The Vanishing of Ethan Carter REVIEW
Der Detektiv Paul Prospero bekommt Briefe vom kleinen Ethan Carter. Der Inhalt der Briefe ist sehr merkwürdig, und als Ethan verschwindet, beschließt Prospero den Fall zu übernehmen. Seine Suche verschlägt den Detektiv ins stille Red Creek Valley, einem sehr ruhigen, aber auch merkwürdigen Ort. Seine Wahrnehmung täuscht ihn nur selten und Paul hat kein besonders gutes Gefühl bei der Erkundung des Fleckchens. Warum ist hier keine Menschenseele und was hat dieser Ort mit dem Verschwinden des Jungen zu tun?
Der Spieler übernimmt fortan die Kontrolle über Paul Prospero und durchkämmt Red Creek Valley nach dem verschwundenen Ethan. Der Detektiv muss bald feststellen, dass an diesem Ort nur der Tod wartet. Er findet die Gebeine eines, von der Bahn überrollten Mannes. Mit seinen übernatürlichen Kräften, die es ihm erlauben, in die Vergangenheit zu sehen, sobald er genügend Beweise gesammelt hat, untersucht er den Tatort. Ferner wird klar, der Fall Ethan Carter ist etwas Besonderes.
The Vanishing of Ethan Carter erzählt eine sehr spannende, aber auch verwirrende Geschichte. Im gesamten Ort finden sich Botschaften von und über Ethan. Prospero wird außerdem von Visionen und Erscheinungen heimgesucht. Sind diese Visionen nun die Wirklichkeit oder Geschichten von Ethan, denn der Junge scheint sich gerne Geschichten auszudenken. Und zwischen Fiktion und Wahrheit gefangen, bekommt ihr eure Chance, das Rätsel zu lösen, das gleichzeitig die Verwirrung immer weiter zuspitzt.
Der Schläfer darf nie schlafen
Dieser Satz wird sehr oft im Spiel erwähnt und als Spieler hat man keine Ahnung, was es damit auf sich hat. Wer ist der Schläfer, warum schläft er und warum darf er nicht schlafen? Fragen über Fragen über Fragen…
Die Geschichte geht etwas in Richtung Mythen und Okkultismus, soviel darf verraten sein. Den Spieler erwarten auf jeden Fall einige Überraschungen, mit denen niemand rechnet, wie beispielsweise einen Astronauten. Die Story selbst besitzt zwar eine seltsame, aber durchaus gute Spannung. Denn neben der offenen, frei begehbaren Spielwelt, wird das Geschehen rund um die Erzählung nie langweilig. Ganz im Gegenteil, die große Spielwelt lädt zum Entdecken ein. Als Spieler will man den gesamten Ort abgrasen und alle Geheimnisse lüften, die hinter Ethans Verschwinden stecken. Dank des fehlenden HUDs (Head-up-display) kommt die gute Atmosphäre noch besser zur Geltung. Lediglich bereits gefundene Hinweise werden extra hervorgehoben, ansonsten ist freie Sicht auf die Spielwelt.
Der gesamte Schauplatz scheint, abgesehen von ein paar Tieren und den Personen aus den Visionen, wie leer gefegt zu sein. Alle Häuser sind unbewohnt, zerstört und auf den Wegen des trostlosen Ortes ist keine Menschenseele unterwegs. Das erzeugt ein leichtes Gefühl der Einsamkeit, trägt aber sehr zur ergreifenden Atmosphäre bei. Nicht ganz so ergreifend ist die Spieldauer. Je nach Geschwindigkeit ist man nur an die drei Stunden beschäftigt. In unserem Test waren es sogar nur zweieinhalb Stunden. Da unterhält so mancher Spielfilm schon länger. Das erzeugt, zum Ende hin, gemischte Gefühle. Die Gedanken überschlagen sich und die Frage kommt auf: „Ist es wirklich schon zu Ende?“
Technik
In der Technik liegt die große Stärke von The Vanishing of Ethan Carter. Die Spielwelt ist wirklich sehr schön und toll gestaltet. Als Spieler will man hauptsächlich einfach nur durch den Ort entdecken und die Aussicht genießen. Gerade das macht das Spiel, neben der guten Story, so schön. Die Entwickler bedienten sich dafür einer Technik, bei der ein Objekt, etwa ein Stein, sehr oft fotografiert und dann ins Spiel integriert wird. Der Titel wird zwar von vielen Seiten als Grafikblender dargestellt, dessen Meinung ich aber nicht teilen kann. The Vanishing of Ethan Carter hat mehr zu bieten als nur eine wunderschöne Optik, auch wenn diese einen großen Teil ausmacht. Zum einen wäre da die tolle musikalische Untermalung und zum anderen, die zuvor erwähnte spannende Story, inklusive der fesselnden Atmosphäre.
Die Spielmechanik erinnert stark an andere Indie-Titel wie Anna oder Dear Ester. Der Spieler agiert aus der Ego-Perspektive, immer auf der Suche nach neuen Hinweisen. Dabei kann man sich tatsächlich so viel Zeit lassen, wie man will. The Vanishing of Ethan Carter hetzt nicht und setzt niemanden unter Druck. Von Spur zu Spur sprinten oder die gesamte Ortschaft erkunden, obliegt dem Spieler komplett selbst. Wer Wälder und Häuser buchstäblich durchkämmt, wird vom Spiel mit interessantem Hintergrundwissen belohnt.
Durchstreift Paul Prospero ein Waldstück, wird der Spaziergang mit typischen „Waldgeräuschen“, also etwa Vogelgezwitscher unterlegt. Die Soundkulisse passt immer perfekt zur gegenwärtigen Situation, was ich fast schon als filmreif bezeichnen möchte. Auch die Synchronisation überzeugt, ist aber leider nur auf Englisch und Polnisch verfügbar. Dafür gibt es aber Untertitel in allen erdenklichen Sprachen, darunter natürlich auch Deutsch, Französisch und Spanisch. Für schnelle Leser oder Englisch-Veteranen erstellt sich also kein Problem.
Wer das Verschwinden des Ethan Carter in seiner vollen Pracht genießen will, sollte schon gute Hardware unter der PC-Haube haben. Das Spiel ist unglaublich hardwarehungrig. Dank der zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten lässt sich aber alles gut anpassen und optimieren. Falls es nicht auf maximalen Einstellungen läuft, kein Problem, denn auch auf niedrigen und mittleren Einstellungen sieht The Vanishing of Ethan Carter super aus. Alle Gamepad-Liebhaber dürfen selbstverständlich auch dieses Abenteuer mit einem Controller bestreiten. Mit Maus und Tastatur steuert sich das Spektakel aber ebenso gut.