So wird das Ende von Google Stadia abgewickelt
Die Idee war revolutionär, doch letztlich hat sich das Produkt aus verschiedenen Gründen nicht am Markt durchgesetzt – die Rede ist von Google Stadia. Im November 2019 hat der Internet-Riese den Cloud-Gaming-Dienst gestartet. Nicht einmal drei Jahre später steht das Projekt schon wieder vor dem Aus. Am 18. November wird der Betrieb komplett eingestellt. Wir haben uns damit beschäftigt, wie es dazu kommen konnte und was mit den Inhalten der Spieler passiert.
So wollte Google die Gaming-Welt verändern
Die Gaming-Welt entwickelt sich so rasant wie kaum eine andere Branche. Seit dem Aufkommen der ersten Computerspiele der 1980er Jahre hat sich einiges getan. Vor allem mit dem Siegeszug des Internets sind zahlreiche neue Möglichkeiten für die Branche hinzugekommen – Online-Gaming und Live-Streaming lassen grüßen. Mit Stadia wollte Google ein neues Geschäftsfeld besetzen: das Cloud-Gaming. Wie der Name schon sagt, sollte es den Nutzern möglich gemacht werden, ein Computerspiel direkt von einem Server aus zu spielen, ohne den Datenträger zu besitzen oder das Spiel erst installieren zu müssen. Zusätzlich war es den Spielern möglich, die Inhalte direkt live zu streamen. Vereinfacht gesagt hat Google Stadia die Vorteile von der Streaming-Plattform Twitch und das Prinzip des PlayStation+ Premium-Accounts verbunden. Dass sich der Ansatz trotzdem nicht durchgesetzt hat, ist auf verschiedene Gründe zurückzuführen.
Das waren die Probleme bei Google Stadia
So innovativ die Idee hinter Google Stadia auch war, von Anfang an wurde das Projekt von diversen Problemen begleitet. In der Theorie scheint es sinnvoll, leistungsintensive Anwendungen über einen externen Server auch auf schwächeren Geräten wie Tablets oder Smartphones zu spielen. Allerdings müssen dafür auch die Voraussetzungen gegeben sein. Eine der wesentlichen Bedingungen ist logischerweise eine stabile und schnelle Internetverbindung. Das ist vor allem in den ländlichen Regionen Deutschlands bei weitem kein Standard. Zudem gelang es Google Stadia nicht, ein konkurrenzfähiges Angebot bereitzustellen. Einerseits reichte die Spielauswahl nicht an die von Konkurrenten wie Game Pass oder PS+ Premium und andererseits musste eine Vollversion trotz Monatsabo erworben werden. Letztlich lässt sich festhalten, dass Google Stadia nicht aufgrund technischer Mängel, sondern vielmehr wegen des unzureichenden Geschäftsmodells.
So wird Google Stadia abgewickelt
Auch wenn sich die Nutzer von Beginn an zögerlich zeigten, waren viele Spieler bis zuletzt bei Google Stadia aktiv und haben dementsprechend laufende Abonnements. Hier müssen sich die User allerdings keine Sorgen machen. Die Verantwortlichen haben verkündet, dass alle Stadia-Käufe bis Mitte 2023 erstattet werden. Das betrifft sowohl Software- als auch Hardware-Käufe wie Controller. Kunden des Probe-Abonnements bekommen dementsprechend kein Geld zurück, allerdings können sie die Dienste der Plattform bis zum 18. Januar nutzen. Umgehend eingestellt werden hingegen Vorbestellungen und In-App-Käufe.
Das passiert mit den gespeicherten Spielständen
Während die finanzielle Abwicklung bereits geklärt ist und relativ problemlos ablaufen soll, ist noch nicht vollends gesichert, wie es mit den verschiedenen Spielständen in der Stadia-Cloud weitergehen soll. Wenn es sich um ein cross-mediales Spiel handelt und ihr die Vollversion auch für die gewünschte Plattform bzw. Konsole besitzt, können die Spieler ihre Spielstände mitnehmen. Problematisch wird es hingegen, wenn der Titel nicht auf anderen Plattformen gespielt werden kann. Allerdings haben sich verschiedene Entwicklerstudios bereits zu Wort gemeldet und ihre Absicht verkündet, an Lösungen zu arbeiten. Das gilt beispielsweise für Ubisoft, das mit Assassin’s Creed-, Far Cry- oder Rainbow-Six-Reihen eine paar der beliebtesten Spielreihen entwickelt hat. Auch Bungie oder IO Interactive arbeiten mit Hochdruck daran, dass gespeicherte Spielstände in Zukunft weiter genutzt werden können.
So verändert sich die Gaming-Welt
Wie oben bereits angerissen, befindet sich die Gaming-Welt in einem stetigen Wandel. Während lange Zeit die Konsolen den Markt beherrschten, haben sich in den vergangenen Jahren verschiedene Formen des Gamings herausgebildet. Vor allem mit dem Aufkommen immer leistungsfähigeren Smartphones und Tablets hat sich das Mobile Gaming rasant entwickelt. Das sogenannte iGaming, welches auch immer wieder neue Casinos ohne Einsatzlimit hervorbringt, kann ebenfalls als eine Entwicklung des Gamingsektors gesehen werden. Auch wenn die Google Stadia in seiner aktuellen Form nicht funktioniert hat, will man bei dem Tech-Giganten nicht komplett aus dem Videospielgeschäft aussteigen. Stattdessen sollen die Technologien und Entwicklungen in anderen Bereichen eingesetzt werden. Dies gilt beispielsweise für Google Play, YouTube-Streaming und AR-Projekten.
Welche Alternativen gibt es zu Google Stadia?
Da es sich bei Cloud-Gaming-Diensten eigentlich um ein lukratives Geschäftsmodell handelt, verwundert es nicht, dass auch andere Anbieter ähnliche Produkte anbieten. Nvidia beispielsweise geht mit GeForce Now ins Rennen. Hier finden die Nutzer eine große Auswahl vorinstallierter Spiele, die ohne umständlichen Download gespielt werden können. Ein Manko ist bislang noch, dass die Session-Dauer auf eine Stunde begrenzt ist. Auch Xbox bietet mit dem Game Pass Ultimate ein ähnliches Prinzip an. Hier können die Spieler ihre Games auf Konsole, PC und Smartphone spielen und sind somit nicht mehr ausschließlich an die Xbox gebunden. Ein weiter großer Player im Cloud-Gaming-Sektor ist natürlich Sony mit dem PS+ Premium Angebot. Hier können unter anderem zahlreiche PlayStation-Exklusivtitel auch auf anderen Plattformen gespielt werden. Voraussetzung ist allerdings ein PlayStation 4- bzw. PlayStation 5-Controller.
Wie man sieht, ist das Konzept des Cloud-Gaming mitnichten zum Scheitern verurteilt. Ganz im Gegenteil, viele andere Anbieter zeigen, dass die Nachfrage für Plattform-unabhängiges Gaming auf jeden Fall vorhanden ist. Auch wenn der Ansatz von Google Stadia letztlich gescheitert ist, kann man davon ausgehen, dass das Prinzip des Cloud-Gamings weiterhin eine Zukunft haben wird.