Pad-Extreme von SenseForce im Test
Nachdem ich bereits mithilfe von VR in virtuelle Welten komplett eintauchen durfte und mittels Nosulus Rift auch Spiele riechen konnte, ist nun der nächste Schritt an der Reihe – Games fühlen. Im September 2018 bin ich auf der EGX in Berlin auf das Pad-Extreme von SenseForce aufmerksam geworden. Dank einer sehr netten Einladung war es mir möglich, noch vor der Markteinführung auf dem Pad-Extreme Platz zu nehmen und seine Vorzüge für kurze Zeit zu genießen. Nun, vier Monate später, wird es mir von den Köpfen hinter der deutschen Marke SenseForce ermöglicht, die flexible Sitzauflage daheim und situationsbedingt zu testen. Denn was in Berlin nur auf einen Shooter und Forza Horizon 3 beschränkt war, kann in meinen eigenen vier Wänden nahezu auf jedes Genre angewandt werden.
Bevor ich euch in böhmische Dörfer schicke, das Objekt der Begierde wandelt akustische Signale um und gibt sie als Impulse wieder aus. Je intensiver oder lauter die Soundausgabe, desto stärker wird die physische Umwandlung.
Der Aufbau
Zuallererst beginnt jedes immersive Spielerlebnis mit dem Aufbau. Das Pad-Extreme kommt überraschend in einem der Größe angepassten Karton, der nur wenig Füllmaterial benötigt. Wenige Minuten später ist die Sitzauflage aus seinem Gefängnis befreit und die Kabel gut aufgereiht. Der eigentliche Anschluss gestaltet sich sehr leicht und bedarf keiner Gebrauchsanweisung. Dennoch gibt es hier einen kleinen Kritikpunkt: Das Verbindungskabel vom Pad zum Endgerät ist nicht sonderlich üppig gehalten. Obwohl ich zumeist auf einem Sitzsack für Gamer zocke, der recht mittig im Wohnzimmer platziert ist, stemmt das Kabel sehr, sodass ich es mit einem Vergleichbaren meiner Kopfhörerladestation austausche. Gerade für jene, die einen etwas größerem Fernseher besitzen und einen entsprechenden Abstand halten, könnte dies zum Problem werden, das eine weitere Investition fordert. Das Netzteilkabel hat diese Probleme glücklicherweise nicht.
Sind alle Anschlüsse gelegt, muss die Sitzauflage nur den Wünschen entsprechend platziert werden. Die Breite umfasst ca. 45 cm, die Gesamtlänge ca. 85 cm, die in zwei Abschnitte unterteilt ist, um Flexibilität zu gewährleisten. Durch diese Maße kann die Sitzauflage fast überall perfekt integriert werden, ganz gleich ob auf einem Sitzsack mit Rückenlehne, einem Gamerstuhl, einem Sessel oder einem ganz normalen Bürostuhl. Selbst eine liegende Position stellt keinerlei Probleme dar. Um ein Abrutschen zu vermeiden, sind zwei verstellbare Gurte seitlich am Pad-Extreme verarbeitet worden. Der eine befindet sich im oberen, der andere im unteren Bereich. Ein paar kleine Handgriffe später ist das Vibrations-Pad fest mit dem jeweiligen Sitzobjekt verbunden.
Das immersive Erlebnis
Das erste Spiel, welches in den Genuss der neuen Technik kommen darf, ist Forza Horizon 4. Dröhnende Motoren, quietschende Reifen, viele Naturflächen und verschiedene Wetterbedingungen laden förmlich dazu ein, alles noch intensiver zu erleben. Nachdem ich ein wenig an der Intensität der Vibration hantiert habe, geht die flotte Fahrt auch schon los. Schon jede kleine Abweichung auf der Straße wird auf dem Pad zum Gefühl umgewandelt. Knattert ihr durch Pfützen, reagiert die gesamte Auflage und man erhält die Suggestion, dass die Räder schwerfälliger werden. Geht es direkt in eine Karambolage, wird dies genauso stark am Rücken und Gesäß umgesetzt. Dabei fällt schnell auf, dass das Pad-Extreme unabhängig vom Rumble-Effekt des Xbox One Controllers reagiert. Die Umsetzung ist so genau, dass selbst in den befahrenen Tunneln eine leichte Vibration ausgesendet wird. Wer ein genaues Fahrgefühl bekommen möchte, muss aber die musikalische Begleitung ausschalten, die ebenfalls den Effekt ausstößt. Richtige Tuning-Liebhaber können jetzt den Bass impulsiv erleben. Die enthaltenen, fiktiven Radiosender von Forza Horizon 4 geben genügend Sounds frei.
Als weitere Grundlage für einen Test diente mir Assassin’s Creed: Odyssey auf der PlayStation 4. Da die Verbindung direkt über den Fernseher erfolgt, bedarf es kein lästiges Umstecken der Kabel. Kaum ist das Spiel gestartet und eine neue Mission ausgewählt, geht es in einen Kampf über. Sowohl die ausgeführten Schwerthiebe als auch die Treffer, die mein Protagonist einstecken muss, werden sehr genau, bzw. zeitgleich umgesetzt. Das Herunterspringen von Gebäuden oder höheren Mauern sendet ebenfalls Vibrationen an Rücken und Gesäß aus. Störend hier sind nur die Dialoge, die nicht herausgefiltert werden können und daher einige zusätzliche Rüttler mitbringen. Dafür überzeugt wiederum der Ritt auf eurem Pferd. Hier habe ich schmerzlich den Rumble-Effekt des Dual Shock 4 Controllers vermisst. Das Pad-Extreme enthält uns die Suggestion eines Galopps nicht vor. Dadurch wird Assassin’s Creed: Odyseey noch viel lebendiger als ohnehin schon.
Wer noch mehr Action will, sollte Marvel’s Spider-Man ans Werk lassen. Nicht nur die Straßen- und Bosskämpfe wirken wesentlich lebhafter, sondern auch das Verschießen der Netze. Und um die Action noch weiter zu steigern, wage ich einen Blick in die Zukunft und starte die Demo von Devil May Cry 5. Mit einem Hack’n’Slay trifft die physische Umwandlung der akustischen Signale auf ihren Höhepunkt. Dies betrifft nicht nur die fordernden Kämpfe, die ein enormes Spieltempo vorgeben, sondern auch den flotten Soundtrack, der auf schnelle Beats setzt.
Ferner hat es noch ein Action-RPG aus der Vogelperspektive in die Teststunden geschafft. Hierfür wanderte das Schmuckstück von SenseForce vom Fernseher zum Computer. Danach ging es einige Stunden durch die Welt von Shadows: Awakening. Hier wurde jeder Schritt mit leichten Impulsen übertragen. Sofern mein Held einen Treffer einsteckte, intensivierte sich die Übertragung. Selbst den Ausstoß eines Zaubers setzte das Pad-Extreme aktiv und glaubhaft um.
Da das Pad direkt mit den Endgeräten verbunden ist, kann jedwedes Klangerlebnis zur Vibration umgewandelt werden. Daher eignet sich die Matte auch bei Filmen oder Musik. Bei normalen Sendungen empfinde ich die Übertragung aber etwas störend, sodass ich darauf verzichte.
Einstellungen, Optik und Material
Die Spielereien fangen bei den Vibrationen aber erst an. An einem kleinen Kontrollpanel dürfen verschiedene Intensitäten eingestellt werden. Ob die Stärke der Ausstöße oder die Lautstärke der Musik – alles geht bequem im Sitzen. Dabei setzt die Bedienung auf Druckknöpfe, die mit dem Obermaterial der gesamten Sitzauflage überzogen und dementsprechend sogar geschützt sind.
Die Vorderseite der schwarzen Matte besteht aus 100% Polyurethan und ist mit roten Ziernähten versehen. Auf dem oberen Teil prangt mittig das SenseForce-Logo, das eingestickt ist. Das genutzte Kunststoffmaterial wirkt sehr hochwertig, flexibel, formbeständig und weich. Es fühlt sich nach einer Mischung aus Kunstleder und Gummi an, ist aber sehr bequem. Gleichzeitig weist es eine moderne Struktur auf der Oberfläche auf. Wie sich das Material an heißen Sommertagen auswirkt, kann ich leider zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen. Da es sich aber um eine Auflage handelt, kann gerne eine Decke darübergelegt werden. Dafür bietet die Oberfläche eine leichte Reinigung, die lediglich einen angefeuchteten Lappen benötigt.
Die Rückseite, in deren Mitte ein Reißverschluss entlangführt, ist mit weichem Polyester ausgeschmückt. Hier kann man einen Blick auf die Technik werfen, die ansonsten so integriert ist, dass man sie weder sieht noch spürt. Nur das Kontrollpanel und die rechtsseitigen Anschlüsse lassen vermuten, dass es sich um ein Hardware-Gerät handelt.
Wer gerne beim Spielen auf ein Headset oder Kopfhörer zurückgreift, bekommt im rechten Seitenbereich einen entsprechenden Anschluss mitgeliefert, da die analoge Verbindung des Hauptgerätes ja durch das Pad-Extreme blockiert wird. Dafür kann die Lautstärke direkt am Platz geregelt werden, ohne Einstellungen am Headset zu verändern. Die Klangqualität verschlechtert sich dabei in keinster Weise.
Gleichzeitig bringt die SenseForce Neuheit das Feature mit, die Musik direkt aus seinem Inneren abzuspielen. Demgemäß kann sogar ein größeres Stereo-Erlebnis erschlossen werden, wenn weitere Audiogeräte die jeweilige Akustik abspielen. Die Wiedergabe aus dem Inneren der Sitzauflage ist aber natürlich nicht vergleichbar mit dem Klang einer Stereoanlage oder eines Boxen-Systems.
Zudem unterstützt das Pad-Extreme alle Bluetooth-fähigen Endgeräte und lässt so die analoge Audio-Schnittstelle frei. Als Richtwert für die kabellose Verbindung werden im Übrigen 10 Meter vom Hersteller angegeben. Hier werden jene mit größerem Zimmer, gigantischem TV-Gerät oder Abneigung von Kabelsalat erfreut sein.
Motion Sickness = Tabu?
Das erschlossene Feeling könnte aber vielleicht sogar seine Tücken haben. Bei Motion Sickness sind Kopf und Körper nicht in jeder Situation im Einklang. Ich selbst leide leider darunter, was eine Nutzung von VR nahezu unmöglich macht oder auf kurze Zeit beschränkt. Auch First-Person-Spiele sind nahezu tabu für mich oder kosten viel Kraft.
Das immersive Erlebnis vom Pad-Extreme macht mir aber keinerlei Probleme und geht schnell in den Körper über. Kopf und Körper verstehen, dass die Vibrationen zum Geschehen dazugehören und lösen daher kein Unwohlsein bei mir aus. Da ich eine recht ausgeprägte Motion Sickness habe, können alle Betroffenen dies gerne als Richtwert nehmen. Vielleicht sollte bei der Nutzung und Intensität dennoch nicht übertrieben werden. Mehr als drei Stunden am Stück habe ich das Gerät nie meinen virtuellen Abenteuern beiwohnen lassen.
Rena sagt:
Das Pad-Extreme vom Erlangener Unternehmen iFeel Tactile Systems GmbH konnte letztendlich nicht nur mich begeistern. Es unterstützt die komplette Wahrnehmung von Filmen, Spielen sowie Musik. Mit individuellen Anpassungen kann jeder Nutzer seine eigene Intensität festlegen – egal ob das Endgerät ein Computer, ein Fernseher oder sogar ein Smartphone ist. Die technische Sitzauflage schafft es durch die Umwandlung der Musik in Vibrationen sogar, die Elemente zu übertragen, die beispielsweise vom jeweiligen Controller nicht berücksichtigt werden. Die sehr hochwertige Verarbeitung wirkt modern und ist trotz verbauter Technik bis in den letzen Winkel bequem. Zudem können die mitgebrachten Features dank eines vorhandenen Kontrollpanels direkt vom Pad-Extreme gesteuert werden. Mehr Luxus geht kaum noch. Zusammenfassend bleibt da nur zu sagen: für jeden Core Gamer und allen Personen, die gutes Entertainment lieben, ist das Pad-Extreme von SenseForce ein absolutes Muss!