Valkyrie Elysium REVIEW
Odin und Fenrir bekriegen sich, Walküren mischen mit und Ragnarök steht auch noch bevor. Nein, ich bespreche hier nicht schon vorab das neue God of War, sondern Valkyrie Elysium. Fachkundige JRPG-Fans dürften hellhörig werden, denn Anfang der 2000er Jahre hat Square Enix unter den Valkyrie-Titel mehrere richtig schöne Rollenspiele veröffentlicht. Ganze 13 Jahre nach dem letzten Serienteil, wird die Marke aus ihrem Winterschlaf zurückgeholt und als eigenständiges Spin-Off in Form eines Action-Rollenspiels inszeniert. Geht das gut?
Streit unter Göttern
Die Geschichte ist schnell zusammengefasst: Obergott Odin und Fenrir, Abkömmling des Loki, liegen im Clinch miteinander – ein Konflikt mit Folgen. Denn wenn zwei Götter sich streiten, dann müssen es meistens die Menschen ausbaden. Der Krieg hat in Midgard Spuren der Verwüstung und des Elends hinterlassen. Lebende Menschen gibt es kaum noch, stattdessen durchstreifen Dämonen die einst friedlichen Lande. Und dann kündigt sich auch noch Ragnarök an. Um das Ende der Welt zu verhindern und im Kampf gegen Fenrir ein für alle Mal die Oberhand zu gewinnen, erschafft der geschwächte Odin die Walküre Maria. Diese soll sich in Midgard auf die Suche nach Waffen und Verbündeten machen und gleichzeitig auch die Ordnung im Sinne Odins wiederherstellen…
Die Geschichte von Valkyrie Elysium funktioniert quasi als Reboot für die Reihe. Wer die Vorgänger kennt, wird sich über ein paar Anspielungen freuen, wer neu einsteigt oder nach über einer Dekade ohne neuen Serienteil nicht mehr so wirklich weiß, was in den vorherigen Spielen geschehen ist, hat aber auch keine Probleme. Der Plot ist eigentlich nicht der Rede wert und wird vor allem von den einigermaßen interessanten Figuren getragen. Dass Odin gegenüber Maria nicht offen und ehrlich ist, ist von Anfang an genauso klar, wie das hinter Maria mehr steckt, als man zunächst erfährt. Hier und da ein paar Geheimnisse, dort ein paar traurige Schicksale und Wendungen – man kennt es. Obwohl die Handlung wirklich keine Höhepunkte aufweist, so hat sie mich aber dennoch die meiste Zeit über gut unterhalten. Oder sagen wir mal, die Figuren, die im Laufe der Story auftauchen, sind allesamt interessant genug, um mich davon abzuhalten bei Cutscenes von der Überspringen-Funktion Gebrauch zu machen.
Expertise, die man merkt
Die Ankündigung von Valkyrie Elysium vor einigen Monaten geschah ziemlich aus dem Nichts heraus. Aber das macht Square Enix aktuell ja ohnehin sehr gerne. Auch angelt sich der Publisher für die eher im kleinen Budget gehaltenen Projekte Studios, die nicht den ganz großen Namen haben. So auch Entwickler Soleil, die für die Umsetzung des neuen Valkyrie verantwortlich sind. Soleil sagt euch nichts? Mir vorher auch nicht. Eine kurze Recherche trägt allerdings Interessantes zutage. Das japanische Studio setzt sich teilweise auch ehemaligen Angestellten von Team Ninja zusammen, die dort unter anderem an Ninja Gaiden gearbeitet haben. Einer der beiden Directors des Spiels ist außerdem Motohide Eshiro, der für Capcom unter anderem als Director an Onimusha 2 und als Producer für diverse Devil May Cry und Ace Attorney Teile gearbeitet hat. Diese durchaus spannende Zusammensetzung merkt man Valkyrie Elysium an, welches viel mehr Character-Action-Game als Rollenspiel ist.
Die Entwickler haben sich einige Bausteine der Vorgänger genommen und diese in die neue Spielmechanik umgesetzt. So kehren etwa die Einherjer genannten Begleiter zurück, die man im Kampf als autonom agierende Mitstreiter zur Unterstützung herbeirufen kann. Vier Begleiter schließen sich Maria im Laufe der Kampagne an. Jeder Einherjer bringt eine andere Kampfweise und elementare Stärke mit. Die unterschiedlichen Elemente sind im Kampf wichtig, denn Gegner weisen entsprechende Schwächen gegenüber entsprechenden Schaden auf. Lässt man etwa Feuermagie auf Kontrahenten mit einer Schwäche dafür wirken, so wird der Gegner nach mehreren Angriffen betäubt, was ihn für einen kurzen Moment handlungsunfähig und offen für die eigenen Angriffe macht.
Chaos, Chaos, Chaos
Die KI-Begleiter agieren ziemlich gut, die meiste Arbeit macht man aber natürlich selbst. Hier hilft eine Reihe von Waffen (Schwerter, Lanzen etc.), die man entweder automatisch im Laufe des Spiels bzw. durch das Abschließen von Nebenmissionen erhält. Neben den unterschiedlichen Elementen (Feuer, Eis, helle Magie usw.) hat jede Waffe auch ein leicht anderes Moveset. Durch das Upgraden einer Waffe erhält man weitere Angriffsmöglichkeiten, was das Kampfsystem mit der Zeit angenehm erweitert.
Gerade in den ersten vier, fünf Stunden haben mir die Kämpfe richtig Spaß gemacht. Das einzige Problem: in Midgard tummelt sich nicht viel Abwechslung. Und selbst auf dem hohen Schwierigkeitsgrad reicht es fast immer aus, wenn man die üppig verfügbaren magischen Attacken und Einherjer spammt. Das führt gleichzeitig zu ganz schön viel Chaos auf dem Bildschirm. Gerade in Kämpfen mit großen Gruppen geht die Übersicht ganz schön verloren und man sieht vor lauter Effekten kaum noch, was man eigentlich tut (munter weiter auf die Knöpfe hämmern reicht meistens aus). Etwas anspruchsvoller sind die Bosskämpfe, von denen es aber auch leider nicht allzu viele gibt. Aber dennoch: schlecht ist das Kampfsystem nicht. Ihm fehlt nur mehr Vielfalt und Feinschliff.
Wenig Abwechslung in Midgard
Leider hat Valkyrie Elysium abseits der Kämpfe nicht viel mehr im Programm. Hier und da gibt es mal Umgebungsrätsel, die aber wirken, als hätte eine Woche vor Release jemand ins Studio gebrüllt „Macht mal schnell noch ein paar Umgebungsrätsel!!!“. Steht man vor einer magischen Wand, ruft man den Begleiter, der die magische Wand vorher zerstört hat. Steht man vor einem Abgrund, ruft man den Begleiter, der vorher mit seinen Pfeilen eine Eisfläche über den Abgrund hat erscheinen lassen. Steht man vor einem Dornenbusch…ihr könnt es euch denken.
Seltsam ist auch die Implementation der Nebenquests. Diese aktiviert man, wenn man entsprechende Auftraggeber während einer Hauptmission findet. Erledigen kann man die Aufgabe aber erst, wenn man wieder in Asgard ist und dort eine der freigeschalteten Nebenmissionen auswählt. Dann kehrt man ins bereits besuchte Gebiet zurück und erledigt den Auftrag, bei dem es sich in aller Regel um „Finde x“ oder „Besiege y“ handelt.
Valkyrie Elysium schreit aus allen Ecken nach mehr Budget – auch aus der technischen. Seltsamerweise standen mir auf der PlayStation 5 keine Optionen zur Verfügung, etwa eine Priorisierung für Auflösung oder Bildrate. Angepeilt werden wohl 60 Frames, aber meine Augen sagen mir, die gewünschte Bildrate wird nicht erreicht. Gefühlt befindet sich das Spiel meistens irgendwo zwischen 50 und 60 Frames. Und auch hier: sobald der Bildschirm mit Gegnern und Effekten voll wird, beginnt das ruckeln.
Angesichts der ohnehin nicht so berauschenden Grafikqualität ist das enttäuschend. Weder die Modelle der menschlichen Figuren noch der Gegner, noch die Umgebungsgrafik sind derart aufwendig, das ein spürbarer Einbruch bei der Performance verständlich wäre. Und erneut denke ich mir: Schade! Denn der Artstyle ist eigentlich gelungen, gerade das Design von den Walküren gefällt mir ziemlich gut, zumal man sich hier an den Vorgängern orientiert und der visuellen Stilistik der Serie treu bleibt.
Pro & Kontra
- angenehm flottes und sich gut anfühlendes Kampfsystem
- viele Waffen, die stets neue Möglichkeiten im Kampf eröffnen
- autonom agierende KI-Begleiter, die ihre Sache gut machen
- stimmungsvoller Soundtrack
- schöner Artstyle
- teilweise chaotische Kamera in den Kämpfen
- immer wieder einbrechende Framerate
- das Potenzial bei Story und Figuren wird bei weitem nicht ausgeschöpft
- abseits der Kämpfe nicht viel zu tun
- träge Umgebungsgrafik