Monster Harvest REVIEW
Wenn Stardew Valley auf Pokémon trifft, dann klingt das doch erstmal spannend, oder? Und so hatte ich Monster Harvest bereits seit einigen Monaten auf dem Schirm. Entsprechend groß war dann auch die Freude, als klar war, dass ich den Titel schon vor seinem Release auf dem PC testen darf. Und ehrlich – der Hype war beziehungsweise ist groß in der Gamerschaft! Denn schließlich wird hier ein Konzept vorgestellt, das zwei beliebte Klassiker der Videogame-Geschichte miteinander verbindet. Inwiefern das dem kanadischen Indie-Entwickler Maple Powered Games gelungen ist, klären wir hier und heute.
Altbekannte Anfänge
Ein strahlend sonniger Morgen draußen auf dem Land. Die Blumen blühen, die Grillen zirpen und wir starten unser kleines Abenteuer inmitten eines vernachlässigten Grundstücks, das keinem Geringeren gehört als unserem Onkel. Dieser experimentiert als alter Professor mit dem mysteriösen Schleim aus einem nahe gelegenen Dungeon und den lokal angebauten Nutzpflanzen. Dabei machte er einige interessante Entdeckungen, wie etwa, dass die Kreuzung zwischen dem roten Schleim und einer Pflanze kleine Kreaturen hervorbringt.
Und sowas spricht sich natürlich schnell rum! Weshalb das kleine Dorf einen wahren Boom erlebt und sich langsam aber sicher zu einer Stadt entwickelt. Dabei hält diese fragwürdige Freizeitbeschäftigung unseren Onkel ziemlich auf Trab, weshalb ihm nun auch keine Zeit mehr bleibt, sich noch um den Hof zu kümmern. Aber dafür sind wir ja jetzt da. Und ausgerüstet mit einer Spitzhacke, einer Axt, einer Hacke sowie einer Gießkanne kann es auch schon losgehen. Und als kleinen Bonus gibt es sogar eine Hand voll Samen zum Anpflanzen direkt dazu.
Für die einen mag dieser Beginn der Reise geradezu nostalgisch wirken. Ein alter Professor? Kennen wir doch aus dem Klassiker Pokémon! Die alte überwucherte Farm übernehmen? Stardew Valley lässt grüßen. Schon von Anfang an macht Monster Harvest keinen Hehl daraus, woher es seine Inspiration nahm.
Florierender Vorort einer kleinen Gemeinde
Die ersten Samen sind gepflanzt und ich kann es kaum erwarten, die freundliche kleine Welt, meine virtuelle Welt für die kommenden Tage, zu erkunden. Zum Norden hin führt ein Feldweg über ein paar Wiesen. Unterwegs stolpere ich noch über wilde Blumen und das eine oder andere Stück Obst. Nur kurz darauf finde ich mich am Eingang des Dorfes wieder. Dieses bleibt noch recht überschaubar. Das erste Gebäude an der Straße beinhaltet einen kleinen Tante Emma Laden. Neben einer kleinen Auswahl an Samen der Saison bekommt man hier mitunter Salz und Zucker. Außerdem darf man bei diesem Verkäufer seinen Rucksack erweitern – gegen eine Gebühr, versteht sich.
Des Weiteren findet sich eine Straße weiter ein Schleim-Shop. Der Ladeninhaber verkauft, wie der Name bereits impliziert, Schleim in allen Farben sowie Superschleim. Außerdem scheint er nebenher als Werkzeugmacher tätig, da wir hier auch Axt, Spitzhacke, usw. verbessern dürfen. Und das wären auch schon die Highlights der überschaubaren Siedlung. Zwar bleiben noch die Dorf-Wirtschaft, das Festgelände sowie das Dorfzentrum erwähnenswert, jedoch hält sich deren Relevanz in Grenzen.
Im Verlauf der Story gewinnt noch das Haus des Professors an Bedeutung, denn dort dürfen wir unterschiedliche Nutzpflanzen miteinander kreuzen. Doch dazu später mehr.
Mit den Bewohnern kann man sich natürlich auch unterhalten. Allerdings sind die Dialoge stark ausbaufähig, denn tatsächlich bekommen wir meist dieselbe Antwort auf erneutes Ansprechen, was ich in einem Spiel dieser Art als herbe Enttäuschung empfinde. Ein kleines blaues Herz auf dem Namensschild deutet an, dass sich Beziehungen knüpfen lassen. Verbessern kann man sein Verhältnis, indem man dem NPC Geschenke macht. Dabei bleibt allerdings unklar, welche Art von Geschenk sich jemand wünscht. Auch sollte man mit genau dieser Option behutsam umgehen, da ein unachtsamer Rechtsklick auf einen NPC bereits dazu führt, dass man den Gegenstand, den man gerade hält, sofort los ist. Der Spieler erhält keinerlei Warnung, egal, wie wertvoll das Item ist. Aber zumindest lassen sich keine Werkzeuge verschenken.
Eine Farm und begrenzte Möglichkeiten
Dass wir in unserem neuen Zuhause Nutzpflanzen anbauen können, dürfte mittlerweile bekannt sein. Aber was bleibt uns noch? Zunächst dürften die Schilder auf unserem Grundstück auffallen. Wer diese liest, wird darüber informiert, dass er einen Stall für Nutztiere bauen oder einen Stall für sein künftiges Reittier errichten darf. Benötigt werden hierfür Materialien und vor allem Geld. Ein drittes Schild ist für das Bodenlevel zuständig. Auch hierzu später mehr.
Spannend fand ich persönlich ja den alten Bunker, der uns anfänglich noch verschlossen bleibt. Ich würde hier auch keine Spoiler verraten wollen. Allerdings war ich persönlich dann doch etwas enttäuscht, als sich das Geheimnis endlich gelüftet hat.
Ferner steht uns von Anfang an ein Tiergehege zur Verfügung. Dieses bietet Platz für insgesamt 6 Pflanztiere. Mitführen dürfen wir maximal ebenfalls 6, wobei jedes einzigartig sein muss. Es dürfen uns also nicht zwei Tiere derselben Art begleiten.
Beim Abbauen, Ernten und vielen weiteren Tätigkeiten erhält unser Charakter übrigens Erfahrungspunkte. Und beim Level-Up erlernen wir ein neues Rezept. Darunter auch der Einleger sowie die Geleemaschine, mit welchen wir Feldfrüchte weiterverarbeiten können. Eine handwerkliche Raffinerie bildet dabei das Gegenstück für die Produkte unserer Nutztiere aus dem Stall. Verarbeitete Lebensmittel lassen sich am Ende dann etwas teurer verkaufen. Mehr als 16 Rezepte habe ich während der Testphase allerdings nicht erhalten beziehungsweise war es dann auch mit dem Exp-Erhalt zu Ende.
Der typische Tag einer Farmerin
Nun, wie schaut denn so ein üblicher Tagesablauf in Monster Harvest aus? Zunächst sei gesagt, dass wir hier nicht gegen die Uhr spielen, was ich als äußerst entspannend wahrgenommen habe. Wenn wir arbeiten, verbrauchen wir Energie. Diese füllen wir durch Nahrung oder Schlaf wieder auf. And that’s that, das ist auch schon alles.
Dennoch teilt sich ein Tag in zwei Abschnitte. Gehen wir nämlich das erste Mal zu Bett, können wir wählen zwischen dem Schlaf bis zum Abend oder bis zum folgenden Morgen. Und gehörte der helllichte Tag noch der Farmarbeit sowie den Einkäufen des täglichen Bedarfs, so schaut es in der Nacht bereits ganz anders aus. Zum einen sorgt die ominöse Hintergrundmusik für eine bedrohliche Stimmung. Inwiefern diese passend ist, darüber lässt sich aber streiten. Denn schließlich erwarten uns keinerlei Gefahren, auch nicht zu später Stunde. Außer – wir begeben uns ins Dungeon.
Der berüchtigte Dungeon liegt ganz nördlich der Siedlung, wir haben also hierfür ein gutes Stück Fußweg vor uns. Und geöffnet ist dieser tatsächlich nur am Abend, sei er angeblich tagsüber zu gefährlich. Na dann! Für mich persönlich waren diese nächtlichen Ausflüge auf jeden Fall das Highlight im ganzen Spiel.
Von Monstern und Schätzen – Der Dungeon
Richtig nice ist die Tatsache, dass der Dungeon zufallsgeneriert wird. Das bringt Abwechslung, bitte mehr davon! Selbst, wenn sich einige Maps mit der Zeit wiederholten, war das so völlig in Ordnung für mich.
Unterwegs trifft man dort dann auf diverse Monster. Initiiert man mit seinem Schwert rechtzeitig einen Kampf, so bekommt man den Erstschlag. Die eigentlichen Battles führen aber die Monster. Es kommen also endlich die liebevoll großgezogenen Kreaturen aus den Pflanzengehegen zum Einsatz!
Dabei verfügt jede Kreatur über drei Fähigkeiten, wovon die erste immer frei ist. Die anderen beiden werden mit erhöhtem Level freigeschalten. Die Kämpfe laufen rundenbasiert, wie man es aus dem Vorbild Pokémon kennt. Allerdings fehlen hier die Optionen zum Flüchten, Item nutzen oder auch Kreatur eintauschen. Merkt man also, dass das aktuelle Pflanztier am Start überfordert ist und verlieren wird, ist es im Grunde schon zu spät und man kann ihm nur noch beim Sterben zusehen oder für ein Wunder beten. Und die treuen Gefährten sterben permanent. Allerdings hat an dieser Stelle der Entwickler ein nettes Extra mit eingebaut.
Ihr erinnert euch, wie ich vorhin noch das Thema mit dem Bodenlevel angesprochen habe? Nun, wenn eine Kreatur stirbt, dann erhält man als Spieler Herzen. Die Anzahl richtet sich hierbei nach dem Level des Geschöpfs, das es vor der Niederlage hatte. Und mit diesen Herzen darf man Zuhause dann das Bodenlevel verbessern. Dies bewirkt ein höheres Startlevel für alle eigenen Monster. Das schließt sowohl die existierenden als auch zukünftigen Monster mit ein.
Aber nun zurück zu unserer Erkundungstour durch den Dungeon! Denn natürlich ziehen wir nicht einfach nur los, um den Monstern das Fürchten zu lehren. Wir möchten dafür auch belohnt werden! Und die Belohnung bleibt nicht aus. So dürfen wir unterwegs verschiedene Metalle abbauen und finden am Ende eines jeden Dungeon-Levels sogar eine Truhe. Doch leider ist auch dieser Spaß sehr begrenzt. Ich verrate nur soviel, dass ich das Ende des Dungeons während der Testphase erreicht habe und es als viel zu früh empfand. Dies hätte man tatsächlich sogar unendlich generieren können – theoretisch.
Feldfrucht-Mutationen und -Kreuzungen
Wie ich bereits schrieb, lässt man mit Hilfe von rotem Schleim seine Nutzpflanzen mutieren und zieht dadurch treue Gefährten heran. Ferner kann man aber auch roten Superschleim verwenden. Hieraus entwickeln sich etwas stärkere Geschöpfe.
Auch durch blauen Schleim erhalten wir Lebewesen, diese enden dann allerdings als Nutztiere. Das heißt, wir ziehen sie in einem Stall auf und wenn sie erwachsen sind, dürfen wir alle paar Tage Produkte, wie etwa Milch, von ihnen ernten. Blauer Superschleim hingegen belohnt uns mit einem Reittier. An dieser Stelle aber ein großes ABER. Wenn wir den Reitstall bauen, dann bietet dieser Platz für genau 1 Reittier. Scheinbar gibt es hier keine Option zur Erweiterung. Das heißt also, we are stuck – mit dem Reittier, das wir zu Beginn ausgesucht haben. Eine blöde Sache, wenn man bedenkt, dass uns die Entwickler extra noch ein sogenanntes „Pflanzendex“ (Pokédex lässt grüßen) mit ins Inventar gelegt haben und wir es so aber nicht vervollständigen können.
Grüner Schleim lässt unsere Pflanzen sofort auswachsen, wir dürfen also direkt ernten. Grüner Superschleim hingegen mutiert sie so, dass sie mehrmals geerntet werden kann.
Nun noch einmal zurück zu einer scheinbar sehr spannenden Spielmechanik – das Haus des Professors! Wie erwähnt, dürfen wir dort zwei verschiedene Pflanzen miteinander kreuzen. Und damit sollten sich ganz neue Möglichkeiten eröffnen, oder? Doch auch hier ein großes „aber“ … Die gewonnenen Kreuzungen, die wir als Samen erhalten, lassen sich nicht mit Schleim behandeln. Und an dieser Stelle bleibt mir unverständlich, wieso. Das Spannendste überhaupt wäre hier doch, daraus Hybrid-Monster großzuziehen! Doch diese Möglichkeit bleibt uns verwehrt. Auch die Weiterverarbeitung der Hybrid-Früchte bleibt eher enttäuschend. Legen wir beispielsweise eine Hybridfrucht ein, bekommen wir wenige Tage später dann eben zwei Produkte aus den jeweiligen Ausgangspflanzen und kein Hybrid-Produkt. Sehr sehr schade!
Trainerkämpfe und andere Events
An einem jeden Freitag im Spiel öffnet das Gemeindezentrum und man darf sich mit anderen Trainern messen! In diesem Raum treibt man auch die Story mit der SlimeCo. voran. SlimeCo. gilt als der Antagonist, der die Schleime aus dem Dungeon rücksichtslos ausbeutet. Nimmt man ordentlich jeden Freitag an den Kämpfen teil und besiegt alle anderen Trainer, so darf man gegen den SlimeCo.-Fuzzi persönlich antreten.
Ferner feiern die Dorfbewohner noch das eine oder andere Fest. Allerdings wird sich hierbei lediglich auf einer Map außerhalb des Dorfes versammelt und man kann mit den anderen NPCs reden. Das war es auch schon. Als Spieler verpasst man also absolut nichts, wenn man an diesen Tagen einfach nur seinem geregelten Tagesablauf nachgeht. Schade um weiteres verschenktes Potenzial.
Atmosphäre vs Immersion-Breaker
In Monster Harvest durchleben wir 3 Jahreszeiten mit je 21 Tagen. Hierbei starten wir in der Trockenzeit. Das Gras, die Bäume und Wälder wirken hochsommerlich und warm. Hingegen erleben wir saftig grüne Wiesen in der Regenzeit. Den deutlichsten Kontrast bildet jedoch die Dunkelzeit. Es wird herbstlich und dabei ein wenig schaurig, fast wie an Halloween. Auch die Hintergrundmusik ändert sich in der dritten Jahreszeit, sie wirkt ruhiger, ein wenig mysteriös und insgesamt einfach schöner. Der Wechsel der Jahreszeiten ist den Entwicklern gut gelungen.
Die Grafik der Umgebung wird in 3D gehalten, die Figuren selbst bleiben aber in 2D. Ähnliches kennen bereits Spieler der alten Schule, denn genau so gestaltete sich auch die Welt damals im klassischen Ragnarok Online. Hier bekommen wir allerdings noch eine schöne Pixelgrafik dazu, die sehr farbenfroh und insgesamt schön anzusehen ist.
Kleinere Bugs stören allerdings das Erlebnis. So liegt der Layer des Eingangsbereiches beim Bunker zum Beispiel über dem Spieler. Hoffen wir, dass solche Kleinigkeiten noch schnell behoben werden. Außerdem kam es wiederholt während des Tests vor, dass Speicherstände beschädigt waren und ich nach ein paar Stunden Spielzeit nicht mehr ins alte Game zurück konnte, sondern neu starten musste. Jedoch hat hier der Entwickler versichert, dass dieses Problem bis zum Release behoben sein wird.
Zusammenfassung
Monster Harvest bietet ein innovatives Konzept aus bewährten Ideen, das viel verspricht und viel Potenzial bietet. Leider wurde dieses Potenzial kaum genutzt. Allem voran fehlen Dialoge! Es bleibt unmöglich, eine Beziehung zu irgendeinem NPC aufzubauen, wenn dieser immerzu nur dasselbe antwortet. Auch die Hybridpflanzen wirken eher wie ein erzwungenes Feature, da sie für das Endgame nicht wirklich was bieten. Erzwungen erscheinen einem auch die Events, denn man kann dort im Grunde nichts machen. Wo bleiben zum Beispiel die Wettbewerbe? Ein Angeltag so ganz ohne Angel-Wettkampf? Es gäbe so viele Möglichkeiten und an dieser Stelle kann man nur hoffen, dass die Entwickler hier noch nachlegen.
Die Langzeitmotivation fehlt aktuell ebenfalls. Monster Harvest macht tatsächlich süchtig während der ersten Stunden. Doch schon bald ist die Luft ziemlich draußen, was mitunter an der fehlenden Herausforderung liegt. Der Dungeon könnte größer und gefährlicher sein. Es dürfte auch ruhig mehr als 3 Tiers bei den Werkzeugen geben. Zumindest was Dekorationsgegenstände betrifft, wurde hier nicht gespart. Wer also davon träumt, sich ein hübsches gemütliches Zuhause einzurichten, der kann das in Monster Harvest tun.
Leider ist auch weder Mod-Support noch ein Steam-Workshop geplant. Dabei hätte die Community dem Spiel genau das geben können, was ihm aktuell noch fehlt: Content. Auch hier bleibt abzuwarten, ob sich an den Plänen der Entwickler noch was ändert.
Ihr seht, es schwingt viel Negativität in meinen Worten mit. Allerdings möchte ich dennoch abschließend erwähnen, wie viel Spaß mir Monster Harvest gemacht hat – wenn auch kurzweilig. Hoffen wir einfach, dass noch weiterhin an dem Titel gearbeitet wird und der erwünschte Mod-Support nachkommt. Eine Kaufempfehlung würde ich nach diesem Test für Monster Harvest nur bedingt aussprechen.
Pro & Kontra
- Spielidee mit viel Potenzial
- Entspannte Spielweise
- Für alle Altersklassen geeignet
- Nur oberflächlicher Content
- Noch einige Bugs
- Kein Mod-Support geplant
Danke für dein Review! Ich bin sehr gespannt, ob das Spiel noch weiter entwickelt wird. Mod Unterstützung wäre tatsächlich wünschenswert, ich selbst empfand Mods in Stardew stets als Bereicherung und sie haben mir das eigentliche Spiel nur noch mehr versüßt. Ich werde es auf jeden Fall testen. LG