Sword Coast Legends REVIEW
Heute heißen wir euch in der Welt von Dungeons and Dragons Willkommen! Genauer gesagt, handelt es sich um die Schwertküste, die den eingefleischten D&D Fans sicherlich bekannt ist. In Sword Coast Legends könnt ihr euren Helden durch vielerlei Abenteuer an der Schwertküste führen und dabei Erfahrung und Ausrüstung sammeln. Viele der Fans von Klassikern wie Baldurs Gate und Neverwinter Nights hofften auf ein neues geniales Rollenspiel, welches das Vermächtnis der Klassiker fortführen würde – und wurden enttäuscht. Denn Sword Coast Legends erfüllt nicht die klassischen Rollenspielprinzipien und erinnert mehr an Hack and Slay Dungeoncrawler wie Diablo gemischt mit Dragon Age. Das muss aber nicht gleich bedeuten, dass das Spiel schlecht ist. Wir haben das Spiel für euch getestet, und das Ergebnis könnt ihr hier lesen!
Anfängliche Schwierigkeiten
Das erste was man nach dem ersten Spielstart tut, ist das festlegen der Grafik- und Toneinstellungen. Doch das Spiel lässt sich einfach nicht im Menü auf Vollbild umschalten und man muss über Umwege wie Alt + Enter den Vollbild-Modus aktivieren. So etwas hätte vor dem Release eigentlich bemerkt werden sollen, vor allem nachdem der Termin verschoben wurde. Nach den Einstellungen widmen wir uns der Erstellung des Charakters.
In Sword Coast Legends könnt ihr euren Helden aus einer Vielzahl von Optionen erstellen. So bieten fünf Rassen mit Unterrassen und sechs Klassen eine große Möglichkeit die Herkunft seines Helden zu bestimmen. Selbst der Glaube und die frühere Beschäftigung sind Wählbar und fließen ein wenig in die Schwächen und Stärken eures Charakters ein. Das klingt fürs erste nicht schlecht, doch fehlen bei den Rassen und Klassen typische Vertreter des D&D Universums, welche wohl als DLC nachgereicht werden sollen. Auch hier kann man der modernen DLC-Politik nicht entrinnen. Und schon der zweite Schritt der Charaktererstellung enttäuscht D&D Fans erneut: Fähigkeiten sind in wenigen Talentbäumen angeordnet und haben Abklingzeiten. Zusätzlich erweisen die weiter entwickelten Fähigkeiten kaum ein Gefühl der Belohnung, da sie oft einfach nur etwas mehr Schaden verursachen. Eine richtige Vielfalt an Unterklassen gibt es also nicht. Dafür kann man bei seinem Charakter selbst den Augenabstand und vieles mehr einstellen, was aber wenig Sinn macht, da man das Gesicht seines Charakters nie wieder so detailliert sieht.
Nachdem der Held erstellt ist kann man zwischen drei verschiedenen Spielmodi wählen:
- Geschichte: Die Kampagne von Sword Coast Legends
- Kampagnen oder Dungeons die von Spielern erstellt wurden
- Random designte Dungeons für kurze Abenteuer
Dabei können alle drei Modi sowohl alleine als auch mit anderen Spielern gespielt werden.
Gute Geschichte mit viel Spam
Als erstes wurde der Singleplayer angetestet. Man startet in einem Albtraum und wird währenddessen in die Grundzüge des Spiels eingeführt. Bewegung, das Plündern von Gegenständen, der Kampf und die Gruppendynamik. Man erwacht aus dem Traum und erfährt, dass andere Karawanenbegleiter ähnliche Träume hatten. Jetzt kann man zum ersten mal die schöne Atmosphäre wahrnehmen, die durch die Musik geschaffen wird. Die Sprachausgabe ist auch sehr stimmig, viele der Charaktere sind vertont und tragen dazu viel zur Atmosphäre des Spiels bei. Dabei beweisen manche Charaktere recht herben Humor, was einen öfters zum Schmunzeln bringt. Leider kommentiert der Charakter jeden Mausklick, wodurch die andauernden „Okay!“, „Alright!“, „Yes!“, „Sure!“, „Right!“, „Here we go!“ ziemlich auf die Nerven gehen. Vor allem, da sie sich immer in der gleichen Reihenfolge wiederholen. Dass das keinem Entwickler beim Testen aufgefallen ist, verwundert. Man kann es in den Soundeinstellungen aber ausstellen – ein Segen! Die Grafik trägt eher weniger zur Atmosphäre bei, sie ist eher im Mittelfeld angesiedelt, was dem Spiel aber nicht wirklich schadet. Es ist dafür in sich stimmig, und der Stil passt einfach. Die Geschichte scheint vielversprechend zu sein und schafft es durchaus zu fesseln, erweckt aber auch ein bisschen den Eindruck, die alte Leier, vom Helden der die Welt rettet, zu erzählen. Während des Spielens fallen einem erste kleinere Glitches auf, so kann man manche Kisten durch dünne Wände hindurch looten. Diese Gegenstände landen dann in einem recht unübersichtlichen Inventar. Es gibt zwar grobe Reiter mit dem man nur Waffen oder Rüstungen filtern kann, aber dann erwartet einen wiederum nur eine unsortierte Auflistung der Gegenstände. Hier besteht eindeutig noch Verbesserungsbedarf.
Auf in die Höhle der pinken Pyjamabäcker!
Das Spiel bietet zusätzlich noch die Möglichkeit eigene Dungeons und Geschichten zu erstellen und alleine, oder mit anderen Spielern, zu erleben. Dabei kann man auf eine Vielzahl von Dungeon- und Kreaturensets zurückgreifen und diese teilweise noch modifizieren. Ihr wolltet schon immer mal ein Dungeon voll mit verrückten Bäckern in Lila Seidenpyjamas? Kein Problem! Leider sind die Ausmaße der Dungeons vorgefertigt und ihr könnt nur zwischen der Größe wählen. Auf die genaue Anordnung oder das feinere Designe habt ihr keinen Einfluss, was schade ist. Jedes Dungeon ist aus Modulen zusammen gesetzt, welche sich einzeln modifizieren lassen. Man kann angeben, welche Gegnerzusammensetzungen in welcher Stärke auftauchen werden. Das alles wird durch den Würfel randomisiert, so dass jeder Run durch das Dungeon etwas anders ist. Die Module kann man dann auch je nach Gusto mit festen Kreaturen oder Fallen bestücken. Leider gibt es für die selbst erstellten Dungeons nur drei Arten von Quests: Feind besiegen, Boss besiegen und Gegenstände sammeln. Die alte MMO-Leier eben. Alles in allem ist es eine Menge Arbeit, ein funktionierendes und schönes Dungeon zu kreieren. Durch die vorgefertigten Module spart man zwar Zeit, aber es werden einem auch wieder Freiheiten genommen. Wenn das selbst erstellte Dungeon dann fertig ist, kann man als Spielleiter andere Spieler dazu einladen es zu spielen, wofür man dann bewertet wird.
Unspielbarer Multiplayer
Doch das Spiel bietet ja nicht nur einen Singleplayer und ein Rollenspiel mit Coop-Modus macht natürlich in einer Gruppe noch viel mehr Spaß! Also hat sich unsere Redaktion zusammengetan und angefangen die Geschichte zusammen zu erleben. Leider blieb es nur beim Anfangen. Grund dafür waren unzählige Probleme, die einen Spielfluss so gut wie unmöglich machten. So hatten wir schon beim ersten Versuch einige Probleme der Session des Hosts per Einladung beizutreten und mussten die Session manuell per Serverliste betreten. Da konnte es dann gut und gerne Vorkommen, dass man plötzlich keinen Mauszeiger mehr hatte oder ein Charakterslot doppelt belegt wurde. Ein Restart des Games war nötig um den Mauszeigerbug zu beheben. Auch konnten manche Mitglieder der Redaktion hosten, und die anderen einladen, andere wiederum nicht – komisch.
Sind dann alle heil in der Lobby angekommen, hatten einen Mauszeiger und ihren eigenen Playerslot, konnte es dann endlich los gehen. Dachten wir zumindest. Denn die Wartezeiten in den Ladebildschirmen waren teilweise unerträglich lang für recht kleine Karten. Dies war besonders ärgerlich, wenn die Gruppe auf der Reise überfallen wurde. So durften wir gut und gerne zwei Minuten laden, um auf einer Waldlichtung gegen zwei Spinnen zu kämpfen, um dann wieder im Loadingscreen für das eigentliche Ziel zu stecken. Frust machte sich breit. Zum Glück hat das Spiel einen integrierten Voicechat, mit dem man sogar im Ladebildschirm miteinander reden kann, was die Wartezeit etwas überbrückte. Leider gab auch dieser das eine oder andere mal den Geist auf und ein Spieler war gezwungen das Spiel zu restarten, um wieder reden zu können. Und wenn man den Ladebildschirm dann endlich mal hinter sich gebracht hatte, steckte man hin und wieder in einem schwarzen Bild fest und konnte die Dialoge der NPCs hören. War das schwarze Bild endlich weg, sah man die ganze Gruppe tot auf einem Haufen liegen und keiner wusste was passiert ist. Man konnte keine Knöpfe drücken und selbst Esc brachte nichts. Neustart. Ebenso kann es passieren, dass in Dialogen mit NPCs keiner der Spieler antworten kann, was dazu führt, dass das Spiel nicht mehr weiter gespielt werden kann. NEUSTART. Was an den Dialogen auch nervtötend wirkt, ist der Zwang sie mitzuverfolgen. Spricht ein Spieler einen NPC an sind alle Spieler der Gruppe gezwungen den Dialog mitzuerleben und können in dieser Zeit nichts tun. Das ist besonders ätzend wenn man in einer Stadt einen Haufen Questgeber abklappert. Dabei kann man aber noch froh sein, wenn die NPCs auffindbar sind, denn sie können auch einfach verschwinden und erst nach mehrmaligem Neubetreten des Gebietes wieder auftauchen. Ganze vier Mal musste ich aus der Schänke und wieder hinein laufen, damit die NPCs wieder da waren. Lief das Spiel dann mal ordentlich, was leider sehr selten der Fall war, machte es aber durchaus Spaß.
Wo auch noch Verbesserungsbedarf besteht ist die Verteilung der Beute. Hier zählt momentan noch die Devise „Der frühe Vogel fängt den Wurm“. Wer zuerst an der Kiste ist bekommt, den ganzen Loot, sofern er einfach auf „Alles nehmen“ drückt. Mit fremden Mitspielern kann das durchaus zu Ninja-Looting führen. Und wenn man dann am Ende des Beutezugs die Gegenstände mit seinen Mitspielern teilen möchte, muss man sie umständlich auf den Boden werfen, damit andere sie wieder aufheben können. Alles in allem ist der Multiplayer noch sehr unbefriedigend, wenn man bedenkt, dass wir zu dritt über zwei Stunden gebraucht haben, um zwei Quests zu erfüllen. Letztlich fiel vereinzelt gar noch die Voice-Chat Funktionen aus, die die Betroffenen dazu zwang, per Chatfenster die Dialoge fortzusetzen und sich so auf das weitere Vorgehen zu einigen.
Besserung in Sicht?
Zum Glück haben die Entwickler schon mehrere Updates angekündigt, in denen sie die Probleme angehen wollen und neue Inhalte für die Dungeonerstellung angekündigt. In Zukunft wird es wohl mehrere DLCs mit neuen Inhalten geben. Bei einem Grundpreis von 40€ in Steam grenzt das, bei dem schlecht funktionierenden anfänglichen Inhalt, aber eher an Ausbeuterei. Es bleibt abzuwarten wie teuer die kommenden Inhalte werden.