One Piece: Unlimited World Red REVIEW
Mit beinahe 17 Jahren auf dem Buckel ist One Piece heute nicht nur eine der am längsten laufenden Manga- und Anime Reihen überhaupt, sondern seit Oktober 2013 mit 300. Millionen verkauften Exemplaren offiziell auch die kommerziell erfolgreichste Mangaserie in der Geschichte Japans. Kein Wunder also, das eine solch erfolgreiche Lizenz seit einigen Jahren auch für viele Videospielumsetzungen genutzt wird, wobei die entsprechenden Titel mittlerweile auch – zum Glück der vielen westlichen Fans – ihren Weg außerhalb Japans finden. So aktuell auch One Piece: Unlimited World Red aus dem Hause Bandai Namco.
Das ist ja mal wieder typisch für die Strohhutbande: kaum sind Ruffy und seine Piraten-Crew auf einer friedlich erscheinenden Insel um sich ein paar ruhige Tage vom Seeräuberleben zu gönnen, da werden Nami, Sanji, Zoro und die anderen auch schon über Nacht entführt. Der vornehmlich mit essen und schlafen beschäftigte Ruffy bemerkt das gewaltsame Verschwinden seiner Freunde erst am nächsten Morgen und macht sich natürlich gleich auf die Suche nach seinen Kameraden. Mit dabei ist der sprechende Waschbär Pato, der ein bisschen mehr zu ahnen scheint, als er Ruffy anfänglich glauben macht. Und tatsächlich kennt Pato den Entführer der Strohhutbande sehr gut, handelt es sich bei diesen doch um seinen Boss, den „roten Graf“. Dieser hat einige Tricks in petto um Ruffy und dessen Freunden das Leben schwer zu machen. Was der wirkliche Plan hinter den Machenschaften des roten Grafen sind, kristallisiert sich jedoch erst nach und nach heraus.
Urlaubsort im Eigenbau
Für die Story von One Piece: Unlimited World Red zeigt sich kein geringerer als Serienvater Eiichirō Oda verantwortlich, der für den neuesten Ableger der bei Fans sehr beliebten Action-Rollenspielreihe nicht nur zwei neue Figuren (Pato und den roten Graf), sondern auch eine komplett neue Handlung ersonnen hat. Diese ist in der neuen Welt verortet und knüpft zeitlich sehr nah an die aktuellen Geschichten an, weshalb man als Anhänger des Franchise entsprechend weit mit der Handlung von Manga oder Anime fortgeschritten sein sollte um auch wirklich die Zusammenhänge in einen Kontext bringen zu können. Ist dies nicht der Fall, so sollte es den eigentlichen Spaß am Spiel aber nicht sonderlich stören, denn so, wie sich One Piece in Manga und Animeform präsentiert, so funktioniert auch One Piece: Unlimited World Red vor allem Dank der über die Jahre hinweg liebgewonnenen Figuren. Diese sind auf erzählerischer Ebene auch die eigentliche Stärke des Spieles, denn die Handlung selbst ist qualitativ gesehen eher gutes Füllmaterial, als das es dem Franchise etwas grundlegend originelles hinzufügt.
Der Storystrang unterteilt sich in neun Kapitel, welche je eine Länge von ca. 45 Minuten haben. Wann der Haupthandlung gefolgt wird, ist dem Spieler dabei einigermaßen selbst überlassen, denn nach dem absolvieren eines jeden Kapitels zieht es die Strohhutbande stets zurück nach Trans Town, der quasi Heimatstätte der Piraten während ihres Aufenthalts auf der Insel. In besagter Stadt kann man sich recht frei bewegen und auch abseits der eigentlichen Geschichte seine Zeit investieren.
Allerdings ist die Stadt nicht von Anfang an komplett zugänglich bzw. man muss helfen Trans Town aufzubauen. Hat man die nötigen Materialien beisammen (die man während der Haupt- und Nebenquests sammelt) kann man die Stadt etwa um eine Taverne, eine Bücherei, Apotheke oder gar einen ganzen Stadtteil erweitern. Die neu erbauten Gebäude bringen dem Spieler einige Vorteile, etwa kann man in der Apotheke Heilmaterial aus gefundenen Zutaten zusammenbrauen lassen oder einfach per Geld erwerben, in der Fabrik lässt sich neues Baumaterial kaufen und in der Taverne holt man sich eine der unzähligen Nebenaufgaben. Diese entpuppen sich beinahe als Hauptbestandteil von One Piece: Unlimited World Red, denn im Vergleich zu dem recht überschaubaren Hauptteil gibt es bis zur vollständigen Komplettierung der Nebenaufgaben einiges zu tun.
Das Missionsdesign lässt aber leider in beiden Fällen etwas zu wünschen übrig. Während die ersten Hauptmissionen darauf ausgelegt sind, das Ruffy seine Kameraden suchen muss und sich dabei prügelnd durch diverse, aus der One Piece Historie bekannte Schauplätze schlägt um am jeweiligen Levelende gegen Bossgegner anzutreten, so ändert sich auch mit vervollständigter Strohhutbande an dieser Struktur nicht mehr sehr viel. Auch die Formel der optionalen Nebenaufgaben ist eher begrenzt. Es gilt entweder bestimmte Items zu sammeln, eine vorgegebene Anzahl an Gegner zu verprügeln oder gegen einen Bossgegner zu kämpfen. Letztere werden im übrigen aus dem gesamten Kanon der Vorlage entliehen, sodass sich Spieler ikonischen Antagonisten wie Sir Crocodile, Akainu, Mihawk uvm. gegenübersehen.
Viel Umfang, wenig Abwechslung
Darüber hinaus gibt es noch diverse Minispiele, etwa kann man angeln oder auf Insektenfang gehen, man kann eine Balonjagd absolvieren oder sich auch an etwas aufwendigeren Minispielen probieren. Hier hat mir unter anderem besonders ein Schätzspiel sehr gut gefallen, bei welchen man Chopper auf einem Schiffsmast so nah wie möglich bis an dessen Ende bzw. eine vorgegebene Markierung manövrieren muss. Der Clou an der Sache ist, das die Augen des pelzigen Schiffsarztes verbunden sind, sodass der Spieler nicht sehen kann, wie weit er vom Zielpunkt entfernt ist. Im Story-Modus gibt es also einiges zu tun. Hat man diesen komplett zu Ende gespielt, so lockt mit dem Kolosseum ein weiterer Modus, der vom Hauptspiel um den roten Grafen separat über das Menü angewählt werden kann. Hier muss sich die Strohhutbande in insgesamt drei Ligen bis an die Spitze kämpfen, wobei es diverse Match Arten gibt, wie etwa 1vs1 Duelle oder auch einen Battle Royale ähnlichen Modi.
Objektiv betrachtet gibt es also sehr viel Umfang und tatsächlich dürfte man zwischen 25-30 Stunden brauchen bis man wirklich jede Aufgabe absolviert und jede Trophäe freigeschaltet hat. Dies täuscht aber nicht darüber hinweg, das es dem Spiel an wirklicher Abwechslung ein bisschen mangelt. Trotz des oftmals monotonen Spielablaufes versteht es One Piece: Unlimited World Red blendend bei mir Spielspaß aufkommen zu lassen. Das liegt aber eben auch daran, dass das Spiel sehr auf seine Fanbasis geeicht ist und dementsprechend mit sehr viel Fan Service bietet. Es gibt zahnlose Anspielungen und Insider, nahezu jeder einigermaßen wichtige Charakter des Universums hat einen Auftritt und auch der One Piece typische Humor funktioniert super. Auf spielerischer Ebene sind es vor allem die Kämpfe, die den Großteil des Spielspaßes generieren.
Wer hier allerdings ein komplexes Kampfsystem vermutet, wird enttäuscht werden. Stattdessen besinnt sich die Kampfmechanik auf einen recht simplen Grundaufbau, der im wesentlichen von zwei Angriffstasten, sowie einer Taste zum Konterbefehl bestimmt wird. Natürlich erlauben spezielle Abfolgen der beiden Angriffstasten stärkere Kombinationen, die beim Gegner mehr Schaden anrichten. Positiv fällt auf, das alle spielbaren Charaktere sich unterschiedlich steuern lassen. So sind Ruffy und Sanji beispielsweise sehr schnelle und gute Nahkämpfer, während sich Usopp und Franky eher für den Angriff aus sicherer Entfernung eignen. Schiffsarzt Chopper hat hingegen die Möglichkeit mit seiner Spezialattacke verlorene Energie wiederherzustellen, wohingegen Brook seiner Geige Klänge entlockt, welche die Gegner für kurze Zeit einschlafen lassen. Zwar erfordert das Kampfsystem sehr selten ein allzu strategisches Vorgehen, immerhin können sich Spieler ihre aktive Kampftruppe aber entsprechend ihren Vorlieben zusammen stellen und so zwischen verschiedenen Kampfstilen variieren. Aktiv kann man in aller Regel bis zu drei Mitglieder der Strohhutbande mitnehmen und zwischen diesen auch im Kampf nach Lust und Laune hin und her wechseln.
Rollenspiel typisch besitzt One Piece: Unlimited World Red“ auch ein Levelsystem, wobei auch dieses eher begrenzter Natur ist. Mit jedem Kampf, an welchen die Mitglieder der Strohhutbande teilnehmen, sammeln diese nicht nur Items und Geld, sondern auch Erfahrungspunkte, die dafür sorgen das sie nach und nach im eigenen Level höher steigen. Darüber hinaus kann man die Spielfiguren spezielle Fähigkeiten erlernen lassen, welche beispielsweise dafür sorgen, das bestimmte Attribute im Kampf für kurze Zeit steigen, sodass man etwa mehr Schaden anrichtet oder Attacken besser wegstecken kann.
Spielbarer Anime
Optisch orientiert sich das Spiel logischerweise sehr stark an der Vorlage, insbesondere der Anime-Adaption. Dementsprechend sieht das Spiel größtenteils auch wie eine spielbare One Piece Episode aus und kann vor alle hinsichtlich des wunderbar verspielten Art Designs und der gut animierten Figuren überzeugen. Trotzdem hat auch die grafische Präsentation Baustellen. So ploppen beispielsweise viele NPCs immer erst auf kurz bevor sie ins unmittelbare Sichtfeld geraten, die Level abseits von Trans Town wirken teilweise karg und versprühen kaum den Hauch einer glaubwürdigen Welt. Die Kamera ist während der Kämpfe teilweise ein einziges Hindernis, da es ihr immer gelingt einen Bildabschnitt zu finden, den der Spieler als störend empfindet, sodass dieser stets nachjustieren muss.
Auch hinsichtlich der Musik muss man einige Abstriche machen, denn diese bietet so gut wie keine nennenswerten Stücke und wirkt überraschend lustlos. Ganz anders verhält es sich hingegen zu der fantastischen japanischen Sprachausgabe. Selbstredend sind alle Sprecher des Anime mit an Bord und entschuldigen somit für manch technisches Manko. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht, dafür sind alle Dialoge und Bildschirmtexte übersetzt worden und fangen größtenteils den Humor der Konversationen auch gut ein.