Shadowrun (SNES) REVIEW

Das SNES ist für viele großartige Abenteuer- und RPG-Klassiker bekannt. Egal ob Zelda: A Link to the Past, Terranigma oder Secret of Mana, für all diejenigen, die mit dem Super Nintendo aufgewachsen sind, haben all diese Spiele einen Stammplatz in deren Herzen. Doch abseits der allseits bekannten Abenteuer-Spiele für das SNES, wozu sogar Titel gehören, deren SNES-Urversion niemals in Deutschland veröffentlicht wurden (z.B. FFVI oder Chrono Trigger) gibt es auch jene Titel denen nur wenig Beachtung geschenkt wurde, obwohl es sich hierbei ebenfalls um tolle Spiele handelt.

Eines dieser „Underground“-Games ist Shadowrun, die allererste Videospiel-Umsetzung des gleichnamigen Pen & Paper-Rollenspiels. Ferner ist die SNES-Version von Shadowrun eine lose Umsetzung des Shadowrun-Romans „Lass ab von Drachen.“ In PAL-Regionen (also Europa) soll das Spiel des australischen Entwicklers Beam Software im August 1993 veröffentlicht worden sein. Was dieses eigenwillige SNES-Rollenspiel-Abenteuer zu bieten hat, erfahrt ihr im folgendem Test.

Dem Tod von der Schippe gesprungen

Wie gesagt basiert Shadowrun auf dem gleichnamigen Pen & Paper-Rollenspiel, das sich wohltuend von den übrigen P&P-RPG’s wie „Dungeons & Dragons“ oder „Das Schwarze Auge“ unterscheidet, indem es weniger auf ein reines Fantasy-Szenario, als vielmehr auf düstere Cyberpunk-Science-Fiction à la Blade-Runner gewürzt mit Fantasy-Elementen setzt.
Eines Vorweg, ich bin kein Experte des Shadowrun Universums, ich kenne diese Spielwelt lediglich anhand einiger Video-/Computerspiele und ein paar Infotexten aus dem Internet. Dennoch möchte ich versuchen einen kurzen Abriss der Grundhandlung von Shadowrun aufzuzeigen.

Im Jahr 2011 wurde die Erde von einer Art Kataklysmus heimgesucht, der dafür sorgte, dass die Magie auf unseren Planeten zurückkehrte. Dies führte auch zur Wiederkehr fantastischer und mythischer Kreaturen, wie Elfen, Zwergen, Drachen und Orks, um nur ein paar aufzuzählen (Drachen erwachten aus ihrem Schlaf, Frauen gebaren plötzlich Elfen- und Zwergenkinder etc.).
Ganz unabhängig davon, haben diverse Großkonzerne einen Großteil der Weltregierung übernommen und untereinander aufgeteilt. Diese regieren die Welt von ihren gigantischen Wolkenkratzern aus, die sich in „Megaplex“ genannten Großmetropolen befinden. Besagte Großkonzerne zeichnen sich nebenbei noch für den technologischen Fortschritt der Welt aus. So gibt es nun dank der Forschungen und Entwicklungen der Konzerne allerlei nette kleine Spielereien, wie z. B. Cyberimplantate mit denen man seine Leistungsfähigkeiten aufpeppen kann oder eine virtuelle Welt, die Matrix genannt wird.

In der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts, hat sich die Erdbevölkerung an all diese Umstände gewöhnt und lebt ihr Leben oder versucht zu überleben. Diejenigen, die nicht das Glück haben bei einem der oben erwähnten Großkonzernen angestellt zu sein, leben meistens in den Slums der Megaplex‘, wo sie irgendwie versuchen müssen über die Runden zu kommen. Viele dieser Leute werden zu Söldnern, die sich von den Konzernen für deren Drecksarbeit wie Industriespionage bis hin zu Auftragsmorden, anheuern lassen. Diese Söldner sind auch unter den Namen „Shadowrunner“ bekannt und jeder der über genügend Geld verfügt, kann solch einen Shadowrunner engagieren.

Natürlich ist das Söldnerleben hochgefährlich. So überrascht es nicht, dass der Protagonist in den Hochhausschluchten der Megaplex Seattle auf offener Straße von einer Gang zu Klump geschossen wird. Interessanter ist es da schon, dass unserem Blondschopf eine gestaltwandelnde Fuchsfrau zu Hilfe eilt, die ihm mithilfe eines Heilzaubers vor dem Zugriff des Sensenmannes bewahrt. Kurz nach dieser guten Tat macht sich die Schönheit auch schon wieder aus dem Staub. Als die Wirkung des Zaubers endlich eintritt, befindet sich unsere, fälschlicherweise für tot erklärte, Spielfigur bereits in einem Fach der örtlichen Leichenhalle. Blöderweise hat sie ihr Gedächtnis verloren, nur den Namen können wir mithilfe eines Blickes auf das Leichenfach in dem wir uns kurz zuvor befanden entschlüsseln: Jake Armitage. Und somit beginnt Jake’s Suche nach seiner Identität und auf die Antworten der Fragen, wer ihn warum aus dem Weg schaffen wollte.

Anders als andere Konsolen-RPG’s, ist Shadowrun aber kein Spiel, welches den Spieler an die Hand nimmt und ihn direkt aufs Auge drückt, wo es denn bitteschön als nächstes hingehen soll oder was man genau tun muss, um in der Story voranzukommen. Diese Arbeit muss der Spieler schon selber übernehmen, denn Shadowrun ist nicht nur ein Rollenspiel, sondern auch ein Adventure.

Fühlt sich eher wie ein PC-Spiel an, funktioniert aber auch mit Controller sehr gut!

Gleich zu Beginn wird einem auffallen, dass Shadowrun anders ist, als andere Abenteuer-Spiele für das SNES. Das fällt schon bei der isometrischen Spielperspektive auf (normalerweise wird auf dem SNES Top-Down Grafik verwendet). Aber auch die Steuerung wirkt eher so, als ob das Spiel mal besser mit Maus und Tastatur gespielt werden sollte. Bevor die Konsoleros unter euch jetzt aber zu sehr ins schwitzen kommen, kann ich an dieser Stelle eine klare Entwarnung geben, denn die Steuerung funktioniert auch mit dem Controller sehr gut nachdem man sich erst einmal daran gewöhnt hat.

Die Spielfigur wird ganz normal mit dem Steuerkreuz durch die Spielwelt bewegt, wenn man hingegen mit der Umgebung interagieren möchte, muss man hierzu erst einmal einen Cursor mit der B-Taste (Wahlweise auch die L- bzw R-Taste) aufrufen, den man anschließend ebenfalls mit dem Steuerkreuz bewegen kann, während Jake an der Stelle stehen bleibt, an der man die B-Taste betätigt hat. Mithilfe dieses Cursors, kann man nun den Bildschirmausschnitt erkunden. Wenn man den Zeiger auf ein Objekt oder Subjekt zieht, mit dem man interagieren kann, wird dies durch einen Schriftzug angezeigt. Auf diese Weise kann man Items einsammeln, Türen öffnen, NPC’s ansprechen u. a.

Der Kampfmodus funktioniert übrigens genauso wie der Interaktions-Modus, nur das man für diesen die A- statt der B-Taste drücken muss. Die Kämpfe laufen hier alle in Echtzeit ab. Einen gesonderten Kampfscreen gibt es nicht, so dass der Spielfluss nicht gestört wird. Im Kampfmodus wird ein kleines Zielkreuz statt des Cursors angezeigt, welches man nun lediglich mit dem Steuerkreuz auf den Gegner richten muss, damit man mit erneuten Druck auf die A-Taste seine aktuell ausgerüstete Schusswaffe abfeuern kann.

Ab einem gewissen Punkt in der Spielhandlung erhält Jake seinen ersten Zauber, und auch die Zauber werden genauso gehandhabt wie die Schusswaffen: Einfach den entsprechenden Cursor aufrufen (X-Taste), auf das gewünschte Ziel setzen und bestätigen. Je nachdem ob es sich um einen Angriffs- oder Heil- bzw. Verteidigungszauber handelt, sollte man natürlich darauf achten auf welche Figuren man zielt.

Dies alles funktioniert in der Praxis überraschend sauber und unkompliziert, wenn auch etwas sperrig. Da sich die meisten Gegner und NPC’s kaum oder gar nicht bewegen, und das Fadenkreuz ohnehin versucht einen Lock-on bei beweglichen Gegnern zu halten, kann man Shadowrun relativ entspannt spielen.

Mit der Start-Taste wird das Hauptmenü aufgerufen, in dem man Jake’s Ausrüstung (Waffen, Rüstung und Zauber) umrüsten, oder einen Blick auf seine Statistika, Fertigkeiten und Questitems werfen kann. Auch die Anzahl der Karmapunkte (sowas wie Exp) und Nuyen (Geldeinheiten) werden hier angezeigt, somit hat man alle relevanten Informationen auf einen einzelnen Screen – sehr praktisch. Da man häufig mit den Schlüsselgegenständen herumhantieren muss (Shadowrun ist zum Teil ja auch ein Adventure) kann man das Gegenstandsmenü auch separat mit der Y-Taste aufrufen. Alles in allem ist die Steuerung durchaus übersichtlich, unkompliziert und leicht zu bedienen – und das völlig ohne Maus und Tastatur!

Das Rollenspiel-Fundament

Um in Shadowrun voranzukommen, muss man mehrere genretypische Aufgaben erfüllen. Wie gesagt ist man anfangs ohne irgendeine spezielle Vorgabe auf sich alleine gestellt und muss erst mal gucken wo man bleibt. Gespeichert wird nur an sporadisch verteilten Schlafplätzen (es gibt nur 3 im Spiel), die man aber natürlich erst mal finden muss, was vor allem zu Beginn, wenn man sich ohne jegliche Erinnerungen in irgendeinem Slum wiederfindet, ein echtes Problem darstellt. Diese Schlafplätze sind es auch, wo man seine durch beseitigte Gegner erbeuteten Karmapunkte gegen Status- und Fähigkeitsverbesserungen umtauschen darf. Natürlich kann man sich durch eine Übernachtung auch seine angeschlagenen Lebens- und Magiepunkte regenerieren lassen.

Da Jake auch nach seiner Wiederbelebung von den Auftragskillern eines unbekannten Feindes gejagt wird, muss man an jeder Ecke mit Gegnern rechnen. Es gibt zwar auch vereinzelte Bereiche und Zimmer, wo man seine Ruhe hat, aber man sollte immer mit Angriffen rechnen wenn man auf offener Straße unterwegs ist. Da alles in Echtzeit abläuft, kann man selber entscheiden, ob man kämpfen will, oder in den nächsten Kartenabschnitt flüchten möchte.

Man sollte sich aber dann und wann wirklich die Zeit nehmen die Häscher aufs Korn zu nehmen, um wertvolle Karmapunkte zu verdienen. Der Haken an der Sache ist nur, dass Karmapunkte rein zufällig vergeben werden. Das heißt, dass man nicht für jeden beseitigten Feind diese Punkte zum aufleveln erhält, was im Endeffekt manchmal zu echten Levelgrinds führen kann. Viele Gegnertypen droppen auch kleinere Geldbeträge.

Man kann mithilfe der Karmapunkte sowohl Jake’s Skillpunkte, als auch seine Fähigkeiten und Zaubersprüche aufleveln. Je nachdem wie hoch bereits der Level für einen Bereich ist, desto mehr Karmapunkte braucht es, um ihn weiter aufzuleveln. Hat man z. B. Magie auf Stufe drei, benötigt man drei Karmapunkte um diesen Skill auf Stufe vier zu bringen usw. Hier eine Auflistung der Skills, Fähigkeiten und Zauber, sowie deren maximaler Levelgrenze.

Zu den Skills gehören:

  • Körper: beeinflusst die Lebenspunkte, +10 pro Skillanstieg, Obergrenze: Stufe 20
  • Magie: beeinflusst die Magiepunkte, +10 pro Skillanstieg, Obergrenze: Stufe 20
  • Kraft: beeinflusst was für Ausrüstung (Waffen, Rüstungen) Jake tragen kann, Obergrenze: Stufe 6
  • Charisma: beeinflusst wieviele Shadowrunner Jake im Team mit sich führen kann , Obergrenze: Stufe 6 (maximal drei Runner auf einmal)

Zu den Fähigkeiten gehören:

  • Handfeuerwaffen: Erhöht die Trefferquote der Waffen, Obergrenze: Stufe 16
  • Computer: Je höher dieser Wert, desto größer die Chance ein geschütztes Feld in der Matrix zu durchbrechen, Obergrenze: Stufe 6
  • Handeln (muss erst gefunden werden): Shadowrunner können für weniger Geld angeheuert werden, Obergrenze: Stufe 6
  • Führen (muss erst gefunden werden): Je höher dieser Wert ist, desto länger bleiben die Shadowrunner im Team, Obergrenze: Stufe 6

Magiesprüche kann man auf Level 6 hochstufen, wodurch sie mächtiger werden, aber leider auch mehr Magiepunkte verbrauchen. Um neue Zauber freizuschalten, muss man bestimmte Schlüsselgegenstände zu einem bestimmten NPC bringen, aber ich will hier jetzt nicht zu viel spoilern.

Detektivarbeit, Söldner-Management und Hacking – man hat alle Hände voll zu tun

Gespräche mit NPC’s sind in Shadowrun unumgänglich, um voranzukommen. Denn nur wer die entsprechenden Informationen zusammenträgt, wird die Story aufdröseln und erfahren, wie es wo weitergehen soll. Spricht man einen NPC an, hat man zwei verschiedene Möglichkeiten den Dialog zu führen: Entweder man spricht den NPC direkt an, oder man stellt ihn Fragen, die sich aus Schlüsselwörtern zusammensetzten, die man bis dato gesammelt hat.

Schlüsselwörter sammelt man indem man – wie sollte es anders sein – mit den NPC’s redet. Jedes erhaltenen Schlüsselwort wird in einer Tabelle gesammelt aus derer man dann das gewünschte Wort auswählen kann über das man den NPC ausquetschen möchte (natürlich hat nicht jeder NPC zu jedem Wort etwas zu sagen, man muss halt ausprobieren). Dies resultiert oftmals zu neuen Schlüsselwörtern und letztendlich zur Lösung eines Rätsels, oder dem Erwerb eines Schlüsselgegenstandes. Natürlich kann es ziemlich ermüdend sein, jeden NPC über jedes Schlüsselwort auszuquetschen, aber dies ist nun einmal leider oftmals unumgänglich.

Ein weiteres wichtiges Element, sind die Schlüsselgegenstände, die in der Spielwelt verstreut liegen und die man benötigt um, Adventure-typisch, an bestimmten Stellen weiterzukommen. Das blöde hieran ist, dass man diese aufgrund der eher minimalistischen Grafik nicht oft auf den ersten Blick erkennen kann, so dass man oft ziellos umher irrt und nicht mehr weiterkommt. Daher ist es wirklich wichtig jeden Raum und jeden Bereich gründlich mit dem Cursor abzusuchen, damit einem nichts entgeht. Denn über kurz oder lang hat jeder Gegenstand einen Verwendungszweck – und sei es nur um einen neuen mächtigen Zauber dazuzulernen.

Wer keine Lust hat alleine durch den Großstadtdschungel zu irren, kann einen bis drei der namengebenden Shadowrunner anheuern, die meistens in den örtlichen Kneipen und Bars abhängen. Das sich diese Leute nur dann zu uns gesellen, wenn wir ihnen genügend Geld bezahlen dürfte klar sein. Leider verlassen die Runner unsere Gruppe wieder, sobald eine gewisse Anzahl an Gefechten bestritten wurde, weswegen man sich ernsthaft überlegen sollte, ob sich die teuren Söldner überhaupt lohnen.

Ehrlich gesagt kann man das gesamte Spiel auch ohne dieses Feature erfolgreich beenden, dann hat man auch wenigstens genügend Geld für die immer unerschwinglicheren Waffen und Rüstungen. Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass die Shadowrunner nutzlos sind, die KI der Begleiter macht ihre Sache wirklich gut, und stellenweise wird der Schwierigkeitsgrad dank der Söldner wirklich gesenkt, ich persönlich habe aber dennoch gerne auf die Runner verzichtet. Letztendlich kommt es wohl auf den individuellen Spielstil des jeweiligen Gamers an, ob man auf die Söldner zugreift, oder nicht.

Um an die große Kohle oder wichtige Informationen zu gelangen, sollte man sich einen Computer suchen den man hacken kann, damit man sich in der virtuellen Welt an den Firmenkonten und Infodateien vergreifen kann. Die virtuelle Welt, Matrix genannt, wird als kleines Minigame präsentiert, wo man sich über kleine quadratische Felder (ähnlich eines eingegrenzten Karopapier-Bereiches) bewegen muss, um ans Ziel zu gelangen. Der Haken an der Sache ist nur, dass manche dieser Felder geschützt sind. Die geschützten Felder muss man entweder umgehen oder mit Gewalt durchbrechen. Wenn man auf ein geschütztes Feld tritt (alle Felder sehen gleich aus, man weiß im Vorfeld nicht welche sicher sind und welche nicht), oder ein gewaltsamer Durchbruchsversuch scheitert, büßt man eine mal mehr oder weniger große Menge an Lebenspunkten ein. Ziel ist es, bis zu den Datenblöcken eines Matrixbereichs vorzudringen und diese zu plündern. Man kann auch Kristalle zerstören, um die geschützten Felder zu deaktivieren, diese Kristalle befinden sind aber leider ohnehin meistens am Ende eines Gebietes, so dass deren Nutzen eher begrenzt ist.

Zum Abschluss bleibt noch zu erwähnen, dass die Spielwelt von Shadowrun ziemlich übersichtlich ausgefallen ist. Die Anzahl der erkundbaren Stadtbezirke kann man im Grunde an zwei Händen abzählen. Wären da nicht die immer stärker werdenden Gegner, die ein gewisses Maß an Karmagrinding erfordern und die zum Teil recht schwer aufzuspürenden Schlüsselgegenstände, wäre Shadowrun ein verdammt kurzer Spaß gewesen.

Auch wenn es sich jetzt eher negativ angehört hat – es macht wirklich viel Spaß aufzuleveln und Jake somit zu einem unkaputtbaren Helden aufzupowern. Es hat mir auch sehr viel Freude bereitet, mich auf die Suche nach den ganzen Schlüsselgegenständen und -wörtern zu begeben, um somit die wirklich interessante Handlung Stück für Stück voranzutreiben. Auch die Tatsache, dass man hier wirklich mal ins kalte Wasser geschmissen wird und man sich quasi alles selber erarbeiten muss, hat sich als überraschend motivierend herausgestellt. Shadowruns Gameplay ist zwar nicht perfekt, aber definitiv herausragend!

Grafik und Sound

Die Grafik von Shadowrun ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verbreitet sie eine wunderbar düstere Cyberpunk-Atmosphäre, aber andererseits ist sie ganz einfach unterdurchschnittlich und etwas arg grobpixelig ausgefallen. Das hierdurch heftiges Pixelhunting provoziert wird, ist natürlich ein doppeltes Ärgernis. Besonders nervig fand ich auch die Darstellung von Leichen. Egal ob man einen Menschen, Ork oder Troll umpustet. Der Leichen-Sprite sieht immer gleich aus. Hier hätte man wirklich ein paar variable Sprites einbauen können. Cool sind hingegen die Reise-Zwischensequenzen. Wenn Jake via Bahn, Boot oder Hubschrauber die Ortschaft wechselt, bekommt man immer eine nette Zwischensequenz gezeigt, welche Jake vor der düsteren Cyberpunk-Skyline Seattles darstellt. Doch auch das ändert nichts daran, dass die Grafik von Shadowrun selbst für ein RPG etwas zu minimalistisch ausgefallen ist.

Beim Soundtrack gibt es hingegen nichts zu meckern. Zwar merkt man auch hier, dass die Programmierer nicht wirklich die Meister der SNES-Hardware waren, aber dafür ist es umso beeindruckender wie stimmungsvoll und passend die Soundtracks klingen. In Sachen Ambient-Unterstützung bekommt der OST definitiv die Bestnote von mir. Die Soundeffekte sind da weniger gelungen, vor allem da sie sich ständig wiederholen. Jedes Mal dieselben Kampflaute aufgedrückt zu bekommen kann verdammt nerven – vor allem bei längeren Levelgrinding-Sessions. Aber alles in allem ist die Akustik von Shadowrun klasse!

Ärgerlich ist, dass die deutsche Übersetzung in seltenen Fällen zu umfangreich für die kleinen Textboxen ausfällt und somit nicht immer alles zu lesen ist. Aber abgesehen davon habe ich an der Gesamtpräsentation nichts auszusetzen. Wie gesagt: Die düstere Zukunftsvision wird hervorragend herüber gebracht. Daran können auch die kleineren Patzer nichts ändern. Ziel erreicht Beam-Software!

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • cooles, unverbrauchtes Setting
  • spannender Mix aus Rollenspiel und Point & Click-Adventure
  • bodenständige aber interessante Handlung
  • fühlt sich wie ein PC-RPG an, funktioniert auf dem SNES aber dennoch überraschend gut

thumbs-up-icon

Cons
  • die Grafik ist zwar atmosphärisch, aber auch sehr minimalistisch für SNES-Verhältnisse
  • die minimalistische Grafik provoziert auch Pixelhunting-Probleme
  • Spielzeitstreckung durch Grinding-Orgien
  • überschaubarer Umfang, es gibt eigentlich nur wenige Ortschaften

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Spiel Bewertung
Singleplayer
87
87
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Schade, dass es solche experimentellen Spiele im heutigen, glattpolierten Videogamezeitalter nicht mehr gibt (höchstens im Indie-Bereich). Shadowrun ist ein Spiel, welches gerade durch seinen quirligen Genre-Mischmasch und seine hohe Lernkurve motiviert und anspricht. Zwar sind einige Passagen eher unfreiwillig herausfordernd geworden (Stichwort: Pixelhunting), aber das verzeiht man dem Spiel gerne. Zumal man hier auch endlich mal einen Titel vor sich hat, in dem man nicht durch dieselbe ausgelutschte Fantasywelt tingelt, und in dem es nicht gleich darum geht die gesamte Welt zu retten. Weniger ist halt oftmals mehr. Die arg grob-minimalistisch geratene Grafik und der Versuch den eher geringen Umfang durch Grinding zu überdecken, kosten jedoch Punkte in der B-Note. Trotzdem ein weiteres tolles Hit-RPG für das SNES, welches seinen eigenen Weg geht, statt bewährte Formeln zu kopieren!

- Von  Volker

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