Jump Force (XBox One) REVIEW
Ich würde fast wetten, dass nicht wenige Animefans sich ihre Lieblingscharaktere in einem Crossover gewünscht haben. Ein Mix aus Dragon Ball, Jojo’s Bizarre Adventure, Naruto, Yu-Gi-Oh!, One Piece und vielen anderen japanischen Werken wäre doch das Highlight, oder? Scheinbar hat sich dies auch der Publisher Bandai Namco gedacht und seine Lizenzen zusammengesammelt, um ein Spiel zu erschaffen, das diesem Wunsch nachkommt. Und was eignet sich für die Zusammenkunft besser als ein Beat’em’up, das nicht viel Story braucht, um zu funktionieren. Mit der geschaffenen Idee und all den Vorlagen, ist der Weg für Jump Force geebnet.
Alter Zopf
Um das Zusammentreffen der Charaktere und die Entstehung der Einheit „J-Force“ zu erläutern, wird die Geschichte von Gut und Böse neu interpretiert. Ein kleiner, bösartiger Würfel, der Umbras-Kubus genannt wird, übernimmt die Kontrolle einiger Helden und macht einstige Mitstreiter zu Rivalen. Gepackt wird die Geschichte in viele kleine Aufeinandertreffen, die einen Kampf verlangen.
Bevor ihr aber in die erste Story startet, die einen leichten Schwierigkeitsgrad einfordert, geht es an die Charaktererstellung. Ihr habt die Auswahl aus dutzenden Frisuren, Augenpartien, Nasen sowie Stimmen. Entscheidet frei über die jeweiligen Farben und gebt ein Geschlecht und eine gewünschte Größe an das System weiter. Ist die Charakter-Maschinerie befriedigt, verteilt ihr noch einen Namen und dürft eure Erforschungen nach ein paar kleinen Einführungen starten. Der Editor ermöglicht mir jedoch nicht, all meine Kreativität einzubringen. In Dragon Ball Xenoverse 2 konnte ich eine Protagonistin ähnlich einer Sailor Moon Nachbildung gestalten – Jump Force schränkt mich hier leider mit den Auswahlmöglichkeiten ein und bietet nicht einmal 2 Zöpfe, die ich meiner Figur zuteilen kann. Dafür können Moves später verteilt sowie angepasst oder gar verändert werden.
Angekommen im Spiel gibt es eine leichte Ernüchterung. Wirklich viel zu entdecken gibt es zuallererst nicht, denn ihr dürft euch lediglich aussuchen, ob ihr in den Online bzw. Offline Kampf startet oder mit der ersten Mission beginnen möchtet. Die verschiedenen Läden sind anfänglich noch recht uninteressant, da das nötige Kleingeld erst verdient werden muss. Hier darf später unter anderem neue Kleidung erworben werden, die eure Eigenkreation schmückt.
Die Missionen
Wendet ihr euch den Missionen zu, müsst ihr mit dem Vorlieb nehmen, was freigeschaltet ist und euch danach langsam vorankämpfen. Da die Missionen aber gewissen Aufgaben obliegen, ist der Charakter-Level nicht unwesentlich wichtig. Dementsprechend stellt ihr euch mit ein paar simplen Klicks einer Dreiergespann zusammen und versucht in den Matches die Vorgaben zu erfüllen.
Unter anderem gilt es, ein Match mit 60% erhaltener Lebensenergie abzuschließen oder es in binnen von 50 Sekunden siegreich zu verlassen. Vorgaben wie das Einbeziehen bestimmter Charaktere ist ein weiterer Teil der Auflage. Mit den gewonnenen Kämpfen erschließt ihr nachhaltig weitere Missionen und greift ferner nach den ganz tückischen Schlachten, die einiges an Taktik und Reaktionsvermögen abverlangen.
Die Kämpfe
Bevor es aber soweit ist, müssen die Kämpfe überhaupt erst gewonnen werden. Dazu steht euch ein großes Repertoire an verschiedenen Techniken zur Verfügung. Gegner Treten und Schlagen ist da schon der unspektakulärste Teil des ganzen Konstruktes. Mit vielen Kombos, Ausweichmanövern und Spezialmoves könnt ihr den Gegenüber schnell in die Knie zwingen. Gleichzeitig solltet ihr aber auch das Blocken umgehen, mit dem fast jeder Move abgewehrt werden kann. Zudem müssen eure Spezial-Attacken erst wieder aufladen, bevor sie zur erneuten Anwendung kommen, dann aber bei einem Treffer für ordentlich Schaden sorgen.
Natürlich tragen auch die Charaktere selbst zum Sieg oder zur Niederlage bei. So gibt es die schweren Brocken wie Piccolo oder Cell, die stark sind, dafür aber wiederum recht langsam in ihren Bewegungen, oder Boruto, der viele flotte Attacken drauf hat, aber etwas öfter zuschlagen muss, um das Match für sich zu entscheiden. Letztlich kann durch eine optimale Beherrschung des jeweiligen Protagonisten aber immer ein Gleichgewicht hergestellt werden. Gleichzeitig wird es durch eine simple Tastenbetätigung ermöglicht, auf einen anderen Charakter zurückzugreifen, den ihr ins Team geholt habt.
Des Weiteren passt es ganz gut, dass egal ob Sieg oder Niederlage, nach einem Kampf Erfahrungspunkte vergeben werden. So steigen eure Recken nachhaltig im Charakter-Level auf und können sich im Verlaufe der Story mit ganz anderen Brocken messen.
Gut kopiert
Bandai Namco versucht mit Jump Force keine Experimente. Stattdessen klaut man sich alle gut funktionierenden Features und Ideen zusammen. Ein paar Story-Elemente aus Dragon Ball Fighterz, eine Kampfoptik, die aus der Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm Reihe entsprungen ist und eine Spielwelt, die stark an Dragon Ball Xenoverse erinnert. Und gerade bei letzterem hat die trostlose Welt keine Fortschritte gemacht. Irgendwie wirkte diese in Dragon Ball Xenoverse 2 schon noch etwas glaubwürdiger und lebhafter. Gerade durch dieses gigantische Crossover wäre so viel mehr möglich gewesen und ist doch so viel Potenzial verspielt worden.
Dafür punkten, wie schon in den drei benannten Vorlagen, die Charaktere selbst. In den Kämpfen halten sie nicht mit ihren charakteristischen Eigenschaften zurück und versuchen zudem durch Mimik und Gestik weiter für authentische Momente in Jump Force zu sorgen. Leider wirken die Bewegungen der Münder zumeist recht fade. Mit all den vorhandenen Lizenzen, hätte ein wenig mehr Tiefe bei den Spielfiguren, den Fans sicherlich geschmeichelt.
Dafür sorgen die Versus-Kämpfe, egal ob Online oder Offline für Stimmung. Gerade die lokalen Matches erschaffen genügend Spielspaß in den heimischen Wänden und schöpfen diesen wichtigen Faktor dank vieler Freiheiten nahezu aus. Und diese Freiheiten dürft ihr nicht nur mit frei wählbaren Animestars erleben, sondern gar mit eurem eigenen generierten Helden.
Grafik
Wie kurz angeschnitten ist die Optik der Kämpfe vergleichbar mit der Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm Reihe. Die Kamera schaut euch die gesamte Zeit über die Schulter, was bedeutet, Jump Force verzichtet auf die klassische 2D-Ansicht, die für Beat’em’up lange Zeit nicht wegzudenken war. Den Überblick verliert ihr trotz vorgegebene Perspektive dennoch nie, da die Kamera euch immer treu begleitet. Chaotisch wird es erst, wenn zwei gleiche Animefiguren dem Kampf beiwohnen und sich mit all ihren Special-Attacken messen. Wer den Angriff erfolgreich ausgelöst hat, seht ihr erst am schwindenden Energie-Balken.
Etwas übersichtlicher und dennoch gut ausgestaltet sind die Schauplätze. Diese gehen weit über Japan hinaus und schaffen eine passende und vielfältige Atmosphäre. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen lassen sich gewisse Objekte im Eifer des Gefechtes zerstören oder hinterlassen Spuren der größeren Angriffe. Selbst die Kleidung der Kämpfer muss nachhaltig leiden. Dies ist zwar nicht wirklich neu, jedoch auch keine Selbstverständlichkeit im Genre.
Gerade aber die Special-Moves sind eine wahre Augenweide und geizen nicht an Effekten, die in satten Farben daherkommen. Stilvoll von den jeweiligen Figuren ausgelöst, dürfen sich Fans auf verschiedene Jutus freuen oder ein mächtiges Kamehameha auf den Gegner jagen, das den gesamten Bildschirm einnimmt.
Nichtsdestotrotz reizt die Optik nicht die Möglichkeiten der Xbox One aus. Dafür gibt es aber eine saubere Performance, die während meiner Testphase keine Ruckler hervorbrachte. Lediglich die Ladezeiten reizen das Nervenkostüm aus, wenn man mehr als 30 Sekunden auf den Start der Mission oder den Menüwechsel warten muss.
Sound und Steuerung
All die verfügbaren Figuren wie unter anderem Naruto und Boruto, Kakashi Hatake, Gaara, Son Goku, Kaguya, Asta, Sasuke, Ruffy, Yusuke, Toguro, Zorro, Cell, Freezer und Vegeta wurden akustisch nicht aktualisiert. Das heißt, die Sprachausgabe bleibt dem Japanischen erhalten, was für Fans vielleicht die Authentizität komplettiert. Die Originalsprecher bekommt ihr jedoch nicht bei jedem Charakter in Jump Force geboten.
Die Musik drängt während der Kampfeinlagen etwas in den Hintergrund, was aber durch die Soundeffekte der verschiedenen Attacken und der Schreie der Protagonisten geschuldet ist. Mit all den Treffern die ihr landet, wird zudem der Xbox One Controller auf sich aufmerksam machen, denn der Rumble-Effekt tritt deutlich hervor. Wer noch ein Pad-Extreme von SenseForce sein Eigen nennen darf, bekommt das komplette, immersive Spielerlebnis geboten, das durch den gesamten Körper wandert.
Die Reaktionszeit der Umsetzung von Angriffen ist optimal in Jump Force. Das Auslösen verschiedenster Kommandos geht leicht von der Hand und gestaltet die Matches sehr abwechslungsreich, sodass man selbst nach kleinen frustrierenden Niederlagen den Controller nicht beiseite legen kann. Motivierend kommt hinzu, dass es für gewonnene Kämpfe nicht nur Erfahrungspunkte und eine Auswertung nach Rängen gibt, sondern noch Items, die ferner vielleicht andere Aufeinandertreffen fairer gestalten. Ein bisschen Können gehört trotzdem immer dazu.