Kitaria Fables REVIEW
Ein Farming-Spiel! Aber mit Kämpfen! Und… niedlichen Katzen!
Fasst man Kitaria Fables mithilfe dieser kurzen Schlagworte zusammen, könnte man fast meinen, hinter dem Spiel stecke eine PR-Agentur, die nach einem einfachen Rezept gesucht hat, um ein Spiel möglichst schnell möglichst häufig zu verramschen. Chromatic Games heißt der Publisher, der sich für den heute zum Test vorliegenden Titel verantwortlich zeichnet. Lohnt sich der Blick auf diesen wilden Mix?
Mit dem Schwert nach Pfotendorf
Nach einem kurzen Intro, das euch in die Geschichte von Canoidera einführt, das bereits in der Vergangenheit von der bösartigen „Kalamität“ heimgesucht wurde, findet ihr euch in der Rolle der Katze Nyanza von Schnurr wieder. Zusammen mit eurem Kumpel Macaron, einem vergleichsweise nutzlosen, pinkfarbenen, kugelförmigen Wesen, das stets betont, zusammen mit euch zu kämpfen, in der Realität aber niemals auch nur einen Finger krumm macht, seid ihr von der Hauptstadt nach Pfotendorf entsandt worden, um es vor den Monstern in unmittelbarer Umgebung zu beschützen. Gerüchten zufolge erwacht die Kalamität nämlich wieder und Angriffe von Monstern häufen sich – Grund genug also, dass man eine Katze mit einem dicken Schwert vorbeischickt, um Monster in Stücke zu hacken und die anderen tierischen Bewohner zu beschützen.
So brutal, wie es die Beschreibung im letzten Satz vermuten lassen könnte, geht es aber natürlich mitnichten zu. Vielmehr bestätigt sich das recht früh ergebende Bild eines absolut kindgerechten Abenteuers. Alles ist kunterbunt, die Welt ist von niedlichen Tieren bewohnt und auch die Monster sehen nicht wirklich furchterregend aus. Eher drollig gestaltete Orks, Wespen oder zum Leben erweckte Gemüsesorten wie die „Karrots“ sind Beispiele für Gegnertypen, denen ihr über den Weg laufen werdet. Es versteht sich fast von selbst, dass in einem solchen Titel kein Blut fließt. Der Titel richtet sich durch diese Aufmachung daher auch durchaus an ein jüngeres Publikum – für das der Schwierigkeitsgrad aber durchaus knackig sein dürfte!
Ackern und kämpfen
Inhaltlich wurde bereits in der ersten Zeile des Reviews angedeutet: Wir haben es hier mit einem Titel zu tun, der sich an ein Crossover von Farming-Simulation und kampfbasiertem Rollenspiel in Echtzeit wagt. Als Referenz für einen solchen Titel liegen demnach andere Vertreter des Genres wie etwa die Titel der Rune Factory-Reihe durchaus nahe. Der Entwickler von Kitaria Fables legt aber durchaus Wert darauf zu betonen, dass für ein Durchspielen des Titels der Farming-Simulation-Teil auch komplett außer Acht gelassen werden kann. Eine durchaus begrüßenswerte Entscheidung, da sich auf diese Weise das doch eher spezielle Genre-Crossover einem potenziell größeren Publikum öffnet.
So könnt ihr mithilfe verschiedener Werkzeuge eure Farm bewirtschaften und verschiedene Güter anbauen, die ihr weiterverarbeiten oder verkaufen könnt. Den größeren Teil des Spiels dürfte aber der Rollenspiel-Teil bilden, da ihr euch für das Lösen eurer Quests meist innerhalb relativ kurzer Zeit in Kämpfen wieder findet. Dann kloppt ihr auf verschiedener Monster und setzt dabei auch verschiedene Arten von Magie ein; habt ihr ein Monster besiegt, hinterlässt es je nach Monsterart meist einen bestimmten Gegenstand, den ihr wiederum anderweitig verwenden könnt. Ganz nebenbei bringt ihr mit dem Lösen von Quests natürlich auch die Story voran, die allerdings ebenso wie das Kampfsystem wenig originell daherkommt und kaum für Begeisterung sorgen dürfte.
Fehlende Originalität ist leider das Stichwort, das bei Kitaria Fables wiederholt zum Vorwurf gemacht werden muss: Die Spielmechanik funktioniert soweit und ist in Ordnung – aber alles wirkt ein wenig von der Stange und es fehlt das gewisse Etwas, das den Spieler so richtig begeistern könnte. Die Farming-Simulation geht in Ordnung, ist im Vergleich zu anderen Genrevertretern aber wirklich einfach gehalten und wenig komplex. Das Echtzeit-Kampfsystem besteht im Grunde genommen gegen alle Gegner daraus, im richtigen Moment per Knopfdruck dem angezeigten Angriff des Gegners auszuweichen und danach weiter zuzuschlagen, bis ein weiteres Ausweichmanöver nötig ist. Und bei den meisten Quests handelt es sich um Aufgaben, bei denen es lediglich darum geht, etwas von A nach B zu transportieren oder eine gewisse Menge von einem bestimmten Gut zu erlangen, das sich wiederum nur dadurch gewinnen lässt, dass ein bestimmtes Monster besiegt wird. Soll heißen: Ihr kloppt so lange auf Monster ein, bis ihr genug von dem Gut habt. Man kann vielleicht an dieser Stelle bereits ahnen, wie schnell sich hier Monotonie breit macht.
Im weiteren Spielverlauf könnt ihr neue Zauber erlernen und weitere Waffen schmieden, um eure Figur weiter zu verbessern. Erfahrungspunkte, Klassen oder Ähnliches werdet ihr allerdings vergeblich suchen. Hier setzt sich im Kampfsystem fort, was bereits bei dem Anteil der Farming-Simulation zu beobachten war: Fehlende Komplexität. An dieser Stelle muss dann auch der Vergleich zu anderen Genrevertretern bemüht werden, die längst gezeigt haben, wie viel besser sich Titel in dieser Sparte bereits gestalten ließen. Diese Beobachtungen setzen sich mitunter auch in den Schauplätzen fort, die der Spieler aufsucht; abgesehen von den Ladenbesitzern bleiben die einzelnen von NPCs bewohnten Orte weitgehend leer und ein wenig leblos – und fügen sich so in die etwas blutleere Gestaltung nahtlos ein. Klar: Kitaria Fables ist kein Vollpreisspiel – aber hier und da hätte dem Spiel doch noch etwas Zuwendung gut getan.
Man kann dem Spiel ja nicht einmal vorwerfen, sehr vieles falsch zu machen – schließlich funktioniert das Gameplay ja soweit. Das Problem ist nur, dass Kitaria Fables auch nicht sehr vieles richtig macht. So speziell das Genre auch sein mag: Das alles war trotzdem schon einmal irgendwo da, aber komplexer, besser, origineller, fantasievoller, abwechslungsreicher. Mit gutem Willen könnte man den Titel immerhin an Einsteiger in dieses Genre empfehlen, die an der fehlenden Komplexität keinen Anstoß finden. Daran ändert auch der Koop-Modus nichts, bei dem ihr stattdessen zu zweit durch die Gegend lauft und dieselben Aufgaben bewältigt.
Technik und Präsentation
Im Test lag die Switch-Version von Kitaria Fables vor. Leider handelt es sich hier um einen Titel, der die Konsole offenbar wieder etwas an die Grenze des Machbaren bringt: Bei Cutscenes und insbesondere beim Scrollen in größeren Gebietsabschnitten läuft das Spiel bisweilen nicht so flüssig, wie sich der Spieler das wünschen würde. Auch wenn es dadurch bei weitem nicht zu Einschränkungen bei der Spielbarkeit kommt, sollte dies nicht unerwähnt bleiben.
Was unglücklicherweise ebenfalls nicht positiv auffällt, sind die Ladezeiten, die in Häufung und Dauer doch etwas den Bogen überspannen. Für jeden kleinen Gebietsabschnitt gibt es einen kurzen Ladebildschirm – und insbesondere angesichts der oft doch kleinräumigen Abschnitte fallen die Ladezeiten merkbar zu lange aus.
Ansonsten macht Kitaria Fables eine vergleichsweise gute Figur, was die technische Umsetzung angeht. Die Grafik ist ganz hübsch anzuschauen und bietet euch verschiedene Schauplätze, wenngleich diese stellenweise ebenfalls etwas fantasielos ausgestaltet wurden. Die akustische Begleitung ist passend.
Pro & Kontra
- Süß.
- Einsteigerfreundliches Crossover
- Farming-Simluation optional
- Monotoner Spielablauf
- Fehlende Komplexität
- Leblose Inszenierung
- Kleinere technische Mängel