Kubifaktorium REVIEW
Im Juli 2019 erblickte eine neue Kolonisierungssimulation das Licht der Steam-Welt, damals allerdings noch im Early Access. Und vor knapp einem Monat war es dann endlich soweit! Dezember der 16. war DER große Tag, an dem das Projekt endlich seinen Full Release feierte. Grund genug, den Titel namens Kubifaktorium noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen und zu klären, was es mit dem niedlichen Klötzchenbau auf sich hat.
Städtebau mit Herz
Nun – dann möchte ich mal mit der Tür ins Haus fallen und direkt mit dem Punkt starten, der mich am positivsten überrascht hat! Denn nachdem ich mit der Kampagne startete, durfte ich zunächst einmal Bekanntschaft mit den Hauptcharakteren unserer Reise machen. Mit dabei wäre u. a. der Anführer Ulrich, der seine Kolonie mit großer Zuversicht durch gefährliche Gewässer führt, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für sein Volk. Oder Oswald, unser vollbärtiger Handwerker! Überhaupt erinnert die Namensgebung für jeden einzelnen Kolonisten ein wenig an Rimworld und bietet eine nette Abwechslung zu den sonst anonymen Völkern aus anderen Simulationen seiner Art.
Die Story der Kampagne baut sich in Dialogen auf. Dabei vermittelt die Art und Weise, wie die Charaktere miteinander sprechen, eine warme sowie friedliche Atmosphäre. Werte wie etwa Gerechtigkeitssinn oder Optimismus bleiben dabei stets präsent, sodass man den kleinen Leuten unbedingt zum Erfolg verhelfen möchte. Denn sie haben es sich wirklich verdient! Doch so ganz ohne Hindernisse klappt es nicht mit der Reise zum Paradies. Tatsächlich scheint jede angefahrene Insel eine größere Hürde zu stellen als die vorherige. Aber für Ulrich und seine Leute ist das bei Weitem kein Grund zum Aufgeben!
Mich hat dieser Aspekt in Kubifaktorium auf jeden Fall sehr positiv überrascht. Mit einer netten Story, die obendrein noch recht sympathische Charaktere mitbringt, hätte ich am wenigsten gerechnet.
Erst das und dann das. Oder doch zuerst das? – Tutorial
Eben noch bei der Kampagne will ich nun aber einen Schritt zurückrudern. Denn eine ganz wichtige Rolle spielt bei solchen Simulationen doch die Tatsache, dass man hoffentlich weiß, was man tut. Und dafür sorgt Kubifaktorium zu Genüge. Wer möchte, darf sich direkt zu Beginn in ein Tutorial stürzen, in dem die wichtigsten Schritte auf spielerische Weise gut vermittelt werden. Doch damit nicht genug! Denn auch während der Kampagne wird noch das eine oder andere erklärt. Und wem das nicht reicht, der navigiert einfach durch die im Spiel eingebaute Enzyklopädie und sieht dort direkt, welche Waren wo produziert werden, was sie benötigen und wie sie ggf. weiterverarbeitet werden können. Ein sehr angenehmes Feature, das ich selber häufig genutzt habe!
Ferner hat aber auch alles in dem Spiel einen Tooltip, sobald der Mauszeiger über dem Text schwebt. Man ist offenbar also sehr auf die Bedürfnisse der Spieler eingegangen, um das Spielerlebnis so angenehm wie möglich zu gestalten. Und so werden auch Unterbrechungen des Spielflusses durch etwaige Google-Suchen eher selten. Einziges Manko: gerade mit fortgeschrittenen Produktionsketten, die – zugegebenermaßen – meinerseits mehr schlecht als recht organisiert waren, wurde der Spielverlauf manchmal unübersichtlich. Pfeile zeigen zwar genau die Wege an, von wo Waren zu einem anderen Ort transportiert werden und auch kleine Schildchen beschriften sämtliche Lager und Produktionsstätten. Doch manchmal musste ich dennoch ziemlich suchen, um die eine Maschine, die ich für die Herstellung des nächsten Items brauche, zu finden. Ein Problem, das sich sicherlich mit der Zeit von selbst erledigt. Nämlich dann, wenn man bereits mit allen Maschinen vertraut ist.
Auch gewohnte Game-Mechanics führen zum Ziel
Spieltechnisch bringt uns Kubifaktorium im Prinzip nichts Neues, wenn man die einzelnen Elemente für sich betrachtet. Noch immer bewirtschaften wir Felder mit Obst oder Gemüse. Wir dürfen mit Handelspartnern Waren importieren oder exportieren. Wir bauen Rohstoffe ab und fällen Bäume, um Baumaterial zu erhalten. Außerdem erweitern wir unseren Einflussbereich mit Hilfe von Lagerfeuern und – wir automatisieren! In Kubifaktorium werden nun all diese Aspekte in einem Spiel vereint. Und mal ehrlich – selbst, wenn die Ideen an sich nicht neu sind, bringen sie doch eine Menge Spaß. Gerade wenn die Umsetzung, so wie hier, sehr gelungen ist.
Auch gewohnt sind die Blöcke, aus denen sich die Welt zusammensetzt. Die erinnern nämlich an den Spitzenreiter der Sandbox-Spiele, Minecraft! In Kubifaktorium spielen diese allerdings kaum eine Rolle. Man kann zwar Hügel abtragen, doch das war es im Großen und Ganzen auch schon mit der Block-Wirtschaft. Der Rest dient vor allem als optischer Blickfänger.
Mit Liebe zum Detail
„Optischer Blickfänger“ war mein Stichwort! Denn unbedingt möchte ich noch auf die grafische Darstellung eingehen. Und was kann ich sagen? Ich kam mir vor wie in einer riesigen Lego- oder Playmobil-Welt! Im Spiel selber kann ich das natürlich nicht, aber in Gedanken habe ich ständig die kleinen Bauten auseinander- und wieder zusammengebaut (nur, um ein wenig das Spielgefühl zu beschreiben). Dabei hat man, trotz der Limitierung durch die Pixel, darauf geachtet, die Welt möglichst detailgetreu darzustellen. Dazu gehören Blätter(?) im Wind … – waren es denn Blätter? Ich kann es ehrlich nicht mit Sicherheit sagen. Bei sowas kommt dann wohl unsere Fantasie mit ins Spiel, denn wie schon Pipi Langstrumpf damals fröhlich immer gesungen hat: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“. Und genau das dürfen wir hier auch!
Zoomt man etwas näher heran, wird man übrigens Zeuge der Arbeiten, die die kleinen Menschen verrichten. Für mich ein Grund, nicht von Anfang bis Ende auf maximaler Geschwindigkeit durchzupreschen, sondern mir die Zeit zu nehmen, dem bunten Treiben eine Weile zuzusehen. Alles in allem sehr liebevoll gestaltet.
Auch erwähnenswert ist Kubifaktoriums Transport-System. Leider kam ich während des Test-Zeitraums noch nicht dazu, davon ausgiebig Gebrauch zu machen, doch erste Eindrücke sind mir dennoch positiv im Gedächtnis geblieben. So haben wir die Wahl zwischen diversen Fortbewegungsmitteln wie etwa der historischen Pferdekutsche, einem ebenso historischen Zeppelin oder ganz klassisch – der Eisenbahn! Und wieder alles liebevoll modelliert. Wer sich daran erfreut, sein „Werk“ zu beobachten, sollte hier eigentlich nicht zu kurz kommen.
Aber …?
Aber? Kein „aber“. Alles in allem ein solides Game, das sich die Zeit nahm, zu dem zu werden, was es heute ist. Einige erfolgreiche Konzepte aus vergangenen Spielen hat man in Kubifaktorium vereint und daraus ein neues Erlebnis gebastelt. Obendrein bekam es noch eine nette Story im Rahmen der Kampagne sowie Mod-Support über den Workshop, was zusätzlich nochmal für Langzeitspielspaß und mehr Optionen sorgen sollte. Ich persönlich halte es jedenfalls immer für eine großartige Entscheidung, die Community mit einzubinden.
Einziger Wehrmutstropfen (okay, da ist ja das Aber!) – die Ladezeit nach dem Start des Spiels scheint mir etwas arg verzögert. Ferner muss man auch ein klein wenig Geduld aufbringen, wenn sich neue Inseln generieren, doch das ist eigentlich normal. Aber das erste „Hochfahren“ des Spiels, zudem ganz ohne Mods, sollte schneller gehen. Im Grunde lässt sich mit diesem Makel aber gut leben, denn sonst lief das Game einwandfrei. Ich bin weder Bugs begegnet, noch hatte ich sonst irgendwelche Performance-Probleme. Also alles in allem: Daumen hoch.
Pro & Kontra
- Bekannte Game-Mechaniken intelligent vereint
- Süße „Playmobil“-/Klötzchen-/Pixel-Grafik
- 1A-Tutorial sowie Ingame-Enzyklopädie
- Fortgeschrittene Produktionsketten können manchmal unübersichtlich werden
- Starten des Spiels dauert relativ lange
Supi, danke für das fundierte Review. Muss mir das Game wohl zu Gemüte führen!