Castlevania: Circle of the Moon REVIEW

Mit dem 1997 veröffentlichten Castelvania-Teil „Symphony of the Night“, hatte man die kultige Videospiel-Serie rund um den weltberühmten Vampirfürst Dracula erstmals von einem reinen 2D-Action-Plattformer zu einem 2D-Action-RPG mit Plattforming und Exploration-Elementen erweitert. Das Spiel schlug ein wie eine Bombe und half durch seine quirlige Genremischung sogar dabei ein neues Sub-Genre zu begründen, welches dieser Tage gemeinhin als „Metroidvania“ bekannt ist (ein Wortspiel aus Castelvania und Metroid). Es sollte natürlich nicht verwundern, dass Konami den Erfolg keineswegs auf sich beruhen lassen konnte und stattdessen weitere Castlevania-Ableger mit diesem neuen Spielkonzept anstrebte. Die erste (Gameplay-technische) Fortsetzung zu Castlevania: Symphony of the Night erschien für den Game Boy Advance. Das Spiel trägt den Titel Castlevania: Circle of the Moon bzw. nur „Castlevania,“ denn für die EU-Version hat man sich ärgerlicherweise entschieden auf den Untertitel zu verzichten. Das dies nur zu Verwechslungen mit dem gleichnamigen NES-Original führt, hat dabei wohl niemanden interessiert. Aber wie dem auch sei. Das GBA-Castlevania erschien bereits Mitte 2001 und gehört zu den Launch-Spielen des GBAs. Ob das Spiel in der Lage ist die großen Fußstapfen seines Playstation-Vorläufers auszufüllen oder nicht, soll folgendes Review klären.

Draculas Abstecher nach Österreich

Wir schreiben das Jahr 1830. In irgend einem österreichischen Schloss führt die mysteriöse Camilla ein Ritual durch, um ihren Meister wiederzubeleben. Ihr Meister ist natürlich niemand geringeres als der gefürchtete Vampirfürst Graf Dracula. Doch die Sache hat noch einen Haken. Zwar weilt Dracula dank Camilla wieder unter den Untoten, jedoch benötigt er ein Menschenopfer, um seine vollständigen dämonischen Superkräfte wiederzuerlangen. Bis dahin ist er natürlich ein leichtes Ziel für motivierte Vampirjäger. Und eben diese platzen kurz darauf in den Raum, um die Machtübernahme des Vampirfürsten zu verhindern. Bei den Eindringlingen handelt es sich um den stark gealterten Morris Baldwin, welcher für Draculas letzte Niederlage verantwortlich war, dessen ambitionierten Sohn Hugh Baldwin und Morris‘ Azubi und Nachfolger Nathan Graves, dem Sohn seines damaligen Vampirjäger-Kameraden, welcher bereits verstorben ist.

Dracula fackelt nicht lange und bringt den Fußboden zum Zusammenbruch, um Hugh und Nathan loszuwerden. Der altersschwache Morris soll derweil als Menschenopfer herhalten. Doch der Vampirfürst unterschätzt die beiden jungen Männer. Beide überleben den Absturz in die Schloss-Katakomben unverletzt. Hugh, welcher nicht viel für Nathan übrig hat, begibt sich auf eigene Faust auf Rettungsmission für seinen Vater, was bedeutet, dass wir als Spieler die Kontrolle über Nathan übernehmen.

Was folgt ist eine lahme „Meine Peitsche ist länger als deine“-Kabbelei zwischen Hugh und Nathan. Besagte Kabbelei geht aber ausschließlich von Hugh aus, da Nathan als gesichtsloser Good Guy ohne Ecken und Kanten konzipiert wurde. Glücklicherweise sind die Textbox-Dialoge extrem selten vertreten, so dass man sich kaum damit herumärgern muss. Abgesehen davon handelt es sich ohnehin um einen geradlinigen „beseitige Dracula“-Plot, welcher in dieser Castlevania-Auskopplung noch nicht einmal über verschiedene Endings verfügt.

Und mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Die Handlung ist so dünn wie ein Blatt Papier und wird hoffentlich nie als Anime umgesetzt werden (ja, diese Anspielung konnte ich mir jetzt nicht verkneifen). Letzteres ist aber ohnehin extrem unwahrscheinlich, da Circle of the Moon von Koji Igarashi (ehemaliger Produzent der Castlevania-Games) aus der offiziellen Zeitlinie gestrichen wurde und seither als eine Art halb-offizielle Nebenstory betrachtet wird – oder so ähnlich.

Des Vampirjägers Arsenal

Zu Beginn gibt es erst mal ne positive Überraschung, denn das Modul stellt satte acht Speicherplätze zur Verfügung. Also geschwind den Namen eintippen und los gehts. Gespeichert wird das Spiel in spezifischen Speicherräumen, die manchmal fair aber generell etwas zu spartanisch über das Schloss verteilt wurden. Speicherräume dienen übrigens nicht nur zum speichern, sondern auch dazu verbrauchte Lebens- und Manaenergie zu regenerieren.

Ziel von Castlevania: Circle of the Moon ist es bis zum Opferraum vorzudringen, welcher sich hinter dem Raum befindet, in dem Dracula den Boden hat einstürzen lassen. Freilich ist der Weg dahin mit allerlei Monstern und Hindernissen gepflastert und außerdem ist der Opferraum ohnehin verschlossen. Es muss also erst mal der Schlüssel gefunden werden.

Um an besagten Schlüssel heranzukommen, muss Nathan aber erst mal eine breite Palette an Spezialfähigkeiten erlernen, damit er überhaupt in bestimmte Bereiche des Schlosses vordringen kann. Besagte Spezialfähigkeiten haben die Form von magischen Gegenständen, die fast allesamt von Bossgegnern bewacht werden. Und so erkundet man das Schloss Stück für Stück, was vor allem durch Bereiche, die man zuvor nicht erreichen konnte, sowie Geheimräume, die durch zerstörbare Wände erreicht werden können, interessant gehalten werden soll. Eine Automap, die per Select-Taste aufgerufen werden kann, ermöglicht hierbei die ideale Orientierung.

Nathans Movepalette ist zu Beginn stark begrenzt und umfasst lediglich reguläre Peitschenhieb-Angriffe nach links und recht oder aus dem Sprung heraus. Hält man die Angriffstaste gedrückt, wirbelt er die Peitsche wie eine Art Schutzschild um sich herum, was nützlich ist um kleine, schwache Gegner abzuwehren. Über einen Slide-Move verfügt er ebenfalls. Die wirklich interessanten Sachen müssen aber erst mal durch die magischen Gegenstände freigeschaltet werden. Durch diese erwirbt Nathan diverse Fähigkeiten wie Rennen, Doppelsprung, Wandsprung, einen uneingeschränkten Vertikalsprung, Kisten verschieben, brüchige Felsblöcke zerbröseln und vergiftetes Wasser reinigen. Die Steuerung arbeitet ohne Probleme und kann im Charaktermenü sogar konfiguriert werden.

Abgesehen von seiner Peitsche verfügt Nathan noch über viele weitere Möglichkeiten sich seiner Feinde zu erwehren. Zunächst wären da die Sekundärwaffen, von denen man jeweils eine mit sich führen darf. Zur Auswahl stehen Wurfmesser, Wurfäxte, Weihwasser, Taschenuhr und Bumerang. Zum Einsatz der Sekundärwaffe benötigt man Munition, die in Form von Herzen dargestellt wird (ich weiß, seltsame Wahl). Natürlich verfügt jede Sekundärwaffe über eine eigene Funktion. So fungiert das Weihwasser als eine Art Granate, mit derer man einen kleinen Feuerteppich legen kann. Die Taschenuhr hingegen verlangsamt oder stoppt die Gegner komplett, was dem Spieler einen großen Vorteil verschafft. Die Sekundärwaffen und Herzen kann man übrigens aus zerstörbaren Beleuchtungsquellen wie Kerzen gewinnen.

Aber wesentlich interessanter als die Sekundärwaffen sind die magischen Karten, welche als zufällige Loot-Drops von bestimmten Gegnern hinterlassen werden. Diese Karten werden in zwei Kategorien mit jeweils 10 verschiedenen Exemplaren unterteilt. Man darf zwei Karten aus den beiden Kategorien miteinander kombinieren, um auf diese Weise einen magischen Effekt zu bewirken, der die unterschiedlichsten Auswirkungen haben kann. Somit kann man etwa der Peitsche ein Element zuweisen, sie in eine Schwertwaffe verwandeln, eine Begleitkreatur erzeugen, die einem im Kampf unterstützt, Statusboosts freischalten, und, und, und. Insgesamt bietet dieses System satte 100 verschiedene Karten-Effekte. Und ein großer Spaßfaktor an diesem „Dual Setup System“ (DSS), ist es freilich die ganzen Zaubereigenschaften selbst zu entdecken. Jeder Zaubereffekt ist nämlich zunächst unbekannt und muss erst durch praktische Anwendung entschlüsselt werden, was manchmal gar nicht so einfach ist, da manche Effekte ziemlich speziell sind. Es versteht sich natürlich von selbst, dass die Zaubereffekte Magiepunkte verbrauchen, die sich aber auch von selbst regenerieren.

Wie man einem Metroidvania den Spielspaß raubt

Doch mit der guten Spielbarkeit und dem tollen DSS enden dann auch die guten Eigenschaften des Spiels.
Ein Kernbestandteil des Metroidvania-Genres ist die Erforschung der Spielwelt und der damit verbundene Belohnungseffekt. Dummerweise fällt letzterer ziemlich bescheiden aus, denn wer nach Geheimräumen Ausschau hält und fleißig Backtracking betreibt, muss sich damit zufrieden geben, dass er hierfür lediglich mit Boostern für Lebensenergie, Magiepunkte und Herzmunition belohnt wird. Das klingt jetzt zwar nicht schlecht, allerdings erhält man derlei Statusboosts doch bereits durch reguläre Level-Ups, wodurch der Reiz der Erforschung stark geschmälert wird. Die coolen Sachen wie Magiekarten oder Rüstungsteile (Nathan kann eine Rüstung und zwei Armschützer/Schmuckstücke tragen) und sogar Heilgegenstände werden hier nämlich lediglich in Form von Loot-Drops getöteter Feinde errungen. Gerade bei den Magiekarten wundert es mich, warum man diese nicht einfach kreuz und quer im Schloss versteckt hat. Dass wäre doch die Motivationsquelle gewesen, aber nein, stattdessen muss man wahllos Gegner verdreschen in der vagen Hoffnung, dass was interessantes dabei herausspringt.

Und ja, das ist eine Anspielung darauf, dass die Loot-Drops recht pingelig sind und es eine Ewigkeit dauern kann, bevor die Monster was tolles springen lassen. Weiterhin ärgerlich ist der Verzicht auf ein Bestiarium, wo sämtliche Monster, samt Statistikwerten, Standorten und Loot-Drops gelistet werden. Ein Makel, der dann im nächsten Spiel beseitigt wurde, aber dafür in Castlevania: Circle of the Moon umso gravierender ausfällt.

So was wie Geld und einen Händler, wo man eben dieses verpulvern könnte, sucht man übrigens ebenso vergeblich. Das macht es dann auch schier unmöglich sich ein Polster an Heiltränken zusammenzusparen, welches beim nächsten Boss helfen könnte. Und das ist dann auch eine gute Überleitung zum nächsten Problem.

Der größte Schwachpunkt im Spiel ist nämlich der unangenehm hohe Schwierigkeitsgrad. Ein schweres Spiel an sich muss nun nichts verkehrtes sein und tatsächlich könnte dieser Aspekt für manche auch eine Stärke darstellen. Aber für mich war das Spiel stellenweise eine Qual. Selbst für den ersten Bossgegner musste ich bereits ein paar Level hochgrinden. Natürlich funktioniert das Level-Up-System in diesem Spiel ganz traditionell. Für getötete Gegner gibt es Erfahrungspunkte, die sich ab einer bestimmten Anzahl in einem Level-Up äußern, welcher Nathans Statuswerte verbessert und dieser somit stärker wird. Und stärker werden muss Nathan ganz dringend, denn Draculas Monsterhorden werden immer mächtiger je weiter man im Schloss vorankommt. Und vor allem die Bossgegner leisten überaus heftige Gegenwehr. Wer also keinen Bock auf einige ausgiebige Grinding-Orgien hat, der sollte besser einen weiten Bogen um Circle of the Moon machen.

Wer sich dennoch durchbeißt, dürfte dann spätestens beim finalen Bosskampf gegen Dracula an den Rand der Verzweiflung getrieben werden, da dieser über absurd hohe Angriffswerte und Lebensenergie verfügt und nach einer Weile sogar einen besonders fiesen Angriff startet, der oftmals beim ersten Treffer tötet. Ich gebe es zu: Um Dracula zu bezwingen, musste ich die richtige Kampfstrategie im Internet nachlesen. Danach war es aber immer noch ein langer und zäher Kampf, aber immerhin konnte ich diese Qual somit endlich zu Ende bringen.

Wer das Spiel durchspielt wird mit einem Passwort belohnt, welches man als Spielernamen eingeben muss, um Nathans Charakterklasse von einem Vampirjäger in einen Magier zu verwandeln. Dies hat drastische Änderungen auf Nathans Statistikwerte und schaltet auch alle Magiekarten zu Beginn frei. Wer das Spiel dann in diesem Modus durchspielt, bekommt dann auch ein weiteres Passwort für eine weitere Charakterklasse. Insgesamt soll man auf diese Weise mit fünf verschiedenen Charakterklassen spielen können – wer es braucht.
Für die ganz Harten gibt es im Schloss sogar eine Art optionale Kampfarena, welche jedoch das Magiesystem deaktiviert und entsprechend ultraschwierig zu meistern ist. Ich selbst hatte für diesen Zusatzinhalt aber keinen Nerv mehr, da mir ja bereits das Basisspiel wegen seines haarigen Schwierigkeitsgrades keinen echten Spaß bereitet hat.

Grafik und Sound

Wie gesagt, handelt es sich bei Castlevania: Circle of the Moon um einen Start-Titel für den GBA. Dementsprechend sollte man seine Erwartungen freilich etwas zurückschrauben, da die erste Softwarewelle noch lange nicht die technischen Möglichkeiten ihrer Hardware ausgelotet hat. Dennoch macht das Spiel einen guten ersten Eindruck. Die Charaktersprites von Freund und Feind sind durchaus detailliert gestaltet und liebevoll animiert, auch wenn noch nicht das Niveau von einem SNES-Spiel erkennbar ist. Die Grafiken der Schlossgemäuer wirken hingegen etwas spartanisch und entsprechend eintönig, auch wenn sich die Settings der jeweiligen Schloss-Areale in vernünftigen Abständen ändern.

Erfreulich ist, dass sich die Palette-Swaps der Gegner recht gut in Grenzen halten und es eine gute Auswahl verschiedener Gegner-Typen gibt. Freilich bilden einige Bossgegner die grafischen Highlights dieses Moduls. Auch die Zaubereffekte sind nett anzuschauen, aber der letzte Funke möchte bei der Grafik dann doch nicht überspringen. Aber wenigstens ist das Artdesign nicht so überkandidelt wie in Igarashis Spielen.

Größter Kritikpunkt ist jedoch nicht die Grafik an sich, sondern die schwächelnde Technik. Bei einigen Bosskonfrontationen (vor allem den grafisch aufwändigeren) muss man sich leider mit derben Slowdowns herumplagen, die den Spielfluss stark beeinträchtigen.
Ein weiterer technischer Kritikpunkt, der jedoch mittlerweile obsolet ist, aber damals für viel Kritik gesorgt hat, ist die dunkle Einfärbung des Spiels. Die Urversion des GBA bot noch keine Hintergrundbeleuchtung für das Display, was es wohl sehr schwer machte genug zu erkennen. Auf den neueren GBA-Modellen oder auf Geräten wie dem Retron 5 ist das aber kein Problem mehr.
Als durchgehend positiv kann hingegen der tolle Soundtrack gewertet werden. Diesem gelingt es in akustischer Hinsicht hervorragend das gothische Gruselsetting mit dem Spielprinzip eines flotten Action-RPG/Plattformers zu vereinen.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
73
73
-
Multiplayer

FAZIT

Castlevania (Circle of the Moon) war eine große Enttäuschung für mich. Zugegebenermaßen, habe ich das Modul erst nach der Quasi-Fortsetzung „Harmony of Dissonance“ gezockt, aber auch unabhängig von diesem Aspekt hätte mich das erste GBA-Castelvania nicht überzeugen können. Dies liegt in erster Linie am unangenehm hohem Schwierigkeitsgrad, der bereits sehr früh im Spiel zu Grinding-Sessions verleitet. Abgesehen davon nerven dann auch noch Dinge wie eine peinliche „Ich bin besser als du“-Nebenhandlung oder die teils wirklich derben Slowdowns. Noch nicht einmal der Metroidvania-Aspekt kann richtig greifen, da man die wirklich interessanten Sachen eben nicht durch die Erkundung des Schlosses, sondern durch Item-Drops für gekillte Gegner erhält. Was bleibt ist die gute Spielbarkeit und ein interessantes Magiesystem, welches zum Experimentieren einlädt. Für mich reicht das leider nicht aus. Objektiv betrachtet möchte ich dennoch eine gute Wertung geben, schließlich war es ja ein GBA-Starttitel und der Grundstein für die wesentlich besseren Fortsetzungen.

- Von  Volker

Gameboy Advance

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