Sundered REVIEW
Als Entwickler Thunder Lotus Games (Jotun) im vergangenen Jahr den Ankündigungstrailer von Sundered veröffentlichte, hatte der Titel sofort meine Aufmerksamkeit. Ungemein ansehnliche, da handgezeichnete Grafiken, eine mysteriös anmutende Welt, eine mit Motiven von H.P. Lovecraft aufgeladene Rahmenhandlung und dazu noch ein flottes Gameplay mit anspruchsvollen Bosskämpfen und Plattformer-Elementen wurden da wohlwollend versprochen. „Das ist doch was für mich“, dachte ich mir und befeuerte meine Vorfreude auf das finale Spiel. Nun ist Sundered für PlayStation 4 und PC erschienen – und kostete mich im Test so einige Nerven.
Erkunden, kämpfen, sterben
Nicht aber weil sich die Handlung unter anderem auch – typisch Lovecraft eben – mit dem Verlust der geistigen Gesundheit und der Frage, was eigentlich noch Realität und was schon Wahn ist, auseinandersetzt, sondern weil sich das Spiel stellenweise enorm unfair gibt und mich immer wieder dazu gebracht hat den Controller entnervt beiseite zu legen. Dieser Eindruck wird durch diverse Entscheidungen im Spieldesign weiter verstärkt und verleiht dem Gesamteindruck letztlich einen bitteren Beigeschmack. Aber alles der Reihe nach.
Sundered ist ein weiterer Vertreter der nach wie vor nicht abklingenden Welle von Spielen der Metroidvania Gattung. Typisch für diese Art von Titeln lauft, hüpft, forscht und kämpft ihr euch durch eine vertrackt aufgebaute Spielwelt, die sich aus unzähligen Ecken und Winkeln zusammensetzt und euch zunächst nur zu wenigen Bereichen Zugang gewährt. Als Spielwelt dient ein riesiges Höhlensystem, welches ihr in eurer Rolle als Hauptfigur Eshe zu entkommen versucht. Oben drauf gesellen sich noch leichte Rollenspiel- und Rogue-like Elemente sowie flotte Kämpfe gegen Monster, Roboter und mitunter außerirdisch anmutenden Wesen sowie Kämpfe gegen visuell eindrucksvoll gestaltete Bosse.
Die Angriffsmuster der Standardgegner erscheinen zunächst vielfältig: manche Gegner verbuddeln sich unter der Erde, nur um kurz darauf aus selbiger geschossen zu kommen und sich auf euch zu stürzen. Andere hingegen Schweben durch die Luft, laden sich mit Energie auf und attackieren euch oder nehmen euch aus sicherer Entfernung mit Lasern unter Beschuss. Leider hält das Spiel nur vergleichsweise wenige Gegnertypen parat. Anstatt hier zu variieren, werden die feindlichen Angriffe mit fortlaufender Spielzeit einfach nur stärker. Doch schon zu Spielbeginn enden die Kämpfe oft im Bildschirmtod, woraufhin Eshe an den Anfang der Spielwelt, der sogenannten Zuflucht, verfrachtet wird. Diese dient als eine Art Hub und erlaubt es euch, die durch das Töten von Gegnern und dem Finden von Schätzen eingesammelten Scherben in neue Attribute umzuwandeln. Leider liegt in den Kämpfen, die einen nicht unerheblichen Teil von Sundered ausmachen, das wohl größte Problem des Spiels verborgen.
Frust lass nach
Denn die Kämpfe machen überhaupt keinen Spaß. Schlimmer noch: sie frustrieren, erzeugen Wut und zehren so stark an den Nerven, das sämtliche Motivation zum Weiterspielen kontinuierlich flöten geht. Die Entwickler haben nämlich Anspruch mit Unfairness verwechselt und jagen euch in jeder Auseinandersetzung Horden von Gegnern auf den Hals. Von oben und unten, von rechts und links, sogar durch Wände hindurch werdet ihr gleichzeitig attackiert und müsst euch irgendwie zur Wehr setzen, was letztlich in banalem Button-Mashing endet. Dabei ist das Kampfsystem eigentlich stimmig und überzeugt zunächst durch eine sich sehr wendig steuerbare Hauptfigur und gut von der Hand gehenden Angriffen am Boden und in der Luft.
Dem nicht genug, schafft es das Spiel euch die Gegnerschwärme immer dann auf den Hals zu hetzen, wenn ihr innerhalb der Spielwelt einen Fortschritt gemacht habt, ihr also beispielsweise eine neue Abkürzung freigeschaltet oder eine Tür geöffnet habt. Das perfide: es gibt in der großen, teils sehr verwinkelten Welt keine Checkpoints. Jeder Tod bringt euch zu erwähnten Zuflucht zurück und damit an den Beginn des Spiels. Zwar betreten die Entwickler nicht die ganz krasse Rogue-like Schiene, sodass ihr freigeschaltete Waffen und Attribute nicht verliert und bereits geöffnete Türen und Gegner als solche weiterhin verzeichnet bleiben. Dennoch frustriert jedes Ableben, vor allem, wenn ihr zuvor 15, 20 Minuten durch die Welt gelaufen seit und die Wege erneut bestreiten müsst.
Das ist umso nervender, da die Level zu einem gewissen Teil per Zufalle generiert werden. Zentrale Orte und Zielvorgaben (Bosse, Platzierung von Türen etc.) sind davon zwar nicht betroffen, dafür aber die Wege, die nach jedem Tod neu erstellt werden. Der Wille der Entwickler durch dieses System einer möglichen Repetition zuvorzukommen, geht leider auch nicht auf, da die Level aus den stets gleichen Bausteinen zusammengesetzt werden. Dadurch gleichen sich die neu generierten Abschnitte letztlich doch sehr stark und nutzen sich schnell ab.
Lovecraft lässt grüßen
Dennoch gehört die optische Präsentation zu den Stärken von Sundered. Stellenweise sorgt die handgezeichnete Grafik gar für imposante Wow-Momente, was insbesondere für die Gestaltung der Bossgegner und die für die Handlung wichtigen Orte und Szenen gilt. Auch die Animationen der Figuren, allesamt von Eshe, sind sehr ansehnlich. Und auch das visuelle Storytelling ist den Mannen von Thunder Lotus Games famos gelungen. Die in Ruinen liegende, irgendwo zwischen nordischer Mythologie und düsterer Zukunftsvision angesiedelte Welt atmet durch und durch den Spirit von H.P. Lovecraft und konfrontiert den Spieler mit oftmals schaurigen Szenen und Bildern, die Hand in Hand mit der an sich spannenden, aber leider zu vage erzählten Hintergrundgeschichte gehen.
Auch der atmosphärische Soundtrack weiß zu gefallen, ohne sich zu sehr aufzudrängen. Dennoch gibt es teilweise wuchtige Orchestralklänge, die immer wieder mit gespenstischen Elementen gemischt wurden und so eine ganz eigenwillige Stimmung erzeugen.
Technisch macht läuft das Spiel auf dem PC übrigens ganz ordentlich. Die angepeilten 60 Frames werden zwar von lediglich auftretenden Rucklern unterbrochen, halten sich aber im Grenzen. Gespielt wird entweder mit Maus + Tastatur oder mit Controller, wobei Letzteres die in meinen Augen besten Option ist. Auf der PlayStation 4 soll es hingegen zu starken Rucklern und immer wieder auftretenden Abstürzen kommen, was ich aufgrund mangelnder Erfahrung mit der Konsolen_Version aber nicht bestätigen kann.