Meldung der Woche: THQ Nordic weiterhin auf Einkaufstour

In dieser Woche wurde bekannt, das sich THQ Nordic die Rechte an Time Splitters und Second Sight gesichert hat. Man könnte annehmen, das dies eigentlich nur eine Randerscheinung in der Schwemme an Meldungen ist, schließlich leigen beide Serien seit mehreren Jahren brach. Und sicherlich wird sich der ein oder andere fragen, warum ich ausgerechnet diese Meldung als wichtigste Nachricht der Woche rausausgepickt habe. Zugegeben: im Gegensatz zur vorherigen Woche, in der die  USK uns alle mit ihrer neuen Entscheidung zum Umgang mit verfassungsfeindlichen Symbolen überrascht hat, erscheint meine Wahl in dieser Woche etwas lapidar, allerdings würde ich sie dennoch gerne als Aufhänger nehmen und den Blick etwas stärker auf THQ Nordic im allgemeinen richten. Denn in meinen Augen gibt es derzeit kaum ein anderes Unternehmen in der Videospielbranche, welches so interessant ist, wie die Firma mit Hauptsitz im schwedischen Karlstad.

So verdutzte uns THQ Nordic im Februar dieses Jahres etwa mit dem Kauf von Koch Media. Koch Media stützte sein Geschäft auf verschiedenen Säulen. Zum einen tritt man unter dem Label Deep Silver als Publisher von eigens in Auftrag gegebenen Spielen auf, gleichzeitig ist man als hiesiger Vertriebsarm von anderen Firmen zuständig, beispielsweise von Sega und Square Enix. Darüber hinaus ist Koch Media auch im Heimkinosegment unterwegs und vertreibt Filme auf DVD und Blu-ray. Wie groß und wichtig Koch Media für den mitteleuropäischen Markt ist, zeigt nicht zuletzt die Summe, die THQ Nordic für die vollständige Übernahme auf den Tisch gelegt hat (rund 121. Millionen Euro). Warum der Kauf aus Sicht von THQ Nordic sehr viel Sinn gemacht hat, hat unter anderem Gameswirtschaft analysiert. So heißt es etwa:

„In den mehr als 30 Jahren seit Gründung hat sich Koch Media zu einem der größten Vertriebs-Unternehmen für Spiele, Software und DVD-Filme entwickelt. Neben eigenen Produkten beliefert Koch den Handel auch mit dem Sortiment von rund 50 Spieleherstellern, darunter Square Enix („Final Fantasy“), Codemasters („F1 2018“) oder SEGA („Total War: Warhammer 2“).

Koch Media selbst wirbt damit, „Europas größter Publishing-Partner“ zu sein – die Firma stellt also nicht nur Spiele-Boxen in den Laden, sondern übernimmt auch Dienstleistungen wie Marketing, PR und den Digital-Vertrieb via Steam, Appstore oder PlayStation-Store.“

Man könnte gemein sein und sagen, das sich THQ Nordic in ein „gemachtes Nest“ eingekauft hat, tatsächlich ist die Strategie der Schweden aber eine sehr kluge. Schließlich muss man bei Koch Media keine weiteren Strukturen aufbauen, man kann das Geschäft quasi wie gewohnt weiter laufen lassen, erhält Zugriff auf viele Marken, Verträge und etablierte Vertriebswege sowie einen großen Stamm an Mitarbeitern. Diese Strategie zeigt sich auch in weiteren Käufen von THQ Nordic, denn selbiger Gedanke geht etwa auch beim Kauf des deutschen Publishers HandyGames auf.

Wer aber steckt eigentlich hinter THQ Nordic? Und woher hat das Unternehmen, welches in der Breite vor allem für seine Re-Releases alter Spiele bekannt ist, soviel Geld? Gründer und bis heute CEO ist der 40-jährige Lars Wingefors. Über Wingefors ist eigentlich nicht sonderlich viel bekannt. Auf der offiziellen Seite von THQ Nordic heißt es etwa, das Wingefors sein erstes Unternehmen bereits im Alter von 13 Jahren gegründet hat. In seinem Heimatland hat er später diverse Comic- und Videospielläden geführt, bis er später selbst in den Vertrieb eingestiegen ist und sich auf den Second-Hand Handel spezialisiert hat. Eben dieser Gedanke der Zweitverwertung zeigt sich noch heute in der Firmenstrategie. THQ Nordic setzt weniger auf eigens entwickelte Projekte, sondern nimmt bereits fertige Spiele, frischt diese mit vergleichsweise wenig Aufwand auf und bringt sie für einen meist niedrigen Preis in den Handel. Dadurch hat man wenig Umkosten, macht aber einen offenbar profitablen Gewinn.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich THQ Nordic in den kommenden Monaten und Jahren weiterentwickelt. Manche meinen schon jetzt, das der Wachstum zu schnell geht und die Firma Gefahr läuft sich zu übernehmen.

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