Wild Hearts REVIEW
Das Spiel Wild Hearts hat schon vor Release für Aufmerksamkeit gesorgt, da es einem bestimmten Franchise sehr ähnlich ist. Sozusagen könnte man fast behaupten, es wurde von einem Bestseller kopiert. Doch ist die Kopie gut, oder geht sie in der Masse anderer Versuche unter? Erwartet uns vielleicht sogar eine ganz neuer Titel, der alles besser macht als sein Vorbild? Nun, ein wenig muss ich die Euphorie dämpfen, was ich natürlich auch in den nachfolgenden Zeilen begründen werden.
Auge, Auge, Nase, Mund …
In Wild Hearts machen wir praktisch genau dasselbe, wie in jedem Monster Hunter Ableger. Wir erstellen uns einen Charakter, bekommen Quests zugeteilt, gehen ausgerüstet auf die Jagd und erlegen Monster bzw. gigantische Kreaturen, oder wie sie in Wild Hearts heißen: Kemono. Die Story ist dabei ähnlich belanglos, wie in Capcoms Monsterjagt. Die Geschichte dient quasi nur als Alibi, um zu erklären, warum das Erlegen notwendig ist.
Im Spiel sind wir ein Jäger, bzw. eine Jägerin mit besonderen Fähigkeiten und müssen das kleine Dorf Minato beschützen. Darüber hinaus sollen wir dem Dorf aber auch nach und nach neues Leben einhauchen. Dabei nehmen wir immer wieder Quests an und lernen neue Charaktere kennen. Zu viel wollen wir jetzt nicht spoilern, jedoch ist die Story im Grunde austauschbar.
Alles beginnt mit dem Editor. Zu Beginn können wir uns einen Charakter erstellen und das sogar sehr detailliert. Es gibt praktisch nichts, was wir nicht einstellen dürfen. Haarstruktur, Frisur, Farbe, die Länge der Haare, sowie Augen samt Nuance. Selbst einen Pony samt Scheitel, oder die Mundwinkel können wir nach Wunsch einstellen. Ich habe geschlagene 20 Minuten damit verbracht, mich für ein Aussehen zu entscheiden. Die Vielfalt bedeutet aber auch, dass selbst ein Ebenbild erschaffen werden kann, das für euch in den Kampf zieht.
Auf geht’s …oder doch nicht so ganz
Haben wir unseren Charakter erstellt, werden wir nach einer anfänglichen Einführung in das Gameplay entlassen. Der erste Eindruck, rein objektiv betrachtet ist ordentlich. Die Welt ist malerisch und fantasievoll gestaltet und könnte glatt von Publisher Capcom selbst stammen. Sowohl die Charaktermodelle wie auch die Kreaturen sehen wirklich gut aus. Wild Hearts hat nur ein kleines Problem. Sobald man etwas genauer hinschaut, offenbart sich das eigentliche Dilemma. Hierfür schauen wir uns zunächst einmal die zwei Grafik-Modi an. Performance und Grafik bzw. Leistung und Auflösung. Und ich zitiere …
- Leistung: Reduziert die Auflösung und die grafischen Details, um eine höhere Bildfrequenz zu erzielen.
- Auflösung: Reduziert die Bildfrequenz die grafischen Details, um eine höhere Auflösung zu erzielen.
Und jetzt die 1 Million € Frage… „Wenn im Performance- und im Grafik-Modus die Details reduziert werden, wann haben wir im Spiel grafisch hohe Details?“ Okay, ich verrate es euch. Die Antwort ist genauso simpel, wie traurig. Es gibt keine hohen Details! Sobald wir genauer hinschauen sehen wir, egal welchen Modus wir auswählen, matschige Texturen. Man könnte glauben, das Jahr 2009 klopft an der Tür und die Wii U möchte ihr Monster Hunter 3 Ultimate zurück.
Und um das grafische Dilemma nochmal hervorzuheben, im Modus Leistung bekommen wir nur eine Auflösung von 1920×1080 (1080p / FullHD) mit 60 FPS. Im Modus Auflösung bekommen wir dann immerhin 4K, aber nur mit 30 FPS. Zum Vergleich, mit Hogwarts Legacy, welches wir zuletzt im Video-Format getestet haben, hatten wir im High Performance Modus ebenfalls nur eine 1080p Auflösung bei niedrigsten Details, jedoch um dafür 120 FPS zu erhaltne. Für 60 FPS bekamen wir immerhin 1440p WQHD. Und Wild Hearts ist sicherlich kein grafisch aufwendigeres Game und die, nennen wir es einmal „Open World“, ist definitiv nicht größer und umfangreicher als der eben erwähnte Titel. Dementsprechend ist es nur eine Frage der Optimierung, denn eine PlayStation 5 oder Xbox Series X sollten das definitiv packen.
Vom Weg abgekommen
Und zu allem Überfluss lösen sich dann teilweise auch Details einfach in Luft auf, da Objekte im Kamera-Fokus generell unsichtbar werden, um im Kampf möglichst aus jeder Perspektive den Überblick zu gewährleisten. Jedoch ziehen Objekte schon mal blank und zeigen ihre matschige Seite, ohne dabei im direkten Fokus zu liegen. Und dann währen da auch noch einige Bugs sowie Glitches, die teilweise ein Weiterkommen im Spiel unmöglich machen (Neustart hilft) und zum anderen euch Zutritt zu Spielbereiche gewähren, an denen ihr noch gar nicht sein solltet.
Bereichs im nächsten Moment aber blendet uns beeindruckend die Sonne, oder der Mond erhellt die fantasievolle Landschaft und unser aus Lava geschmiedeter Hammer leuchtet kraftvoll neben dem Jäger. Freud und Leid liegt hier so nah beisammen, dass es kaum verständlich gemacht werden kann. Kurzgesagt, Wild Hearts ist das schönste, hässlichste Spiel, welches ich bisher gespielt habe.
Es gibt auch Lichtblicke
Doch widmen wir uns abseits des technischen Nebels lieber der strahlenden Sonne, welche zumindest beim Gameplay scheint. Hier versucht man sich durch ein eigenes Feature etwas von Monster Hunter abzuheben. Grundsätzlich spielt sich nämlich Wild Heart recht ähnlich zur Vorlage von Capcom, jedoch kommt mit den Karakuri Bau-Elementen etwas Abwechslung ins Spiel, welche wir so ähnlich auch schon aus Fortnite kennen. So bauen wir uns einen Sprungturm oder eine Schutzwand um taktisch im Kampf von einer erhöhten Position aus unsere Gegner anzugreifen, oder schnell Schutz zu finden, um uns mit Heilwasser zu regenerieren. Grundsätzlich funktioniert das bauen auch sehr gut, jedoch nicht immer. Ich würde mir wünschen, dass das Spiel euren Skill anerkennt und damit belohnt, indem euch die Hitmarker auch dann gewährt werden, wenn ihr zwar rechtzeitig abgesprungen seid, jedoch euer Gegner dies spontan mit einer Wirbelattacke entgegnen. Würde hier die Attacke des Gegners ins Leere gehen und ihr den Hitmarker bekommen, wäre das absolut wünschenswert, da ihr auch den Schwierigkeitsgrad nicht ändern könnt. Stattdessen springt ihr des Öfteren gekonnt auf euren Gegner und werden wehrlos mit einer Attacke aus der Luft gefischt.
Der Schwierigkeitsgrad ist grundsätzlich okay. Er ist deswegen „okay“, da Wild Hearts als Zielgruppe hauptsächlich die Monster Hunter Gamer ansprechen soll. Und diese werden mit dem Game zurechtkommen. Anfänger hingegen ereilt nicht selten der virtuelle Tod. Hier lohnt es sich viele Materialien zu sammeln, euch auszurüsten und mit der Umgebung vertraut zu machen. Jagt alternativ auch erst kleinere Kreaturen, bevor ihr die Hauptquest verfolgt, um ein Gefühl für das Gameplay zu erhalten und den Frustlevel gering zu halten.
Sammeln, bauen, erkunden und vieles mehr
Ich persönlich finde die Schmiede mit der durchaus sympathischen „Natsume“, welche sich regelmäßig darüber freut uns mitteile zu können, wieder etwas Neues geschmiedet zu haben, übersichtlicher als in Monster Hunter. Grundsätzlich bin ich mit der Spielmechanik durchaus zufrieden. Die Fäden für die Karakuri bekommen wir durch Holzhacken bzw. indem wir Bäume aus der Umgebung fällen. Materialien liegen überall verstreut und lassen sich mit Leichtigkeit einsammeln. Die Welt kommt ohne größere Ladezeiten aus und erinnert an einen Mix aus Monster Hunter World und Monster Hunter Rise. Gleichzeitig können wir auch verschiedene Jagdgebiete bereisen, die auf Vielfältigkeit setzen. Grundsätzlich lohnt es immer, sich mit der Umgebung vertraut zu machen und an unterschiedlichen Orten Lager aufzubauen. Statt Heiltränke konsumieren wir Heilwasser, welches wir aus Blüten bzw. Heilplanzen gewinnen oder durch einen Heilwasserbrunnen, welche wir in der Welt an bestimmten Orten erschaffen können. Rüstungen wie auch Waffen lassen sich über eine Art Skilltree weiter leveln und verbessern.
Ja, Wild Hearts ist schwer. Und ja, auch als Kenner der Monster Hunter Spiele habe ich den PlayStation 5 DualSense Controller zwei- oder dreimal zumindest auf die Couch gepfeffert. Doch nach einem Kaffee griff der „Ach komm, noch einmal“-Effekt. Wenn ein Spiel das schafft, dann macht es schon etwas richtig. Auch nach jeder erfolgreichen Jagd überkommt euch ein befriedigendes Gefühl etwas großes geschafft zu haben. Das gelingt dem Spiel jedoch nur, weil ihr die 60 Minuten Quests nicht in 10 oder 15 Minuten schaffen könnt. Der Action-Rollenspiel will euch fordern, was ich als gut empfinde. Dadurch seit ihr locker 30 bis 40 Stunden damit beschäftigt, das Spiel zu beenden.
Wild Hearts lässt sich sowohl alleine als auch Online mit Freunden spielen. Aber Vorsicht, sollte der Host im Spiel weiter sein als ihr, wird euer Spielstand nicht überschrieben und somit wird der Spielfortschritt nicht gespeichert. Geht ihr dann wieder offline, spielt ihr quasi da weiter, wo ihr zuletzt aufgehört habt. Habt ihr offline erst zwei Quests gespielt und online dann zu dritt ein Kenomo aus beispielsweise der fünften Quest besiegt, bringt euch das nichts, da ihr diese fünfte Quest später für euch dann nochmal spielen müsst oder ggf. eure Freunde eben genau hierfür noch einmal einladet.
Video-Review
Pro & Kontra
- Schönes Charakter- und Kenomodesign, fantasievolle Welt
- Intuitives Gameplay
- Karakuri Bau-Elemente
- großer, motivierender Umfang
- Hoher Schwierigkeitsgrad für Pro-Gamer
- Schwierigkeitsgrad nicht optional
- Matschige Texturen
- Bugs und Glitches
- Die Story ist belanglos