Republique REVIEW
In Republique erlebt der Spieler eine Gesellschaft, die sich abgeschottet hat. Das machthabende System reguliert das, was gedenkt und gesagt werden soll, konträre Ideen und Meinungen werden als Gift bezeichnet, Literatur und Kunst kontrolliert und verboten. Das, was Aldous Huxley und George Orwell bereits vor vielen Jahrzehnten beschrieben haben, ist für die junge Protagonistin Hope und ihresgleichen bittere Realität geworden. Doch ist Republique mehr, als nur eine Verneigung vor 1984 und Co. in Videospielform?
Schöne neue Welt
Der Anfang jedenfalls hat mich bereits gepackt und mein in vornherein vorhandenes Interesse noch verstärkt: ohne große Umschweife und Intro wirft Entwickler Camouflaj den Spieler direkt ins Geschehen und setzt ihn vor vollendete Tatsachen. Wir werden Zeuge, wie die junge Hope vor von Mitarbeitern des mächtigen Regimes abgeführt wird. Ihr wird der Besitz verbotener Literatur vorgeworfen, ein Vergehen, auf welchem in Metamorphosis, dem Ort der Handlung, eine hohe Strafe steht – die Auslöschung ihrer Gedanken.
Fortan ist es die Aufgabe des Spielers Hope zu befreien und dem Geheimnis von Metamorphosis und dem herrschenden System auf die Spur zu kommen. Was zunächst wie ein recht archetypischer Sci-Fi Thriller im dystopischen Gewand anmutet, entwickelt sich zunehmend zu einem mitunter überraschenden und in jedem Fall packenden Trip, der den Spieler nicht selten Fragen vor den Latz wirft, die schon heute große Bewandtnis haben. Unverkennbar ist der starke Einfluss bereits genannter Werke und Autoren. Glücklicherweise ist Republique aber mehr als ein Abklatsch seiner Inspirationsquellen und kann auf eigenen Beinen stehen. Allerdings ist der Einstieg nach dem stimmigen Opener etwas träge und die Handlung braucht Zeit, bis sie wirklich in Schwung kommt.
Schleichen mal (fast) anders
Im Kern ist Republique ein Schleichspiel. Der Twist: zwar steuert man Hope direkt an Wachen vorbei, versteckt sich mit ihr in Schränken, kriecht in Schächte oder stiehlt Gegnern heimlich Gegenstände aus deren Taschen. Allerdings macht man dies nicht aus der Schulterperspektive heraus. Stattdessen muss man auf die Sicherheitskameras in Metamorphosis zugreifen und sich über diese einen Blick über die Lage beschaffen. Denn Hope ist nicht die alleinige Protagonistin. Mit dem mysteriösen Cooper hat sie nämlich einen Helfer in den Reihen der Wachen (?!), welcher seinem Schützling zur Hilfe eilt.
Die Spielweise unterscheidet sich daher angenehm von der Genre-Konkurrenz. So kann Hope zum Beispiel Terminals nicht selbtständig hacken, Cooper hingegen aus der Ferne schon. Steht das junge Mädchen also vor einer verschlossenen Tür oder einer gesperrten Itembox, so muss der Spieler in die OmniVIEW genannte Ansicht wechseln. In dieser steht die Zeit still und man erhält Zugriff auf Kameras und Terminals, womit sich eben auch verschlossene Türen und Ähnliches öffnen lassen. Das ist zunächst etwas sperrig, doch mit etwas Eingewöhnung geht das Hin- und Herwechseln von der aktiven Steuerung von Hope hinüber in die OmniVIEW sehr fließend von der Hand und man lernt die gefrorene Zeit zu seinem Vorteil zu nutzen.
Von Mobile auf die große Konsole
Selbstverständlich ist das übrigens nicht. Ursprünglich wurde das Spiel nämlich für die Touchsteuerung von iOS- und Android-Geräten konzipiert. Der späteren Portierung für den PC folgt die aktuelle Veröffentlichung auf der PlayStation 4 samt etwas träger, aber trotzdem funktionierender Steuerung mit dem Controller.
Doch nicht nur hinsichtlich der Steuerung hat Republique den Sprung auf die große Konsole gut gemeistert. Natürlich sieht man dem Spiel stark an, das es nicht mit der Rechenkraft von PC oder PlayStation 4 im Hinterkopf entwickelt wurde, sondern eben für mobile Geräte. Insofern kann man zwar keine Bombastgrafik erwarten. Dafür überzeugt das Spiel aber mit einem stimmigen Artdesign, guter Musik und noch besserer Sprachausgabe. Übrigens bekommt man hier einen gestandenen Veteranen des Stealth-Genres zu hören, denn auch Snaaaaake…ich meine natürlich David Hayter (Metal Gear Solid) wurde als Sprecher verpflichtet.
Mit Pfefferspray und Elektroschocker
Republique ist auch deshalb mal ein angenehm anderes Schleichspiel, weil es als Alternative keinen gewaltsamen Weg zur Verfügung stellt. Brenzlige Situationen gibt es trotzdem immer wieder, und damit Hope nicht erneut abgeführt und in ein Verlies gesperrt wird, kann sie verschiedene Verteidigungswaffen, wie etwa Pfefferspray, mit sich führen und im Ernstfall gegen ihre Widersacher einsetzen, um zu fliehen und ein sicheres Versteck zu finden.
Etwas schade nur, das es hier ein wenig an der letzten Konsequenz fehlt. Denn egal wie oft mich die Wachen auch erwischen und abführen, sie ändern ihr Vorgehen nicht. Das Resultat: Hope landet in einer Arrestzelle und ich öffne die Tür aus der Ferne wieder. Der größte Knackpunkt von Republique ist definitiv die KI. Denn nicht nur sind die Gegner nicht in der Lage, ihr Verhalten meiner Spielweise anzupassen. Auch ist die Vorgehensweise der Wachen sehr einfach zu lesen, da ihre Wegpfade nicht dynamisch, sondern mehr oder weniger ein Loop sind. Dadurch fehlt es dem Spiel ein wenig an Komplexität und abwechslungsreichen Situationen.