Planet Alpha REVIEW
Als vor gut 5 Monaten erste Trailer veröffentlicht wurden, sprachen Einige bereits von einem „No Man´s Sky in 2D.“ Während der Look des Indietitels Planet Alpha zweifelsohne viel verspricht, wurde vom Gameplay oder gar einer Story bisher wenig gezeigt. Nun ist das Spiel am 04. September endlich für Playstation 4, Xbox One, Nintendo Switch und PC erschienen und wir konnten für euch die Version für Nintendos Hybridkonsole antesten.
Was passiert hier eigentlich gerade?
Planet Alpha macht von Anfang an kein Geheimnis daraus, geheimnistuerisch sein zu wollen. Wir werden ohne weitere Umschweife ins Spiel geworfen und haben in einer Art Vorspann zunächst nichts weiter zu tun, als nach Links zu gehen. Unserem Charakter geht es dabei sichtlich schlecht und er schleppt sich vorwärts, bis er schließlich am Eingang einer Höhle zusammenbricht. Danach beginnt das eigentliche Spiel an einer ganz anderen Stelle, wieder ohne jegliche Erklärung. Das zieht sich durch das gesamte Spiel. Wir können uns nur Bruchstücke dessen, was vor sich geht, zusammenreimen. Die Präsentationsweise dessen ist anfangs wirkungsvoll und plausibel. Kein Text, kein gesprochenes Wort. Nur wir und der weite Planet. Ich jedoch kam irgendwann an den Punkt, wo ich gerne mehr erfahren hätte. Vor allem ist das am vermeintlichen Ende des Spiels der Fall. Dieses ist zugleich clever und ungewöhnlich, aber auch irgendwie frustrierend. Um nicht zu viel Details preis zugeben, belasse ich es bei diesem kurzen Kommentar zur Story.
Minimalistische Spielmechanik
In Planet Alpha stehen uns keinerlei Waffen zu Verfügung. Auch wenn die genauen Hintergründe der Story absolut unklar sind, ist eines sicher: wir sind auf der Flucht. Überall begegnen uns wieder und wieder Maschinen, die ausschließlich darauf programmiert sind zu töten und zu zerstören. Das gilt auch für die uns umgebende Umwelt. Momente in denen der Fokus der Gegner aber darauf liegt, können wir nutzen um uns vorbei zu schleichen. Das ist ein häufig genutztes Mittel, denn neben Sprüngen und dem Bewegen von Gegenständen steht und sonst im Grunde nur das Ducken (zum Beispiel zum Verstecken im hohen Gras oder Gebüsch) als körperliche Fähigkeit zur Verfügung.
Eine weitere Fähigkeit, die darauf schließen lässt, dass es sich bei unserem spielbaren Charakter nicht um einen Menschen handeln dürfte, ist das Vor- und Zurückspulen der Tageszeit. An vielen Stellen im Spiel deutet sich an, dass gewisse Umgebungselemente sich etwa nur zu einer bestimmten Tageszeit an einer bestimmten Stelle befinden. Also vorgespult bis zu diesem Zeitpunkt und der Abgrund kann überquert werden. Das klingt erstmal sehr plausibel, leider hapert es hier gelegentlich in der Ausführung. Bei einigen Rätseln war mir überhaupt nicht klar, wie ich es jetzt genau beeinflusse und der Ausgang und das letztliche Weiterkommen teilweise vollkommen überraschend und ungeplant. Möglicherweise liegt dies an der Tatsache, dass sich die Zeiten stufenlos vor und zurückspulen lassen, anstatt, dass zwischen verschiedenen fest einstellbaren Tageszeiten „gesprungen“ werden kann. Schwer zu sagen. Jedenfalls hieß es viel zu häufig einfach nur „vor und zurück“ bis sich halt irgendetwas getan hat.
Grundsätzliche wechseln sich im Spiel eben solche kleineren Rätselpassagen mit rasanteren Sprung- und Geschicklichkeitspassagen ab, was für eine gewisse Abwechslung sorgt. Zum Ende des Spiels werden diese anfangs noch sehr leichten Elemente stetig kniffliger. Glücklicherweise setzt das Spiel aber bei jedem Tod an einen fairen, nie allzu weit entfernten Punkt zurück, sodass wird nur den entsprechenden Teil erneut versuchen müssen.
Atemberaubender Look
Insgesamt besticht Planet Alpha aber vor allem durch eine atemberaubende Optik und eine mystische, extraterrestrische Atmosphäre. Vor allem Flora und Fauna des Planeten Alpha laden zum Staunen ein und wecken im Vorbeigehen die Neugierde. Leuchtende Blumen und Pilze in dichten Wäldern bei Nacht wechseln sich mit schwebenden, moosbewachsenen Felsen oder einfachen, aber dennoch ungewöhnlichen Graslandschaften ab. Verschiedene Vegetationszonen erscheinen dabei wieder und wieder, sodass sich ein komplettes, authentisches Bild des Planeten ergibt.
All das wird durch die Nutzung der Unreal-Engine ermöglicht. Kleine Abstriche machen lediglich Oberflächentexturen wie Wände oder Böden, wenn sie unter der darüber liegenden Vegetation hervorblitzen. Diese sind nämlich weitaus weniger detailliert dargestellt. Man sollte jedoch auch nicht zu viel erwarten, von dem eigens für dieses Spiel gegründeten Indiestudio aus Dänemark, welches im Kern aus nur drei Personen besteht.
Beeindruckend sind wiederum aber auch die gigantischen Tiere im Hintergrund, die teils fliegenden Walen, teils langhalsigen Dinosauriern ähneln. Die Kameraführung hilft dabei derartige Erscheinungen in Szene zu setzen, in dem sie in genau solchen Momenten, in denen einen eben diese Kolosse auf freier Fläche auf dem Weg ein Stück begleiten, herauszoomt, um sie in voller Pracht zu zeigen. Auch wird die Umgebung gelegentlich in den Spielverlauf mit eingebaut. Hier müssen wir einem Dino gegen den Schweif springen, um in mit seiner Bewegung dazu zu bringen, einen feindlichen Roboter zu zertrümmern. Dort müssen wir eine Frucht zum Leuchten bringen, um tödliche Mücken abzulenken. Hiervon hätte das Spiel ruhig noch etwas mehr Gebrauch machen können.
Stellenweise geht die Tatsache, dass die Inszenierung dem Gameplay voran gestellt wird, aber sehr weit. Wir können schon mal eine ganze Weile unterwegs sein und die Landschaft beobachten, bevor wieder eine Passage folgt, die zumindest ansatzweise als „Rätsel“ bezeichnet werden kann. Dies klingt vermutlich erst einmal negativ, wenn ich das Spiel als 2D-Walking-Simulator bezeichnen würde. Tatsächlich waren mir aber streckenweise lockere Jump´n´Run-Passagen mit stetigem Fortschritt weitaus lieber, als Abschnitte, in denen mir minutenlang verborgen blieb, was nun eigentlich von mir spielerisch erwartet wird.
Im Handheld-Modus der Nintendo Switch ist die Farbgebung etwas weniger beeindruckend und die Kontraste etwas geringer. Insgesamt wirkt das gesamte Spiel dadurch etwas dunkler, wodurch gerade in dunklen Abschnitten, wie Höhlen oder Wäldern, der Spielfluss etwas ins Stocken gerät, weil etwa Plattformen schlechter zu erkennen sind. Ich würde daher, um die Inszenierung in vollem Umfang genießen zu können, empfehlen immer auf großem Bildschirm zu Spielen, auch mit der Nintendo Switch.