Ratchet & Clank: Rift Apart REVIEW
Beim Spielen von Ratchet & Clank: Rift Apart habe ich vor allem eines gespürt: pure Freude. Und zwar diese Art von Freude, die nur wenige Games bieten. Klar, wenn mir ein Titel gefällt, dann habe ich daran Spaß, sonst würde ich ihm nicht meine Zeit geben. Doch das neueste Abenteuer von Lombax Ratchet und seinen alten und neuen Weggefährten versprüht einen ganz eigenen Charme. Der dieser Tage oft getätigte Vergleich mit einem guten Film von Pixar trifft es tatsächlich ganz gut, auch wenn die meisten hier wohl vor allem die grafische Qualität des neuesten Spieles von Entwickler Insomniac Games meinen. Doch Ratchet & Clank: Rift Apart ist viel mehr als ein Augenschmeichler.
Staunende Augen, Ohren und Hände
Ich glaube bei Sony ist man derzeit ziemlich froh Insomniac Games vor einigen Jahren akquiriert zu haben. Nicht nur hegen der Publisher und Konsolenhersteller aus Japan und das Studio aus den USA seit gut zwei Jahrzehnten eine innige Partnerschaft, auch liefert Insomniac Games mit Ratchet & Clank: Rift Apart bereits den zweiten PlayStation 5 Titel in einem Zeitraum von weniger als einem Jahr. Streng genommen ist Spider-Man: Miles Morales zwar ein Cross-Gen-Titel und auch für die PS4 verfügbar, zeigte aber hinsichtlich von (quasi nicht existenten) Ladezeiten, einer tollen Einbindung des Dualsense-Controllers und einigen visuell schönen Momenten bereits, wo die Reise mit der aktuellen Hardwaregeneration hingeht.
Für gewöhnlich fällt es mir schwer von Grafik noch wirklich beeindruckt zu werden. Nach dem Remake von Demon´s Souls ist Ratchet & Clank: Rift Apart nun aber das zweite große PS5-Spiel, bei dem meine Augen stellenweise nicht glauben wollten, was sie da eigentlich sehen. Die reine Grafikqualität ist schlicht der pure Wahnsinn. Es reicht schon ein Blick auf das Charaktermodell von Ratchet, bei welchen wirklich jedes einzelne Haar des pelzigen Körpers sichtbar ist und dieses sich auch glaubwürdig bewegt, sofern man mal genauer drauf achtet. Der pure Wahnsinn ist auch die schiere Masse an unterschiedlichen Assets und die kreativen Designs, die man in dieser gewohnt kunterbunten Spielwelt antrifft. Oftmals greifen die Künstlerinnen und Künstler bei der Gestaltung der Figuren und Planeten zwar auf bekannte Motive, Formen und Muster zurück, dennoch wirkt das hier geschaffene Universum eigenständig und erstaunlich lebendig.
Lebendige Welten
Ein zentraler Ort der Handlung ist eine kleine Cantina, in der sich die Bewohner des Unviersums treffen um miteinander zu tanzen, an der Bar abzuhängen, sich in der Ecke in Gespräche vertiefen oder sich an den Arena-Kämpfen ergötzen. Die Heimatwelt von Rivet, der zweiten spielbaren Figur, wirkt mit seinen Dinosaurier ähnlichen Wesen urzeitlich, was sich auch in der Flora widerspiegelt. Corson V bildet hingegen eine pulsierende Metropole nach Blade Runner Vorbild ab.
Und dann wären da auch noch die in ihrer Masse wahnwitzig zahlreichen Partikel, die bei jedem Schuss und Treffer durch die Gegend fliegen und den Bildschirm füllen, als würde jemand Konfetti in Richtung Bildschirm schmeißen. Insomniac Games legen bereits sehr früh in der Generation die Messlatte hoch und geben einen vielversprechenden Ausblick auf die kommenden Jahre ab.
An die Barrierefreiheit wurde gedacht
Selbiges gilt aber auch für den 3D-Sound, der detailreich ist und stark für die Glaubwürdigkeit und Dynamik der Spielwelt beiträgt. Absolut hervorragend ist einmal mehr die deutsche Vertonung. Jeder Sprecher und jede Sprecherin wurden gut gecastet und gehen in ihren jeweiligen Rollen auf. Und der Dualsense-Controller? Der trägt ähnlich stark wie schon in Astro´s Playroom und Returnal zur Immersion bei. Man spürt jeden Regentropfen, jeden Schritt punktuell genau. Die Waffen haben unterschiedliche Widerstände in den Schultertasten, wobei das Gunplay insgesamt noch etwas an Pepp vertragen könnte, insbesondere in puncto Trefferfeedback. Auch habe ich hier stärker als bei vorherigen Spielen mit Dualsense-Support nach einer Weile Ermüdungserscheinungen in den Händen gespürt. Gerade aufgrund der hohen Dichte der Feuergefechte wurde das Spielen nach einer Weile regelrecht anstrengend.
Glücklicherweise hat man diverse Möglichkeiten, um den Controller nach eigenen Vorstellungen anzupassen. Man kann beispielsweise die adaptiven Trigger deaktivieren, aber erhält dennoch noch die anderen Features und umgekehrt. Ähnlich umfangreich fallen auch andere Einstellungsmöglichkeiten für Grafik und Sound aus, Stichwort Barrierefreiheit. Chapeau hierfür!
Auf zu neuen Welten
Aber worum geht es eigentlich in Ratchet & Clank: Rift Apart? Zu Beginn des Spiels lassen sich Ratchet und sein Freund Clank, ein niedlicher und ziemlich schlauer Roboter, für ihre Heldentaten feiern. Schließlich blicken die beiden mittlerweile auf einige Abenteuer zurück. Kennen muss man diese allerdings nicht, denn im nunmehr 17. Spiel der Reihe (sämtliche Ableger und Spin-Offs einberechnet) steht ziemlich gut für sich alleine und wird auch Neueinsteiger gut abholen. Die Feierlichkeiten zugunsten des Helden-Duos finden ein jähes Ende, als Erzfeind Dr. Nefarious die Party sprengt und sich kurzerhand ein Werkzeug schnappt, mit welchen Tore in andere Dimensionen geöffnet werden können. Ratchet und Clank fallen ebenfalls durch eines der Tore und werden vorerst getrennt. Während Ratchet erst einmal alleine unterwegs ist und sich in den neuen Welten zurechtfinden muss, stößt Clank sehr bald auf Rivet, die wie auch Ratchet eine Lombax ist. Auch in ihrer Dimension gibt es einen Nefarious, nur ist dieser hier der Imperator und hat die Galaxie unterworfen.
Aus dieser Prämisse entspinnt sich ein rund 12 stündiges Abenteuer, dessen eher seichte Handlung durch die wunderbaren Figuren wett gemacht wird. Insbesondere der Hauptcast, der von einem weiteren Roboter namens Kit erweitert wird, sorgt für unglaublich Spaß. Schön sind auch die verhandelten Themen, wie Freundschaft und Vertrauen. Es ist tatsächlich sehr erfrischend diese Themen in einem AAA-Spiel zu sehen, zumal Ratchet & Clank: Rift Apart trotz des nicht unbedingt einfallsreichen Plot ein paar wirklich schöne und herzliche Momente besitzt.
Ballern und erkunden
Spannend war für mich vor allem wie sich die Möglichkeiten der neuen Hardware auf das Spieldesign auswirken. Im Grunde orientieren sich Insomniac Games stark an dem bewährten Konzept der Reihe, was nicht weiter verwunderlich ist. Mit Ratchet und Rivet ballert man sich abwechselnd durch die unterschiedlichen Welten und greift auf eine Vielzahl an Waffen zurück, die gewohnt einfallsreich sind. Eine Waffe etwa überzieht die Gegner für kurze Zeit mit Moos und macht sie so kampfuntauglich, eine andere Waffe hingegen öffnet ein Dimensionsloch und lässt riesige Objekte auf die Gegner fallen.
Während der Kämpfe bewegt man sich dank Sprüngen und Ausweichrollen agil, teilweise kann man auch die Umgebung einbeziehen und sich etwa durch die Gegend schwingen. Teilweise kann man die mal größer, mal kleiner ausfallenden Welten auch mit einem Flugsaurier und einem Käfer, der als Art Speedboot dient, erkunden. Abseits einiger Sammelitems und Nebenmissionen gibt es aber recht wenig in den Arealen zu entdecken. Insofern ist Ratchet & Clank: Rift Apart trotz größerer Spielwelt nach wie vor eher linear und auch das Gameplay unterscheidet sich eigentlich nicht allzu stark vom PlayStation 4 Vorgänger.
Bye, bye Ladezeit
Lediglich die Dimensionsrisse sind wirklich neu. Geht man durch diese, ist man in einem alternativen Abschnitt des Levels oder in einem Bonusareal. Auch hier gibt es eigentlich nur Sammelkram zu holen, allerdings ist der Übergang vom aktuellen Level in den Dimensionsriss aus technischer Sicht eindrucksvoll, da es keine Ladezeit gibt. Darüber hinaus gibt es auch kleinere Risse, die man meist in Kampfsituationen vorfindet und mit denen man sich schneller durch die Gegend schwingen kann.
Hin und wieder steuert man auch Clank und Kit, die Roboter-Begleiter von Ratchet und Rivet. Mit den beiden Blechbüchsen löst man kleine Rätselabschnitte. Der Aufbau ist stets gleich: man muss Roboter von Punkt A nach Punkt B bringen, wobei diverse Hindernisse im Weg stehen, die überwunden werden müssen. Die Logikabschnitte sind eine ebenso willkommene Abwechslung, wie die handvoll Einsätze für Glitch, einen spinnenartigen Roboter, mit den man sich in Computer-Systeme hackt. Putzig: die Viren in diesen Abschnitten sind als personifizierte Bösewichte illustriert.
Pro & Kontra
- audiovisuelles Spektakel
- ideenreiche Designs bei Figuren und Welten
- sympathischer Cast mit Rivet und Kit als tolle Neuzugänge
- schöne Story um Freundschaft und Vertrauen
- umfangreiche Optionen für Barrierefreiheit
- Dualsense-Funktionen sind zwar gelungen, aber auf Dauer etwas anstrengend
- das Spieldesign nutzt die neue Hardware noch selten aus