Devil´s Third REVIEW
Ein neuer, ich will es mal Ego-Shooter nennen, betritt die Bühne der WiiU – Das heißt, nicht ganz Ego-„Shooter“, da es sich ebenfalls mit allerhand Nahkampfwaffen beharkt wird. Vor allem wird blutig geschnetzelt! Die Rede ist von Devil´s Third, das nach etwa fünfjähriger Entwicklungszeit endlich doch noch an den Start geht. Gespannt war ich auf den Titel aufgrund der Tatsache, dass dieses Genre für Nintendo-Konsolen doch eher fremd ist, und wie es umgesetzt werden würde…
Something ordinary
So in etwa könnte man die Solo-Kampagne von Devil´s Third zusammenfassen. Alles steht und fällt mit dem Antihelden Ivan. Dieser, einst Mitglied in einer Terrorzelle voller stereotyper Charaktere, kämpft sich von Beginn an mit brachialer Gewalt und allerlei Nah- sowie Fernkampfwaffen von Level zu Level. Dabei steht es immer im Vordergrund, nun im Dienste der „guten“ FDRA (Federal Disaster Response Agency) seine alten Kameraden von anno dazumal mit ihren dazugehörigen speziellen Kampfstilen zu töten. Da wären beispielsweise der Kraftprotz, der Agile, oder eben die Schöne mit dem Hang zum Explosiven. Doch was nun recht herausfordernd klingt, ist kein Todesurteil, denn Ivan selbst, ein Muskelprotz mit freiem Oberkörper und Ganzkörpertattoo, sowie Zuneigung zu Alkohol und Zigarren, ist offenbar Experte in allen Waffen – vom Eisenrohr bis Katana, und von der Sig Sauer bis hin zum Raketenwerfer.
Zunächst aber wird er per Satellit in seinem Luxusquartier im Hochsicherheitstrakt unter Guantanamo persönlich von höchster Stelle berufen, die sogenannte Terrororganisation zu bekämpfen. All die nützlichen Basisfunktionen, die Ivan durchführen kann, inklusive der zugegebenermaßen coolen Rutschfunktion aus vollem Lauf, um mit angehaltener Schusswaffe auf den Gegner zuzusliden, helfen ihm die Aufträge bestmöglich auszuführen. Generell aber wird bei Devil´s Third viel mit der eigenen Deckung gearbeitet und aus ihr heraus Gegner gekillt – Eben ein typischer Covershooter mit abschaltbarem Autocover und Autoaim.
Mit den nun bekannten Grundfunktionen geht es nach dem erfolgreichen Ausbruch aus dem Knast auf die Jagd nach den Teammitgliedern der SOD. Hier kämpft sich Ivan mit Unterstützung der FDRA Truppen von Gang zu Gang, von Gebäude zu Gebäude, und von Felsen zu Felsen. Doch auch wenn sich das Setting der einzelnen Levels stark unterscheidet, ist es immer das ewige „hide and shoot“. Ein wenig Würze in den sonst sehr linearen Abläufen der Level bringt ab und an die Übernahme stationärer Großwaffen wie Bordwaffen oder Panzerabwehrkanonen. Auch machen die Nahkampfangriffe Spaß – hier steht euch, genau wie bei den Schießprügeln, von denen ihr immer maximal zwei mit euch führen könnt, ein beträchtliches Arsenal zur Verfügung. Da gibt es das Eisenrohr, das Katana, oder auch mal eine Feuerwehraxt, die den Gegner mittels Kombo in die ewigen Terroristenjagdgründe schickt. Wenn ihr übrigens mit dem richtigen Nahkampfangriff Gegner beseitigt, was oftmals in Buttonmashing endet, beginnen eure Tattoos zu leuchten, und ihr schaltet eine Spezialattacke frei, die dem Gegner immens zusetzen.
Große Schwächen
So etwas schon in der Überschrift zu schreiben heißt schon was – besonders wenn es von mir kommt, da ich schon hart gesotten bin, was Grafik angeht, und grundsätzlich die Optik dem Spielspaß unterordne. Zudem wirkt die Steuerung mit der Grundeinstellung ein wenig unpräzise – das mag aber von Waffe zu Waffe und Spieler zu Spieler unterschiedlich ausfallen. Hier aber haben wir ein Spiel, was vor allem grafisch nicht gerade eine Augenweide ist. Falls viele Gegner auf Ivan zukommen, ist es keine Seltenheit, dass das Spiel anfängt zu ruckeln – bei Konsolen ein absolutes NoGo! Dazu wirken die Texturen einheitlich – alles ist sehr leblos, worunter natürlich die Atmosphäre leidet. Ich hatte das Gefühl durch ein künstlich angelegtes Dauertutorial zu rennen – wirklich schade, so kann die WiiU doch viel mehr. Ferner wird das Spiel leider noch durch die teils sehr durchschaubaren Gegner ergänzt, welche periodisch aus ihren Deckungen hervorkommen und sich bedingungslos abknallen lassen. Zu den doch manchmal wie ein Spaziergang anmutenden Leveln kommt dann noch als Krönung ein unverhältnismäßig starker Boss hinzu, der einem nicht einmal die Zeit lässt, einen Schwachpunkt oder die passende Taktik zu finden, bevor er unseren Helden blutig in Stücke reißt – und das treibt gehörig die Frustleiste hoch!
Das Einzige was für mich in Ordnung geht ist der Surround Sound – ich mag es, wenn man Gegner akustisch lokalisieren kann, und ich will zwar nicht sagen, dass es sich hier um ein Meisterstück handelt, aber die zum Teil lächerlich wirkenden sprachlichen Untermalungen sind so herrlich absurd, dass es schon wieder eine Freude ist zuzuhören und sicherlich zum skurrilen Charakter des Ivan passt.
Multi-play
Wäre hier schon Schluss mit Devil´s Third, würde ich wahrlich vom Kauf abraten und eine Wertung jenseits der Mittelmäßigkeit abgeben. Allerdings kann der Multiplayermodus in meinen Augen doch vieles wieder wettmachen!
Kurz einmal in der Zusammenfassung: In Devil´s Third geht es um eine nicht allzu entfernte Zukunft, in der die alte Weltordnung nicht mehr präsent ist. Stattdessen entstehen kleine Gruppierungen, die die nordamerikanischen Staaten unter sich aufteilen wollen. Alles geschieht im Rahmen der FDRA, welche euch als neue Machtinstanz supportet, um dem Terror Einhalt zu gebieten. Vor diesem Hintergrund gründet ihr Clans, teilt euch die Regionen auf, und bekämpft euch online!
Zu Anfang müsst ihr euch erst durch das Trainee-Programm der FDRA kämpfen – wieder eine Art Tutorial, nur diesmal mit dem Ziel euch den Onlinemodus näher zu bringen. Enden wird die Trainee-Zeit mit dem Erreichen des fünften Levels. In jedem Spiel das ihr absolviert, habt ihr nämlich die Chance durch Erreichen der Ziele, und natürlich durch gute Abschussraten, Erfahrungspunkte zu sammeln. Zu diesem Zweck bekommt ihr zunächst eine Trainingswaffe mit Autoaim und könnt erst einmal nur im sogenannten „Drill“-Modus kämpfen. Dieser beinhaltet lediglich das bloße Aufeinandertreffen gegen andere Devil´s Third-Einzelkämpfer. Zur Auswahl zu Beginn (es werden noch drei weitere im Laufe der Zeit freigeschaltet) stehen euch neben den aus anderen Spielen sicherlich ebenfalls bekannten Modi „Deathmatch“ und „Teamdeathmatch“, noch „Cargo Capture“, „Chickens“, „Close Quarters“, „Carnival“ und „Guardian“ zur Verfügung
Des Ivans neue Kleider und Waffen
Doch zuvor möchte ich auf ein wichtiges Element eingehen – die Ausrüstung. Auch in Devil´s Third kostet es Spielwährung, die hier Dollen heißt, und zum Kauf benötigt wird. Das betrifft unter anderen Waffen, wie auch Ausrüstungsgegenstände, Munition, Special Arms oder Outfits. Oft bezahlt man jedoch mit der zweiten „Währung“ – goldene Eier. Diese sind rar und können in Nintendos eShop gekauft werden. Aber bevor ihr einen Erstickungsanfall bekommt – spielentscheidend sind die Eier nicht! So sind sie doch eher auf die Individualisierung des digitalen Helden ausgelegt.
Um die Waffen testen zu können (jede fühlt sich wirklich anders an) kann man im „Hatties“ vorbei schauen. Dies ist ein Waffenladen, der zum Ausprobieren einlädt. Habt ihr euch nach Level 5 eine neue Waffe aus den drei Kategorien Assault, Gunner oder Sniper zugelegt, wobei ihr immer auch eine sekundäre Waffe haben könnt, sowie ein nettes Nahkampfteil, dürft ihr euch an den Klanmatches beteiligen. Hierbei kann grundlegend unterschieden werden, ob ihr selbst beitretet, oder als Söldner zufällig an einem Match teilnehmen möchtet. Habt ihr euch für den Klanweg entschieden, so wird euch zunächst abverlangt ein Gebiet zu wählen, in dem ebenso eure persönliche Basis liegt. Später könnt ihr für Geld noch andere Stützpunkte in angrenzenden Gebieten erbauen.
Wo wir schon dabei sind – es gibt insgesamt sieben Gebiete, und in jedem ist ein Ranking enthalten, welcher Klan dort zurzeit dominant ist. Das Ganze ist festgelegt durch die vorhandenen Basen, die dort errichtet, ausgebaut und besiegt werden können. Eine solche Basis ist das Spielfeld der Klanmatches, um die Rangfolge zu ermitteln. Zunächst steht euch nur eines von drei Arealen zur Verfügung, sobald ihr aber genug Dollen zur Hand habt, besteht für euch die Möglichkeit, die anderen beiden zu erwerben.
Zusätzlich wird euch die Chance geboten, neben den schon vorhandenen Grundbauten, auch noch eigene Installationen wie Bunker, Sandsäcke, Funktürme, Saloons, Sentryguns, Zäune usw. aufzustellen. Jedoch müsst ihr erst mit Levelaufstiegen die Zubauten freischalten, und dann wiederum euren hart verdienten Reichtum investieren. Gleichzeitig werden euch so aber nicht nur Vorteile im Feld zuteil, sondern die Erweiterungen erhöhen auch noch den Level des sogenannten „Fortress“. Später, wenn ihr einmal gegnerische Klanfestungslevel angreift, bekommt ihr, angepasst zum Level der Festung, auch XP und Clan-Dollen, mit denen ihr beispielsweise Special Arms wie Hubschrauber, Haubitzen oder Kampfflieger während eines Siege Matches herbeirufen könnt, um die gegnerischen Installationen abzureißen. Jede hat eigene Energiebalken und kann nicht x-beliebig zerstört werden.
Siege Match
Thema Siege Match: Euch stehen Offense, Defense und Free Entry zur Auswahl. Hinter Offense findet ihr entweder die Möglichkeit, einem Angriff auf einen Klan in einem Gebiet selber zu starten, oder sich einen bereits eröffneten Kampf anzuschließen, initiiert von einem Klanmitglied. Bei Defense schließt ihr euch der Verteidigung einer Festung an, und bei Free Entry werdet ihr zufällig einem bestehenden Klan-Raid oder Defense eines anderen Klans zugeteilt. Wichtig dabei ist auch die Chatfunktion, die auf dem Pad zu finden ist, und euch die Möglichkeit bietet gute Absprachen zu führen.
Falls einmal keine Klan-Kollegen online sind um einen Raid zu starten, könnt ihr euch weiterhin gut im Drillmodus amüsieren. Wie bereits erwähnt sind momentan sieben freigeschaltet. Zum Deathmatch und der Team-Variante muss ich wohl nichts mehr erläutern und verlege den Fokus auf Cargo. Bei Cargo fallen Container vom Himmel, die als erstes erobert werden wollen, und evtl. nette Waffen enthalten. Ansonsten gewinnt das Team mit den meisten Punkten. Gespielt wird übrigens immer bis entweder die Zeit abgelaufen ist, oder ein bestimmtes Punktlimit erreicht wurde. Bei Chickens werden wiederum Hühner gejagt. Dies klingt lustig – und das ist es auch! Vergesst jedoch nicht, Waffen sind weiterhin mit von der Partie, was einem die Sicherheit raubt, und den Wettkampf um einen weiteren Faktor anreichert. Für Close Quarters müsst ihr eure Nahkampfausrüstung gut an eure Fähigkeiten anpassen, denn hier sind keine Schusswaffen erlaubt. Doch mein bisheriger Favorit heißt Carnival. Hier wird euch abverlangt, an zufällig auftauchenden Obst- und Gemüseständen bis zu drei Teile aufzusammeln, und diese in einem ebenfalls zufällig auf- und wieder abtauchenden gigantischen Mixer, wie eine Granate hineinzuwerfen. Selbstverständlich wird auch diese skurrile Aufgabe mit Punkten belohnt.
Das neuste Mitglied in der Drillkategorie ist Guardian. Hier verteidigt ihr ein kleines Areal vor den Feinden. Meistens endet es in einem Gemetzel, jedoch kann man taktisch vorgehen.Drei weitere Modi, die zum Rezensionsschluss noch nicht freigeschaltet waren, kommen wohl noch zur üppigen Auswahl hinzu. Zumindest verraten dies die drei Fragezeichen-Felder neben den sieben bekannten Modi. Solche sogenannten Platzhalter gibt es übrigens auch im Klanmenü zu finden, welches so ebenfalls darauf schließen lässt, dass die Entwickler sich weitere Optionen offen halten, und vielleicht schon bald mehrere Regionen dazuschalten.