Stairs REVIEW

Das am 28.09.2015 veröffentlichte Stairs ist eines der zahlreichen First Person Horror-Games auf Steam. Ein großer Teil dieser Spiele bauen wahrscheinlich auf dem Hype von Outlast auf. Das macht sich auch bei Stairs bemerkbar. Das Indie-Spiel aus schwedischem Hause weist einige deutliche Parallelen zu Red Barrels heftigen Horror-Klassiker auf. Glücklicherweise schafft es Stairs jedoch seinen eigenen Weg zu gehen, weswegen man keinesfalls von einem Klon sprechen kann. Leider hat sich der Indie-Entwickler GreyLight Entertainment nach der Veröffentlichung von Stairs rar gemacht. Ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung wurden zwar noch Steam-Trading Cards beigefügt und der Entwickler war freundlich genug, eine Story-Erklärung im Steam-Forum zu posten, aber einige kaputte Achievements und Bugs wurden niemals entfernt. Doch ich greife vor. Ob sich das Spiel für Horror-Fans lohnt oder nicht, erfahrt ihr im folgenden Review.

Einer von der Presse, die hab ich gefressen

Christopher Adams verdient seine Brötchen als freischaffender Journalist. Aktuell ist er mit einem mysteriösen Vermisstenfall beschäftigt. Vor drei Jahren wurde Valerie Burkley von James Reed und Jean Jowars Rewen entführt. Seitdem hat niemand mehr was von den Dreien gesehen. Zumindest bis jetzt: Die Polizei hat eine frisch erwürgte Frauenleiche bei der alten Fabrik außerhalb der Stadt gefunden. Laut Adams Informanten handelt es sich hierbei um die Leiche von Valerie. Also macht sich der Journalist auf den Weg zur Fabrik, um in Erfahrung zu bringen, was dort genau geschehen ist. Im Zweifelsfall kann er ja zumindest als Erster ein paar Fotos vom Tatort knipsen und gewinnbringend an die Boulevardpresse verticken.

Während er die Fabrik erforscht, findet er recht schnell Indizien, die auf eine Vergewaltigung schließen lassen. Letztendlich entdeckt er auch ein unterirdisches Treppenhaus, welches ihn ins Kellerverließ einer mutmaßlichen Vergewaltigerbande führt. Dort wird eine verzweifelte Frau gefangengehalten, welche Christopher bittet sie zu befreien. Doch recht bald stellt sich heraus, dass Adams in eine fürcherliche Falle getappt ist. Aus dem Treppenhaus scheint es kein entkommen zu geben. Die Treppen führen den Journalisten in immer gruseligere Ortschaften, welche er irgendwie überleben muss. Doch warum wurde der Protagonist überhaupt an diesem höllischen Ort eingekerkert?

Für weiterführende Worte, muss ich leider spoilern. Wer das Game selber zocken will, sollte also diesen Absatz überspringen! Witzigerweise gibt es aber auch gar nicht so viel zu sagen. Stairs möchte die Problematik der Lügenpresse anprangern. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sogenannte „Journalisten“ viel Mist schreiben, um ihre Stories interessanter zu gestalten und somit wohl auch gewinnbringender verkaufen zu können. Stairs möchte zeigen, wie viel Schaden solche Leute mit ihrer „Arbeit“ anrichten.

Interessanterweise waren jedoch viele Spieler mit der Handlung überfordert, und das obwohl man in den letzten Spielabschnitten sehr deutlich erklärt bekommt, was und vor allem warum überhaupt diese Dinge mit Adams geschehen. Wer aufmerksam spielt, kann obendrein einige Geheimräume mit Rekordern finden, deren Aufzeichnungen ebenfalls dabei helfen, den Hintergrund der Handlung nachzuvollziehen. Falls ihr, aus welchen Grund auch immer, ebenfalls mit der Handlung überfordert sein solltet, findet ihr in mehreren Threads im Steam-Forum übrigens eine offizielle Erklärung der Entwickler. Also keine Bange. Ach ja, dass es hier kein super-umfangreiches Happy End gibt, sollte sich eigentlich auch von selbst erklären. Ich fand das Ende jedenfalls sehr gelungen und in gewisser Weise ist es durchaus ein positives Ende.

Zwischen Walking Simulator und handfestem Gameplay

Da es abgesehen von einigen typischen grafisch-technischen Einstellungsoptionen und der Konfiguration der Steuerung (es wird nur Maus und Tastatur unterstützt) keine nennenswerten Optionen gibt, kann man direkt ins Spiel einsteigen. Die Steuerung funktioniert nach routinierten Schema und erlaubt es unserer Spielfigur zu kriechen und zu rennen. Mit der rechten Maustaste wird der Fotoapparat gezückt, während mit der linken geknipst wird. Jeder der vier im Spiel enthaltenen Level gibt uns die größtenteils optionale Aufgabe 8 Fotos an spezifischen Standorten zu knipsen. Ist das Fotoset in einem Level vollständig, gibt es ein Achievement als Belohnung. Ab dem zweiten Level kommen dann noch Notizzettel zum sammeln dazu. Auch diese bringen ein Achievement, wenn man alle in einem Level findet. Und ja, 4 Level klingt nicht nur nach wenig, sondern ist es auch. Die Spieldauer sollte irgendwo zwischen 3 und 4 Stunden pendeln, was für einen Preis von 12,99 € doch etwas dürftig ist.

Der erste Level im Spiel ist noch ein reiner Walking Simulator, welcher obendrein den Gruselfaktor vermissen lässt. Das ändert sich jedoch, sobald man den zweiten Level, das Kellerverlies, erreicht. Dieser Level stellt uns vor die Aufgabe einen Tresorcode zu knacken, um den Schlüssel für die Zelle einer gefangenen Frau zu erlangen. Hierfür muss der Kellerbunker gründlich nach Hinweisen für die Tresorkombination erforscht werden, was vom Spiel freilich auch für einige solide Jump-Scares ausgenutzt wird. Diese nehmen allerdings nie überhand und treten somit auch relativ überraschend auf. Wirklich fies und heftig ist dabei nur der allerletzte Jump-Scare im Spiel. Der zieht ordentlich rein.

Der zweite Level entblößt auch die erste Superkraft für Adams Kamera. Hier kann man das Gerät dazu nutzen, um zugemauerte Türen „aufzuknipsen.“ Stellen, bei denen man mit der Kamera „zaubern“ kann, werden im Fotomodus blau-leuchtend markiert. Im späteren Spielverlauf erhält Adams Kamera auch noch weitere Kräfte. Aber die könnt ihr selbst entdecken.

Der zweite Level endete schlussendlich mit einer Action-Passage. Hier musste ich zwei Schalter finden und betätigen, um eine Tür zu öffnen, während die Gänge von einem Gegner patrouilliert wurden. Berührt man ein feindliches Wesen, heißt es logischerweise Game Over, was die damit einhergehende Rückkehr zum letzten Checkpoint verursacht. Man wird allerdings nie zu weit zurückgeworfen, so dass ein Ableben durch einen Gegner oder ein anderes Missgeschick nie zu viel Zeit kostet. Das Spiel speichert übrigens automatisch. Eigene Spielstände darf man nicht anlegen, aber dafür werden zumindest mehrere Speicherplätze angeboten, so dass man einen alten Speicherstand nicht opfern muss, um einen Neuen zu beginnen.

Tja, und damit ist das grobe Spielschema auch schon beschrieben. Die Level setzen sich aus Erkundung, vereinzelten Rätseln, und einigen variierenden Action- und Stealth-Passagen zusammen. Das Ganze wird dann noch mit dem Gimmick von Adams „magischen“ Fotoapparat gewürzt. Ab dem dritten Level gibt es dann auch noch ne Taschenlampe, welche später von einem Nachtsichtgerät ersetzt wird. Der Aspekt der Erkundung, beziehungsweise des Walking Simulators wirkt jedoch trotz stets wiederkehrender und willkommener Gameplay-Bröckchen, wie das eigentliche Herzstück von Stairs. In gewisser Weise ist das Spiel also weder Fisch noch Fleisch. Für einen reinen Walking Simulator gibt es zu viel Gameplay, aber für ein handfestes „Spiel“ geht es einfach zu sehr in Richtung virtuelle Latscherei. Mir persönlich hat diese Mischung aber recht gut gefallen.

Grafik, Sound und weiteres

Basierend auf der Unreal-Engine bietet Stairs eine grundsolide, um nicht zu sagen gute Grafik. Die vier Level bieten sehr abwechslungsreiche Ortschaften und sind nett aufgebaut. Die Level 2 und 3 finden jedoch ausschließlich in Innenräumen statt, was leider auf ein nerviges Problem aufmerksam macht: Viele Grafik-Assets werden innerhalb eines Levels großzügig recycelt, was halt recht billig wirkt und auch kleinere Einbußen bei der gruseligen Atmosphäre verursacht. Angesichts der Indie-Herkunft kann man das jedoch nachvollziehen und durchaus verzeihen. Es sei denn, man hat das ein Jahr zuvor veröffentlichte „The Vanishing of Ethan Carter“ gespielt. Zumindest der erste Level in Stairs sieht wie eine billige Kopie von Ethan Carter aus. Man sollte sich also bewusst machen, dass man es hier mit einer wirklich kleinen Produktion zu tun hat, die definitv nicht dieselbe Güteklasse wie die großen Vorbilder erreicht.

Das macht sich auch beim Soundtrack bemerkbar, welchen man im Spiel ehrlich gesagt gar nicht so richtig wahrnimmt. Das ist sogar noch schlechter, als jene Soundtracks, die man nach verlassen des Spiels sofort wieder vergisst. Dementsprechend möchte ich dazu auch nichts weiter sagen. Bei der Synchronisation hat man sich da schon wesentlich mehr Mühe gegeben. Alle Hauptcharaktere bekamen einen Synchronsprecher und mit Außnahme des Sprechers für den Protagonisten Christopher Adams, liefern auch alle einen überraschend überzeugenden Job ab. Die Stimme von Adams klingt jedoch wie die von einem emotionslosen Einfaltspinsel, was einem manchmal sogar richtig aus der Gruselstimmung herausreißt. Zum Glück redet Adams aber nur relativ selten, so dass das nicht allzu oft vorkommt.

Zum Schluss möchte ich noch mal auf die Bugs zu sprechen kommen. Die beiden kaputten Achievements, welche verhindern, dass Achievement-Hunter das Spiel zu 100 Prozent vervollständigen können, stören mich persönlich nicht so sehr, was echte Achievement-Fans freilich anders sehen werden. Als wirklich schlimm entpuppt sich jedoch der Grafikbug im letzten Level. Hier wurden bei mir einige Grafik-Assets nicht geladen, was unter Umständen eine permantente Sackgasse verursachen kann, da man einen bestimmten Standort fotografieren muss, um zum nächsten Levelabschnitt vorzudringen. Wenn man besagten Standort also nicht mutmaßt und auf gut Glück knipst, dann kommt man an dieser Stelle nicht weiter. Und das sind jetzt nur die Bugs, die mich betroffen haben. Laut Steam-Forum gibt es noch weitere Bugs, die auflaufen können. Eine gewisse Frustresistenz in dieser Hinsicht wäre also nicht verkehrt, wenn man Stairs spielen möchte. Denn von den Entwicklern werden wohl keine Patches mehr kommen.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
72
72
-
Multiplayer

FAZIT

Was passiert, wenn Fans von Spielen wie „The Vanishing of Ethan Carter“ und „Outlast“ ihr eigenes Spiel kreieren, jedoch nicht die finanziellen Mittel und Manpower mitbringen, um was wirklich Großes daraus zu machen? Tja, dann kommt ein Spiel wie Stairs dabei heraus. Das Spiel ist gut, aber dermaßen Indie, dass man schon ein aufrechter Fan des Genres sein sollte, um den zu hoch angesetzten Preis zu zahlen. Es ist jedoch löblich, dass es die Schweden, trotz der offensichtlichen Einflüsse, geschafft haben, Stairs einen eigenen Flair mit auf den Weg zu geben. Gute Jump-Scares, ein paar nette Rätsel, eine gelungene Atmosphäre und eine Prise Action und Stealth sollten genügen, um die meisten Horror-Fans zu befriedigen. Schade, dass man es versäumt hat, die Bugs herauszufiltern und die kaputten Achievements zu entfernen oder zu reparieren. Zumindest diesen Aufwand sollte man auch als kleinster Indie-Entwickler betreiben. Trotzdem ist Stairs unterm Strich ein solides Erlebnis für Freunde des Egoperspektiven-Horrors, welche nicht zu viel erwarten.

- Von  Volker

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