Dragon Age: The Veilguard REVIEW
Als das Jahr 2024 begann, war ich ziemlich ernüchtert, ob mir die Spiele gefallen würden, die in diesem Jahr erscheinen. Doch überraschenderweise waren es mehr Titel als erwartet. Dazu trug auch Dragon Age: The Veilguard bei. Während mich vor allem der erste Teil damals in seinen Bann zog, konnten mich die beiden Fortsetzungen nur bedingt begeistern, obwohl es durchaus gute Games waren. Daher bliebt die Vorfreude auf den offiziellen vierten Ableger der Reihe relativ gering. Bewertungen in einigen Stores rieten sogar vom Kauf ab, was zumeist aber mit dummen Begründungen (z.B. gleichgeschlechtlicher Liebe) einherging. Doch letztlich sollte es mir vergönnt sein, das Action-Rollenspiel aus der Schmiede von Bioware testen zu dürfen. Ob es mich so verschlungen hat wie seinerzeit Dragon Age: Origins?
Drachen, Verderbtheit und Götter
Die neue Geschichte setzt 10 Jahre nach dem letzten Teil (Inquisition) an und lässt euch Jagd auf Solas machen. Der Elfengott versucht den Schleier zum Nichts zu zerstören, um die alte Welt der Elfen wieder herzustellen. Inmitten das Rituals taucht eine Gruppe von Helden auf, denen ihr zugehörig seid. Doch anstatt die Welt zu retten, bringt die Unterbrechung mehr Unheil mit sich, als sich die Gruppe vorstellen kann. Die böswilligen und selbsternannten Götter Ghilan’nain und Elgar’nan können ihrer Gefangenschaft im Nichts entkommen und sind von Rachegelüsten getrieben. Mit der Verderbtheit und der dunklen Brut voran, steht die Welt nun vor dem endgültigen Untergang.
Storytechnisch haut Dragon Age: The Veilguard ordentlich einen raus, was zuvor keinem Teil in dieser Form und Dichte gelungen ist. Die ständige Hoffnungslosigkeit und das Gefühl, immer mehr Schritte zurückgeworfen zu werden, fängt das Rollenspiel perfekt ein. Gleichzeitig werden mehrere Elemente aufgegriffen, die in vorangegangenen Teilen bereits thematisiert wurden. Das heißt, Fans werden hier an vielen Stellen glücklich gemacht.
Die ersten Schritte in neuen Welten
Um in der Geschichte mitwirken zu können, bedarf es erst einmal einer Spielfigur, die ihr selbst erstellen dürft. Die Festlegung von Geschlecht, Optik, Stimme, Hintergrund, Volk sowie Klasse können zu Beginn schon etwas an Spielzeit einfordern. Doch bei all den Möglichkeiten wäre es schon fast zynisch, ein vorgefertigten Charakter zu wählen. Ist alles nach eigenen Wünschen ausgestaltet, kann es endlich losgehen.
Mit den ersten Schritten in der neuen Welt beginnt ihr zugleich, eure Begleiter näher kennenzulernen, was anfänglich aber noch träge erscheint. Romanzen sind noch weit entfernt, kommen aber mit jedem erfüllten Gefallen und passenden Dialog näher. Eure Mitstreiter öffnen sich immer mehr, was weitere Handlungsstränge zugänglich macht. Diese erweitern die knackige Hauptstory und führen dazu, jeden Winkel des Action-Rollenspiels kennenzulernen. Und dies ist nicht nur auf die Welt bezogen, sondern auch auf die tollen und umfangreichen Dialoge, die ihr in verschiedenen Richtungen lenken könnt. Motiviert ihr eure Begleiter, oder bringt ihr sie eher dazu, eure Entscheidungen zu missbilligen? Dragon Age: The Veilguard gibt euch viel Freiheit an die Hand, was sich jedoch nicht in Gänze auf den Verlauf der Story auswirkt.
Die Schlachten
Wo „Dragen Age“ draufsteht, dürfen Drachen natürlich nicht fehlen. An Gegnern mangelt es dem Spiel kaum. Ob Erzdämonen, die dunkle Brut, die Venatori oder eben Drachen, die Welt ist prallgefüllt an Kontrahenten und Gefahren. Das heißt ebenfalls, das Kämpfe ein wichtiger Bestandteil von Dragon Age: The Veilguard sind. Diese werden hauptsächlich in Echtzeit ausgetragen, setzen aber zugleich auch auf ein Ringmenü, mit dem verschiedene Skills beansprucht werden dürfen. So wechselt ihr in Windeseile eure Attacken und könnt im Nah- wie Fernkampf agieren. Eure verbündeten Recken, von denen ihr maximal zwei im Schlepptau habt, dürfen ebenfalls befehligt werden. Dabei entscheidet ihr, auf welchen Gegner sie jagt machen und mit welchen Attacken sie vorrücken. Das kann in manchen Fällen sogar zum perfekten Ablenkungsmanöver werden, um euch die Chance zu geben, Wunden wieder heilen zu lassen.
Blankes Draufhauen wird ohnehin nicht immer viel bringen, denn einige Feinde sind euch von der Stärke her überlegen und müssen mit Ausweichmanövern und Kombos bezwungen werden. Dadurch wirken die Schlachten fast immer abwechslungsreich und machen bis zum Schluss Spaß. Wer selbst jetzt noch nicht ganz zufrieden ist, darf sich auf Finisher freuen, die das Ende eines Feindes einläuten.
RPG in voller Form
Um den etwas größeren Brocken gerecht zu werden, wurde ein Level-Up-System implementiert. Dieses schaltet mit jeder neuen Charakterstufe Skillpunkte frei, die eure Fähigkeiten ausbauen und verbessern. Doch auch der Einfluss des Fundus sollte nie unterschätzt werden. Neue Rüstungen und Waffen können unterschiedliche Verzauberungen innehaben, die sich im Kampf als unterstützend erweisen. So wird der Gegner mit Elementschaden oder Verwundungen zusätzlich geschwächt, was den Ausgang der Konfrontation gelegentlich entschiedet.
Das Sammelsurium ist aber nicht so üppig wie in vergleichbaren Action-Rollenspielen. Versteckte Kisten sollten erspäht, oder eine Verbesserung von bereits erworbenen Equipment in Betracht gezogen werden. Letztlich lassen sich Waffen, Gürtel, Ringe, Helme und Rüstungen aber auch bei Händlern erwerben – und das nicht nur für euren eigenen Charakter! Dasselbe gilt für die Skills, denn eure Begleiter dürfen mit jedem Levelaufstieg auch neue Angriffe für sich beanspruchen.
Überflüssige Gegenstände und Items können wiederum verkauft werden, was ein mehr als lohnendes Geschäft bereithält. Je nach Zugehörigkeit des Händler, wird durch einen Verkauf die jeweilige Fraktion gestärkt. Dies mündet ferner in wertvolle Unterstützer, wenn es Richtung Finale geht.
Technik
In den frei begehbaren Arealen, die durch eine Kreuzung miteinander verbunden sind, aber auch per Schnellreise anvisiert werden können, erwartet uns fast immer eine tolle Grafikpracht. Die sehr abwechslungsreichen Schauplätzen laden ein, sie bis zum letzten Winkel zu erkunden und immer wieder dorthin zurückzukehren. Dragon Age: The Veilguard hat kurzzeitig mir sogar die Frage eröffnet, ob ich eine PlayStation 5 Pro benötige, um noch mehr visuelle Facetten des Spiels erleben zu dürfen. Zu einem Kauf der neuen Hardware kam es zwar nicht, doch bin ich überzeugt, dass das Action-RPG noch einiges zurückhält. Dennoch gibt es eine kleine Kritik, denn ständig flimmert der Dreitagebart meines Charakters, was etwas Authentizität nimmt. Doch wenn man all die Szenarien und Cutscenes genauer betrachtet, ist das grade ein verzweifelter Versuch, auch mal einen kleinen Kritikpunkt zu finden.
Der Sound passt immer zur Situation und bereichert das Spiel optimal. Besonders hervorzuheben ist die deutsche Lokalisierung, die stimmgewaltig daherkommt. Gefühle wie Trauer, Freude, Wut und Angst werden grandios vermittelt und bereichern so alle spannenden und schönen Momente.
Nach etwas Spielzeit sitzt auch die Steuerung, die dank des Ringmenüs nicht überladen wirkt, trotzdem eine enorme Vielfalt darbietet.
Pro & Kontra
- Tolle und packende Story
- Schöne wie tragische Welten
- Grandiose wie durchdachte Dialoge
- Tolle deutsche Lokalisation
- Kleine Grafikfehler