Danganronpa 1 – 2 Reload REVIEW
NIS America scheint 2017 die Danganronpa Initiative ausgerufen zu haben. Bevor der dritte Teil der Reihe bei uns im Herbst erscheint und die Trilogie offiziell abschließt, veröffentlicht der Publisher im Sommer noch die PlayStation 4 Portierung des Spin-Offs Danganronpa – Another Episode: Ultra Despair Girls. Den Startschuss für das Jahr des Monokuma macht aber in wenigen Tagen die ebenfalls für Sonys aktuelle Heimkonsole erscheinende Portierung der ersten beiden Serienteile. Warum Danganronpa 1 – 2 Reload ein absolutes Muss für Fans von japanischen Nischespielen ist und ob sich der erneute Kauf für all jene lohnt, die beide Titel bereits zuvor auf der PS Vita oder dem PC gezockt haben, klärt unser Test.
Schule der außergewöhnlichen Talente & killenden Plüschtiere
Danganronpa ist zu einer Zeit entstanden, in der die Escape the Room Thematik der letzte Schrei in Japan war und von mittlerweile unzähligen Filmen, TV-Serien, Novellen und Videospielen aufgegriffen wurde. Kazutaka Kodaka, welcher die Szenarios der vorliegenden ersten beiden Teile und anderer Ableger verfasst hat, fügte der bekannten Ausgangslage aber ein paar neue Kniffe hinzu, die sich letztlich zum Alleinstellungsmerkmal des Franchise entwickelt haben.
Im Zentrum der Handlung beider Teile stehen knapp ein Dutzend Schüler, welche als Neulinge an der Hope’s Peak Academy aufgenommen wurden. Hierbei handelt es sich um DIE Eliteschmiede Japans, an der nur die besten und aussichtsreichen Jugendlichen des Landes aufgenommen werden. Wer die Schule besuchen möchte, der braucht ein besonders ausgeprägtes Talent, welches ihn bzw. sie zum besten des jeweiligen Gebietes, zum sogenannten „Ultimativen“ macht. Der Clou an der Sache: akademische Talente im klassischen Sinne sind an der Hope’s Peak Academy offenbar nicht gefragt, denn unter den Schülern befinden sich der ultimative Yakuza, die ultimative Fanfic Autorin, das ultimative Gaming Girl und, und, und.
Spätestens, wenn nach einigen Spielminuten mit Plüschbär Monokuma der selbsternannte Oberlehrer und Aufseher der Jugendlichen auftaucht und diesen mitteilt, das sie sich in einem Spiel auf Leben und Tod befinden, in dem nur derjenige überlebt, der es schafft einen Mitschüler zu töten ohne dabei aufzufliegen, dürfte man sich im klaren darüber sein, das Danganronpa alles andere als gewöhnlich ist.
Dynamischer Genre-Mix
Zu 70% Visual Novel, 25% Point-and-Click Adventure und 5% Rhythmus-Spiel – diese Gewichtung dürfte einen guten Eindruck vom Ablauf geben und dem, was euch in Danganronpa 1-2 Reload erwartet. Zum überwiegenden Teil erzählen die Spiele eine sehr spannende, absolut absurde und immer bizarrer werdende Handlung in sehr liebevoll gestalteten Standbildern. Diese sind zum großen Teil nicht vertont, lediglich ein kleiner Teil ist komplett mit einer (wahlweise englischen oder japanischen) Sprachspur versehen, der Rest ist reiner Text, der nur in englischer Sprache vorliegt. Und eben hier dürfte für manche Spieler auch eine kleine Crux liegen, denn der Inhalt ist einigermaßen komplex und vor allem mit viel Wortwitz gespickt. Wer kein gutes Englischverständnis hat, der dürfte hier kaum seine Freude finden. Und das ist bedauerlich, denn die englische Lokalisation ist in beiden Spielen richtig gut und versprüht so viel Witz und Charme, wie ich es mir sehr viel häufiger von Lokalisationen wünschen würde.
Über den dominanten Visual Novel Aspekt hinaus gibt es aber auch einige etwas aufgelockerte Abschnitte, in denen man etwa einigermaßen frei und in Ego-Perspektive die Umgebung erkunden kann. In Danganronpa – Trigger Happy Havoc ist dies die Hope´s Peak Academy, in Danganronpa 2: Goodbye Despair eine von reichlich Sonne gesegnete Südsee-Insel. Der Sinn dieser freien Abschnitte liegt vor allem in der Interaktion mit den anderen Charakteren, die man in Gesprächen besser kennenlernen und so eine engere Verbindung zu ihnen aufbauen kann.
Leider sind die neu geknüpften Freundschaften selten von langer Dauer, denn über kurz oder lang geschehen Mord. Hier wechseln die Spiele noch einmal komplett ihr Genre und stülpen sich eine Adventure-Mechanik über. So muss man zunächst Beweise und Aussage sammeln und so dem Täter näher kommen. Denn wenn am Ende einer Gerichtsverhandlung nicht der wahre Täter entlarvt wird, so darf dieser fliehen – und alle anderen Schüler sterben einen grausamen Tod. Schaffen sie es in der Verhandlung aber doch den richtigen Mörder ausfindig zu machen, so dürfen sie auch am nächsten Morgen in ihrem Bett aufwachen. Der Täter hingegen findet sich in einer der diabolischen Mordapparate von Monokuma wieder und muss mit seinem Leben zahlen.
Der Schwierigkeitsgrad der detektivischen Abschnitte ist sehr moderat und man wird größtenteils zu den entscheidenden Hinweisen gelotst. Etwas mehr wird man im eigentlichen Prozess gefordert. Hier müssen Falschaussagen mit Beweisen entkräftet, Lügen aufgedeckt und falsche Fährten erkannt werden. Dabei tauscht das Spiel ein weiteres Mal seine Spielmechanik aus und fordert zu diversen Rhythmusspielen heraus. Diese wirken zu Beginn sehr chaotisch, machen nach einer Eingewöhnungsphase aber Spaß und bieten eine willkommene Abwechslung zum eigentlich eher starren Spielablauf.
Sehr cool ist die Art und Weise, wie die Prozesse geführt werden. Nicht nur sind sie mit schnellen Schnitten und impulsiven Wortgefechten sehr knackig inszeniert. Dadurch, dass die eigenen Argumente und Beweise in einen (gedachten) Revolver geladen und per Fadenkreuz auf die Falschaussage geschossen werden, erhält Danganronpa ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, welches so unkonventionell wie genial ist.
Portierung mit Ecken und Kanten
Nachdem die beiden Erstlinge zuvor schon von der PS Vita ihren Weg auf den PC gefunden haben, wurden sie für die PlayStation 4 in Form von Danganronpa 1 – 2 Reload nun ein weiteres Mal auf eine neue Plattform portiert. Technisch hält sich die aktuelle Version dabei auf dem Niveau der PC-Fassung. Die Auflösung wurde von der ursprünglichen Version also ein bisschen nach oben geschraubt und es fanden einige Anpassungen an die neue Hardware statt. Um ein richtiges Remaster handelt es sich aber nicht, weshalb man nun keinen technischen Sprung erwarten sollte, was angesichts des stimmigen und teils sehr verspielten Artdesigns – vor allem bei den Charakteren – aber kein großes Problem darstellen sollte.
Die Steuerung wurde sehr gut auf den Dualshock 4 Controller übertragen. Während die Textabschnitte entweder geklickt oder automatisch abgespült werden können, so muss man in den Prozessen und deren dynamischen Minispielen schon etwas mehr am Gamepad tun. Das funktioniert hier ebenso intuitiv, wie die Point & Click- und Adventure-Abschnitte in der Ich-Perspektive.