Pokémon Alpha Saphir REVIEW
Seit 2004 die Pokémon-Remake-Welle mit den Editionen Feuerrot und Blattgrün ihren Anfang nahm, gehören die aufgehübschten und modernisierten Klassiker fest zu regelmäßigen Nintendo-Portfolio. Trotz dessen, dass die Titel im Vorfeld oft skeptisch von den Spielern beäugt wurden, zeigen die stets erstklassigen Wertungen der Fachpresse doch immer wieder, das Nintendos Sammelmonster-Remakes sich qualitativ nicht hinter den eigentlichen Fortsetzungen der Serie oder anderen Genre-Vertretern zu verstecken brauchen. Das Rezept war stets dasselbe, ob nun bei der Neuversoftung der ersten oder der zweiten Pokémon-Generation: Man nehme Story und Oberwelt der Originalversion und gebe ein Grafik-Update sowie aktuelle Elemente der Pokémon-Reihe sowie selbstredend die seither neuen Taschenmonster hinzu. Verfeinert wurde der Mix seither stets mit einer Prise neuer Features. Auf was könnt Ihr Euch bei der Neuauflage der dritten Pokémon-Generation einstellen?
Auf ein Neues (Spiel?)!
Es sei gesagt, das Rezept das schon für Pokémon Feuerrot und Blattgrün sowie Pokémon HaertGold und SoulSilver Anwendung fand, kam auch bei Pokémon Alpha Saphir und Omega Rubin zum Einsatz. Allein, dass es wieder zwei unterschiedliche Editionen im Handel gibt, die sich lediglich etwas in der Story und teilweise bei den auftretenden Sammelmonstergattungen unterscheiden, ist ein erstes Indiz dafür. Auch das grobe Grundgerüst der Story wurde aus den Originalen übernommen. Die beiden Teams Aqua und Magma planen mit der Hilfe legendärer Pokémon die Verteilung der Wasser- und Landmassen in der Pokémon-Welt zu beeinflussen um die Lebensbedingungen nach ihren Wünschen zu formen. Mit welcher Schurken-Vereinigung Ihr es zu tun bekommt, ist davon abhängig, welche der Edition die Eurer Wahl ist. Die Story bekommt auch durch das Element der Mega-Entwicklung und der neue „Protomorphose“ kleinere, neue Impulse. Wie immer obligat sind die Jagd nach den acht Arenaorden und das Streben danach, Champion der Pokémon-Liga zu werden.
In der dritten Pokémon-Generation bekannt geworden und nach Generation vier ersatzlos gestrichen sind die sogenannten „Pokémon-Wettbewerbe“. Sie sind in Omega Rubin und Alpha Saphir wieder mit dabei. Wettbewerbe sind eine Paralleldisziplin zu den üblichen rundenbasierten RPG-Pokémon-Kämpfen. Es gilt, eine Gruppe von Juroren davon zu überzeugen, dass der eigene Schützling mehr auf dem Kasten hat, als die Mitbewerber. Dafür muss natürlich ordentlich was geleistet werden. In fünf Kategorien (Schönheit, Putzigkeit, Coolness, Stärke und Klugheit kann man sich nur mit den passenden Attacken und indem man seinen Kontrahenten ordentlich dazwischenfunkt, durchsetzen.
Die „Geheimbasen“ sind ein Feature, das bisweilen der dritten Generation exklusiv geblieben war. Jeder Trainer kann sich an vorgegebenen Punkten mithilfe der Attacke „Geheimpower“ eine Basis einrichten. Sogar etliche Einrichtungsgegenstände lassen sich beschaffen und nach Belieben zur Verschönerung der Geheimbasis einsetzen. Einige von ihnen haben bestimmte Effekte, und können in richtiger Anordnung zum Erschaffen eigener Rätsel dienen. Trifft man in der U-Bahn oder der Schule andere Spieler via StreetPass, werden unter anderem die Geheimbasen ausgetauscht. Dann könnt Ihr einmal täglich gegen die anderen Spieler in ihrer eigenen „Arena“ antreten. Die bisher vielleicht beste Nutzung des StreetPass-Features des 3DS!
Ebenfalls wieder dabei sind die beiden unterschiedlichen Fahrräder. Leider sind dem Eil- und dem Kunstrad die Rollerblades aus Pokémon XY zum Opfer gefallen. Zudem müssen die Räder noch wie zu Game Boy Advance-Zeiten immer wieder im Fahrradladen getauscht werden.
Wenden wir uns nun ab, von dem was schon mal war und wieder ist und kommen zu den Neuerungen. Ganz offensichtlich hat Nintendo dem Remake einer Schönheitskur unterzogen. Die Optik stammt aus den Editionen der sechsten Generation und lassen das Land Hoenn in ganz neuem Glanz erstrahlen. Stellenweise holt die neue (alte) 3D-Optik alles aus der 3DS-Hardware raus, was sich leider auch in spürbaren Slow-Downs in den Kämpfen niederschlägt. Dennoch sind die Pokémon Alpha Saphir und Omega Rubin technisch ganz klar auf aktuellem Stand mobiler Gaming-Möglichkeiten. Die opulente Anime-Optik wird von einer neu gemixten Version des originalen Rubin-Saphir-Soundracks begleitet. Gerade die Kampfmusik wird immer wieder Kreise in Eurem Unterbewusstsein ziehen, auch wenn der 3DS nicht läuft. Schwere Ohrwurmgefahr!
Eine Welle neuer Features überrollt Hoenn
Jeden Ortes im virtuellen Lande Hoenn ließ sich Nintendo nicht lumpen und geizte nicht damit, neue Features einzustreuen. Angefangen mit neuen Mega-Entwicklungen, über eine nie dagewesene Anzahl fangbarer, legendärer Pokémon bis hin zu der sogenannten „Delta-Episode“, die die Story nach der bestandenen Prüfung in der Pokémon-Liga weiter erzählt, werden massig neue Inhalte geboten. Ob für Poké-Neulinge oder Versierte Profis mit jahrelanger Erfahrung, in Pokémon Alpha Saphir und Omega Rubin gibt es für jeden immer was zu tun und das für weit mehr als 200 Stunden. Selbst dann ist bestimmt noch nicht alles gesehen und erlebt.
Ein neues Feature, das besondere Erwähnung verdient, sind die Flugsequenzen auf Latios und Latias. Ihr dürft Hoenn nicht nur aus der Luft bestaunen und an jeden Ort reisen, in diesen luftigen Höhen verbergen sich zudem legendäre Pokémon. Außerdem ist ein Flug auf dem Rücken der hilfsbereiten Taschenmonster der einzige Weg, einige ganz neue, wenn auch recht kleine Areale zu betreten, in denen Sich Pokémon der unterschiedlichsten Generationen verbergen.
Pokémon X und Y haben eindrucksvoll vorgemacht, wie man unglaublich viele Features sinnvoll auf dem unteren Screen unterbringt. Das PokéMonAmi, das Super-Training und sogar die Gesamtheit der umfangreichen Online und Netzwerkfeatures die Pokémon-typisch nicht fehlen dürfen, waren in der sechsten Generation übersichtlich und praktisch wie nie auf dem Touchscreen zuhause. Nintendos frommer Wunsch, den Remakes noch mehr praktische Features zu spendieren, ging an dieser Stelle etwas nach hinten los. Der Touchscreen wird in Navis eingeteilt. Das Spiel-Navi bietet all das, was wir aus X und Y schon kannten. Mit dem Pokédex-Navi lassen sich im hohen Gras Taschenmonster mit speziellen Attacken aufspüren, das Karten-Navi bietet umfangreiche Information über die aktuelle Position, Trainer, denen es nach einer Revanche dürstet und über Beerensträucher, die in voller Blüte stehen und das TV-Navi informiert mit fiktiven Informationssendungen über alles, was das Trainerherz begehrt, bis hin zu Begegnungen via StreetPass. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass man ständig zwischen all den Navis hin-und herschalten muss. Das kosten Zeit und Nerven und unterbricht zudem den Spielfluss.
Fehlt da nicht was?
Luftkämpfe, an denen lediglich flug- oder schwebefähige Sammelmonster teilnehmen können, wurden in Pokémon X und Y erst neu eingeführt und schon scheint es, Nintendo habe sich von diesem Konzept bereits wieder verabschiedet. Man findet diese Art von Kämpfen in den Ramakes nicht mehr. Schade, denn in den Abschnitten, in denen die VM-Taucher zum Einsatz kommt und die somit unter dem Meeresspiegel stattfinden, hätten sich „Unterwasserkämpfe“ wirklich gut integrieren lassen.
Dass die Rollschuhe es nicht erneut ins Spiel geschafft haben, wurde weiter oben bereits erwähnt. Auch die vielen unterschiedlichen Kleidungsstücke aus den Pokémon X und Y gibt es in Hoenn leider nicht zu kaufen.
Was aber vielerorts wirklich am meisten fehlt, ist die Herausforderung. Weil der EP-Teiler erneut ein sehr schnelles Aufleveln des eigenen Teams ermöglicht, ist es nicht wirklich wahrscheinlich, eine Niederlage zu kassieren, bis man zumindest die Pokémon-Liga erreicht hat. Echte Profis suchen die Herausforderung allerdings ohnehin online oder im formidablen Kampfresort.