Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers (Neuveröffentlichung) REVIEW
Als Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers 2015 für die Nintendo Wii U erschienen ist, konnte ich dem Spiel nicht allzu viel abgewinnen. Gerade im Kontrast mit dem grandiosen zweiten Teil, den ich damals kurz zuvor beendet hatte, scheiterte der fünfte Serienhauptteil für mich auf nahezu allen Belangen. Mit der Ankündigung einer Neuauflage war ich dennoch neugierig und wollte dem Spiel sechs Jahre später noch einmal eine Chance geben.
Bewegungsteuerung, die Spaß macht
Die Neuveröffentlichung von Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers ist in vielerlei Hinsicht interessant. Zum einen, da das Spiel eines der letzten großen Exklusiv-Spiele der Wii U gewesen ist, die bisher noch keinen Re-Release auf einer anderen Plattform erfahren haben. Zum anderen, da das Original mittlerweile auf dem Gebrauchtmarkt teils absurd hohe Preise erzielt und mehr Wertanlage denn VideoSPIEL ist. Für mich waren im Vorfeld aber ganz andere Dinge spannend. Wie zum Beispiel ist die Umsetzung der sehr auf das Gamepad der Wii U ausgelegten Steuerung auf andere Eingabegeräte gelungen?
In den in Japan und Nordamerika als Fatal Frame bekannten Spielen bekämpft man Geister mit der sogenannten Camera obscura. Diese ist in der Lage, den bösen Erscheinungen Schaden zuzufügen und sie schließlich zu verbannen. Eben diese übermächtige Kamera wurde Spielerinnen und Spielern in Priesterin des schwarzen Wassers mit dem Gamepad der Wii U quasi in die Hand gelegt. Möglich machte es die Bewegungssteuerung, die allerdings mehr schlecht als recht funktionierte. Ich kam damals jedenfalls nicht wirklich damit zurecht, das ohnehin klobige Möchtegerntablet wie eine reale Kamera zu bedienen.
Ganz anders ging es mir nun aber mit der Neuauflage. Auch die Controller von Nintendo Switch, PlayStation 4 und PlayStation 5 besitzen einen Gyrosensor und ermöglichen Bewegungssteuerung. Und siehe da: mit dem Dualsense-Controller der PS5 funktioniert das Bewegen der Kamera bemerkenswert gut. Man kann nach wie vor auch auf eine Steuerung mit Trigger-Buttons und Analgosticks zurückgreifen, ich hatte dazu allerdings nie das Bedürfnis.
Kein Platz
Allerdings trotz der verbesserten Bewegungsteuerung grundsätzliche Probleme. Nahezu alle Kämpfe finden in sehr beengten Räumen statt. Einen großen Teil des Spieles verbringt man in alten japanischen Häusern, teilweise auch in Tempeln und Höhlen, also alles Orte, die nicht gerade mit viel Freiheit glänzen. Entsprechend hat man kaum die Möglichkeit, inmitten eines Kampfes auszuweichen oder sich durch den Raum zu bewegen. Gerade gegen stärkere Gegner oder mehrere Geister gleichzeitig ist das schlichtweg frustrierend und anstrengend.
Dabei ist Priesterin des schwarzen Wassers per se kein schweres Spiel. Vielen Kämpfen kann man in der Theorie sogar ausweichen, sofern man die Beine in die Hand nimmt und einfach abhaut. Das Niveau der wenigen Rätsel hält sich ebenfalls in Grenzen. Und Probleme, den richtigen Weg zu finden, hat man auch so gut wie nie, da die Kamera praktischerweise noch ein eingebautes Navi hat, welches per Tastendruck die Richtung anzeigt. Auch wird man von dem Spiel mit Heilitems der verschiedensten Art zugeschüttet. Selbst wenn man mal Schaden nimmt, so hat man eigentlich immer mehrere Dutzend Heilkräuter und Co. im Inventar und kann sich munter verarzten.
Unverbrauchtes Setting und blöde Entscheidungen
Das wirkt sich natürlich auch auf das Spielgefühl aus. Auch wenn die meisten wohl von einem Survival-Horror-Game sprechen würden, so trifft es dies eigentlich nicht. Ressourcen gibt es noch und nöcher und selbst wenn man mal knapp eingedeckt ist, so kann man sich vor Beginn jedes Kapitels mit reichlich Nachschub eindecken. Ich würde eher von einem Gruselspiel sprechen. Als dieses erfüllt Priesterin des schwarzen Wassers durchaus den entsprechenden Anspruch. Die Stärken liegen definitiv in der Inszenierung der Spielwelt. Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist der fiktive Berg Hikami. Der einstige Touristenort ist mittlerweile ziemlich heruntergekommen und wird offenbar vor allem von suizidalen Personen aufgesucht. Als Inspiration dürfte der zu trauriger Berühmtheit gekommene Aokigahara Wald in der Präfektur Yamanashi gedient haben.
Hieran zeigt sich schließlich auch, welche Themen vom Spiel aufgegriffen werden. Es geht um Suizid und dem Verschwinden geliebter Menschen. Keine leichte Kost, die das Spiel zu allem übel mit schlicht dummen Entscheidungen hinsichtlich der Gestaltung seiner weiblichen Figuren konterkariert. Der spielbare Cast setzt sich aus einem Mann und zwei Mädchen im Teenager-Alter zusammen. Das die beiden Mädels den dunklen Wald stets in Hotpants und Minirock betreten und auch nie eine Jacke mitnehmen, obwohl es stets dunkel, kalt und oftmals auch noch regnet, ist ja die eine Sache. Das ich besagten Figuren aber auch noch knappere Kostüme (Bikinis etc.) freischalten kann, ist eine Art von Fanservice, die hier nichts zu suchen gehabt. Auch das die Erscheinungen toter Priesterinnen mit tiefen Ausschnitt und üppigem Dekolletee dargestellt werden, ist schlicht dumm in Anbetracht dessen, was das Hauptthema des Spiels ist.
Zieht man mal all die genannten Punkte ab, dann bleibt am Ende ein Spiel, welches schon nach erschreckend kurzer Zeit auf der Stelle tritt und nicht in der Lage ist für Variation im Gmaeplay oder der Narration zu sorgen. Die anfänglich noch stimmungsvollen Schauplätze verblassen, wenn man sie zum dritten oder vierten Mal aufsuchen muss. Die ewig gleichen Standardgegner zu bekämpfen, wird zur mühsamen Fleißarbeit. Und das die Story aus der eigentlich interessanten Prämisse nichts holt, ist schließlich der finale Sargnagel.
Pro & Kontra
- unverbrauchtes Setting mit gelungener Inszenierung
- formal gutes Remaster (60 Frames, 4k auf PS5 & Xbox Series)
- gelungene Umsetzung der Bewegungssteuerung
- Gameplay tritt schnell auf der Stelle
- anstrengende Kämpfe in kleinen Arealen
- Fanservice komplett fehl am Platz
- Geschichte hat kein Ziel