Stardew Valley (PS4) REVIEW
Früher war ich ein großer Fan von Harvest Moon. Damals noch zu Zeiten, als ich gerade meinen Nintendo DS bekommen hatte und anfing, mir ab und zu ein Spiel kaufen zu können. Leider verging mir die Lust an der Reihe ziemlich schnell, da neuere Teile nach Harvest Moon DS eine gänzlich andere Richtung einschlugen und mit vielen aus meiner Sicht wichtigen Elementen brachen. Auch wenn ich eigentlich kein Fan des Indie Genres bin, war ich gleich bei der Ankündigung von Stardew Valley gespannt, was hinter dem Projekt steht. Die Idee: Ein Harvest Moon ähnliches Spiel mit Retro-2D-Grafik und allem drum und dran, noch dazu von einer einzigen Person über mehrere Jahre entwickelt. Das Spiel wurde nach seinem Release Anfang 2016 schnell sehr bekannt und erfolgreich und hat nun auch seinen Weg nach Deutschland und auf die Konsolen mit deutscher Sprachausgabe geschafft, sodass ich auf jeden Fall einen Test dazu für euch schreiben wollte.
Flucht aus der Realität
Bevor das Spiel beginnt, dürft ihr euren Avatar frei gestalten und anziehen, von der Augenfarbe bis hin zum Namen. Außerdem sucht man sich die Lage des zukünftigen Bauernhofs aus und ob man lieber Hunden oder Katzen mag. Fertig personalisiert geht es auch direkt los…
Das Spiel beginnt mit dem Tod unseres kranken Großvaters. In seinen letzten Momenten erzählt er uns kurz von seinem Bauernhof im „Stardew Valley“, den er uns vererben möchte. Sollten wir irgendwann zu viel vom geschäftigen Leben in der Stadt haben, sollen wir uns an diesen Ort erinnern und da ein neues Leben aufbauen. Nach einigen Jahren in Büros mit vielen Überstunden fassen wir schließlich den Entschluss, unser Leben grundlegend zu ändern und ziehen ins namensgebende Stardew Valley.
Dort angekommen müssen wir aber leider feststellen, dass der Bauernhof weit von dem entfernt ist, was er einmal war. Die riesige Anbaufläche ist zugewachsen mit riesigen Bäumen und jeder Menge Unkraut. Von Tierställen, Feldern oder sonstigen Gebäuden fehlt jede Spur, nur das kleine Häuschen steht noch. Natürlich lassen wir trotzdem nicht den Mut sinken, sondern beginnen unsere Arbeit und stellen im Rahmen der ersten Quest uns erstmal im ganzen Dorf vor.
Stardew Valley besitzt keine wirklich vorgeschriebene Geschichte, viel mehr macht ihr eure eigenen Entscheidungen, findet Freunde, baut den Hof auf und heiratet vielleicht auch. Allerdings gibt es immer wieder Quests, die angeboten werden und erledigt werden können. Teilweise werden dabei kleinere Geschichten erzählt. Bis alle Quests erledigt sind können gut und gerne zwischen 100 und 200 Stunden vergehen, wenn nicht mehr.
Immer viel zu tun
Was ihr tun könnt? Jede Menge! Denn genau hier zeigt Stardew Valley viel Abwechslung, Ideen und Möglichkeiten, die man bei vergleichbaren Spielen zum Teil vermisst hat. Der Anfang beginnt trotzdem ganz klein, da man mit nur wenig Geld anfangen und sich hocharbeiten muss. Tipps und Tricks gibt es im Übrigen weniger, stattdessen darf man sich mit wenigen Hilfestellungen direkt in die Arbeit stürzen und das Spiel frei erkunden.
Bevor es also zu größeren Projekten geht, müssen erstmal Felder her. Es gibt für jede Jahreszeit zahlreiche verschiedene Gemüse, Obstbäume und Blumen, die angepflanzt werden können. Jede Sorte an Saatgut besitzt dabei unterschiedlich lange Wachstumszeiten und teilweise trägt die gleiche Pflanze öfters Früchte, sodass man mehrfach an ihr verdienen kann. Bei der Gestaltung des riesigen Farmgeländes gibt es keine Grenzen, also könnt ihr so viel oder so wenig Platz wie ihr mögt zum Anbau verwenden. Später kann man auch Wege, Zäune und Tore verwenden, um die Farm etwas schöner zu gestalten. Oder man baut automatische Gießvorrichtungen, um sich die Arbeit des Gießens der Pflanzen sparen zu können. Auch Vogelscheuchen sind praktisch, wenn man nicht Gefahr laufen möchte, dass Krähen die mühsam und teuer gezogenen Pflanzen klauen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Spiels ist das Crafting von allen möglichen nützlichen Gegenständen und Werkzeugen, darunter auch die bereits erwähnten Wege und Zäune. So lassen sich nicht nur etwa Metalle einschmelzen und nutzbar machen, sondern auch Werkzeuge herstellen, die das Spiel vereinfachen. Seien es verschiedene Dünger, Sprinkleranlagen, Weinfässer oder Bienenkörbe, es gibt die unterschiedlichsten Anleitungen zu finden. Die benötigten Materialien muss man natürlich erstmal selber finden. Für Holz fällt man ein paar der zahlreichen Bäume und für Steine, Edelsteine und Metallerz geht man in die Minen. Wie schon bei Harvest Moon sind auch in Stardew Valley die Minen keine friedlichen Gegenden, sondern werden von allerlei Monstern bewohnt. Hier zeigen sich die RPG-Elemente des Spiels. So muss man seine Waffen immer weiter verbessern oder neu kaufen, um sich tiefer in die Mine wagen zu können und neue Materialien zu entdecken. Auch die restlichen Werkzeuge lassen sich aufwerten und verbessern.
Ein weiteres RPG-Element ist das Skill-System, welches Erfahrungswerte in den unterschiedlichen Professionen sammelt. Dazu zählen der Bergbau, das Holzhacken, das Farmen, das Angeln und noch einige weitere Tätigkeiten. Mit jedem neuen Level werden neue Gegenstände und Anleitungen für das Crafting freigeschaltet. Zudem kann man sich bei bestimmten Leveln spezialisieren und aus verschiedenen Zusatzfähigkeiten wählen, um den Alltag einfacher zu gestalten oder mehr Ertrag zu erwirtschaften. Bereits jetzt zeigt Stardew Valley jede Menge Möglichkeiten und Abwechslung, die für viele Stunden begeistern können. Trotzdem gibt es noch weitere Aspekte, die das Spiel so erfolgreich und bekannt gemacht haben.
Natürlich ist man im Dorf nicht alleine, sondern wohnt zusammen mit vielen anderen Bewohnern und feiert mehrmals im Jahr verschiedene Events und Feste, an denen man teilnehmen kann. Auch außerhalb der Feste kann man mit den Bewohnern interagieren und sich anfreunden. Jeweils sechs Junggesellinnen und Junggesellen kann man auch umwerben und schließlich heiraten um hinterher Kinder zu bekommen oder zu adoptieren. Dabei gibt es verschiedene Events, die abhängig von der Freundschaft ausgelöst werden können. Insgesamt zeigt das Spiel hier viel Liebe zum Detail und gibt jedem Charakter viele verschiedene Dialogoptionen und Texte, sodass man nicht immer die gleichen Texte hört und sich tatsächlich anfreunden möchte. Stardew Valley wirkt regelrecht lebendig und aktiv und verändert sich immer wieder, sodass auch hier ausreichend Abwechslung für viele, viele Stunden Spielspaß geboten wird.
Zuletzt kann man auch im Dorf selber aktiv werden und verschiedene Ausbauten freischalten, wie etwa ein Lorensystem für die schnellere Fortbewegung oder ein großes Gewächshaus, welches auch im Winter den Anbau von Gemüse ermöglicht. Hierfür besitzt man zwei unterschiedliche Wege, wie genau man diese findet möchte ich aber nicht verraten. Der eine Weg erfordert das Finden und Sammeln verschiedener Gegenstände, die teilweise gut versteckt oder nur schwer zu erhalten sind. Dazu zählen auch Gemüsesorten höchster Qualität, die langes Züchten erfordern. Die andere Methode ist wesentlich direkter, aber kostspieliger: Man sammelt gigantische Mengen Geld und kauft sich den Zugang zu den Erweiterungen. Aber bedenkt, dass die Wahl der Methode größere Auswirkungen auf Stardew Valley haben kann, als man zunächst vermutet.
Retro ist in!
Realistische Grafik ist etwas Tolles und kann genial aussehen, was unterschiedlichste Spiele der verschiedensten Genres zeigen. Aber muss es immer realistisch sein? Wie auch bei Point and Click Adventures ist manchmal das altbewährte 2D eine wesentlich schönere Präsentationsmöglichkeit. Auch Stardew Valley geht den Retroweg und präsentiert sich zweidimensional, aber definitiv nicht weniger hübsch. Alle Texturen, Hintergründe und Objekte sind detailliert und hübsch gezeichnet worden. Außerdem geizt das Spiel nicht mit hübschen Effekten wie etwa Kirschblütenblättern im Wind während des Winters oder leuchtende Quellen im Meer. Hier sieht man, dass es gar nicht immer 3D sein muss, sondern auch 2D toll aussehen kann.
Der Soundtrack ist vor allem eins: abwechslungsreich! So hört man nicht jeden Tag das gleiche Gedudel während man die Felder bestellt und Tiere versorgt, sondern bekommt mehrere unterschiedliche Tracks pro Jahreszeit, Event und Umgebung geboten. Somit wird die technische Präsentation vollkommen abgerundet.