80’s Overdrive REVIEW
Beim Arcade-Racer 80’s Overdrive handelt es sich um den Debut-Titel des polnischen Indie-Entwicklers Insane Code. Das Spiel erschien erstmals im Dezember 2017 als Download für Nintendos 3DS. Am 07. Mai 2020 wurde dann auch der Download-Shop für die Switch bedient. Schlussendlich durften sich auch PC-Spieler an den virtuellen Straßenrennen im 80er Jahre Synthwave-Stil beteiligen, denn seit dem 19.11.2020 gibt es das Spiel auch auf Steam zu erwerben. Dies ist auch die Version, welche hier getestet wird. 80’s Overdrive zieht seine Inspirationsquellen aus Klassikern wie Out Run, der Lotus-Trilogie oder auch Lamborghini: American Challenge, und versucht, laut Entwickler-Aussage, die positiven Elemente dieser Spiele beizubehalten sowie deren Schwächen zu minimieren.
Eines Vorweg: Ich habe die großen Inspirationsquellen leider nie gespielt, auch wenn ich das als Kind gerne getan hätte. Das bedeutet aber auch, dass ich ohne spezifische Erwartungen an das Spiel herangehen und mich einfach darauf einlassen konnte. Was das Rennspiel letztendlich zu bieten hat, erfahrt ihr im folgendem Review.
Arcade-Racing 80’s-Style
Das was einen Arcade-Racer ausmacht ist das wunderbare „Pick up and Play“-Prinzip. Das bedeutet, dass man sich bei dieser Form des Rennspiels nicht groß in die Steuerung oder das Wagenhandling einarbeiten muss, sondern einfach direkt anfangen kann unbeschwert zu zocken. Die Steuerung wurde bewusst simpel gehalten und die Kontrolle über die Fahrzeuge ist eher leicht zu durchschauen. Dementsprechend kann jeder direkt in das Spiel einsteigen. Ich selbst empfand die Steuerung via Controller als sehr flüssig und angenehm, gebe jedoch zu bedenken, dass die Wagenkontrolle in 80’s Overdrive wirklich extremst simpel gehandhabt wurde. Im Vergleich zu diesem Spiel wirkt selbst das Handling in Klassikern wie F-Zero oder Super Mario Kart anspruchsvoll. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder selber wissen. Mich hat dieser Faktor jedenfalls nicht gestört.
80’s Overdrive bietet drei Spielmodi. Das Herzstück ist der „Career Mode,“ zusätzlich gibt es aber noch „Time Attack“ und den „Level Editor.“ Gehen wir aber zuerst auf den Career-Mode ein. Hier geht es darum zum führenden Rennfahrer der Rangliste aufzusteigen, indem man in bis zu 37 Rennen gute Platzierungen erreicht. Treppchen-Platzierungen werden nämlich nicht nur mit Geldpreisen, sondern auch Sternpunkten belohnt, welche man benötigt um höherstufige Rennen freizuschalten sowie seine Positionierung beim Start zu verbessern. Die Rennen kann man per Cursor auf der Inselkarte anwählen, welche dort netterweise auch Farbcodiert werden. Somit erkennt man sofort, welche Rennen bereits gewonnen wurden, welche noch gesperrt sind usw. Das gewonnene Geld benötigt man um seinen Rennwagen aufzurüsten, oder sich gleich einen Neuen zu kaufen (es stehen 6 zur Verfügung, einen 7ten bekommt man als Geschenk, wenn man das Spiel geknackt hat). Die Statistika der Wagen werden in „Engine“ (höhere Geschwindigkeit), „Steering“ (bessere Lenkung), und „Bumper“ (weniger Geschwindigkeitsverlust bei Kollisionen) unterteilt. Darüber hinaus kann man noch den „Nitro“ und das „Radar“ freischalten. Ersterer ermöglicht es zwei Geschwindigkeitsschübe pro Rennen zu aktivieren und Letzterer zeigt, ab einem bestimmten Punkt, die Entfernung des nächsten Polzeiwagens an. Eine Information die jedoch komplett nutzlos ist.
Denn genau wie die zivilen Fahrzeuge auf der Strecke fahren die Polizeiwagen deutlich langsamer als die Rennteilnehmer und müssen daher so oder so überholt werden, wenn man das Rennen gewinnen will. Überholt man einen Polizeiwagen startet dieser eine Verfolgungsjagd auf den Spieler. Er versucht den Spieler von hinten zu rammen und platziert sich dann auf der aktuellen Fahrlinie, um zu blocken. Durch die Polzeilichter kann man den Ramm-Versuch recht gut entgehen und die Blockaden sind auch eher leicht auzumanövrieren, sofern keine anderen Verkehrsteilnehmer im Weg sind.
Für den Fall, dass das gewonnene Preisgeld nicht ausreicht, kann man auch sporadisch auftretende Aufträge einer zwielichtigen Figur annehmen. Dieser will, dass wir entweder Gegenstände auf der Rennstrecke einsammeln, konkurrierende Wagen rammen, um diesen Schaden zuzufügen, einen bestimmten Konkurrenten schlagen oder absichtlich auf einer festgelegten Position verlieren. Die Aufträge sind rein optional und können ohne Konsequenzen abgelehnt oder versemmelt werden, jedoch rechtfertigt die Bezahlung den Aufwand.
Und zusätzliches Geld kann man immer gebrauchen, schließlich benötigt man dieses nicht nur um Upgrades und Autos zu kaufen, sondern auch um die Teilnahmegebühr für die Rennen, den Sprit und etwaige Reparaturen am Wagen zu bezahlen. Und vor allem Letztere können unter Umständen auch mal ordentlich ins Geld gehen. Glücklicherweise erlaubt es 80’s Overdrive unbegrenzte Neustarts durchzuführen, für den Fall, dass man ein Rennen versemmelt. Einfach vor dem Abschluss des Rennens ins Pause-Menü schalten und den entsprechenden Knopf betätigen. Dadurch kann man sich eine Menge Geld und Zeit sparen. Das einzige Problem hierbei ist, dass das Spiel kein Wort über die Neustart-Funktion verliert. Wäre ich da nicht per Zufall von selbst darauf gestoßen, wäre meine Begegnung mit 80’s Overdrive deutlich negativer ausgefallen. Denn wer will schon alte Rennen ständig wiederholen, nur um Geld zu grinden?
Die anderen Modi
Kommen wir nun zu den anderen beiden Modi. Im Time Trial fährt man ein Ausdauerrennen gegen die Uhr. Hier geht es darum so lange wie möglich durchzuhalten, was sich auch gerne mal über eine komplette Spielstunde hinziehen kann. Natürlich versucht uns der Timer einen Strich durch die Rechnung zu machen. Es gibt jedoch zwei Möglichkeiten Zeit hinzuzugewinnen. Jedes mal wenn man ein Streckensegment abschließt gibt es einen dicken Zeitbonus als Belohnung. Allerdings werden die Streckensegment von mal zu mal länger, weswegen dies alleine auf Dauer nicht ausreicht. Deswegen wurde eine interessante Sondermechanik eingebaut, welche diesem Spielmodus obendrein seine ganz eigene Identität verleiht: Wenn man sehr dicht an zivilen Fahrzeugen vorbeifährt, werden 1-3 Bonus-Sekunden gutgeschrieben. Hierdurch kann man mit etwas Fingerspitzengefühl also noch einiges an Extrazeit herausschlagen.
Als kleine Hommage an Out Run darf man zum Ende eines Streckensegments auch immer entscheiden, ob man die linke oder rechte Ausfahrt nimmt. Dies ist aber nur ein kleines Gimmick, welches kaum relevante Auswirkungen auf den Rest dieses Spielmodus hat. Stattdessen wäre es besser gewesen ein Online-Leaderboard bereitzustellen, um diesem Modus eine wirkliche Motivation zu verpassen. Zwar kann man hier immerhin vier Achievements erbeuten, aber ein Online-Leaderboard hätte da einfach mehr gebracht.
Und dann hätten wir noch den Level Editor. Hier sollte man seine Erwartungen gleich mal zurückschrauben, denn es ist keineswegs so, dass man hier die Strecken in Handarbeit zusammensetzen darf. Stattdessen bekommt ihr hier 14 Regler vor die Nase gesetzt, mit deren Hilfe ihr Dinge wie Streckenlänge, Menge der Kurven, Breite der Straße, Masse des Verkehrs usw. im begrenzten Rahmen regulieren dürft. Die hierdurch kreierte Rennstrecke darf dann aber immerhin gespeichert und selbstverständlich befahren werden. Man bekommt auch einen Zahlen- und Buchstaben-Code, den man veröffentlichen kann, um seine zusammengeschusterte Strecke mit anderen Spielern zu teilen. Ehrlich gesagt ist der Level Editor wenig mehr als ein kleines Gimmick ohne echte Substanz. Ich habe mich gerade soweit damit beschäftigt, bis ich alle vier Achievements freigeschaltet hatte, die an diesen Modus gekoppelt sind, aber danach war die Luft schon raus.
Grafik und Sound
Der Grafikstil von 80’s Overdrive orientiert sich, wie vieles andere im Spiel, am Klassiker Out Run. Der Boden wirkt wie eine flache 3D-Fläche, während die Autos, Zuschauer und Streckenrandobjekte in 2D-Sprites gestaltet wurden. Natürlich wird das Ganze mit hübschen Hintergrundtapeten und variierenden Settings garniert. Ein interessanter Mix, der im späteren Verlauf des Spiels (bei aufgerüsteter Engine) auch ein sehr gefälliges Geschwindigkeitsgefühl vermittelt. Obendrein geizt das Spiel keineswegs mit Farbe, ganz im Gegenteil. 80’s Overdrive ist eines der buntesten Spiele, die ich in letzter Zeit gespielt habe, was ich als sehr positiv empfinde.
Ehrensache, dass der OST feinste Synthwave-Mucke verschiedener Künstler zur Verfügung stellt. Insgesamt werden 18 Tracks geboten, die man vor jedem Beginn eines Rennens frei anwählen darf. Sogar innerhalb eines Rennens kann man die Tracks durchschalten. Auch die Soundeffekte der Motoren und quietschender Reifen können überzeugen. Audiovisuell ist das Spiel also insgesamt sehr gelungen.
Pro & Kontra
- unkomplizierter, gehörig aufpolierter Arcade-Racing-Spaß
- gelungene audiovisuelle Präsentation mit kunterbunter Grafik und cooler Synthwave-Mucke
- guter Umfang dank dreier Spielmodi und haufenweise Achievements
- die Restart/Neustart-Funktion wird einem vom Spiel nicht gezeigt, trägt jedoch einiges zum Spielspaß bei
- kein Online-Leaderboard für den Time Trial-Modus, was soll das?