Skull & Bones REVIEW

Ubisoft und Piraten, das passt doch eigentlich gut zusammen, oder? Im Jahr 2013 brachten sie mit Assassins Creed IV Black Flag meinen absoluten Lieblingsteil der Serie heraus. Skull & Bones wurde ungefähr zur gleichen Zeit entwickelt – ursprünglich als Multiplayer-Erweiterung für Black Flag gedacht. Man hätte denken können, dass mit all dem Know-how und den Zutaten von Black Flag Skull & Bones nur gut werden kann. Aber hat es das wirklich geschafft oder schippern wir nur sinnlos umher? Das gilt es zu klären!

Eine lange Reise

Ursprünglich sollte Skull & Bones ein 5 vs. 5 PvP Arena-Shooter werden, nur eben mit Schiffen bzw. Schiffskämpfen, bei denen es in erster Linie um Beutejagd und das Eliminieren gegnerischer Spieler und Spielerinnen geht. Doch im Laufe der Jahre hat sich der Kurs innerhalb des Entwicklerstudios oft geändert, bis hin zu dem Online-Livespiel, das es heute ist. Dass dies nicht unbedingt förderlich ist, um ein tolles „Game of the Year“ zu veröffentlichen, sollte jedem von uns klar sein.

Ich selbst bin ein großer Piratenfan und liebe die „Fluch der Karibik“-Filme! Black Flag ist mein Lieblingsteil von Assassins Creed und auch Shadow Gambit: The Cursed Crew gehört zu meinen Top 10 Spielen des Jahres 2023 und das, obwohl ich eigentlich keine Taktikspiele mag. Aber das Szenario reißt mich immer wieder mit! Und wie schaut es mit Skull & Bones aus? Hierfür werfen wir jetzt erst einmal einen Blick auf das, was uns das Spiel grundsätzlich zu bieten hat.

Auf ins Abenteuer

Uns steht eine fiktive Interpretation vom Indischen Ozean zur Verfügung, die sich von Madagaskar bis Singapur erstreckt. Also eine riesige Open World bzw. Open Ozean. Tatsächlich sind wir die meiste Zeit auf dem Wasser unterwegs und erkunden nicht nur das Meer, sondern erfüllen dabei auch zahlreiche Quests. Aber halt stopp! Bevor ihr jetzt glaubt, diese Missionen wären der Handlungsstrang einer packenden Story großer berühmter Piraten, der irrt leider. Es handelt sich um eher belanglose Aufgaben wie zum Beispiel, „besorge dies oder liefere das“, „vernichte oder entere sie“, „sammel dies und stelle das her um jenes auszurüsten“, und so weiter. Also einen Tiefgang der Story dürft ihr hier nicht erwarten.

Nicht einmal zum eigenen Charakter empfand ich einen emotionalen Bezug. Diesen erstellt ihr euch übrigens zu Beginn des Spiels, wofür euch ein recht überschaubarer Editor zur Verfügung steht. Und wenn euch das eigene Aussehen plötzlich nicht mehr zusagen sollte, besucht einfach die nächste Schneiderei und ändert nicht nur eure Kleidung, sondern wahlweise euer komplettes Erscheinungsbild. Das verleiht dem Charakter zwar Flexibilität, aber es macht ihn nicht einzigartig. Ohne Hintergrundgeschichte und ohne eigene Stimme bleibt mein Pirat ein Schatten in dieser Geschichte.

Doch nicht nur zu meinem Piraten fehlt die emotionale Bindung. Zu meiner gesamten Crew habe ich keinen wirklichen Bezug! Diese ist nämlich plötzlich da. Ja, einfach da! Man baut sein erstes eigenes Schiff und auf einmal befinden sich da ein paar Herrschaften an Board und ich weiß nicht warum? Ich habe sie nicht ausgesucht. Mit niemandem von denen habe ich innerhalb der Story gemeinsame Sache gemacht und diese später rekrutiert. Es sind einfach nur Seeläute, welche ich aber immerhin für Silber und Gold im Shop neu einkleiden kann. Aye!

Die raue See

Doch wie auf jeder rauen See geht es auch hier ordentlich auf- und abwärts. Und nachdem wir die erste negative Welle überstanden haben, nehmen wir den Schwung mit und widmen uns den positiven Aspekten von Skull & Bones. Da wäre einmal die Atmosphäre! Nicht nur die teilweise wirklich schönen Kulissen und die stimmungsvolle Beleuchtung in Verbindung mit dem türkisblauen Karibikwasser lässt uns träumen. Auch die Leute unserer Crew, welche lautstark Seemannslieder aus ihren feuchten Kehlen schmettern, tragen zur Atmosphäre bei. Nebenbei donnern einige Explosionen und am Horizont zieht dabei ein großes Unwetter auf. Hier werden die gleichen Stärken ausgespielt, welche ich schon in Black Flag so mochte. Und in diesen Momenten fesselt mich das Spiel dann doch und Skull & Bones erlebt hier seine starken Momente.

Doch leider halten diese nie lange an und plötzlich ist die schöne Welle wieder vorbei und die nächste raue wartet bereits auf uns. Und jetzt müssen wir über die Technik reden. In einigen Zwischensequenzen kann es durchaus passieren, dass Objekte plötzlich unscharf werden oder die Synchronisation der Lippen ungenau ist. Teilweise reden also die NPCs , ohne dabei die Lippen zu bewegen. Wir haben es dann mit Bauchrednern zu tun.

Oase?

Werfen wir aber mal einen Blick auf den Qualitäts- und Leistungsmodus. Grundsätzlich sieht Skull & Bones schon recht schick aus, jedoch nicht so bombastisch, wie der eine oder andere es sich erhofft hätte. Selbst im Modus ‚Qualität‘ finden sich teilweise matschige Texturen und Bäume sowie ganze Landschaften bauen sich beim vorbeisegeln nur sehr langsam auf. Trotz spürbar weniger FPS lässt sich das Spiel ohne größere Framedrops flüssig spielen. Wer aber die FPS deutlich steigern möchte, muss auch grafisch einige Abstriche in Kauf nehmen. Blicken wir dafür mal auf die Flamme der Fackel. Diese wird hier schon sehr grob und teilweise grieselig. Das sieht wirklich nicht mehr schön aus. Auch die Pflanzen werden zweidimensional und grob Pixelig. Zudem fällt die Beleuchtung schwächer aus, da Ray-Tracing nun nicht mehr vorhanden ist.

Doch haben wir uns damit einmal abgefunden, können wir auch schon die nächste positive Welle reiten! Hierfür blicken wir auf das Herzstück von Skull & Bones – nämlich die Seeschlachten mit unseren Schiffen! Und da ein Großteil des Spiels aus eben dieses Seeschlachten besteht, ist dieser Punkt gar nicht so unwichtig. Das Gameplay bleibt hier zum Glück unkompliziert und schlicht, auch wenn ich persönlich mir teilweise etwas mehr Tiefgang gewünscht hätte, wie zum Beispiel das Ausrichten meines Segelschiffs nach Back- oder Steuerboard, um eine volle Breitseite abzufeuern. Hier ist es praktisch egal, wir können aus nahezu jedem Winkel feuern. Trotzdem machen die Kämpfe Spaß und das Looten von Beute motiviert. Auch die unterschiedlichen Waffen, welche wir durch das Kaufen von neuen Bauplänen ausrüsten können, sorgen für Abwechslung. Mal entern wir Schiffe, mal versenken wir sie und mal bombardieren wir Festungen an Land mithilfe unserer Mörser-Kanonen. Schade jedoch, dass das Entern nur durch eine kurze Zwischensequenz angedeutet wird und wir weder über das eigene noch über das gegnerische Schiff laufen können.

Leider geht es weiter abwärts und die nächste negative Welle schwappt über uns her. Denn jetzt schauen wir uns einmal einige Features an, die wir nicht bekommen und stellenweise wirklich vermissen. Unser Pirat kann nicht springen und auch nicht schwimmen. Auch wenn wir entspannt gehen wollen – sobald eine Treppe kommt, rennt er diese entweder rauf oder runter. Hier lässt sich die Geschwindigkeit nicht regeln. Die Third-Person-Kamera bleibt ziemlich nah am Charakter dran. Ich habe aktuell noch keine Möglichkeit gefunden, diese zu ändern, wenn mir die Übersicht fehlt. Auch können wir nicht an Land kämpfen. Wir tragen mehrere Waffen mit uns herum, die jedoch nur kosmetischer Natur sind. Und was mich wirklich verwundert hat, wenn wir mit unserem Piraten bis zum Bauch oder teilweise sogar bis zu Brust ins Wasser gehen: sobald wir wieder aus dem Wasser herauskommen, ist unsere Kleidung weder nass noch tropft Wasser an uns herunter, welches den Sand unter uns feucht werden lässt. Und das verwundert mich deswegen, da man solche Details schon 2013 in Assassins Creed Black Flag sehen konnte. Aber die Entwickler dachten sich wohl, schwimmen ist sowieso nicht vorgesehen, also müssen wir da auch nichts animieren. Echt schade!

Notwendige Erwähnung

Und warum eigentlich nicht schwimmen? Okay, auf offener See mitten auf dem Ozean, wo nun einmal die Seeschlachten im Fokus stehen, kann ich es verstehen. Aber jeder Hafen hat seinen abgesicherten Bereich, welcher sogar mit Bojen abgesteckt ist. Warum können wir im Hafenbecken nicht z. B. nach kleineren Schätzen tauchen? Oder Events, welche regelmäßig starten und während der man z. B. in einer vorgegebenen Zeit Goldstücke finden kann. Diese könnte der Spieler dann nutzen, um neue Items zu kaufen. 500 Stücke Gold kosten im Store 5€! 6000 Stücke 60€. Hier hätte man zum einen Spieler mit kleinen Krümeln anfüttern und gleichzeitig jenen, die schon Münzen gekauft haben, jedoch für einen weiteren Kauf vielleicht 50 oder 100 weitere benötigen, zum Sammeln motivieren können, ohne dass diese gleich wieder Geld ausgeben müssten. Am Ende fielen einige Entscheidungen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.

Auf mich persönlich macht es den Anschein, dass jetzt am 16. Februar 2024 der Tag kommen sollte, an dem Skull & Bones nicht länger nur Geld fressen, sondern vielmehr nun endlich auch ausspucken soll. 10 Jahre hat das Spiel in der Entwicklung an Geld verschlungen. Egal, ob direkt von Ubisoft, von Investoren oder aus Fördergeldern. Jetzt ist der Tag gekommen, an dem das Spiel möglichst viel wieder einbringen soll. Daher wahrscheinlich auch die 80€ für die Basis Version. Für die Premium Edition, welche wir hier heute für euch testen, fallen 110€ an. Und dann kann man theoretisch im Shop noch bis zu 6000 Gold im Wert von 60€ dazu kaufen. Das Spiel ist ordentlich monetarisiert. Und nicht nur das. Man spielt hier auch mit dem FOMO-Syndrom einiger Spieler. Also „Fear of missing out“, Angst etwas zu verpassen. Man bietet zeitlich begrenzte Angebote und suggeriert so dem Spieler, sich bitte nicht zu viel Zeit mit der Entscheidung zu lassen. Bald ist das Angebot nicht mehr verfügbar. Zwar lässt sich nicht nur käuflich erworbenes Gold, sondern auch im Spiel gesammeltes Silber verwenden. Dennoch finde ich das Vorgehen bedenklich.

Für alle unentschlossenen unter euch gibt es die Möglichkeit, eine kostenlose Trail-Version von Skull & Bones zu installieren und so 8 Stunden in das Spiel hineinzuschauen. Euer Fortschritt wird dann ggf. zu einem späteren Zeitpunkt, falls ihr euch für einen Kauf entscheidet, mit übernommen.

Video-Review

Pro & Kontra

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Pros
  • Schöne Atmosphäre
  • Wuchtige Seeschlachten
  • Stimmungsvolle Kulissen

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Cons
  • Aufploppende Details
  • Animationen der Lippen asynchron
  • Teilweise unscharfe Texturen
  • Oberflächliche Story
  • Eigener Charakter bleibt belanglos
  • Keine Kämpfe an Land

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Spiel Bewertung
Singleplayer
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Multiplayer

FAZIT

Wenngleich ich jetzt hier und da die volle Breitseite auf Skull & Bones abgefeuert habe, gesunken ist dieser Karren trotzdem noch nicht. Hier und da spürt man, vor allem als Piratenfan, das Potenzial des Spiels. Für die eine oder andere nette Stunde auf hoher See und für einige Seeschlachten macht es wirklich Spaß! Leider wird das Spiel der hohen Erwartung vieler Spieler und Spielerinnen in Bezug auf die lange Entwicklungszeit nicht gerecht. Einiges, das wir schon in Assassins Creed Black Flag bekommen haben, vermissen wir hier. Am Ende kostet euch der Spaß zwischen 80€ und 110€ bezüglich der Premium Edition. In dieser haben wir die Kleidung unseres Piraten sowie Items für unser Schiff, digitale Soundtracks und Artbook verankert. Ich persönlich würde mir im Shop viel lieber einen verfluchten Affen aus Fluch der Karibik kaufen, welcher im Mondschein zum Skelett wird und tagsüber der kleine flauschige Begleiter ist, der mir auf die Schulter springt. Für eine Herzchenanimation oder Raketen, welche am Himmel zu zwei Bierkrügen werden und dabei noch anstoßen. Als Free to Play Spiel hätte Skull & Bones zwar immer noch die gleichen Schwächen, jedoch für den Segelspaß für zwischendurch absolut zu empfehlen. So aber rate ich euch, die 8 Stunden DEMO selbst auszuprobieren, um zu schauen, ob euch das Spiel wirklich das Geld Wert ist.

- Von  Gerrit

MS Windows
Xbox Series X
PlayStation 5

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