Shadow Tactics: Blades of the Shogun REVIEW
Mit Shadow Tactics: Blades of the Shogun knüpft der in München angesiedelte Entwickler Mimimi Productions an die Tradition von Spielen wie der Commandos Reihe und Robin Hood – Die Legende von Sherwood an und füllt eine seit vielen Jahren bestehende Lücke. Schließlich liegt der Höhepunkt der Echtzeit-Taktik schon eine ganze Weile zurück und das einst so beliebte Genre spielt in der aktuellen Videospielwelt so gut wie keine Rolle mehr. Umso überschwänglicher waren die Lobeshymnen der Presse, als Shadow Tactics: Blades of the Shogun im vergangenen Jahr für den PC erschienen ist. Nun dürfen endlich auch Konsoleros ran und im Japan der Edo-Zeit für die Stabilität des noch jungen Shogunats meucheln.
Meucheln für den Shogun
In den frühen Jahren der Edo-Periode (1603 bis 1868) steht Japan trotz Einigung noch immer an einem kritischen Punkt. Rebellierende Truppen versuchen landesweit das Shogunat gewaltsam abzusetzen und selbst die Macht über den Archipel zu erlangen. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, entsendet der Shogun eine kleine Truppe, um die Hintermänner der Aufstände ausfindig zu machen und deren brutalem Treiben ein Ende zu setzen.
Angeführt wird die Truppe von Samurai Mugen, der mit vier weiteren Kriegern gegen die Rebellion und ihre Hintermänner antritt. Die Handlung selbst ist leider nicht sehr viel mehr als der Aufhänger für rund ein Dutzend Aufträge der Spezialtruppe. Zwar gibt es einige, hauptsächlich in Spielgrafik gehaltene Zwischensequenzen. Diese sind aber wenig spannend inszeniert und auch die erzählte Geschichte an sich ist kaum der Rede wert.
Charaktere mit Wiedererkennungswert
Sehr viel besser ist den Entwicklern da schon die Charakterisierung der fünf spielbaren Figuren gelungen. Samurai Mugen, Ninja Hayato, der greise Scharfschütze Takuma, die junge Diebin Yuki und Aiko, ein weiblicher Ninja, haben allesamt ein eigenständiges Profil und erzeugen eine stimmungsvolle Dynamik in den Zwischensequenzen und Dialogen.
Interessant ist die bunt zusammengemischte Truppe vor allem in spielerischer Hinsicht, da jede Figur über eigene Fähigkeiten verfügt. So kann Takuma etwa aus der Entfernung Gegner mit seinem Scharfschützengewehr erledigen und seinen Tanuki entsenden, um Gegner abzulenken, während Mugen mit seiner mächtigen Schwertwind-Attacke drei Gegner auf einmal ausschaltet. Aiko hingegen kann zuvor entwendete Kleidung anziehen und sich somit unbemerkt durch die Reihen der Gegner bewegen, während der flinke Hayato mit Wurfstern bewaffnet Ziele lautlos erledigt und Yuki ihre Widersacher in Fallen lockt.
Die verschiedenen Fähigkeiten sorgen für enorme taktische Vielfalt. Dies wird famos vom Design der Missionen und der Architektur der Level aufgegriffen. Die Missionen sind sehr variationsreich aufgebaut und haben allesamt unterschiedliche Zielvorgaben. Mal muss ich Gegner unbemerkt belauschen, um so an Informationen zu gelangen, die für einen späteren Einsatz wichtig ist. Mal muss ich einen inhaftierten Kollegen aus einen abgelegenen Bergtempel befreien, mal einen gegnerischen General mit Gift oder einem gezielten Schuss aus Takuma´s Gewehr ausschalten.
Leveldesign vom feinsten
Den einen richtigen Weg zum Ziel gibt es nicht, stattdessen gibt es stets unterschiedliche Herangehensweisen einen Auftrag zu beenden. Insbesondere dank der offen gestalteten Areale ist das ungemein motivierend und spornt auch nach erfolgreicher Beendigung einer Mission dazu an, diese noch einmal mit einer anderen Spielweise anzugehen und Gebrauch von den unterschiedlichen Möglichkeiten zu machen.
Überhaupt stellen die ebenfalls sehr variationsreichen Level für mich den Höhepunkt von Shadow Tactics: Blades of the Shogun dar. In jeder Mission schicken euch die Entwickler in ein anderes Szenario. Mal müsst ihr durch ein verschneites Dorf schleichen, mal prasselt der Regen unaufhörlich und ihr werdet Zeuge von grausamen Hinrichtungen an der Zivilbevölkerung. Mal meuchelt ihr euch durch ein pompöses Anwesen, mal durch eine stark befestigte Burg. Außerdem bieten die Level stets verschiedene Ebenen und laden sogar ein bisschen zur Erkundung ein. Denn immer wieder könnt ihr an festgesetzten Punkten mit der Spielwelt interagieren. Mugen etwa kann größere Steine auf Gegner werfen und deren Tod somit wie einen Unfall aussehen lassen. Hayato und Yuki hingegen können mit ihren Enterhaken hingegen selbst an hohen Mauern hinaufklettern.
In optischer Hinsicht macht das Spiel auch in der mir vorliegenden PlayStation 4 Fassung eine gute Figur. Zwar wurde die Bildwiederholungsrate von 60 Frames (auf dem PC) auf 30 Bilder pro Sekunde auf Konsolen gedrosselt und einige Effekte zurückgefahren. Dennoch überzeugt das Spiel durch seinen handgezeichnet wirkenden Grafikstil und den vielen kleinen Details. Da kann man die gelegentlich auftretenden, sich aber stets in einem überschaubaren Rahmen haltenden Ruckler verkraften. Auch die Musik trägt stark zur Atmosphäre dabei, ebenso, wie die in Englisch bzw. Japanisch vertonten Dialoge.
Detailverliebtheit & wachsame Augen
Toll auch, wie stark die Umgebung und die Wetterbedingungen in den Spielablauf integriert wurden. Lauft ihr beispielsweise durch Schnee, so hinterlasst ihr kurzzeitig Spuren. Werden Wachen auf diese aufmerksam, beginnen sie, nach euch zu suchen. Ihr könnt mit den Abdrücken im Schnee aber auch Gegner gezielt anlocken und in eine Falle laufen lassen. Bei Nacht hingegen ist das Sichtfeld der Gegner stark eingeschränkt, was es euch erlaubt etwas offensiver vorzugehen, bei Regen müsst ihr hingegen darauf achten, nicht durch Pfützen zu laufen, da diese ebenfalls nahe Gegner auf euch aufmerksam machen. Vorsicht ist auch in der Nähe von Tieren, wie Hühnern und Wachhunden ratsam. Werden diese aufgeschreckt, sehen in der Nähe stationierte Wachen nämlich nach dem rechten.
Ein wichtiges Spielelement stellen die Sichtkegel der Gegner dar. Diese zeigen euch an, wie weit und in welchen Ausmaß der entsprechende Feind sehen kann. Oftmals überkreuzen sich die Blicke der Wachen, womit es schwierig wird einen Gegner nach dem anderen auszuschalten. Sobald ein solcher Angriff nämlich bemerkt wird, wird Alarm geschlagen und zusätzliche Patrouillen entsendet. Zwar gehen sämtliche Gegner gewissen Routinen nach, die es euch erleichtern werden, sie auszuschalten. Dennoch stellen die Gegner schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad eine knackige Angelegenheit dar.
Genre-Fans kommt dies sicherlich gelegen und ich kann selbst Einsteiger beruhigen: trotz seines gehobenen Anspruchs ist Shadow Tactics: Blades of the Shogun zu keinem Zeitpunkt unfair oder frustrierend. Um Letzteres vorzubeugen gibt es übrigens ein Schnellspeichersystem, von welchem ihr mittels Klick auf das Touchpad (auf PS4) Gebrauch machen könnt. Um zu verhindern, dass etwa aus Versehen während eines ungünstigen Zeitpunktes gespeichert wurde, stehen übrigens drei Schnellspeicher-Slots zur Verfügung.
Und wo wir schon bei der Steuerung sind: diese funktioniert auch auf Konsolen einwandfrei. Dabei ist das Steuer-Layout durchaus umfangreich und macht von einigen Tasten gar doppelt Gebrauch. Glücklicherweise führen die Entwickler die verschiedenen Möglichkeiten aber nach und nach ein und überfordern nicht gleich zu Beginn. Vor allem die direkte Steuerung der Figuren ist in meinen Augen gar eine weitaus bessere Lösung, als das Anklicken mit Maus auf PC. Lediglich eine Option zur gleichzeitigen Steuerung aller Figuren vermisse ich, auch wenn ich das Fehlen dieser Möglichkeit im Spielkontext nachvollziehen kann.