Youtubers Life OMG (Xbox One) REVIEW
Wollte nicht schon jeder einmal ein großer Youtube-Star sein? In Youtubers Life OMG ist das jetzt auch auf der Konsole spielend möglich. Wir haben uns die letzten Tage mit der Lebenssimulation rund um aufstrebende Influencer, wie man sie heute nennt, beschäftigt. Hat es U-Play Online geschafft, das perfekte Abbild eines Influencers zu schaffen oder erwartet uns repetitive Kost mit fadem Beigeschmack? Wir haben uns Youtubers Life OMG für euch genauer angesehen und verraten, wie sich die Simulation auf der Heimkonsole so schlägt.
Damals, ohne Youtube Money
Alles beginnt im Kinderzimmer einer durchschnittlichen Familie. Zwischen Schreibtisch, Uni-Stress und Hausarbeit sitzt ein Student und hat Langeweile. Und was strebt der durchschnittliche Student des frühen 21. Jahrhunderts in seiner Freizeit an? Genau! Er will Youtuber werden oder auch Influencer, wie man diesen heute nennt. Also fix an den PC gesetzt, Gameplay eines zweitklassigen Spiels aufgenommen, kompakt zusammen geschnitten, hochgeladen und schnell ein paar Klicks abgegriffen. Ganz einfach oder? Naja nicht ganz.
Youtubers Life erzählt den Werdegang aus der Sicht eines aufstrebenden jungen Nachwuchs-Content-Creators. Wie aus einem einfachen Kinderzimmer-Youtuber einer der größten Influencer der aktuellen Zeitrechnung wurde. Dabei fängt man anfangs ganz klein an, mit einem drittklassigen Rechner, einer einfachen Webcam und einer Idee. Aber ganz ohne Youtube Money, von dem alle reden. Im Laufe seiner Karriere begegnet man so einigen Neuheiten. Unter anderem eine eigene Wohnung, Studentenpartys, Kooperationen mit anderen Youtubern und sogar Mitgliedschaften in großen Netzwerken.
Vor alle dem steht man aber vor der Qual der Wahl, welche Karriere man anstrebt. Entweder ist man begnadeter Hobby-Koch, Vollblutmusiker oder Gaming-Youtuber. Jeder Zweig birgt andere Tücken und erfordert einen anderen Spielstil. Wer sich nicht entscheiden kann, sollte alle drei einmal selbst ausprobieren sich dann für eine Richtung entscheiden. Das Ziel ist dabei immer dasselbe, nämlich der nächste Stern am Youtube-Himmel zu werden. Nur der Weg ist jeweils ein etwas anderer.
Einmal Youtuber sein
Youtubers Life spielt sich vom Prinzip her wie eine Lite-Variante der Sims, mit einem starken Fokus auf das Online-Leben und Social Media. Im Akkord nimmt man Videos auf, besucht Special Events und knüpft Kontakte in der Medienwelt. Die Videoproduktion an sich erinnert stark an ein Kartenspiel. Bei der Szenenaufnahme muss man auf unterschiedliche Situationen reagieren. Je Aktion kostet dabei Energie und bringt im Gegenzug Skillpunkte in diversen Kategorien. Die Summe dieser Punkte repräsentiert am Ende die Qualität des Videos. Entscheidend ist dabei die Erfahrungsstufe der Spielfigur, Übung macht quasi den Meister. Umso höher das Level ist, desto besser werden die Videos schlussendlich und spülen mehr Geld auf das Konto. Mit der steigenden Qualität steigt auch die Komplexität der Videos, was zu längeren Render- und Uploadzeiten führt. Deshalb muss die Hardware ständig auf den neuesten Stand gebracht werden, was wiederum das Bankkonto leert und den Kreislauf wieder von vorne startet.
Mit steigendem Spielfortschritt bekommt man zudem Zugriff auf ein immer größeres Repertoire an Video-Genres. Von Tests über Unboxings bis hin zu Speedruns ist so einiges vertreten, unterscheidet sich im Kern jedoch kaum. Einen etwas größeren Unterschied machen die einzelnen Karrierezweige. Als Koch muss man etwa seine eigenen Rezepte zusammenstellen, Zutaten sowie Küchenutensilien besorgen und Kochshows abhalten. Dazu im Gegensatz verbringt der Gaming-Youtuber den gesamten Tag vor dem PC, spielt die neuesten Konsolen- und PC-Spiele oder bestreitet mit seinem besten Freund Koop-Runden. Alle Zweige unterscheiden sich in der Herangehensweise sowie im Schwierigkeitsgrad.
Neben dem Kanal muss man sich auch um andere Bereiche kümmern. Zum einen wäre da die Schullaufbahn, denn wer nicht genug lernt, bekommt regelmäßig die Standpauken der Eltern zu spüren. Aber auch Geld muss irgendwie beschafft werden, Videos werfen am Anfang der Laufbahn als Youtuber nämlich nur wenige Dollar pro Produktion ab. So schlägt sich der Newcomer mit Gelegenheitsjobs als Zeitungsausträger oder Tellerwäscher durch, um sich seinem Traum ein Stück näher zu bringen. Weiters dürfen auch Freunde mitsamt ausschweifenden Stundenpartys nicht fehlen. Es gibt also einiges zu tun, so komplex wie Electronic Arts’s Sims wird es aber zu keinem Zeitpunkt. Die einzigen wirklich relevanten Bedürfnisse sind Schlaf sowie Hunger und die lassen sich leicht bekämpfen.
Gesamt wirkt der gesamte Spielablauf sehr repetitiv, was auch auf die geringe Abwechslung im Alltag zurückzuführen ist. Knapp heruntergebrochen besteht der durchschnittliche Tag in Youtubers Life aus Essen/Schlafen, Videos produzieren und Gelegenheitsjobs. Trifft man auf Events einmal auf andere Charaktere, werden die immer gleichen Smalltalk Optionen durchgeklickt, bis man mit seinem Gegenüber befreundet ist. Es fehlt an allen Enden leider an Abwechslung. Unter anderem an Hausbauoptionen, einem vernünftigen Beziehungssystem und Relevanz abseits des Youtube Kanals. Und zu guter Letzt auch an Komplexität innerhalb der Videoproduktion, das „Schere, Stein, Papier“-Prinzip dieser Ereigniskarten verliert leider sehr schnell an Reiz.
Wenn Social Media nach dir greift
Nichtsdestotrotz stellt sich bereits nach wenigen Spielstunden eine gewisse Suchtspirale ein. Ein Video jagt das nächste, man möchte nur noch schnell den nächsten Meilenstein der Trends knacken und schwupps, hat man wieder zwei Stunden länger als gewollt in der Welt von Youtubers Life verbracht. Fehlt es auf der einen Seite zwar an Komplexität, kann sich zumindest die Gesamtspielzeit sehen lassen. Vom ersten Video bis zum meist geklickten Star des Globus spielt man gut 25 Stunden, alleine in einem der drei Karrierepfade.
Mit steigendem Fortschritt als Influencer wird das Spielgeschehen aber auch zunehmend fordernder. Sind in den ersten Spielminuten nur einfache Videos zu erstellen, muss man sich später neben dem eigentlichen Kanal noch um Social Media und Youtube-Netzwerke kümmern. Täglich wollen Tweets abgesetzt und Selfies geschossen werden, damit die Fans nicht völlig ausrasten, weil sie zehn Stunden nichts mehr von ihrem Lieblingsstar gehört haben. Man kann den engen Zeitplan der echten Stars förmlich fühlen. Schnell noch ein Gameplay Video in Produktion geben, danach noch ein Selfie posten, während das Video rendert drei Stunden aufs Ohr hauen, hey das Video ist online, fix noch einen Tweet absetzen. Dieser Alltag als Content Creator ist gar nicht einfach.
Technik:
Kommen wir nun zur etwas durchwachsenen Technik. Grafisch bekommt man genau das, was man erwartet. Eine Menge des klassischen „Indie-Charmes“ und quietschbunte Charaktermodelle. Hier hat man bewusst auf eine realistische Optik verzichtet, hebt sich aber auch von anderen Spielereihen wie die Sims ab. Uns gefällt der Look, ist aber definitiv nichts für jedermann, sondern für eher für eingefleischte Indie-Fans. Für einen Titel dieser Größenordnung also völlig in Ordnung.
Die Soundkulisse präsentiert sich daneben eher minimalistisch. Keine vertonten Dialoge, nicht einmal in unverständlichem Kauderwelsch ala Sims, sondern nur vereinzelte Laute bekommt man zu hören. Dafür einen monotonen Soundtrack, der nach wenigen Spielstunden schon stumm geschaltet und durch eine Spotify Playlist ersetzt wird. Zumindest lässt sich direkt im Spiel selbst die Sprache umstellen, sogar auf Deutsch. Für einen Indietitel dieser Größenordnung ist das eher unüblich, aber durchaus positiv zu werten.
Einer der größten Schwachpunkte liegt unserer Einschätzung nach in der Steuerung, zumindest was die Konsolenversion angeht. Hier merkt man sofort, dass Youtubers Life primär für PC entwickelt wurde. Die Tastenbelegung des Controllers wirkt völlig überladen, für gefühlt jede Funktion gibt es einen Hotkey, was gerade anfangs sehr verwirrend ist. Das alleine wäre ja noch vertretbar, aber die Bedienung ist dermaßen unpräzise und schwammig, dass man sich selbst als eingefleischter Konsolenspieler nichts sehnlicher wünscht als Maus und Tastatur. Theoretisch wäre eine entsprechende Peripherie-Unterstützung ja möglich, wir würden uns über einen Patch freuen.
Konsolenoptimierung sieht anders aus
Nun aber zum größten Kritikpunk an diesem Stück Unterhaltungssoftware, der Performance. Was am PC gut zu funktionieren scheint, ist hier eine reine Katastrophe. Youtubers Life OMG ist für Konsolen derartig schlecht optimiert, dass es oft zu immensen Framerate-Einbrüchen kommt. Gerade wenn der Youtuber einmal sein Zimmer verlässt oder Aktionen ausführt, bei denen sich die Kamera stärker bewegt. Das Spiel fühlt sich in der Verkaufsfassung an, als wäre gerade die geschlossene Beta gestartet. Wenn schon das Gameplay eher monoton, der Sound richtig minimalistisch und die Steuerung klobig ausfallen, hätten wir uns zumindest eine gute Performance gewünscht. Hier müssen die Entwickler definitiv noch nachbessern.
Dazu kommen noch einige spielentscheidende Bugs, wie eine zum Teil fehlerhafte AutoSave-Funktion, die eigentlich in regelmäßigen Abständen selbstständig speichern sollte. Nach einem Spielabsturz war aber eine halbe Stunde Spielzeit einfach weg. Weiters kann es vorkommen, dass sich zuvor gestartete Aktionen, etwa eine neue Videoaufnahme mit Tutorial-Einblendungen überlagern, wo man zum Beispiel einen Freund anrufen soll. Daraus resultiert nicht selten, dass die Spielfigur einfach nur regungslos dasteht und einfach nicht mehr reagiert. In diesem Fall helfen nur noch ein Neustart und die Hoffnung, dass die Speicherfunktion dieses Mal ihren Dienst verrichtet hat.