Oceanhorn 2 Knights of the Lost Realm (PS5)REVIEW
Oceanhorn 2 Knights of the Lost Realm ist eine enthusiastische Hommage an die Legend of Zelda-Reihe, insbesondere an Wind Waker. Ein sehr ehrgeiziges Projekt, vor allem für ein Spiel, das eher auf mobilen Plattformen zu Hause ist. Auf der einen Seite ist es technisch beeindruckend, auf der anderen Seite bremsen mangelndes Feintuning und Designentscheidungen ein ansonsten solides Abenteuer.
Ein Mobile Game?
In Oceanhorn 2 Knights of the Lost Realm schlüpft ihr in die Rolle eines stummen und ansonsten unauffälligen Protagonisten. Ihr beginnt euer Abenteuer auf einer Insel irgendwo auf dem Planeten Gaia. Eure Aufgabe, einen MacGuffin zu finden, um eure Tauglichkeit als Ritter zu beweisen. Besiegt ein paar Monster, löst ein paar Rätsel und ihr erhaltet eure Ritterurkunde. Dann rekrutiert ihr den Roboter Gen und die abtrünnige Prinzessin Trin, die euch als Schutzschilde im Kampf und als Werkzeuge beim Lösen von Rätseln dienen. Und schon kann das große Abenteuer beginnen.
Die Spielwelt ist einerseits eine typische Fantasy-Umgebung, andererseits findet man dort fortgeschrittene Technologie (wie z.B. Gen, einen humanoiden Roboter), die aber von niemandem groß beachtet wird. Das Spiel selbst erwähnt, dass der Planet terraformiert wurde, was darauf hindeutet, dass alle wissen, dass sie auf einem Planeten leben, der einst dem menschlichen Leben feindlich gesinnt war, aber die Gesellschaft scheint in einer vorindustriellen Ära zu verharren. Es ist ein bemerkenswerter Kontrast zwischen hochentwickelter Technologie und einer Gesellschaft, die das meiste davon zu vermeiden scheint.
Kein typisches Mobile Game!
Was das Gameplay selbst betrifft, so trifft die Beschreibung „Zelda von Grund auf“ den Nagel auf den Kopf. Das erste Oceanhorn-Spiel war eher ein „Link to the Past“ mit einer isometrischen Draufsicht. Die Fortsetzung geht voll in Richtung „Wind Waker“, mit einer 3D-Kamera, einer Weltkarte, die mit Ozean bedeckt ist, und Dingen, die es zu zerschlagen gilt. Ihr werdet eure verschiedenen Werkzeuge einsetzen, wie zum Beispiel die Elementarschüsse eurer Waffe, und eure beiden Party-Mitglieder herumkommandieren, um zum Beispiel auf entfernten Schaltern zu stehen.
Kämpfe sind ziemlich simpel: Man schwingt sein Schwert in einer einfachen Drei-Hit-Kombo und kann entweder seinen Schild hochziehen, um Angriffe zu blocken, oder ausweichen. Es gibt zwar einen Ausdauerbalken, der ein ständiges Ausweichen verhindert, aber im Grunde müsst ihr euch nur von den Gegnern wegrollen, um ihren Angriffen auszuweichen, dann zurücklaufen und ein paar weitere Hiebe austeilen, bevor ihr wieder ausweicht. Sobald ihr den Enterhaken erhaltet, könnt ihr jeden Gegner damit fangen, wodurch ihr direkt zu ihm springen und ihn sofort treffen könnt, was euch auch die Möglichkeit gibt, Gegner zu überraschen. Leider ist der Kampf nicht besonders abwechslungsreich, weder was die Gegnertypen noch was die Interaktionsmöglichkeiten mit ihnen angeht, und die meisten Gegner können ohne Konsequenzen ignoriert werden.
Fragwürdiges Design
Glücklicherweise glänzt das Spiel mehr durch das Lösen von Rätseln und Erkunden als durch Kämpfe. Die Welt ist abwechslungsreich und bietet viele Erkundungsmöglichkeiten. Ein tolles Feature ist, dass jedes Gebiet automatisch anzeigt, wie viele Truhen und Blutsplitter (sammelbare Gegenstände) sich noch in diesem Gebiet befinden. Wenn ihr also ein Haus betretet und neben der Minikarte ein Truhensymbol seht, wisst ihr, dass dort etwas versteckt ist.
Alles zusammen ergibt ein solides Spiel mit manch fragwürdigen Designentscheidungen. Der Ausdauerbalken erinnert zum Beispiel an „Breath of the Wild“. Aber es gibt keine Möglichkeit, ihn zu erhöhen, was das Laufen sinnlos macht, da es länger dauert, ihn wieder aufzuladen. Auch das Ausweichen verbraucht Ausdauer. Was Sinn ergeben würde, wenn das Ausweichen vor Angriffen der Schlüssel zum Sieg wäre, wie in einem Souls-ähnlichen Spiel. Die meisten Gegner greifen nicht oft genug an, um mehrere aufeinanderfolgende Ausweichmanöver zu erfordern. So wird man als Spieler im Grunde nur bestraft, wenn man sich wie in einem Zelda-Spiel durch die Gegend rollt.
Übrigens könnt ihr nicht springen, was bedeutet, dass Ihr hüfthohen Mauern und Zäunen ausgeliefert seid.
…und trotzdem schön
Alles in allem ist die Fortsetzung von Oceanhorn: Monsters of Uncharted Seas (Review) ein sehr schönes und anspruchsvolles Spiel. Sobald man in das Ökosystem der Konsolen- und PC-Spiele eintaucht, sieht man sich mit größeren und kompetenteren Titeln in diesem Bereich konfrontiert. Die Frage ist: Ist Oceanhorn 2 Knights of the Lost Realm sein Geld wert? Es ist ein guter Titel mit einer Spieldauer von 10 bis 12 Stunden. Die Erkundung und das Lösen der Rätsel machen viel Spaß, die Kämpfe eher weniger.
Wenn man ein großer Fan von Zelda-Spielen ist, kann Oceanhorn 2 ein nicht ganz perfektes Spiel sein – Aber ein Spiel, das gut unterhalten kann, wenngleich es mit anderen Zelda-Like Games wie Tunic, Death’s Door, Nobody Saves the World konkurriert. Ich denke, dass es hier seinen Platz finden wird bzw. durchaus verdient hat.
Pro & Kontra
- Hübsch, mit ehrgeizigem Design.
- Mischung aus Fantasy und Technologie
- Fokus auf Rätsellösen und Erkundung
- Die Spielzeit von 10-12 Stunden...
- Mehr Feintuning nötig
- Kämpfe sind zu sehr Routine
- Begrenzte Interaktion mit Gegnern
- ...sind manchem möglicherweise zu wenig