Persona 5 Royal REVIEW

Ein Jahr wie 2017, in dem im Abstand von nur wenigen Wochen Spiele vom Kaliber eines The Legend of Zelda: Breath of the Wild, Nier: Autoamta, Resident Evil 7 und Super Mario Odyssey erschienen sind, habe ich in über zwanzig Jahren, die mich das Medium mittlerweile begleitet, noch nicht erlebt. Und dann war da ja auch noch Persona 5, ein Spiel, auf welches ich wie kein Zweites gewartet habe und von dem ich absolut umgehauen wurde. Und obwohl ich vor allem wohlige Erinnerungen an mein Abenteuer mit Joker, Morgana und den anderen Phantomdieben habe, hat mich kaum ein anderes Spiel jemals so ausgelaugt. Mit rund 120 Stunden, die man in die Hauptstory mit ihren diversen Nebenschauplätzen stecken kann, ist das Rollenspiel von Atlus nämlich ein gewaltiges Unterfangen, dessen größtes Problem im Pacing und der im letzten Drittel gestreckt wirkenden Spielzeit liegt. Entsprechend hat mich die Ankündigung einer erweiterten, aber auch angepassten Version mit Zusatz Royal im Namen erst einmal kalt gelassen. Zurückkehren in die Welt? Ja, gerne! Aber mich noch einmal durch dieses Mammutwerk spielen, um die neuen Inhalte zu erleben?

Abzocke?

So dürfte es vielen Spielern gehen, denn Atlus geht nicht gerade den populären Weg. Anstatt die neuen Inhalte nämlich in Form eines DLC anzubieten, der das Original erweitert, gibt es Royal nur zum Vollpreis. Käufer der Ursprungsversion gucken da blöd aus der Wäsche, entsprechend wurden im Vorfeld nicht wenige Stimmen laut, welche die Praxis des Entwicklers kritisieren. Dass es vollkommen unmöglich gewesen wäre, das Originalspiel um die neuen Figuren, Storyszenen, Areale, und was sonst noch so alles dazukommt, zu erweitern, ist also mehr als fraglich und das man keine andere Lösung für Erstkäufer gefunden hat in Hinblick auf die Kundenfreundlichkeit zumindest zweifelhaft.

Nach rund 60 Stunden mit Royal komme ich trotz ambivalenter Gefühle hinsichtlich der Handhabe dennoch nicht umher, mich vor allem begeistert zu zeigen. Schon das ursprüngliche Spiel war trotz seiner durchaus offensichtlichen Schwächen ein grandioses Erlebnis und ist für mich auch drei Jahre später noch eines der besten Rollenspiele dieser Generation. Deshalb will ich zur Handlung, den Mechaniken und was Persona 5 noch alles ausmacht auch gar nicht viel weiter sagen und verweise stattdessen auf meine Besprechung des Ur-Spiels. Zu erzählen gibt es zur erweiterten Veröffentlichung ohnehin genug.

Mehr vom guten, weniger vom schlechten

Eine der grundlegenden Veränderungen betrifft die Handlung. Die Rahmenhandlung bleibt zwar die gleiche, ist allerdings um neue Figuren, Dialoge, Events und Nebenhandlungen erweitert worden. Das Ganze gipfelt schließlich in einem dritten, komplett neuen Semester. Einziger Wermutstropfen: den neuen Abschnitt erreicht man nicht automatisch, da man zunächst einige Voraussetzungen erfüllen muss, damit die Handlung sich vom bekannten Verlauf abspaltet und in dem neuen Strang mündet. Leider sind die entsprechenden Bedingungen wage und werden vom Spiel selbst nicht kommuniziert, entsprechend sollte man auf Anleitungen und Wikis zurückgreifen. Gerade wer sich das Spiel ein zweites Mal zur Brust nimmt und nicht den bekannten Verlauf einschlagen will, sollte sich also vorab informieren.

Der neue Abschnitt setzt übrigens recht spät im Spiel ein, allerdings werden viele andere der neuen Elemente schon recht früh in die Handlung eingewoben. Neben einem Schulpsychologen und einem kleinen Jungen, der sich in den Mementos genannten optionalen Dungeons herumtreibt, gibt es mit Kasumi Yoshizawa auch eine neue Schülerin, die sich später den Phantom-Dieben anschließt. Darüber hinaus wurde die bekannte Handlung hier und da etwas gestrafft und minimal abgeändert. Dennoch nagen die Altlasten in Form der Pacing Probleme im letzten Drittel auch noch an Persona 5 Royal.

Tagsüber meditieren, Abends Darts und Jazz

Eine weitere Neuerung hält in Form des Stadtteils Kichijoji Einzug. Auf der Bummelmeile kann man nicht nur Geld in verschiedenen Geschäften ausgeben, sondern auch in einem Tempel meditieren, um die SP-Werte zu erhöhen, oder mit den Phantomdieben Billard und Darts spielen. Während Billard, warum auch immer, automatisch abläuft, ist Darts als spielbares Minigame verbaut. Lustig: wie auch bei den Yakuza-Spielen, ist man hier eine Kooperation mit dem japanischen Anbieter DARTSLIVE eingegangen, weshalb beim Spielen die gleichen Soundeffekte erklingen, wie auch bei der Gangster-Prügelei. Auch die Umsetzung mit Bewegungssteuerung, die nicht nur gut funktioniert, sondern auch die realen Darts-Bewegungen einigermaßen sinnig umsetzt, gefällt. Natürlich kann man sich mit Freunden und anderen Vertrauten auch wieder in diversen Lokalen und Restaurants treffen, jetzt unter anderem auch in einer Jazzbar und einem Aquarium.

Showtime

Die wenigsten Änderungen betreffen das Kampfsystem. Das überrascht eigentlich nicht, hat dieses doch vor drei Jahren bereits gezeigt, wie eine moderne Adaption von rundenbasierten Kämpfen auszusehen hat und das diese alles andere als langweilig sein müssen. Wirklich neu sind eigentlich nur die Showtime genannten Spezialaktionen. Sobald zwei Mitglieder der Gruppe ihre Beziehung zueinander festigen, werden diese mächtigen Kombinationsattacken freigeschaltet, welche allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen im Kampf aktiviert werden können, dafür aber mächtig Schaden austeilen und ziemlich aufwendig inszeniert sind. Weitere Überarbeitungen betreffen eher Details. Attackiert man eine Schwachstelle des Gegners, kann man entweder noch einmal angreifen oder den nächsten Zug an ein Partymitglied weitergeben, wodurch sich die Stärke des kommenden Angriffs erhöht. So weit, so bekannt. Kann man den Staffelstab auf diese Art viermal hintereinander weitergeben, so kostet die finale Attacke nun weder HP noch SP.

Etwas einfacher wirken die Verhandlungen mit Dämonen. Nach wie vor muss man diese überreden, damit man ihre Macht erlangt. Wirkten diese Verhandlungen bisher immer etwas wahllos, da es kaum einen Indikator gab, welche Antworten man wählen soll, gibt Morgana nun aktiv Tipps. Die Bosse, die man im Laufe der Hauptstory trifft, wurden hingegen um neue Phasen und Verhaltensmuster entdeckt, wodurch gerade Rückkehrer ihre bewährten Strategien noch einmal umdenken müssen. Einzig eine Ungereimtheit hat ihren Weg in Royal gefunden. Nach wie vor ist ein Kampf nämlich sofort vorbei, sobald Joker das Zeitliche segnet.

Blumen und Stempel sammeln

Die Rollenspiele von Atlus erfordern oftmals intensives Grinding, Persona 5 war da stellenweise keine Ausnahme. Auch hier haben die Entwickler aber angesetzt und einige Quality-of-Life-Änderungen eingeführt. Dies betrifft vor allem Mementos. In den optionalen Dungeons trifft man nun auf einen kleinen Jungen namens Jose, der nicht nur einen neuen Item-Shop führt, sondern auch die Ausschüttung von Geld, Items und Erfahrungspunkten ermöglicht. Dafür muss man in den Dungeons an Stempel sammeln. Klingt komisch, ist aber so. Um hingegen Items bei Jose einkaufen zu können, muss man ihm Blumen bringen, die man ebenfalls in Mementos findet.

Erstmals auf Deutsch

Die Neuveröffentlichung dürfte für hiesige Spieler nicht zuletzt wegen der deutschen Lokalisation interessant sein, ein Novum innerhalb der Reihe, die bisher nur ins Englische übersetzt wurde. Die Qualität der Übersetzung ist weitestgehend gut. Allerdings schleichen sich hier und da ein paar Fehler ein und auch ist der Kontext in der Anrede nicht immer richtig abgebildet. So werden einige Lehrkräfte beispielsweise immer wieder mit dem „Du“ angesprochen, anstatt gesiezt zu werden. Auch sind manche Satzkonstruktionen etwas holprig, ein Problem, welches auch schon bei der ursprünglichen englischen Lokalisation bemängelt wurde. Auch diese wurde noch einmal angepasst. Außerdem gibt es mittlerweile von Haus aus nicht nur die englische Tonspur, sondern auch die japanische. Letztere musste man zuvor noch als immerhin kostenfreien DLC runterladen.

Apropos DLCs: von diesen gab es ja zu Persona 5 sowieso einige. Vor allem waren das kosmetische Anpassungen, mit denen man den Figuren Outfits aus den Vorgängern und anderen Spielen der Shin Megami Tensei Reihe verpassen konnte. Diese sind in der Royal Veröffentlichung nun ebenfalls enthalten. Lediglich die neuen DLCs sind kostenpflichtig und betreffen hauptsächlich weitere Kostüme für Kasumi.

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Pro
  • ein nach wie vor fantastisches JRPG
  • unzählige Quality-of-Life-Anpassungen und Neuerungen
  • kleine, aber sinnige Änderungen am Kampfsystem
  • erstmals auf Deutsch lokalisiert

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Kontra

  • nach wie vor Pacing Probleme
  • deutsche Lokalisation nicht ganz fehlerfrei

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Pro & Kontra

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Pro
  • ein nach wie vor fantastisches JRPG
  • unzählige Quality-of-Life-Anpassungen und Neuerungen
  • kleine, aber sinnige Änderungen am Kampfsystem
  • erstmals auf Deutsch lokalisiert

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Kontranach wie vor Pacing Problemedeutsche Lokalisation nicht ganz fehlerfrei
  • nach wie vor Pacing Probleme
  • deutsche Lokalisation nicht ganz fehlerfrei

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Spiel Bewertung
Singleplayer
93
93
Super
-
Multiplayer

FAZIT

Wenn Atlus ein Spiel neu auflegt, dann richtig. Die Neuerungen, die in Form von neuen Figuren, Storsträngen, Events und den unzähligen Quality-of-Life-Anpassungen Einzug halten, sind allesamt stimmig und sinnig und bereichern das Erlebnis Persona 5 ungemein. Abgesehen von einigen Altlasten in Form von Problemen mit dem Pacing und der nach wie vor unsinnigen Entscheidung, dass ein Kampf vorbei ist, sobald Joker stirbt, macht jede Neuerung und Anpassung in Royal das Spiel besser. Persona 5 Royal ist somit die definitive Edition von Atlus´ modernen Rollenspiel-Klassiker und die Version, die man als Neuling spielen sollte. Das man für Besitzer der ursprünglichen Version hingegen keine adäquatere Lösung gefunden hat, als sie erneut zum Vollpreis zur Kasse zu beten, ist aber ein Defizit, welches sich Atlus hätte sparen können. Damit wir uns nicht falsch verstehen: die neuen Inhalte sind grandios und ihr Geld wert. Kundenfreundlichkeit geht aber anders.

- Von  Adrian

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