Final Fight One REVIEW

Anno 1989 hat Capcom dem Beat’em Up/Brawler-Genre mit Final Fight auf ewig seinen Stempel aufgedrückt und somit sogar die Konkurrenz von Technos Japan (Renegade, Double Dragon), in die Schranken gewiesen. Dabei ist zu erwähnen, dass Technos Japan immerhin jene Leute waren, die das Genre erst so richtig ins rollen gebracht haben! Final Fight war ein derart gewaltiger Erfolg, dass es nicht nur zahlreiche Nachahmer sondern auch viele Portierungen nach sich zog. Die wohl interessanteste Portierung dürfte jedoch die GBA-Version sein, welche auch den Wort-Anhang „One“ spendiert bekam, um zu verdeutlichen, dass Final Fight One mehr zu bieten hat als andere Portierungen des Prügelklassikers. Laut Unkenrufen wollte Capcom mit der am 26. September 2001 veröffentlichten GBA-Version wohl auch die Scharte der eher miserablen SNES-Portierung von Final Fight auswetzen. Ob das denn auch gelungen ist, oder Nintendo-Anhängern wieder nur ein madig-halbarschiger Port vorgesetzt wird, soll folgendes Review klären.

Jetzt auch mit Textbox-Dialogen und alternativen Extra-Charakteren

 

Die Story ist so simpel wie eh und je: Die Großmetropole Metro City wird von Verbrechenswellen erschüttert, welche in erster Linie von der brutalen Mad Gears Gang ausgehen. Doch damit soll laut Mike Haggar, den neu gewählten Bürgermeister der Stadt, endgültig Schluss sein. Er sagt der organisierten Kriminalität den Kampf an und bekommt prompt die Quittung präsentiert. Damn D, einer der zahlreichen Schläger der Gang, entführt Mikes Tochter Jessica, um den Bürgermeister zur Korruption zu zwingen. Doch was der Fiesling nicht weiß, ist, dass Haggar ein ehemaliger Straßenkämpfer und Wrestler ist, der sich so eine Aktion nicht gefallen lässt. Haggar ist obendrein clever genug ein wenig Verstärkung heranzuziehen. Er kontaktiert Jessicas Freund, den Martial Arts-Profi Cody, damit sich dieser seiner Befreiungsaktion anschließt. Cody wiederum befand sich gerade im Training mit seinem Kumpel Guy, einem aufstrebenden Ninja. Dieser will jetzt freilich auch mitmischen, und so finden sich die drei schlagkräftigen Engel für Jessica zusammen, um ordentlich Kloppe unter den Punks der Mad Gears zu verteilen.

Und ja, hier macht sich schon die erste Verbesserung gegenüber den beiden SNES-Versionen bemerkbar. Die GBA-Version bietet alle drei Charaktere und restauriert somit die Charakterauswahl des Arcade-Originals. Obendrein bietet die GBA-Version auch noch zwei Alternativversionen von Cody und Guy, die zwischenzeitlich auch zu spielbaren Kämpfern in Street Fighter Alpha 3 wurden. Diese Alpha 3-Sprites sind auch in Final Fight One spielbar, auch wenn ich keinen spielerischen Unterschied zu den Standard-Versionen bemerkt habe. Obendrein integriert Capcom durch diese Maßnahme die Final Fight-Reihe endgültig in den Street Fighter-Canon, wodurch man Final Fight nun ohne weiteres als Spin-off Serie zu Street Fighter betrachten kann.

Doch auch damit ist noch nicht alles für diesen Bereich besprochen, denn speziell für diese Version, hat Capcom Textboxen ins Spiel integriert, welche dabei helfen sollen den drei Protagonisten und deren Boss-Widersachern ein klein wenig mehr Persönlichkeit zu verleihen. Die Textboxen nehmen dabei keineswegs überhand und beschränken sich auf die Bosskämpfe. Ich persönlich empfand sie daher als nettes kleines Gimmick, vor allem, da sie mit Artworkbildchen der Charaktere untermauert wurden und die Texte je nach Wahl der Spielfigur sogar variieren. Sogar die Alpha 3-Versionen von Cody und Guy haben individuelle Texte spendiert bekommen. In deren Textboxen wird sogar die vierte Wand durchbrochen und Anspielungen auf die schwache SNES-Portierung von Final Fight gemacht.
Ich bin ehrlich gesagt ziemlich erstaunt, mit wieviel Liebe zum Detail Capcom an diesen Aspekt des GBA-Ports gegangen ist. Ich meine niemand erwartet außerhalb von Intro und Ending Textboxen in einem Brawler, schon gar nicht von einem Uralt-Spiel aus den 80ern. Da überrascht dieser Extraaufwand doch umso mehr.

Eintönige aber unterhaltsame Straßenkämpfe … inklusive überfälliger Restauration

Im Gegensatz zur SNES-Version bietet die GBA-Version fünf verschiedene Schwierigkeitsgrade rangierend von Very Easy (sehr leicht) bis Very Hard (sehr schwer). Lasst euch davon aber nicht täuschen, denn der allgemeine Schwierigkeitsgrad von Final Fight One ist sehr knackig, so dass man sich selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitgrad bemühen muss, um erfolgreich durchs Spiel zu gelangen. Schuld hieran ist aber auch die Art und Weise, wie die 3 Continues gehandhabt werden. Anders als im Arcade-Original darf man via Continue nämlich nicht direkt an Ort und Stelle weiterzocken, sondern wird zum Levelstart zurückgeworfen. Hätte nicht sein müssen.

Aber wie dem auch sei: Vor Spielbeginn steht natürlich auch die Wahl der Spielfigur. Die Statistika von Guy, Cody und Haggar werden seltsamerweise nur in Form von deren Körpergrößen (Height) angedeutet. Je größer der Charakter, desto stärker und langsamer ist er. Ich persönlich konnte hier mit dem ausgewogenen Charakter, Cody, die größten Erfolge erzielen. Aber da muss natürlich jeder selber gucken welche Spielfigur einem am besten liegt.

Das Spielprinzip eines Brawlers ist schnell erklärt. Ihr bewegt euch mit eurer Spielfigur gemächlich von links nach rechts und vermöbelt jeden Gegner, der es wagt sich euch in den Weg zu stellen. Am Ende einer Stage wartet natürlich ein Bossgegner, der wesentlich mehr Gegenwehr leistet als die Standard-Gegner, und dessen K.I.-Muster schleunigst erlernt werden sollte, um nicht zu viele Extraleben einzubüßen. Wobei jedoch klargestellt werden muss, dass auch die Standard-Gegner gefährlich werden können, da sie die lästige Angewohnheit haben in Überzahl aufzukreuzen, den Spieler gerne in die Zange nehmen und ihrerseits über teils extrem lästige K.I.-Muster verfügen. Anders als auf dem SNES könnt ihr hier übrigens mit bis zu fünf Gegnern gleichzeitig rechnen (auf dem SNES sollens nur bis zu drei gewesen sein), was natürlich auch mit ein Grund dafür ist, warum die GBA-Version schwerer zu meistern ist.

Um sich der Gegnerhorden zu erwehren verfügt man über reguläre Schläge, die sich automatisch zur Schlagkombo verketten, ein Sprungmanöver um Hindernissen am Boden auszuweichen oder welches in Kombination mit dem Schlagbutton einen Sprungkick offenbart und einen Spezialangriff, der alle Gegner in näheren Umkreis der Spielfigur trifft und wegschleudert, der Spielfigur dabei jedoch auch ein Minimum an Lebensenergie abzwackt. Ferner ist es auch möglich den Gegner zu packen und in hohen Bogen wegzuwerfen, um sich etwas mehr Luft zu verschaffen.

Einige Gegner und Fass-Behälter beherbergen auch Waffen, die man freilich selbst nutzen darf, um den verursachten Schaden zu erhöhen. Zur Verfügung stehen Messer, Katanas und Rohrstangen. Die Messer werden übigens geworfen, wenn man zu weit vom Gegner entfernt ist. Abgesehen von Waffen gibt es noch drei weitere Item-Typen, die man aus den zerstörbaren Fass-Behältern erlangen kann. Nahrungsmittel fungieren zur Regeneration des Lebensenergie-Balkens. Charakter-Statuen fungieren entweder als Extraleben (Guy, Cody, Haggar) oder als temporäre Unverwundbarkeit (Jessica) und alle restlichen Krimskrams-Items erhöhen das Punktekonto. Besagtes Punktekonto wird nach Spielende in einer Hall of Fame festgehalten (Batteriespeicher inklusive) und kann auch zur Gewinnung zusätzlicher Extraleben fungieren. Das Optionsmenü erlaubt es den Spieler selber auszuwählen, ob und inwiefern die Punkte Extraleben bescheren. Die sinnvollste und effektivste Option besteht darin ein Extraleben für alle 200.000 Punkte springen zu lassen.

Apropos Optionsmenü: Neben dem regulären Optionsmenü gibt es auch noch ein Bonus-Optionsmenü, für das man weitere Funktionen freischalten darf, indem man im Spielverlauf eine bestimmte Anzahl von Gegnern beseitigt. Auf diese Weise bekommt man Zugriff auf eine Regulation der Extraleben zwischen 1 und 9 (Standardgemäß werden 6 Leben gewährt), eine Stage-Select (in der GBA-Version sind übrigens alle 6 Stages der Arcade-Vorlage enthalten, in der SNES-Version wurde Stage 4 rausgeschnitten), alternative Klamotten-Farben für die Spielfiguren, und den Rapid-Punch, welcher Button-Mashing der Schlagtaste obsolet macht. Um alles freizuschalten, muss man insgesamt 2000 Gegner beseitigen.

Trotz all dieser Optionen und Spielereien leidet aber auch Final Fight One unter einer gewissen Eintönigkeit, die sich früher oder später einstellt. Im Kern läuft man halt immer nur von links nach rechts und prügelt sich durch. Der Abwechslung zuliebe bietet das Spiel minimale Geschicklichkeitseinlagen wie die ätzenden Feuerflächen im Industrie-Level (jener, der aus der SNES-Version gekickt wurde) oder die zwei Bonusrunden, in denen man nach Stage 2 und 4 entweder ein Auto schrottet oder Glasscheiben zerdeppert, um Bonuspunkte zu kassieren. An dieser Stelle merkt man dann doch, dass man es bei Final Fight One mit einem Spiel zu tun hat, welches bereits in den 80ern entstanden ist und nenneswerte Gimmicks wie Surfeinlagen, Reittiere oder spezielle Mode 7-Level vermissen lässt. Als Entschädigung bietet die GBA-Version des Klassikers jedoch einen 2-Spieler-Modus via Link-Kabel. Der Multiplayer ist nämlich auch etwas, was die SNES-Fassung nicht aus der Arcade-Halle herüberretten konnte.:D

Grafik und Sound

 

Grafisch orientiert sich die GBA-Version an der SNES-Version, welche ja leider nur eine grafisch (und inhaltlich) sehr abgespeckte Version des Arcade-Originals darstellt. Da ist es umso ärgerlicher, dass die GBA-Version im Vergleich zur SNES-Version nochmals optisch abgespeckt wurde. Die Charaktersprites wirken jedoch genauso ikonisch-groß, wie in anderen Versionen des Spiels. Hier liegt also nicht das Problem, auch wenn man eingestehen muss, dass die Charakteranimationen im Jahre 2001 schon etwas angestaubt und roboterhaft wirkten. Nein, das Problem sind die Hintergrundgrafiken, welche einfach schrecklich statisch anmuten und jegliche optische Spielereien vermissen lassen. Wenn man in eine Bar reinkommt, sollte man also keine Hintergrundanimationen der Bargäste erwarten und dergleichen. Die Hintergrundgrafiken verkommen hier also zur reinen Tapete und leisten sogar als Tapete nur einen mäßigen Job, was auch daran liegt, da die Locations des Spiel nun einmal relativ bodenständig ausfallen, um es diplomatisch auszudrücken.

Das Spiel findet nun einmal in einer, eher heruntergekommenen, Großstadt statt, und da sollte man keine Aha-Effekte erwarten. Nur dumm, dass inzwischen viele andere Brawler wie Streets of Rage oder Batman Returns gezeigt haben, dass dieses Setting dann doch wesentlich mehr zu bieten hat, als Final Fight (One) vermuten lässt. Grafisch ist das Spiel halt trotz der cool-großen Charaktersprites spürbar in die Jahre gekommen. Da können auch die neuen Artwork-Grafiken der Charaktere nichts dran ändern.

Der Soundtrack ist gelungen und passt gut zum Spielgeschehen. Es gelingt ihm verdammt gut den Spieler in Prügellaune zu versetzen und geht wunderbar ins Ohr. Es ist allerdings kein OST bei dem man das Verlangen verspürt ihn außerhalb des Spiels anzuhören, oder der gar einen Ohrwurm erzeugen könnte.
Die Soundeffekte sind sehr gefällig. Die Schlag- und Trittlaute, als auch die Kampflaute der Prügelknaben fetzen richtig gut und tragen einen guten Teil zur Action bei. Alles in allem kann das Modul in akustischer Hinsicht also voll überzeugen.

Zum Abschluss möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass es Capcom leider versäumt hat die absurde Zensur der Heimversionen aus dem Spiel zu entfernen. So muss man auch in der GBA-Version mit Billy und Sid vorlieb nehmen, welche als Ersatz für die fiesen Punk-Dominas Poison und Roxy fungieren. Und das „Oh! My God.“ nach der Auto-Bonusstage, wurde auch hier in ein religionsfreies „Oh! My Car.“ umgewandelt.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Mit Final Fight One für den GBA hat Capcom die Scharte der schwachen SNES-Umsetzung definitiv ausgewetzt. Man hat endlich alle drei Spielfiguren, alle sechs Stages und den Multiplayer-Modus zur Verfügung. Obendrein wurden sogar neue Inhalte beigefügt, wie Dialog-Textboxen vor den Bosskämpfen, ein umfangreiches Optionsmenü mit fünf Schwierigkeitsgraden samt freispielbaren Einstellungsmöglichkeiten, und sogar einen Batteriespeicher, dank dem man seinen Spieldurchlauf jederzeit unterbrechen darf ohne den Fortschritt zu verlieren. Doch trotz all dieser Vorzüge sollte man nicht vergessen, dass man es im Kern immer noch mit dem guten alten Final Fight zu tun hat. Das bedeutet im Klartext, dass man einen alten Brawler von 1989 spielt, der aufgrund seines Alters coole Gimmick-Level, kreative Settings und schicke Grafikspielereien á la Mode 7 vermissen lässt. Man sollte also kein Wunderwerk erwarten, sondern einfach nur einen schnörkellosen Beat'em Up-Klassiker von Anno dazumal, der glücklicherweise gut genug gealtert ist, dass er immer noch Freude bereitet.

- Von  Volker

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