96 Mill REVIEW

Das am 26. Januar 2017 veröffentlichte Point & Click-Adventure 96 Mill ist bereits das vierte Spiel des US-amerikanischen Indie-Entwicklers Ethereal Darkness Interactive. Bemerkenswert ist, dass es über 8 Jahre gedauert hat, ehe der Entwickler nach seinem letzten Adventure „STATIC: Investigator Training“ ein neues Spiel herausbrachte. Ob der Entwickler die Zeit genutzt hat ein erinnerungswürdiges Spiel zu schaffen oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Test.

Ein spukender Industriekomplex wehrt sich gegen die drohende Sprengung

96 Mill Street, Woonsocket, Rhode Island 02895. So lautet die Adresse jenes berüchtigten Grundstücks auf dem im Jahr 1822 der Edmont Worsted Industrial Complex errichtet wurde. Über die Jahrzehnte hinweg hat sich der Industriekomplex einen sehr schlechten Ruf erarbeitet. Eine zwielichtige Firmenleitung, Mitarbeiter die rausgemobbt wurden oder gar spurlos verschwanden … Und jetzt soll der mittlerweile zum Lost Place degenerierte Industriekomplex endlich weggesprengt werden.

Zu diesem Zweck wurde die Hamilton Demolition Company engagiert. Die Firma schickt zwei ihrer Mitarbeiter nach 96 Mill, um die Sprengkörper zu platzieren. Der Spieler übernimmt die Rolle des „Rookies,“ also dem Neuling in der Firma. Wir arbeiten unter der Führung des alten Hasen Frank Galvani. Wir sollen Frank im Industriekomplex aufsuchen, die Sprengsätze in Empfang nehmen und an den markierten Stellen platzieren. Klingt simpel? Ist es aber nicht. Zunächst einmal scheint jede verdammte Tür im Komplex verschlossen zu sein. Die Tatsache, dass das Gelände recht unübersichtlich aufgebaut ist, macht unsere Arbeit auch nicht leichter. Und je länger wir in 96 Mill rumgurken, desto mehr häufen sich gruselige Geistererscheinungen. Jetzt stellt sich die Frage, ob wir diese Erscheinungen ignorieren, und einfach nur unsere Arbeit verrichten, versuchen die dunklen Geheimnisse des Gemäuers zu ergründen, oder an der psychischen Belastung der übernatürlichen Extremsituation zerbrechen. Und wo zum Teufel treibt sich eigentlich Frank herum? Dieser quatscht uns zwar fleißig über Funk voll, lässt sich jedoch nicht blicken.

Simpel aber effektiv. Das sind die Worte mit denen man die Handlung von 96 Mill am besten umschreiben kann. Das was ich oben beschrieben habe, ist das was man bekommt.
Der Rookie dient nur als stummer Avatar des Spielers und hat keine Identität oder Persönlichkeit. Durch Franks Funksprüche und durch die optionalen Tonbandaufnahmen der Geisterjägerin Jill Hager kommt aber doch noch genügend Leben in die Präsentation der Handlung. Die Vergangenheit des Industriekomplex kann man durch gefundene Briefe, Zeitungsartikel und sonstige Schriftstücke zumindest Bruchstückhaft aufdröseln. Die Geistererscheinungen sind zumeist subtil gehalten, versuchen in seltenen Fällen jedoch auch mal einen Jump Scare auszulösen. Cool ist, dass das Spiel 10 verschiedene Enden bietet. Bei diesen handelt es sich aber oftmals um minimale Variationen und Abweichungen. Obendrein sind sie recht kurz angebunden. Dennoch ein schönes Feature. Für das was sie ist, hat mir die Story gut gefallen.

Arg einsteigerfreundliches Adventure mit derben Orientierungsproblemen

96 Mill ist ein einsteigerfreundliches Point & Click-Adventure. Anders als bei anderen Adventures, wurde hier die Suche nach Hotspots komplett herausgefiltert. Verfügbare Ein- und Ausgänge werden grundsätzlich mit einem Pfeil markiert und Interaktionspunkte werden am Bildschirmrand oben links angeordnet. Ferner bietet das relativ offene Spiel eine provisorische Karte, welche obendrein als Schnellreisefunktion fungiert. Da der Industriekomplex jedoch recht weitläufig ausfällt und unübersichtlich aufgebaut ist, kann es verdammt schwer sein die Orientierung zu behalten und jene Screens wiederzufinden, wo man noch etwas zu tun hat. Die Karte ist leider zu ungenau gestaltet, um bei der Orientierung weiterhelfen zu können.

Die Inventarrätsel sind dafür ziemlich einfach gehalten. Schlüssel und Werkzeuge dienen in erster Linie dazu verschlossene Türen zu öffnen, und es kommt nur sehr selten vor, das man mal zwei Gegenstände im Inventar kombinieren muss, oder so. Coderätsel oder Apparaturen werden nicht geboten. Das Inventar ist übrigens auf 30 Slots begrenzt. Das heißt, das man im späteren Spielverlauf auch mal unnütze Gegenstände anderswo ablagern muss, um Platz zu schaffen. Gefundene Voicerecorder, Textdokumente sowie Franks Funksprüche werden aber ohnehin in einer Notizfunktion festgehalten und können jederzeit erneut angehört bzw. durchgelesen werden. Man muss also ohnehin nicht jeden Zettel mit sich herumschleppen. Eine weitere kleine Hilfestellung kommt in Form eines Questlogs, welches die zu erledigenden Aufgaben festhält. Tjoa, und viel mehr gibt es zum Spiel eigentlich nicht zu sagen. Ach ja, das Spiel verwendet Autosaves und ist mit ca. 1,5 Stunden Spielzeit sehr kurz gehalten.

Grafik und Sound

In grafischer Hinsicht setzt sich 96 Mill eigentlich nur aus Fotografien einer echten verlassenen Industrieanlage zusammen, die etwas nachbearbeitet wurden. Die Fotografien wirken manchmal etwas konfus, erfüllen jedoch ihren Zweck und verbreiten eine nette Lost Places-Atmosphäre. Irritierend ist jedoch der Grieselfilter, der über die Fotografien gelegt wurde. Hier ging es wohl nur darum irgendein Horror-Klischee zu erfüllen. Die Geistererscheinungen, die hier und da auftauchen sind amateuerhaft, aber in den meisten Fällen subtil genug, dass sie nicht zu negativ auffallen.

Der Soundtrack ist überraschend gut gelungen. Die Klänge erzeugen jedenfalls eine solide Gruselstimmung. Wirklich positiv ist jedoch die umfangreiche englische Sprachausgabe. Jeder Text im Spiel wurde vertont – auch die alten Textdokumente die man hier und da einsammelt. Und die Sprecher leisten auch einen kompetenten Job und bieten passende Stimmen. Das gesamte Spiel ist übrigens in englischer Sprache gehalten. Entsprechende Sprachkenntnisse sind also von Vorteil.

Leider sind mir auch einige Bugs untergekommen. So startet das Spiel mit einem Blackscreen und einen kleinen Datei-Icon. Um das Spiel zu starten, muss man auf das Datei-Icon klicken. Dies wirkt sehr amateurhaft und könnte auch für Verwirrung bezüglich der Funktionsfähigkeit des Spiels sorgen. Eins, zwei mal hat auch der Ladeprozess nicht funktioniert, weswegen ich das Spiel verlassen und noch mal starten musste. Aber das sind keine Fehler, welche den erfolgreiche Abschluss des Spiels verhindern.

Pro & Kontra

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Pros
  • nettes Lost Places-Setting und unverbrauchte Sprengmeister-Thematik
  • guter Grusel-Soundtrack und englische Sprachausgabe
  • ist einsteigerfreundlich und könnte somit für Neueinsteiger eine gute Wahl sein, aber ...

thumbs-up-icon

Cons
  • … die Orientierung im Spiel ist ziemlich schlecht, was der Einsteigerfreundlichkeit widerspricht
  • das Spiel wirkt in technischer Hinsicht ziemlich amateurhaft
  • unterm Strich wirkt das Spiel sehr oberflächlich
  • ist etwas arg kurz (ca. 1,5 Stunden Spielzeit)

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Spiel Bewertung
Singleplayer
65
65
-
Multiplayer

FAZIT

96 Mill ist ein nettes kleines Point & Click-Adventure, welches versucht das Genre Einsteigern und Casuals durch die vollständige Entfernung von Hotspot-Suchereien schmackhaft zu machen. Leider hapert es jedoch an der Orientierung, denn der in Fotografien dargestellte Industriekomplex ist wirr aufgebaut und die Ingame-Karte äußerst unübersichtlich. Wer sich an diesem Problem, sowie der etwas amateurhaften Programmierung des Spiels nicht stört, bekommt ein simples aber solides Grusel-Adventure mit unverbrauchter Lost Places und Sprengmeister-Thematik.

- Von  Volker

Simples aber solides Grusel-Adventure mit unverbrauchter Lost Places und Sprengmeister-Thematik.
MS Windows

96 Mill REVIEW

USK 1 PEGI 1

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