Legends of Persia REVIEW
Spätestens seit dem immensen Erfolg von Diablo III sind Spiele, die sich an dem entsprechenden Grundrezept des Action-RPGs aus dem Hause Blizzard orientieren, wieder verstärkt auf dem Vormarsch. Das ist auch alles andere als verwerflich, schließlich sind es gute Ideen wert neu umgesetzt und interpretiert zu werden. In die Kerbe, der oftmals negativ als „Klone“ bezeichneten Spiele, tritt nun auch Legends of Persia, welches die düstere Dämonenwelt seines Vorbildes mit einem Szenario im antiken Persien tauscht und diese – wie könnte es auch anders sein – mit jede Menge Dämonen, Ungeheuer und anderen Kreaturen aus Mythen und Sagen vollstopft.
Rachegelüste
Die Handlung des von dem in San Francisco beheimateten Indie-Studios Sourena Game Studio entwickelten Hack & Slays bedient sich an einem wahren Mammutwerk der Literatur, wurden doch Teilaspekte aus dem Schāhnāme verwendet und dienen als Unterbau für die Erzählung. Bei dem vom persischen Poeten Firdausi verfassten Schāhnāme handelt es sich um das weltgrößte Epos eines Einzeldichters, dessen ganze kulturelle Tragweite kann Legends of Persia aber nur selten und wenn überhaupt, dann nur in wenigen Ansätzen abbilden.
Dabei ist das Intro zunächst durchaus vielversprechend, und das, obwohl man hier als Laie teilweise bereits leicht konfus vor dem Bildschirm zurückgelassen wird. Trotzdem wurde mein Interesse aber in den ersten Minuten geweckt, was vor allem dem eigenständigen und sehr stimmig in Szene gesetzten Art-Design der Cutscenes zu verdanken ist. In diesen wird die Geschichte unseres Helden Keykhosro erzählt. Dieser ist Sohn des vor 20 Jahren grausam getöteten Prinzen Siavosh. Seit diesem Ereignis lebt Keykhosro nur mit dem Ziel den Mörder seines Vaters, den König Afrasiab, zu töten. Eben dieses Vorhaben soll der Spieler in den nächsten 25+ Stunden auf seinem Streifzug durch das alte Persien erreichen.
Im antiken Persien nichts Neues
Legends of Persia ist weit entfernt von den hoch budgetierten Action-RPGs eines Blizzard und Co. Dementsprechend mussten die Entwickler natürlich ein bisschen zurückfahren und gewisse Einsparungen vornehmen. Diese sind natürlich vor allem in technischer Hinsicht ausfindig zu machen. Einmal abgesehen, von den bereits erwähnten, sehr hübsch anzusehenden Zwischensequenzen, muss das Spiel vor allem in grafischer Hinsicht viele Abstriche machen. Die Spielwelt wirkt etwa sehr statisch, auch weil es kaum nennenswerte Effekte, wie etwa dynamisches Wetter, gibt, welche die Illusion einer lebendigen Spielwelt erzeugen. Die Animationen sind zudem hakelig, das Charakterdesign austauschbar und überhaupt erinnert die Optik des in isometrischer Perspektive dargestellten Titels bestenfalls an ein Spiel aus den späten 1990er Jahren. Ähnlich ernüchternd fällt der Eindruck bezüglich der akustischen Untermalung aus: die Musik selbst wirkt träge, die Synchronisation gelangweilt und auch nach abwechslungsreichen Umgebungssounds muss man lange die Ohren offen halten. Wer ein hübsch aussehendes und gut klingendes Hack & Slay spielen möchte, den kann Legends of Persia wohl kaum imponieren.
Und wie sieht es mit der wichtigsten Komponente, dem Gameplay, aus? Auch hier besitzt „Legends of Persia“ wenige Alleinstellungsmerkmale, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Entwickler sich ihre Vorbilder vielleicht etwas zu sehr zu Herzen genommen und dabei vergessen haben, dass ein paar eigene Ideen nicht ganz unwichtig sind. So spielt sich das Ganze eher wie ein Museumsrundgang durch das Genre der Action-RPGs, welcher zwar die Grundmechaniken solide umsetzt, aber dem stets das „Eigene“ fehlt.
Man startet zunächst mit einem schwachen Charakter, welcher bei Spielstart auch ausgesucht werden darf. Dabei hat man die Wahl zwischen lediglich drei verschiedenen Heldenklassen, die sich im Grunde aber erstaunlich wenig voneinander unterscheiden, sodass es fast schon ein wenig hinfällig wirkt, für welche der verfügbaren Optionen man sich letztlich entscheidet. Für welche der drei Klassen man sich letztlich entschieden hat, der vorbestimmte Weg ist bei allen der gleiche. Nach und nach levelt man seinen Helden durch unzählige Kämpfe gegen immer anspruchsvoller werdende Gegner nach oben, diverse Attribute und Fähigkeiten werden verbessert, viele verschiedene Rüstungen und Waffen gesammelt und unzählige Aufgaben erledigt. Dabei führt einen der Weg der Rache von Keykhosro durch durchaus unterschiedliche Settings innerhalb des antiken Persiens, sodass auch ein bisschen optische Abwechslung geboten wird. Leider kam bei mir aber recht schnell der Punkt, an dem mich Legends of Persia kaum noch zum Weiterspielen motivieren konnte. Dafür wird mir einfach nichts Neues geboten, und die solide Umsetzung des Altbewährten, verliert ihren Reiz auch sehr schnell.