Yoku’s Island Express REVIEW
Pinball-Mechaniken mit Elementen anderer Genres zu vereinen, ist sicherlich keine ganz neue Idee. Da wäre etwa das Mega Drive Spiel Sonic Spinball, welches Flipper und Platformer paarte, in Pokémon Pinball für den Game Boy hat man hingegen die namensgebenden Taschenmonster am digitalen Flipperautomaten gefangen. Auch das jüngst erschienene Yoku’s Island Express nimmt das Spiel mit der Kugel als Ausgangspunkt und vereint es mit Metroidvania. Das mag sperrig und abstrus klingen, entpuppt sich jedoch als eine der spaßigsten Angelegenheiten des Spiele-Sommers 2018.
Von Gottmördern und heldenhaften Käfern
Die Bewohner der kleinen Insel Mokuma sind in heller Aufregung, denn es geht ein Mörder um. Nicht nur irgendein Mörder, nein, ein Gottesmörder! Dieser hat es auf den Erschaffer des sonnigen Eilands abgesehen und ihm während eines heimtückischen Angriffes schwer verletzt. Helfen können jetzt nur noch die drei Schutzpatronen von Mokuma, doch diese haben selbst mit allerhand Problemen zu kämpfen. Welch ein Zufall, das Yoku gerade an den Strand der Insel angespült wurde. Der kleine Mistkäfer, dessen großer Traum es ist Postbote zu werden, wird alsbald von den Bewohnern der Insel in die Pflicht genommen und soll die Schutzpatronen zusammentrommeln. Gesagt, getan.
Wie das nun mit Pinball und Metroidvania zusammenpassen soll, fragt ihr euch? Ganz einfach: Bei der Architektur der Insel haben sich die Entwickler stark am Aufbau von Pinball-Automaten orientiert und die Welt mit vielen Kurven, Wendungen und als Flipper dienende Sprungbretter ausgestattet. Yoku selbst bzw. ein an ihn befestigter Kieselstein (warum auch immer) fungiert dabei als Kugel, den man über die Insel katapultiert.
Vielseitig, clever und wunderschön
Das herausragende an Yoku’s Island Express ist weniger die eigentliche Spielmechanik, die sich im Grunde kaum von anderen Pinball-Spielen wie Pinball FX3 und Co. unterscheidet. Die Genialität des Erstlingswerk des schwedischen Studios Villa Gorilla rührt vor allem aus der vielseitigen Inselwelt und dem cleveren Leveldesign. Typisch Metroidvania, ist die riesige Insel nämlich ein zusammenhängendes Areal, welches von Anfang bis Ende und von oben bis unten miteinander verbunden ist. In der Mitte versprüht Mokuma ein eher tropisches Flair mit Dschungel-Gebieten und Stränden, im unteren Bereich gibt es dunkle Höhlen und Ruinen, je weitere man sich nach oben bewegt, desto kälter wird es, bis man schließlich an einem verschneiten Berg inklusive Minen ankommt. Begleitet werden die schönen Szenerien von einem entspannten Jazz-Soundtrack, der wunderbar zur aktuellen Jahreszeit passt.
Das sorgt nicht nur für viel Abwechslung, sondern ist visuell auch wunderschön umgesetzt. Gerade der eisige Gipfel und die sonnigen Strände haben es mir angetan. Genial ist dabei, wie logisch die fantasievolle Welt miteinander verbunden ist und wie fließend die Übergänge gestaltet wurden. Doch nicht nur optisch ist Mokuma ansprechend gestaltet. Besonders die vielen versteckten Bereiche, von denen die meisten zunächst und nur mit speziellen Fähigkeiten erreichbar sind, wirken motivierend und laden zum Erkunden der Umgebung ein. Zwar muss man so oder so die meisten Bereiche der Insel innerhalb der Story durchqueren, doch einige Abschnitte sind auch rein optional und öffnen sich nur dann, wenn man ein bisschen Geschick an den Tag legt.
Gute Laune pur
Apropos Geschick: Für ein Spiel mit einem solch starken Metroidvania-Einschlag, ist Yoku’s Island Express vergleichsweise zugänglich und hält nicht mit allzu vertakten Rätseln oder ähnlichem auf. Ein bisschen Fingerfertigkeit und gutes Timing sind zwar nötig, im Vordergrund steht aber eher der Flow, als der Anspruch. Das merkt man nicht zuletzt bei den Bosskämpfen. Auch wenn diese durchaus etwas knackiger hätten ausfallen können, so sind sie doch stets ein kleines Highlight, da sie nicht nur inszenatorisch gut gemacht sind, sondern oft abwechslungsreich gestaltet sind und mehrere Dinge gleichzeitig einfordern. Ein Spinnenboss etwa bietet keine Angriffsfläche, solange er sich offen zeigt. Daher muss man dafür sorgen, das er sich in sein Versteck zurückzieht. Dies klappt aber nur, wenn man Yoku zuvor auf die haarigen Beine des Widersachers schießt und ihm so zum kurzzeitigen Rückzug zwingt. Nun muss man noch mittels spezieller Fähigkeit eine Explosions-Schnecke einsaugen und Yoku samt Anhang zur Spinne katapultieren.
Die Gadgets, die man nach und nach findet, sind herrlich einfallsreich. Neben dem Schneckensauger gibt es noch den Tauchfisch, mit welchen man sich unter Wasser bewegen kann, eine durch einen putzigen Rußling (Studio Ghibli lässt grüßen) freigeschaltete Fähigkeit macht es hingegen möglich, das man sich an Fleischfressende Pflanzen entlang schwingen kann.
Doch nicht nur die Welt hat viel zu bieten, auch inhaltlich steckt in Yoku’s Island Express weitaus mehr, als man zunächst vermuten würde. So folgt man nicht nur der (leider etwas dahin plätschernden) Haupthandlung, sondern trifft auch immer wieder auf die schrulligen Bewohner von Mokuma und kann von diesen Aufträge annehmen. So beschafft man etwa einen Werkzeugkasten, damit eine Brücke repariert und so ein neuer Weg freigemacht werden kann, im Hauptquartier der örtlichen Post sammelt man hingegen Briefe und Pakete und verteilt diese auf der Insel. Dadurch wird nicht nur die Zeit, die man auf dem Eiland verbringen kann, erweitert, auch wird man mit stets sehr putzigen Figuren und lustigen Dialogen sowie diversen Extras belohnt.