihr nicht mit fremden Spielern an den Start gehen könnt. Klingt auf Anhieb ein wenig unverständlich, wird aber bereits nach den ersten Spielminuten sehr schnell nachvollziehbar.
In A Way Out erlebt man das Spielgeschehen fast ausschließlich auf einem geteilten Bildschirm. Nur in wenigen Sequenzen übernimmt ein Spieler den gesamten Bildschirm, beispielsweise in einer actiongeladenen Flucht-Sequenz. Hier springt das Geschehen zwischen den beiden Protagonisten hin und her. Trotz des Wechsels der beiden Charaktere entsteht keinerlei Hektik, man behält jederzeit noch den vollen Überblick.
Aber zurück zum gemeinsamen Spielen, zu Beginn des Spiels belaufen sich die gemeinsamen Aktionen vor allem um sich im Knast-Alltag gegenseitig zu helfen. So kommt es zu Beginn des Story zu mehreren Faust-Kämpfen mit anderen Häftlingen bei denen sich Leo und Vincent gegenseitig unterstützen. Im weiteren Verlauf steht man jeweils für den Partner Schmiere, während der jeweils andere Spieler versucht unbemerkt einen Ausweg hinter der Toilette zu öffnen oder klettert gemeinsam Rücken an Rücken an einer Wand hinauf.
Bei der Auswahl eures Charakters solltet ihr eines bedenken: Leo ist der typische Draufgänger-Typ, der keiner Konfrontation aus dem Weg gehen möchte, während Vincent der ruhigere Typ ist, der weitestgehend die clevere und ruhigere Herangehensweise bevorzugt. So kommt es gelegentlich zu Entscheidungen, bei denen ihr entscheiden müsst, für welchen Weg ihr euch gemeinsam entscheidet. Beispielsweise können wir auf der Flucht vor der Polizei entscheiden ob wir Leos Vorschlag umsetzen und den Weg über eine mit Polizisten besetzte Brücke nehmen oder aber Vincents Weg unter der Brücke uns vorbei zu schleichen. An einem Bauernhaus können wir ein älteres Ehe-Paar entweder gewaltsam gefangen nehmen oder aber unbemerkt Pferde aus ihrem Stall frei lassen, sodass die Hof-Besitzer diesen nachrennen werden. Was auf den ersten Blick nach einer großen spielerischen Freiheit mit logischen Konsequenzen klingt, endet schnell in Ernüchterung. Denn abgesehen von wenigen Minuten einer parallelen Handlung führen am Ende doch beide Weg zum ein und dem selben Ergebnis. Im Falle des Bauernhofes verfolgen uns in beiden Fällen die Polizei, die von den Besitzern alarmiert werden. Hier hätten wir uns gerne mehr Möglichkeiten gewünscht.
Besonders gut gefallen haben uns die kleineren Duelle die immer mal wieder in die Spielwelt eingebaut wurden. So könnt ihr euch auf einer Baustelle im Armdrücken messen, euch beim Darts spielen duellieren oder aber vergleichen, wer länger die Balance in einem Rollstuhl halten kann. Diese kleineren Mini-Spiele lockern die Geschichte immer wieder ein wenig auf und sorgen für eine wohltuende Abwechslung.
Auch die Action soll in A Way Out natürlich nicht zu kurz kommen. So müsst ihr in Fahrsequenzen aus einem fahrenden Auto auf Polizeiautos schießen, schaltet auf eurer Flucht lautlos nach euch suchende Cops aus oder bekämpft euch in Deckungsgefechten mit Harveys Handlangern an. Während die Verfolgungsjagden im Auto noch sehr gelungen waren, wirkte besonders das Schießen zum Ende des Spiels ein wenig zu sehr aufgesetzt und deplatziert. Wirkliches Shooter-Feeling kam nur schwer auf, was vor allem daran lag, dass ein Treffer-Feedback quasi überhaupt nicht vorlag. Wenn selbst Kopfschüsse unsere Feinde nicht zu Boden bringen, dann kommen schon etwaige Zweifel auf. Da diese Parts jedoch selten vorkommen, können darüber ein wenig hinwegsehen.
Ein absoluter Hingucker
A Way Out macht optisch einen durchweg positiven Eindruck. Auch wenn es sicherlich nicht mit größeren Titeln wie einem aktuellen Far Cry 5 mithalten kann, so bietet der Titel trotz älterer Technik einige Höhepunkte. Diese kommen zum größten Teil aber erst nach dem eigentlichen Ausbruch aus dem Gefängnis zur Geltung. Besonders gut gefallen haben uns die Verfolgungsjagd-Sequenzen mit der Polizei, welche besonders spannend inszeniert wurden. Bei den Charakter-Modellen hingegen hätten es schon ein wenig Liebe fürs Detail sein dürfen.
Die englische Sprachausgabe hingegen ist zweifelsohne perfekt geworden, auf eine deutsche Vertonung hingegen wurde komplett verzichtet. Hier müsst ihr also auf den deutschen Untertitel setzen, damit ihr den Dialogen folgen könnt. Auch sonst trägt die Vertonung zur meist gelungenen Atmosphäre bei. Auch sonst finden wir auf der technischen Seite nur wenig Anlass zur Kritik. Da wir das Spiel rein offline getestet haben, können wir zur Online-Verbindung mit dem Koop-Partner leider keinerlei Auskunft geben.