Tales of Xillia 2 REVIEW
Bandai Namcos berühmte Tales of… – Reihe sollte jedem Fan von Rollenspielen bekannt sein. In einem fast jährlichen Rhythmus wird ein neuer Ableger veröffentlicht. Dabei spielen die einzelnen Titel in unterschiedlichen Welten mit unterschiedlichen Charakteren – trotzdem gibt es einen roten Faden, der sich quer durch das Franchise zieht. Bei Tales of Xillia 2 ist das etwas anders: Es handelt sich um einen direkten Nachfolger von Tales of Xillia, sodass man bereits bekannte Orte besuchen kann und den ein oder anderen Charakter erneut treffen wird! Allerdings stellt sich bei so einem hohen Output die Frage, ob die Qualität des einzelnen Spiels darunter leidet. Ob das Spiel meine Erwartungen erfüllt und ob es einzigartig oder eher Massenware ist, habe ich für euch getestet!
Eine bekannte Welt in neuem Licht
Die Handlung von Tales of Xillia 2 schließt nahezu direkt an die des Vorgängers an. Der Protagonist, Ludger Kresnik, beginnt seinen ersten Tag bei seiner neuen Arbeit – als Koch. Aber statt eines ruhigen Einstiegs überschlagen sich die Ereignisse und er wird in die Entführung eines Zuges verwickelt. Nach und nach begegnen ihm bekannte Charaktere aus dem Vorgänger, darunter Jyde, Elize, Teepo, Alvin und viele weitere bekannte Gesichter. Natürlich ist die Welt von Tales of Xillia 2 nicht nur ruhig und friedlich, sondern ist auch einer ständigen Bedrohung ausgesetzt, die Ludger und seine Freunde vernichten müssen. Dabei trifft man verschiedene Feinde aus dem Vorgänger wieder, darunter unter anderem auch die Geister, die im Vorgänger eigentlich besiegt worden sind.
Besonders spannend sind die Splitterdimensionen, die Ludger zerstören muss. Diese stellen sich als Kopien der normalen Welt heraus – mit interessanten Unterschieden. Eine Person, welche die Macht der Splitterdimension in sich trägt, verhält sich ganz anders als das Original. So wird beispielsweise aus einer besorgten Schwester eine Tyrannin, die ein Dorf unterwirft. Durch die vielen Splitterdimensionen wird die Wandelbarkeit der Welt gezeigt und die Auswirkungen, die nur eine einzige Person auf ihre Freunde und Feinde haben kann. Diese Idee wurde insgesamt sowohl vom Gameplay, als auch von der Story aus spannend und gut umgesetzt.
Neben der Hauptstory gibt es aber auch zahlreiche Nebenhandlungen, die in Verbindung mit den anderen Charakteren stehen. An den verschiedensten Abschnitten im Spiel gibt es die Möglichkeit aus zwei Antworten oder Entscheidungen zu wählen. In der Haupthandlung haben diese einen relativ geringen Effekt und ändern nur die Aussagen oder Reaktionen, aber nicht den Handlungsverlauf. Allerdings gibt es immer wieder Gespräche zwischen den Charakteren über die Umgebung oder über die Haupthandlung, bei denen man sich unterschiedlich verhalten kann. Dadurch wird es möglich, mit den Nebencharakteren Freundschaften zu schließen. Sammelt man genug Punkte, steigt die Freundschaft auf und die Zusammenarbeit im Kampf wird etwas besser. Außerdem werden nach und nach Kapitel der Nebenhandlung freigeschaltet. Jeder Charakter besitzt eine eigene Geschichte, die nach und nach freigeschaltet und bestritten werden kann – durch die Unterstützung erfährt man spannende zusätzliche Details und lernt seine Freunde besser kennen. Außerdem wird man immer wieder mit speziellen Items und Belohnungen ausgezahlt, wenn man bestimmte Ereignisse abschließt.
Insgesamt wird die Story toll erzählt und durch die verschiedenen Interaktionsmöglichkeiten wirken die Charaktere und Gespräche sehr lebendig und entwickeln sich fortlaufend weiter. Auch die Darstellung und Umsetzung von Freundschaft gefällt mir sehr gut, da bestimmte Sequenzen während der Haupthandlung auch nur mit entsprechender Freundschaft ausgelöst werden. Beispielsweise erfährt man so ein paar mehr Informationen oder bekommt Unterstützung von einem befreundeten Mitstreiter.
Unterbrochenes Kämpfen und Erkunden
Das Gameplay setzt sich im wesentlichen aus drei Teilen zusammen. Entweder folgt man dem Handlungsstrang und versucht neue Gebiete zu erreichen und Bosse zu bezwingen, oder man kämpft und erkundet. Die dritte Möglichkeit ist leider nicht ganz so geglückt: Schulden abbezahlen. Genau, man startet das Spiel mit einem gigantischen Schuldenberg und bekommt in Folge dessen ein Reiseverbot. Für die Haupthandlung und auch viele Nebenhandlungen ist es aber erforderlich, die verschiedensten Bereiche der beiden Welten Rieza Maxia und Elympios zu erkunden. Mithilfe von Aufträgen kann man sich das nötige Kleingeld besorgen. Grundsätzlich ist die Idee gar nicht schlecht, allerdings wird dadurch oft der Spielfluss unterbrochen. Wenn die Story gerade besonders spannend ist und man eine interne Nachricht bekommt, dass man weitere 100.000 Gald zusammenkratzen muss, stört das ungemein.
Außerdem lassen sich die verschiedenen Städte, Verließe und Straßen erkunden. Dort findet man neben Gegnern auch interessante Gegenstände, die für die Herstellung besonderer Waffen oder für das Erledigen besonderer Aufgaben unerlässlich sind. Die Aufträge drehen sich meistens um das Sammeln bestimmter Items oder das Besiegen von speziellen Gegnern, seltener handelt es sich um Ereignis-Quests, bei denen eine kleinere Geschichte dahintersteckt. Das Herstellen von Waffen ist besonders interessant, da diese immer den in den verschiedensten Läden erhältlichen Waffen überlegen sind. Die benötigten Zutaten und Gegenstände sind allerdings oft schwer zu finden oder nur teuer in speziellen Läden erwerbar.
Dafür ist das Kampfsystem umso besser und interessanter aufgebaut, allerdings ist es mit einigen Änderungen aus dem Vorgänger übernommen worden. Normalerweise bestreitet man alle Kämpfe zu viert und kann dabei jederzeit den Charakter wechseln. Alle anderen Charaktere, über die man keine Kontrolle hat, handeln dabei automatisch. Allerdings lassen sich diese automatischen Entscheidungen sehr genau einstellen, sodass man jedem einzelnen Charakter bestimmte Strategien zuordnen kann. Angefangen mit dem anvisieren von Gegnern über das Verhalten bei Schaden bis hin zu der Hauptaufgabe wie Kämpfen, Fähigkeiten einsetzen oder heilen. Ansonsten lässt sich ohne Probleme der Charakter im Kampf wechseln, sodass man an verschiedenen Stellen handeln kann.
Kommen wir nun zu den Grundprinzipien des Kampfsystems. Es handelt sich dabei um ein Action-Kampfsystem, somit greift es nicht auf rundenbasierte Aktionen zurück. Zu Beginn wirkt alles sehr kompliziert, unter anderem wegen der vielen Kombinationen von Tasten, die unterschiedliche Strategien und Fähigkeiten aktivieren. Allerdings bekommt man bei der Einführung neuer Kombinationen und Möglichkeiten immer ein gutes Tutorial, welches sich auf Wunsch auch deaktivieren lässt. Dabei kann man eine bestimmte Serie normaler Angriffe ausführen, bis man einen Moment warten muss um die sogenannte AZ-Anzeige wieder aufzuladen. Mit jedem „normalen“ Angriff lädt man seine TP auf, die man für das Wirken von sogenannten „Artes“ braucht. Artes sind spezielle Fähigkeiten, die besonders stark sind und normalerweise einem Element zugeordnet sind. Insgesamt kann man mit verschiedenen Tasten-Kombinationen bis zu acht verschiedene Artes auf Knopfdruck im Kampf einsetzen um sich so den Schwächen und Stärken von Gegnern zu stellen. Außerdem kann man vier Aktionen festlegen, die unabhängig vom gerade ausgewählten Charakter ausgeführt werden. Also kann man beispielsweise einem anderen Charakter auf Kommando die Party heilen lassen oder einen besonders starken Angriff aktivieren. Durch diese vielen Möglichkeiten kann man sich besondere Taktiken überlegen und so nahezu alle Charaktere gleichzeitig kontrollieren. Außerdem kann man jeweils zwei Charaktere verbinden, sodass sie gemeinsam handeln und spezielle Partnerfähigkeiten einsetzen können.
Gleichzeitig gibt es noch zwei Level-Up Systeme im Spiel. Einerseits ein übliches Erfahrungspunkte-System, bei dem man beim Sieg Erfahrungspunkte erhält und nach und nach Level aufsteigt. Mit jedem Level erhöhen sich die verschiedenen Werte wie Angriff, Verteidigung, Geschwindigkeit oder maximale Kraftpunkte. Das andere Aufwertungssystem ist da deutlich spannender und bietet mehr Entscheidungsmöglichkeiten. Neben Erfahrungspunkten erhält man in den Kämpfen auch noch Elementerz, welches die Grundlage für das Erlernen und Verbessern von Artes und Fähigkeiten bildet. Man erhält im Verlauf des Spieles verschiedene Extraktoren, die ein oder mehrere Elemente aus dem besagten Erz extrahieren können. Jedes Element ermöglicht das Erlernen verschiedener Fähigkeiten und Artes. Erreicht man eine bestimmte Punktzahl, so erlernt man diese Fähigkeiten und kann sie einsetzen. Allerdings muss man sich immer genau überlegen, welcher Weg (also welche Elemente) sich für die einzelnen Charaktere am besten eignet. Außerdem kann ein Extraktor nur von einer Person gleichzeitig benutzt werden, sodass einige Charaktere bessere Extraktoren als andere bekommen. Um zu verstehen, welche Fähigkeiten am besten sind oder in die eigene Taktik passen, muss man eine Zeit lang ausprobieren – erst im späteren Spielverlauf erkennt man das große Potenzial, durch das Elementerz die Charaktere mit verschiedenen Fähigkeiten auszurüsten und zu verbessern.
Technisch mal toll, mal in Ordnung
Technisch gesehen macht Tales of Xillia 2 viele Sachen toll, andere Sachen aber auch nur durchschnittlich. Die grundlegende Grafik-Engine ist die gleiche wie beim Vorgänger und war schon damals etwas veraltet. Die meisten Grafiken wurden nahezu komplett übernommen, was aber grundsätzlich kein Kritikpunkt ist. Alle Grafiken sind schön gestaltet worden, sind nie verpixelt und wirken insgesamt sehr schön animiert und gestaltet. Allerdings könnten einige Texturen etwas detaillierter sein, um die Leistung der PS3 auszunutzen. Trotzdem ist die Grafik insgesamt gut gelungen.
Toll sind hingegen die im Anime-Stil gehaltenen Cutscenes, die detailliert und sehr gut animiert worden sind. Diese überzeugen auf ganzer Linie und beeindrucken immer wieder. Leider gibt es nicht immer Anime-Sequenzen, aber an den wichtigsten und spannendsten Stellen greift Tales of Xillia 2 oft darauf zurück. Schade, dass man nicht auch bei Nebenhandlungen die ein oder andere Sequenz hätte einbauen können.
Der Soundtrack ist im Gegensatz zur Grafik durchgehend gelungen. Die einzelnen Tracks sind sehr vielseitig und passen jeweils zu den verschiedenen Situationen, Ereignissen und Orten. Die Vielzahl an unterschiedlichen Melodien passt sich dabei perfekt der Situation an. Auch die komplette Sprachausgabe der Charaktere während der Haupthandlung, Kommentaren, Gesprächen zwischendurch und während der Nebenquests ist beeindruckend und sehr gut gelungen. Insgesamt erschafft Tales of Xillia 2 wie bereits seine Vorgänger eine eigene, detaillierte Welt, die man erkunden und erforschen möchte.
Insgesamt kommt man auf eine Spielzeit von gut 50 Stunden, die für ein RPG durchaus beeindruckend sind. Die meiste Zeit kämpft man sich dabei durch spannende Nebenhandlungen oder verfolgt sein Ziel in der Haupthandlung. Leider werden einige Stunden durch das Schulden-System gestreckt und können zeitweise nerven. Insgesamt hält sich das Verhältnis aber in Grenzen und man kommt normalerweise schnell wieder in die Haupt-Story hinein ohne längere Umwege machen zu müssen.
Der Schwierigkeitsgrad lässt sich zu Beginn festlegen, dabei kann man zwischen den üblichen Einfach, Mittel und Schwer wählen. Eigentlich verändern sich dadurch nur zwei Dinge, einerseits werden die Gegner stärker, haben mehr Lebenspunkte und einen höheren Angriff. Andererseits bekommt man wesentlich mehr Erfahrungspunkte, sodass man insgesamt schneller und mehr Level erreichen kann und so ebenfalls stärker wird. Allerdings muss man sich bei einem höheren Schwierigkeitsgrad sehr auf die eigene Taktik konzentrieren, da Fehler schnell im Tod enden können. Allgemein bleibt das Spiel aber durchgehend sehr fordernd und holt so alles aus dem Kampfsystem heraus. Gerade hier liegt die Stärke des Spiels und auch ein hoher Wiederspielwert, da man mit anderen Charakteren und neuen Schwerpunkten und Strategien komplett verschiedenen spielen kann.