Nekketsu Kōha Kunio-kun: Bangai Rantō Hen REVIEW

Das am 07. Dezember 1990 veröffentlichte Beat’em Up Nekketsu Kōha Kunio-kun: Bangai Rantō Hen (eng. Hot-Blooded Tough Guy Kunio: The Further Brawls) ist bereits der dritte Brawler, den die Kunio-kun-Reihe hervorgebracht hat. Kunio-kun ist eine Serie welche sowohl Brawler als auch Fun-Sportspiele umfasst und selbst heute noch neue Games hervorbringt. Der bekannteste Titel dürfte dieser Tage wohl „River City Girls“ sein.

Bangai Rantō Hen ist eine Art Mischmasch seiner beiden Quasi-NES-Vorgänger, welche hierzulande unter den Namen „Renegade“ und „Street Gangs“ veröffentlicht wurden. Auch Bangai Rantō Hen wurde im Westen veröffentlicht, allerdings hat man das Spiel für uns in „Double Dragon II“ umgepfriemelt. Spielerisch ist Bangai Rantō Hen ein reiner Brawler im Stil von Renegade und verzichtet somit auf die RPG-Elemente von Street Gangs/River City Ransom. Der Artstil der in diesem Game Boy-Teil verwendet wird orientiert sich jedoch am markanten Chibi-Look, welcher in Street Gangs/River City Ransom etabliert wurde. Nun wo das alles geklärt ist, wollen wir mal schauen, was dieser GB-Brawler so alles zu bieten hat.

Mal schnell den kleinen reichen Schnösel zur Rechenschaft ziehen

Ein zwielichtiges Unternehmen namens Munakata Industries hat sich in der Nachbarschaft der Nekketsu High School breitgemacht. Die Mitarbeiter dieses Unternehmens entpuppten sich recht bald als kriminelle Schlägertypen, welche begannen die Bewohner des Stadtteils zu terrorisieren. Auch Yūji Munakata, der verwöhnte Sohn des Geschäftsführers schlägt in diese Kerbe und meint er könne sich nehmen was er wolle. Folglich versucht der Widerling die hübsche Mihoko zu entführen, eine Schülerin der Nekketsu High. Doch das Mädchen hat noch mal Glück, denn ihr Mitschüler Hiroshi opfert sich, damit das Mädel entkommen kann. Hiroshi wird jedoch von Yūji und seinen Schergen krankenhausreif geprügelt. Kunio-kun, der härteste Bursche der Nekketsu High, ist wenig begeistert, als er erfährt wie Yūji und Co. mit seinem besten Freund umgegangen sind. Also beschließt er Yūji einen kleinen Besuch abzustatten, um diesen eine Kostprobe seiner eigenen Medizin zu geben. Allerdings muss Kunio erst mal an den Angestellten von Munakata Industries vorbeikommen – und diese schrecken auch nicht vor Mord und Totschlag zurück. Zum Glück schließt sich der schlagkräftige Riki Kunios Sache an, denn auch seine Schule wird von Yūji tyrannisiert.

Tja, und mehr braucht es auch nicht um die Story eines Game Boy-Brawlers zu rechtfertigen. Natürlich basiert das Ganze auf der japanischen Yankee-„Kultur“, mit der unsereins nichts anfangen kann. Das war dann wohl auch der Grund, warum man das Spiel in unseren Breitengraden in „Double Dragon II“ umgewandelt hat.
Übrigens gibt es zu diesem Spiel auch einen englischen Translation-Patch, welcher die Intro- und Outro-Texte ins Englische übersetzt. Leider ist dieser Patch etwas halbherzig, da man sich nicht die Mühe gemacht hat die Credits zu übersetzen. Statt vernünftiger Credits bekommt man beim Patch nur einen kruden Buchstaben-Mischmasch vorgesetzt, was dem Patch einen sehr faden Beigeschmack mit auf dem Weg gibt. Aber dafür kann das eigentliche Spiel ja nichts.

Es kann verdammt eintönig werden, wenn man einen Brawler von jeglichen Gimmicks befreit

Direkt im Titelbildschirm von Nekketsu Kōha Kunio-kun: Bangai Rantō Hen entblößt das Spiel einige erfreuliche Optionen. Man kann drei Schwierigkeitsgrade anwählen, zwischen Einzelspieler und 2-Spieler-Coop entscheiden sowie Continues aktivieren, was einen direkt in den zuletzt erreichten Level zurückbringt.

Eines vorweg, dieser Test bezieht sich nur auf den Einzelspielermodus. Hier kämpft man sich in der Rolle von Kunio (Riki wird nur von Spieler Nr. 2 gesteuert) durch insgesamt 10 Level, um zum fiesen Yūji vorzudringen. Viele Level werden natürlich mit einem Bosskampf abgeschlossen und im letzten Level muss man sogar einen Bossrush überstehen, bevor man Yūji endlich entgegentreten kann. Immer vorausgesetzt man spielt auf den höheren beiden Schwierigkeitsgraden, spielt man auf der niedrigsten Stufe wird man nach dem vierten Level nämlich wieder in den Titelbildschirm zurückgeworfen, womit dieser Grad völlig witzlos wird. Vor allem auch deswegen, weil sich die Gegner-Statistika und -K.I. auf „Easy“ nicht von derjenigen auf „Normal“ unterscheiden – also was soll dieser sinnlose Schwierigkeitsgrad? Der höchste Grad macht hingegen einen spürbaren Unterschied. Hier verfügen die Gegner über mehr Lebensenergie und agieren auch etwas aggressiver als auf Normal.

Aber wie dem auch sei. Wie in einem Brawler üblich besteht eure Aufgabe darin jeden Gegner zu verdreschen, der sich euch in den Weg stellt, während ihr euch langsam aber sicher von links nach recht vorankämpft. Und mehr als das wird man in Bangai Rantō Hen auch nicht zu tun bekommen, da dieses Spiel auf jegliche Gimmicks verzichtet. Das heißt im Klartext, dass es hier keine aufsammelbaren Waffen oder Heilitems gibt, keine Jump-Passagen, keine Fallen und keine Spezial-Level, Bonusrunden oder dergleichen. Lediglich in den Levels 4 und 8 gibt es einen Bahnsteig der in spielerischer Hinsicht als tödlicher Abgrund fungiert, aber das wars auch schon. Dementsprechend ist der Spielspaß einzig und allein vom Kampfsystem abhängig und dieses gestaltet sich leider als relativ eintönig.

Kunio kann Faustschläge und Fußtritte verteilen. Faustschläge sind schneller als Tritte, richten aber nicht so viel Schaden an. Zum Vergleich: Kunio benötigt vier Faustschläge, aber nur zwei Fußtritte um einen Gegner auf die Matte zu legen. Da die Tritte jedoch langsamer sind, ist die Gefahr groß, dass die Gegner schneller reagieren und Kunio eine reinhauen. Es macht auch einen Unterschied, ob man die entsprechende Richtungstaste des Steuerkreuzes gedrückt hält oder nicht. Hält man gedrückt packt Kunio seinen Gegner bei Faustschlägen am Kragen und gibt ihm noch ein paar schnelle Zusatzschläge mit auf den Weg. Unabhängig davon kann Kunio auch einen Dragon Punch lostreten, für den man zwei mal hintereinander beide GB-Buttons betätigen muss. Es ist nicht ganz einfach den Dragon Punch richtig zu timen, aber dafür richtet er ordentlichen Schaden an. Zu guter Letzt gibt es noch die Stampfattacke. Liegt ein Gegner am Boden, kann Kunio auf ihn draufspringen und somit viel Schaden anrichten. Hierfür muss man einen Angriffsbutton betätigen, während man in der Nähe vor einem Gegner steht. Die Stampfattacke ist besonders gegen die Bossgegner sehr wichtig, da diese mit unverschämt vielen Lebenspunkten daherkommen und entsprechend viel einstecken.

Das klingt doch jetzt eigentlich ganz solide, nicht wahr? Vor allem auch deswegen, da die Steuerung der Prügelei einwandfrei funktioniert. Ist zwar schön und gut, jedoch dauert es nicht lange, bis man feststellt, dass man jedem Gegnertyp mit denselben Kampfmanövern beikommen kann. In meinem Fall war das eine Kombination aus regulären Faustschlägen mit anschließender Stampfattacke. Selbst die Bossgegner habe ich mit dieser Methode gut in den Griff bekommen, wobei sich diese zumindest hin und wieder wegducken, um einen Konter anzusetzen. Trotzdem hat es nicht lange gedauert, bis ich mit Yūji den Boden aufgewischt habe und das Game abhaken konnte. Denn obwohl man keine Extraleben hinzuverdienen kann und es eine komplette Regeneration der Lebensenergie nur als Belohnung für einen abgeschlossenen Level gibt, ist die einzige Herausforderung im Spiel der letzte Level. Und dieser ist auch nur deswegen schwer, weil er sich fast schon unfair in die Länge zieht und dem Spieler einen Bossrush aufdrückt. Hier habe ich dann auch zwei Continues gebraucht, bis ich Level 10 endlich knacken konnte. Doch bis man Level 10 erreicht und endlich mal etwas gefordert wird, ist es ein langer, langweiliger Weg voller stupider Wegwerf-Gegner und ohne jegliche Elemente, welche die Sache zumindest etwas interessanter machen könnten. Ich mein, es ist schon scheiße, wenn die Gegner mit Schlagstöcken, Ketten und sogar Knarren ankommen, aber man selbt keine Waffen nutzen darf. Da wünscht man sich doch glatt wieder die GB-Version von Double Dragon I zurück. Denn das Spiel war trotz des absurd hohen Bullshit-Faktors zumindest abwechslungsreich und spannend.

Grafik und Sound

Wie bereits in der Einleitung gesagt, profitiert das Spiel vom markanten Chibi-Artstil, der in River City Ransom etabliert wurde und in sehr vielen Kunio-kun-Ablegern Verwendung fand. Dieser Artstil ist einfach witzig anzuschauen und versprüht enorm viel Charme. Aber auch unabhängig davon bietet Bangai Rantō Hen sehr gute Grafik für ein GB-Spiel von Ende 1990. Die Hintergrund-Grafiken sind jedenfalls sehr detailverliebt und gefällig, leiden jedoch unter ihrem eintönigen Setting. Das gesamte Spiel findet nun einmal in einer japanischen Großstadt statt, was bedeutet, dass man sich durch Straßenzüge, U-Bahn-Stationen und ein Bürogebäude prügelt – gäähn. Besonders ärgerlich in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die U-Bahn-Level sogar recycelt werden – sehr uncool.

Der Soundtrack von Nekketsu Kōha Kunio-kun: Bangai Rantō Hen ist gefällig, geht gut ins Ohr und unterstützt das Spielgeschehen. Das einzige was man hier kritisieren kann, ist, dass ein markanter Ohrwurm wie etwa der Themesong von Double Dragon fehlt. So gut der Soundtrack von Bangai Rantō Hen auch sein mag, man vergisst ihn recht schnell wieder sobald man den GB ausschaltet. Die Soundeffekte der Prügellaute wurden adäquat für Game Boy-Verhältnisse umgesetzt und leisten einen ordentlichen Mehrwert für das Spielerlebnis. Unterm Strich gibt es an der audiovisuellen Präsentation nichts ernsthaft auszusetzen. Wie schon bei der GB-Version von Double Dragon, konnte Technos Japan beweisen, dass sie die Hardware des Game Boys fest im Griff hatten.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • sehr gute audiovisuelle Präsentation
  • 2-Spieler Koop-Modus
  • einwandfreie Steuerung
  • gefälliger Kunio-kun Chibi-Artstil

thumbs-up-icon

Cons
  • penetrant monotone Kämpfe, denn …
  • … jeder Gegner kann mit denselben billigen Methoden in die Knie gezwungen werden
  • nur der letzte Level ist knifflig, weil er sich zu sehr in die Länge zieht und einen Bossrush verwendet. Billige Methoden also.
  • langweiliges Setting (ist eben nur ne Standard-Großstadt)

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Spiel Bewertung
Singleplayer
55
55
55
Multiplayer

FAZIT

Nachdem Technos Japan bereits die GB-Version von Double Dragon versemmelt hat, muss nun also auch Kunio-kun dran glauben. Zwar wurden hier die großen Macken des eben genannten Brawlers herausgefiltert, was bedeutet das man gnädigerweise endlich Continues erhält, unfaire Bullshit-Passagen größtenteils herausgefiltert wurden und man sogar einen 2-Spieler Coop-Modus zur Verfügung hat, jedoch zahlt man für all diese Vorzüge einen hohen Preis. Nekketsu Kōha Kunio-kun: Bangai Rantō Hen ist zwar nicht der schlechteste aber dafür der unspektakulärste, um nicht zu sagen langweiligste Brawler der mir bis dato untergekommen ist. Es gibt keinerlei Gimmicks, welche für Abwechslung sorgen könnten und die Gegner lassen sich allesamt mit derselben Masche bezwingen. Hieraus ergibt sich ein extrem monotoner und recht anspruchsloser Spieldurchlauf, der lediglich ein wenig vom finalen Level aufgefrischt wird. Und selbst dieser Level ist nur deswegen fordernd, weil die Entwickler wieder einmal in die Bullshit-Trickkiste greifen und diesen Level in die Länge ziehen und einen Bossrush rausrotzen. Aber auch das wird einen halbwegs geübten Spieler nicht davon abhalten das Spiel recht bald abzuschließen und auf ewig zu den Akten zu legen. Der Nächste, bitte.

- Von  Volker

Einer der langweiligsten Brawler, welcher mir bis dato untergekommen ist.
Nintendo 3DS
GameBoy / Color

Nekketsu Kōha Kunio-kun: Bangai Rantō Hen REVIEW

USK 0 PEGI 3

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