Life is Strange REVIEW
Das Leben besteht aus zahlreichen Entscheidungen, die Konsequenzen mit sich bringen. Genau das stellt Life is Strange in den Mittelpunkt und kombiniert es mit einer eher weniger alltäglichen Fähigkeit: Zeitreisen über kurze Zeiträume, um Entscheidungen umkehren zu können. Für mich klang das schon interessant genug, um einen Blick zu wagen – aber lest selber!
Das Leben besteht aus Konsequenzen
Max ist Fotografie-Studentin und wusste bis jetzt nichts von ihren Fähigkeiten. Stattdessen erfährt sie mehr aus versehen – im Angesicht eines Mordes – von ihrer Fähigkeit, die Zeit zurückdrehen zu können. Danach überschlagen sich die Ereignisse und Max erfährt nicht nur mehr über ihre Fähigkeiten, sondern auch über die düsteren Geschehnisse an ihrer Universität. Wie genau die Geschichte dann weitergeht? Genau das ist die Besonderheit von Life is Strange, da jede Handlung kleinere oder größere Folgen mit sich bringt. Egal ob Beziehungen zu anderen Mitstudenten oder Entscheidungen, wie man weiter verfährt. Eine „richtige“ Entscheidung gibt es nicht, sodass man teilweise die Folgen nicht absehen kann oder zwischen zwei unterschiedlich schlechten Möglichkeiten auswählen muss. Teilweise laufen auch erst später viele Entscheidungen zusammen und können alles verändern.
Die Story fängt dabei interessant an und wird im Laufe der Handlung immer spannender und komplexer. Auch die vielen Entscheidungsmöglichkeiten geben immer wieder die Möglichkeit, die Geschichte bewusst zu verändern. Nach und nach geht das Spiel auch – je nach Entscheidung – in sehr unterschiedliche Richtungen. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Nebengeschichten über die Probleme und Geschichten einzelner Charaktere, sodass Life is Strange unglaublich komplex wirkt und eine tolle Atmosphäre bietet.
Das Gameplay von Life is Strange ist eher simpel und typisch für ein Adventure im Point and Click Stil, wobei es hier und da einige neue spannende Funktionen gibt. Grundsätzlich ist vor allem die Spielwelt sehr frei erkundbar, sodass sich Universität, Umgebungen und weitere Orte vollständig erkunden lassen und überall detailliert gestaltet sind und Hinweise oder interessante Details bieten. Das wichtigste Mittel ist dabei das Reden, um Informationen zu sammeln und seine Mitstudenten oder neue Personen kennenzulernen. Hierbei bieten sich oft mehrere Möglichkeiten, die unterschiedliche Konsequenzen mit sich bringen. Auch durch Zurückdrehen der Zeit kann man Personen direkt mit eben erfahrenen Informationen konfrontieren, um noch mehr aus ihnen herauszubekommen. Teilweise sind diese direkt spürbar wie die Beziehung zu Freunden, teilweise entwickeln sie sich zusammen mit anderen Entscheidungen aber auch zu deutlich größeren Veränderungen.
Bereits an dieser Stelle setzt die Einzigartigkeit des Spiels an: Die Möglichkeit die Zeit zurückzudrehen. Teilweise erhält man neue Gesprächsmöglichkeiten, Lösungen zu Rätseln oder auch die Möglichkeit, kritische Situationen langsam und durchdacht zu lösen. Außerdem kann man sich dadurch jede Entscheidung nochmals durch den Kopf gehen lassen und ändern. So simpel diese Funktion ist, bringt sie spannende Änderungen und Möglichkeiten fürs Gameplay mit sich. Neben vielen Gesprächen gibt es auch mehrere Rätsel, die typisch für Point and Click Adventures sind. Diese greifen teilweise auf gefundene Gegenstände, gesammeltes Wissen oder die Zeitmanipulations-Fähigkeit zurück.
Schnell wird allerdings klar, dass der Schwerpunkt auf der Story und Atmosphäre, sowie den zahlreichen möglichen Entscheidungen und Details liegt. Die Rätsel zwischendurch und die vielen Details und Möglichkeiten zur Erkundung tragen eben zu dieser Atmosphäre bei und machen das Gameplay noch abwechslungsreicher. Natürlich gibt es in Life is Strange auch wieder Trophäen, die allerdings einem ziemlich ähnlichen, aber interessanten Schema folgen: In jeder Episode sind 10 Motive versteckt, die sich fotografieren lassen. Diese lassen sich alle leicht verpassen und müssen genau gesucht werden. Neben der Möglichkeit sich bei neuen Spieldurchgängen anders zu entscheiden, steigt dadurch der Wiederspielwert und motiviert zum genauen Erkunden der etwa 3-4 Stunden langen Episoden, sodass man auf knapp 20 Stunden Spielzeit bei einfachem Durchspielen kommt. Für ein Spiel für 20€ ist das mehr als ordentlich, wenn man bedenkt, dass das Spiel in dieser Zeit einiges an Story und Atmosphäre bietet. Außerdem motiviert das Spiel durch verschiedene Trophäen und den sehr unterschiedlichen Story-Verlauf gleich zum mehrfachen durchspielen.
Leider nicht Current-Gen-Grafik
Life is Strange ist nicht nur für die Current Gen – Vertreter PS4 und Xbox One, sondern auch für die jeweiligen Vorgänger erschienen, sowie den PC. Leider entspricht deshalb die Grafik nicht wirklich Current-Gen Niveau, aber auch für die Last-Gen macht Life is Strange nur einen soliden bis guten Eindruck. Obwohl Hintergründe und Objekte detailliert und realistisch gestaltet sind, hinkt die Grafik gerade bei den Personen etwas hinterher. Sowohl Haare als auch die Mimik sehen teilweise etwas zu steif und unbewegt aus und können die großartige Qualität von Story, Atmosphäre und Dialogen leider nicht durchgehend tragen.
Ganz anders sieht das bei der Vertonung aus. Die Sprecher leisten einen tollen Job und schaffen es im Gegensatz zur Mimik immer perfekt, die Emotionen auszudrücken. Außerdem passen die Stimmen zur jeweiligen Person. Ein kleiner Wehrmutstropfen könnte allerdings die ausschließlich englische Sprache sein. Ähnlich positiv sieht es mit dem Soundtrack aus, der einen großen Teil zur Atmosphäre beiträgt.