Metal Max Xeno REVIEW
In Japan zählt die mittlerweile 25 Jahre alte Metal Max Reihe zu einem der klassischen JRPGs aus SNES Tagen. Mit Metal Max Xeno hat es nun erstmals einen Teil der Reihe in den Westen geschafft. Dabei ist dieser Teil völlig eigenständig zu betrachten und kann ohne Vorwissen gespielt werden. In Japan gab es auch eine PSVita Fassung, hierzulande nur die PlayStation 4 Version. Kann der Titel trotz alter Grafik und Unbekanntheit überzeugen? Das erfahrt ihr nun in meinem Test.
Keine Rettung durch NOA
Alles ist verloren und eine große Wüste als letzte Bastion ist „Die Iron Base“. Die Menschen scheinen kurz vor der völligen Ausrottung zu stehen. Aber was ist passiert? Ein halbes Jahrhundert zuvor hat ein hochentwickelter Computer mit dem Namen NOA die Menschen als höchste Bedrohung des Planeten eingestuft (SkyNet lässt grüßen) und dabei fast ihre ganze Existenz ausgelöscht. Nachdem er seine Mutter verloren hat, entschließt sich der Protagonist, der auf den vorgegeben Namen Talis hört, auf Jagd zu gehen und die Menschheit zu rächen.
Zu Anfang legt das Spiel ein hohes Tempo vor. Alles wichtige wird zu Beginn in einem Text erklärt und schon befindet man sich im ersten Kampf. Prompt werden dem Spieler alle wichtigen Funktionen mit Kanonen reingehauen. Unübersichtlich oder hektisch geschieht das nicht, nur wird sich nicht mit großartigen Expositionen aufgehalten. Später im Spiel nimmt man sich endlich die Zeit, die Figuren etwas besser zu beleuchten und auszubauen. Selbst Einsteiger sollten keine großen Schwierigkeiten haben, in Metal Max Xeno hineinzufinden.
Nacheinander oder alle Gleichzeitig?
Auf der Oberwelt, in der man vorzugsweise mit dem Panzer fährt, sind Kämpfe teilweise zufallsbasiert. Die Gegner tauchen zwar spontan auf, es gibt aber die Möglichkeit, sie einfach zu umfahren bzw. mit einer geeigneten Waffe vor dem richtigen Kampfbeginn zu erledigen. Sollte der Erstschlag nicht ausreichen die Gegner zu vernichten, beginnt der richtige Kampf. Dieser läuft klassisch rundenbasiert ab. Das heißt, Angriff oder Fertigkeit auswählen und die Figuren handeln mit den entsprechenden Agility Werten. Einen kleinen Kniff gibt es aber, so kann in den Einstellungen zwischen zwei verschiedenen Modi gewählt werden. Man hat die Wahl zwischen: „Gänzlich rundenbasiert“, was bedeutet, die Figuren agieren strikt nacheinander, oder man entscheidet sich für „rundenbasiert“ und die Figuren agieren alle gleichzeitig.
Außerdem ist die Geschwindigkeit der Kämpfe einstellbar. Eine Vorspulfunktion gibt es zwar nicht, wird aber auch nicht benötigt. In den vorhandenen optionalen Dungeons, ist man gezwungen, zu Fuß unterwegs zu sein. Logisch, der Panzer passt da auch nicht hinein. Hier haben die Figuren dann je nach Job unterschiedliche Skills, wie zum Beispiel Heiler oder Angreifer. Im späteren Verlauf können die Jobs auch gewechselt werden. Etwas wirklich störendes in den Dungeons ist die Rate der Angriffe und die Tatsache, dass dort die Kämpfe völlig zufällig sind. Ungelogen, in manchen Gegenden musste ich alle 3 Schritte einen Kampf vollziehen, was einen schnellen Tod nicht selten nach sich zog.
Wer sich etwas Zeit für die Ausrüstungsoptimierung nimmt, wird weniger Probleme haben, dennoch kann das an den Nerven zehren, ständige Verluste zu erleiden. Entnervt wird man glücklicherweise mit den Bildschirmtoden. Nachdem die HP auf Null fallen, gibt es kein Game Over, sondern der Protagonist wird in die Iron Base zurückteleportiert und erfreut sich wieder voller Lebensenergie. Das heißt, man kann direkt weiterspielen. Bei den Zwischenbossen wird sogar gesagt, wie viel HP noch übrig gewesen wären bis zum Sieg und ob man seine Strategie ändern sollte. Dies ist insbesondere für Anfänger oder Genre-Neulinge ein willkommenes Feature.
Wer mit seinem voll ausgestattetem Panzer durch die Einöde tuckert, könnte das Gefühl bekommen, es handle sich um eine offene Welt, dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Im Prinzip ist das Spiel extrem linear mit einem oder zwei optionalen Dungeons auf dem Weg. In diesen Dungeons ist allerdings häufig nützliche Ausrüstung zu finden, die das Spiel etwas erleichtern. Gerade Tech-Bücher, die das Techlevel der Iron Base erhöhen sind nützlich, da sich damit neue Upgrade-Möglichkeiten der Waffen freischalten lassen.
Das Tüfteln mit den Waffen selbst und welche Kombinationen auf welchem Panzer Sinn machen, ist die große Stärke von Metal Max Xeno. Hier können Stunden ins Land gehen, bis die optimale Variation gefunden ist. Etwas ominös aber nicht wirklich schlimm ist die Tatsache, dass sehr oft und sehr offen über Sex geredet wird. Da wird die frisch gerettete Maid direkt damit konfrontiert, doch bitte auf sich aufzupassen und sich mit so vielen Männern zu paaren, wie nur möglich. Romanzen oder Dating gibt es nicht, diese Gespräche kommen meist einfach aus dem Nichts und wirken etwas befremdlich
Trostlos wie die Wüste
Beim Download habe ich mich direkt über die geringe Größe von nur 1,5 GB gewundert. Was braucht man schon in einem Endzeitsetting für großartige Grafik? Da ist ja ohnehin nur Wüste. Wenn diese Wüste aussieht als wäre sie der PS2 Ära entsprungen, ist das im Jahre 2018 allerdings schon ein Dämpfer. In Japan ist das Spiel auch auf der PS Vita erschienen, aber selbst YsVIII macht da eine deutlich bessere Figur. Viele Texturen sind so matschig, dass es befremdlich wirkt, auf der PlayStation 4 ein 3D Spiel zu haben, welches schlechter aussieht, als jeder aktuelle Smartphonetitel. Treppenbildung und auftauchende Gebäude gehören leider ebenfalls zur Tagesordnung. Am unverständlichsten sind aber die häufiger auftretenden Ruckler, die selbst auf einer PS4 Pro Einzug halten. Die Figuren sehen durch den Cell Shading mäßigen Look ganz gut aus, bei den Animationen wurde aber wiederum gespart. Die technische Seite kann man getrost als unterirdisch einstufen, was sich auf den Spielspaß jedoch nicht sonderlich auswirkt, außer man ist ein harter Grafikfetischist. Bei den JRPGs dieser Tage ist mir persönlich die Grafikqualität ohnehin nicht mehr so wichtig, wenn es durch gute Inhalte wettgemacht wird.
Auf die Ohren gibt es großteils, wie sollte es anders sein, Metal. Die Stücke sind leider nicht besonders abwechslungsreich und bestechen genauso wenig mit der höchst möglichen Art an Qualität. Das klavierlastige Main-Theme kann sich aber hören lassen. Gesprochen wird ausschließlich japanisch – eine englische Synchronisation gibt es nicht. Die Texte sind vollständig auf englisch gehalten und lassen eine deutsche Übersetzung vermissen.
Panzer sind was fürs grobe
Immer und überall spürt man die Ecken und Kanten von Metal Max Xeno. Zu sagen ist aber, dass das Entwicklerteam weder eine große Anzahl an Mitarbeiter, noch ein großes Budget hatte.
Zu Anfang ist der Schwierigkeitsgrad noch moderat, hat aber im Spielverlauf dann starke Peaks und so mancher Zwischenboss verlangt mehrere Anläufe. Richtigen Frust habe ich zum Glück nicht verspürt. Die Ziele sind immer klar und zudem auf der Karte eingezeichnet. Ein Journal gibt des Weiteren über alles Auskunft, sollte manche Gameplaymechanik vergessen worden sein. Auch gut in der Umsetzung ist, dass das Menü selber konfiguriert werden darf. Wie bereits erwähnt ist die technische Seite ein Graus, schmälert das Spielvergnügen aber nur marginal. Wäre nochmal ein bisschen mehr Zeit in den Feinschliff geflossen, hätte man eine Runde Sache aus Metal Max Xeno machen können. Fans klassischer JRPGs, mit rundenbasierten Kämpfen, können hier dennoch glücklich werden.