Grandia HD Collection REVIEW
Mittlerweile machen Neuauflagen von Klassikern einen immer größeren Anteil der stetig wachsenden Spielebibliothek der Nintendo Switch aus. Mit der Grandia HD Collection haben es nun auch die ersten beiden Teile der bei Fans beliebten, im allgemeinen Ansehen aber nie an die großen Namen des Genres heranreichenden JRPGs aus dem Hause Game Arts auf die portable Konsole geschafft. Ein Grund zur Freude?
Abenteuerlust
Grandia ist ursprünglich 1997 für das Sega Saturn erschienen, blieb in dieser Version aber exklusiv in Japan. Erst 1999 erreichte das Spiel in einer Umsetzung für die PlayStation auch westliche Märkte. Rund ein Jahr später erschien bereits Grandia II u.a. für das Sega Dreamcast und wurde kurz nach der Veröffentlichung auf dem Heimatmarkt auch außerhalb Japans in einer lokalisierten Version angeboten. Der Serie selbst haftet ein ganz eigener Charme an, der sich aus der Ästhetik von 90er Jahre Anime und einem Abenteuerflair zusammensetzt, der in dieser Art und Weise erstaunlich rar im Genre ist.
Im ersten Teil dreht sich alles um den jungen Unruhestifter Justin, der gemeinsam mit seiner Kindheitsfreundin Sue den Geheimnissen einer längst untergegangenen Zivilisation nachforscht. Grandia inszeniert die Handlung auf eine geradezu leichtfüßige Art, was das Spiel von vielen anderen Titeln der damaligen Zeit unterscheidet. Der zweite Teil setzt hingegen eine andere Tonalität an. So handelt es sich bei Protagonist Ryudo um einen Söldner, der gemeinsam mit dem sprechenden Falken Skye eher unliebsame Aufträge annimmt und gesellschaftlich eher geächtet wird. Entsprechend macht sich Ryudo auch nicht viel aus anderen Menschen. Anders verhält es sich jedoch, als er eines Tages die Eskorte der jungen Elena annimmt und ihr Geleitschutz zu einem Ritual gibt. Bei diesem geht, wie könnte es anders sein, so einiges schief, was schließlich den Ausgangspunkt zu einem emotionalen Abenteuer gibt.
Der Zahn der Zeit
Inhaltlich hat sich im Vergleich zu den ursprünglichen Veröffentlichungen nichts getan. Spielerisch funktionieren sowohl Grandia, als auch der Nachfolger auch heute noch gut, wobei man natürlich aufgrund veränderter Spielgewohnheiten hier und da ein paar Abstriche machen muss. Insbesondere das Kampfsystem vom zweiten Teil hat mir aber auch in der Neuauflage noch viel Spaß gemacht. Das rundenbasierte System erinnert in Zügen an das Active Time Battle früherer Final Fantasy Titel und bringt dadurch eine angenehme Dynamik in die Auseinandersetzungen. Man muss allerdings damit leben, dass beide Spiele aus heutiger Sicht etwas behäbig sind. Die Möglichkeit die Spielgeschwindigkeit per Knopfdruck zu erhöhen, wie es bei einigen Neuauflagen älterer JRPGs mittlerweile der Fall ist, gibt es nicht. Zumindest die Möglichkeit die teilweise sehr langen Kampfanimationen zu überspringen, hätte ich begrüßt. Zwar sind die hübsch choreografierten Spezialaktionen gerade in Grandia 2 hübsch anzusehen, aber nach drei, vier Mal ist dann auch wieder gut. Auch ist man nach wie vor auf vorgegebene Speicherpunkte angewiesen, was in den großen Dungeons nervig sein kann.
Alles neu macht der HD-Anstrich
Positiver fällt da schon das Urteil über die visuellen Überarbeitungen aus. Für Grandia hat man die PlayStation als Grundlage genommen und einige Filter drüber gelegt, damit Kanten und Sprites weicher aussehen. Das hat zwar etwas von Wachsmalstiften, sieht aber immerhin ganz hübsch aus und verfremdet die originale Ästhetik nicht zu sehr. Für die Neuauflage von Grandia 2 hat man eine PC-Veröffentlichung genutzt. Auch hier kommen diverse Filter zum Einsatz, die dem Bild einen etwas frischeren Anstrich verleihen. Prinzipiell bin ich damit auch zufrieden, leider wirken die Charakterportraits in Dialogen und die Schriftart etwas grob. Die neue Widescreen-Auflösung funktioniert hingegen erstaunlich gut. Das Bild wirkt nicht abgeschnitten, sondern in die entsprechenden Richtungen erweitert, ohne dass das Bild unnatürlich gestreckt wird. Leider fehlt die Option zwischen originaler 4:3 und neuer 16:9 Auflösung zu wechseln, auch die Möglichkeit zwischen ursprünglicher Optik und HD-Anstrich zu wechseln fehlt.
Beide Versionen liegen sowohl mit englischer, als auch mit japanischer Sprachausgabe bei. Die Soundqualität an sich ist gut, leider sind Sprecher, Musik und Sounds nicht immer vernünftig abgemischt worden. Gerade die japanischen Sprecher gehen oft etwas unter. Die deutschen Texte von Grandia wurden für die Neuauflage noch einmal überarbeitet und sind im Großen und Ganzen gelungen. Das kann man von den deutschen Untertiteln in Grandia 2 leider nicht behaupten. Diese wurde extra für die Neuveröffentlichung angefertigt, aber offenbar hatte die verantwortliche Person nicht genügend Zeit und Kontext. Da wird in Kämpfen das englische „miss“ für daneben schon mal mit „Fräulein“ übersetzt. Auch bei den Dialogen schleichen sich immer wieder Fehler ein, die einem Muttersprachler auffallen.
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- nach wie vor spielenswerte JRPGs mit viel eigenen Charme
- grundsolide Überarbeitung
- Dual-Audio (englisch und japanisch)
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- deutsche Texte in Grandia 2 fehleranfällig
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Pro & Kontra
- nach wie vor spielenswerte JRPGs mit viel eigenen Charme
- grundsolide Überarbeitung
- Dual-Audio (englisch und japanisch)
- deutsche Texte in Grandia 2 fehleranfällig