Westworld Mobile – Mobile Games im Test
Vor wenigen Wochen veröffentlichte Warner Bros. mit Westworld Mobile einen Smartphone-Ableger des TV-Hits für iOS und Android. Die zweite Staffel lief erst kürzlich über die TV-Geräte, und bis Staffel 3 2021 erscheint, bleibt jede Menge Zeit, die man auf dem Smartphone totschlagen kann. Als Fan der Serie musste ich mir Westworld natürlich sofort schnappen, um selbst meinen eigenen Western Park zu errichten. In den folgenden Zeilen erfahrt ihr, was Westworld zu einem durchaus gelungenen, kostenlosen Mobil-Ableger macht.
Als Trainee bei Delos
In der Welt von Westworld ist Delos einer der führenden Konzerne, wenn es um künstliche Intelligenz geht, und betreibt einen gigantischen „Vergnügungspark“. Vergleichbar ist der mit einem gigantischen Live Action Role Play, in dem aber neben menschlichen Mitspieler auch Androiden herumtreiben. Diese sogenannten Hosts sehen aus wie echte Menschen und sollen deren Verhalten imitieren, was das Gefühl einer echten, alternativen Welt verstärken soll. Hosts agieren ähnlich wie NPC’s in MMORPG’s als Questgeber, Mitstreiter oder eben Feinde. Sofern sie fehlerfrei funktionieren, können Hosts den Besuchern außerdem keinen Schaden zufügen. Soviel zur Hintergrundgeschichte, für all jene, die mit Westworld bisher nichts anfangen konnten. Mehr möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten.
Delos stellt neues Personal ein und so startet man in Westworld Mobile seine Karriere als Trainee beim Megakonzern. Dort wird man nun an die Trainingssimulation eines echten Parks gesetzt, weil es einfach viel zu gefährlich wäre, so früh schon auf den „echten“ Westworld-Park losgelassen zu werden. Mit einer generischen Benutzer-ID darf sich der kleine Trainee also als Manager des gesamten Parks versuchen. Hosts wollen instand gehalten und Besucher zufriedengestellt werden.
Ab in die Simulation
Ganz vorbildlich beginnt man im Rahmen eines umfangreichen Tutorials, als blutiger Anfänger, Tutorials seinen Park zu errichten. Als Schauplatz dienen hierbei die Schauplätze aus der TV-Vorlage. So beginnt alles im kleinen Dörfchen Sweetwater mit einem Saloon, einer Bank sowie dem bekannten Gemischtwarenladen. Diverse Hosts werden gebaut, die neue Gäste bedienen und für Unterhaltung sorgen sollen. Während der ersten beiden Spielstunden wird man durch die Spielmechaniken geführt und lernt somit alles, was man für den täglichen Besuch in Westworld braucht.
Das Spielprinzip ist schnell erklärt. Im Laufe der Zeit errichtet man immer mehr Gebäude in der Welt von Westworld, baut Hosts und lässt diese mit den Besuchern interagieren. Jede Interaktion bringt bei positivem Abschluss Credits sowie Erfahrung für den ausführenden Host. Dabei könnte unter anderem auf Hosts aus der TV Serie wie etwa Teddy, Dolores oder Maeve zurückgreifen. Neben Sweetwater führt euch die Park Simulation nach Escalante, Las Mudas oder der Abernathy Ranch. Auch unter den Gästen warten bekannte Gesichter wie etwa der Mann in Schwarz.
Einzelne Hosts decken unterschiedliche Rollen wie Spieler, Schläger oder Liebhaber ab, die sich mit den Ansprüchen der Gäste decken müssen, um diese zu erfüllen. Damit ist man als Spieler immer versucht, möglichst viele Hosts herzustellen, um ein möglichst großes Feld an Bedürfnissen abdecken zu können. Im täglichen Einsatz sammeln die Androiden so, wie bereits erwähnt, Erfahrung und steigen im Level auf. Hat einer das Maximallevel erreicht, lässt er sich im Umbauraum auf eine neue Stufe upgraden. Das Spektrum erstreckt sich dabei von 1 bis 5 Sterne, je höher desto besser. Upgrades führen leider immer zu Gewissensbissen, denn für jedes Upgrade muss ein anderer Host geopfert werden. Um einem Host einen dritten Stern zu verleihen, ist es nötig, zwei andere Zwei-Sterne-Hosts zu verarbeiten. Bei einem Sprung von Stufe drei auf vier sind dann schon drei andere Drei-Sterne-Hosts von Nöten usw.
Westworld Mobile entpuppt sich also recht schnell als sehr fesselnder Grinding-Simulator. Es gibt nahezu immer etwas zu tun. Hosts müssen gelevelt, Schauplätze ausgebaut und Quest erfüllt werden. Hinzu kommt, dass sich durch eine von drei farblichen Indikatoren Schlüsselerinnerungen bei Gästen hervorrufen lassen. Diese Erinnerungen dienen sozusagen als Boost bei Interaktionen von Host und Gast. Bereits nach wenigen Spielstunden ist man versucht, bei jeder Interaktion den optimalen Host, inklusive Schlüsselerinnerung zu finden. Dazu kommen noch Crafting-Materialien, die gesammelt werden müssen sowie Reparaturmaterialien.
Die Zuckerseiten des Free2Play
Anders als erwartet, ist Westworld Mobile wirklich ein Vorzeigemodell, wie Free2Play auf dem Smartphone auszusehen hat. Man hat stets die Möglichkeit an seinem Park weiterzuarbeiten, ganz ohne lästige Energiebegrenzungen oder Wartezeiten. Einzig die Zeit, bis zum Ende einer Interaktion bremst den Fortschritt aus. Zudem verzichten die Entwickler hier komplett auf Werbeeinblendungen, bieten aber im Gegenzug auch keine Möglichkeit, durch Werbevideos Premiumwährung zu verdienen, wie man es aus zahlreichen anderen „kostenlosen“ Mobile-Titeln kennt.
Bis auf Upgrades an Reparaturraum, Umbauraum und Co für Hosts, wird man so gut wie nie dazu verführt, echtes Geld oder Premiumwährung zu investieren. Diese lässt sich durch tägliche Quests ganz gut farmen und motiviert zusätzlich, am Spiel dran zu bleiben. Die Preise für Premiumwährung fallen recht moderat aus, was man von Premium-Hosts nicht behaupten kann. Hier muss man zum Teil bis zu fünf Euro für einen Fünf-Sterne-Host rausrücken. Zwar erspielt man sich dadurch keinen großen, spielerischen Vorteil, wodurch man hier nicht von Play2Win sprechen kann, aber preiswert sieht anders aus. Wer will, kann sich die Kaufinhalte auch erspielen, muss dafür aber eine Menge Zeit investieren und ist auf eine riesen Portion Glück angewiesen.
Als „free“ Player ist man mitunter aber ganz gut unterwegs, findet immer Aktionen, die einem das Gefühl von Fortschritt geben und man kann sein virtuelles Westworld kontinuierlich verbessern und ausbauen. Hier treffen die Entwickler einen Punkt, der viele Spieler in eine Suchtspirale führen könnte. Man ertappt sich viel zu oft bei dem Gedanken, nur noch eine Interaktion zu machen, nur noch eine Aller letzte. Hinzu kommen mehrtätige Events, die mit Crafting-Material für einzigartige Hosts winken, die man nicht verpassen möchte und dadurch zum Spielen verführt wird.
Always On, kaum Updates und fehlender Multiplayer
Nach den hochgelobten Zuckerseiten des Free2Play-Modells folgt der Schatten, den diese werfen. Während man in der Welt von Westworld allmählich versinkt, ist eine permanente Internetverbindung leider Pflicht. Gerade Spielern, die über ein geringes Datenvolumen verfügen, kann dies ebenso zum Verhängnis werden, wie ein plötzliches Funkloch. Im Gegenzug bekommt man eine Cloudsave Funktion, die es ermöglicht, auch auf mehreren Geräten mit seinem Speicherstand weiterzuspielen. Wer also Akku sparen möchte und sowieso vor seinem Heimrechner sitzt, kann Android Emulatoren wie Bluestacks nutzen und sein Save zusätzlich unterwegs nutzen.
Die allgemeine Performance fällt bis auf ein paar, gelegentliche Ausrutscher durchweg gut aus. Die Westworld Simulation stürzt kaum ab und lässt sich auch auf Smartphones aus der Mittelklasse flüssig spielen. Besitzer älterer Smartphones (3 Jahre und älter) müssen in den meisten Fällen auf das Vergnügen verzichten, vermutlich aufgrund veralteter iOS- und Android-Software. Leider fehlt es dem Spiel an weiteren Content-Updates. Bereits nach wenigen Spielstunden erreicht man mit Spielerlevel 20 eine gewisse Grenze, ab der man für ein Level-Up keine nennenswerten Belohnungen mehr bekommt. Zudem bleiben noch zahlreiche Bauplätze frei, die leider unbenützt bleiben, weil sich von jedem Raum bloß ein Exemplar bauen lässt.
Ähnlich sieht es beim Mehrspielermodus aus, der existiert nämlich quasi überhaupt nicht. Bis auf eine Freundesliste, durch die man sich Punkte verdienen kann, um hin und wieder neue Hosts herzustellen, kommt man mit anderen Spielern nicht in Berührung. Ich hatte stets das Gefühl, die Entwickler hätten gerne mehr Multiplayer-Features eingebaut, dies aber aus irgendeinem Grund nicht gemacht. So bleibt auch der Always On-Zwang weitestgehend unbegründet. Vielleicht werden wir in den nächsten Wochen oder auch Monaten mit neuem Content versorgt, ich würde es mir wünschen.
Fabian sagt
Westworld Mobile ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein kostenloses Smartphone Spiel aussehen sollte. Stets hat man das Gefühl, etwas geschafft zu haben, es gibt fast immer etwas zu tun und das ganz ohne Wartezeiten, bis sich irgendein Energiebalken wieder aufgeladen hat. Das Spielprinzip ist denkbar einfach, beschränkt sich fast ausschließlich auf den Singleplayer und bietet genügend Umfang für viele Spielstunden. Spielen kann man Westworld eigentlich überall, beim Warten auf den Bus, auf dem Pausenhof oder via Emulator sogar am PC. Der Always On Zwang kann zur Last werden, gerade wenn man auf mobiles Datenvolumen angewiesen ist, sorgt aber zumindest für Geräte übergreifendes Cloud Saving. Ich werde Westworld Mobile bestimmt noch einige Wochen weiterverfolgen, auch wenn es so langsam an Endgame Content fehlt.