Impossible Creatures REVIEW
Vor rund 13 Jahren erblickte eine bis dato höchst erfolgreiche Gaming-Plattform das Antlitz der Welt: Damals war das Konzept, von aus dem Internet legal herunterladbaren Spielen noch Neuland und wurde von Valve (deutsch: Ventil) unter dem passenden Namen Steam (deutsch: Dampf) der Öffentlichkeit vorgestellt. Um dem Publikum die Funktionalität aufzuzeigen, ließ man das Spiel „Impossible Creatures“ auf Steam laufen. Kurioserweise erschien dieses Game nie auf der fertigen Platform.
Zeitsprung in die Gegenwart – 2015. In diesen Tagen, zwischen all den Hochglanzgames und ausgetüftelten Spielmechaniken, erscheint mit „etwas“ Verspätung das damalige Erstlingswerk auf Steam. Ich will versuchen meine 2002-Brille aufzusetzen und damalige Massstäbe, was zumindest die Präsentation anbelangt, anzusetzen. Ein gutes Gameplay ist ja ohnehin zeitlos!
GenReMix
In Impossible Creatures dreht sich einiges, wie vielleicht die Überschrift schon verrät, um Gene bzw. deren Mischung zu etwas Neuem. Vor rund 13 Jahren war das Thema sicherlich hoch aktuell. Und auch bis heute ist es nie ganz vom Tisch gekommen – der verantwortungsvolle Umgang mit der Einzigartigkeit des Lebens.
Im Spiel selber ist es, wie ich finde, recht klug integriert worden: Der Sohn eines bekannten Forschers auf diesem Gebiet macht sich auf, seinen Vater wieder zu finden. Dessen letzte Spur führt den Sohn namens Rex Chance auf eine Reihe von Inseln. Dort angekommen, gerät er sogleich in Gefahr, durch den bösen Kollegen des Papas und lernt beim Rückzug seine Gehilfin, ebenfalls Wissenschaftlerin, Lucy Willing kennen. Zusammen machen sie sich nun auf die Suche nach seinem Vater.
Dies geschieht auf klassischen Echtzeitstrategie-Karten, verhüllt durch den „Nebel des Krieges“, mit Hilfe von Energie aus vorher aufzubauenden Kraftwerken, Arbeitern aus dem Hauptquartier, abzubauendem Rohstoff und diversen anderen genretypischen Gebäuden – im Stile eines Warcraft 2 oder älteren Command and Conquer. Ganz so wie es 2002 „Up to date“ war. Ich könnte jetzt im Einzelnen auf die unterschiedlichen Gebäudetypen eingehen, bin mir aber recht sicher, dass so ziemlich jeder weiß, wovon ich rede. Ein neues Gameplay-Element wurde mit den Streitkräften der beiden Protagonisten geschaffen. Warcraft hatte seine Oger oder Palladine, Command and Conquer fährt mit Panzern auf, und Impossible Creatures mit Chimären!
Gut gemixt ist halb gewonnen
Wer gerade aufmerksam gelesen hat, fragt sich jetzt sicher „was sind eigentlich Chimären?“ Hier ist die Antwort: Es sind einfach Lebewesen, die aus mindestens zwei anderen Tieren zu einem Fantasiewesen vereint wurden. Die griechische Mythologie ist bspw. voll von solchen Fabelwesen. Hier schließt sich also der Kreis vom Titel des Spiels, der Story rund um den Genetiker, und dem Gameplay.
Doch zunächst muss unser Held auf den Karten auf Jagd gehen. Nicht etwa um Nahrungsmittelressourcen, wie in Genrevettern, zu sammeln, sondern vielmehr behakt er so ziemlich alle Kreaturen mit seinem Betäubungsgewehr um Genproben zu sammeln. Diese benötigt er für das eine Gebäude, welches so nicht in anderen Games dieser Art vorkommt – dem Terra-Tank. In ihm wird die Armee gezüchtet, die ihr vorher im Armeekonfigurator bereit gestellt habt. Und in diesem Fall heißt bereit stellen, zusammen mixen. Im Armeekonfigurator habt ihr die Möglichkeit, euch aus der Gensaat von zwei verschiedenen Tieren ein neues zu kreieren.
Wer die Wahl hat…
Zwar können die in dem Konfigurator erstellten Mischwesen durchaus lustig aussehen – denkt man bspw. an einen Mix aus Giraffe und Gorilla, ein Geschöpf mit langem Hals und klobigen Beinen – sollen aber höchstens nebensächlich zur Erheiterung des Spielers beitragen.
Im Vordergrund steht es ganz klar Einheiten zu erschaffen, die effektiv im jeweiligen Level sind bezüglich ihrer Funktion. So hat man im Konfiguratormenü die Möglichkeit, das neue Tier aud den fünf möglichen Körperregionen neu zu „erschaffen“. Also z.B: Kopf von Tier X, Rumpf von Tier Y, usw. Dabei sind diese fünf Körperregionen über alle Tiere identisch. Jedes Tier die Regionen Kopf, Vorderbeine, Rumpf, Hinterbeine und Schwanz.Zusätzlich haben manche Tiere dank ihrer Physis spezielle Zusatzfähigkeiten. Beispiel: Ich kreuze die Gene eines mächtige Berglöwen und eines nicht ganz so mächtigen Stinktiers. Meine Idee hinter der neuen Einheit ist es, die spezielle Fähigkeit des Stinktiers, die „Stinkwolke“, welche nur die Gegner betäubt, mit der Zähigkeit des Berglöwen zu kreuzen. Dazu nehme ich alle Körperteile des Löwen an die Hand bis auf den Schwanz. Dieser kommt für die neue Kreatur vom Stinktier, bringt die besagte Fähigkeit mit und kann fortan in meiner Armee in der ersten Welle kämpfen und die Gegner per Mausklick temporär betäuben.
Dies war nur ein Beispiel von vielen taktischen Möglichkeiten, die euch der Konfigurator bietet. Wenn ihr die richtigen Tiere zusammen bringt, lassen sich nicht nur deren normale Statuswerte wie z.B. Gesundheit oder Sichtradius (Stichwort Giraffenkopf) clever kombinieren, sondern durch manche Fähigkeit auch der Einsatz im Kampf komplett umorientieren. Den Möglichkeiten sind dank steigendem Genpool keine Grenzen gesetzt – außer durch die eigene Vorstellungskraft.
Dieser ganze Vorgang des Kombinierens ist zwar recht zeitintensiv, belohnt aber, sobald man mit seiner erschaffenen Kreatur die ersten Feinde recht effektiv besiegt hat – im weitesten Sinne sind sie ja so etwas wie die eigenen Kinder (jetzt klinge ich schon wie ein verrückter Wissenschaftler).
Und so schlägt sich unser tapferer Held Rex durch die einzelnen Level in Retrooptik und erledigt typische Aufgaben alá „Besiege Monster blubb“ oder „sammle die Summe X von Y“ oder „bewege dich dahin, dann passiert was tolles“ – ein total stereotypischer Aufbau für das Genre. Nichts Schlechtes, aber eben auch damals schon nicht innovativ. Hierbei ist der steigende Schwierigkeitsgrad von Level zu Level fair gehalten und sorgt für Langzeitmotivation.
Lang, lang ist´s her
Was die Grafik anbelagt, so ist das Spiel auf der Höhe der Zeit – der Zeit vor 13 Jahren. Was auch kein Wunder ist – kommt es ja auch von dort. Also bitte erwartet kein Destiny oder Skyrim, wenn ihr es zum ersten mal anschaltet. Die Sounds gehen allerdings in Ordnung. Aber keine Angst – euch werden weder Augen noch Ohren bluten, wenn ihr einmal etwas „neues Altes“ wagt.
Was hingegen ein wenig gruselig rüberkommt, ist die zwar recht ambitionierte Storyuntermalung mit Synchronsprechern. Diese transportieren ihre Texte teils lustlos, teils überhaupt nicht, passend zur Situation. Das fängt bei der Betonung der Worte an und hört nicht bei schwachen Gefühlsmomenten auf, bis hin zur unfreiwilligen Komik im Stile der alten Batman-Folgen.
Die Steuerung geht gut von der Hand. Mit der Maus lässt sich alles gut bedienen, ein paar Klicks hier, ein paar Klicks dort und alles funktioniert so wie gewollt. Das klassische Menü versagt auch in diesem Spiel nicht, und dank gesprochenem Tutorial werdet ihr in alles eingewiesen, was für den Spielspaß von Belang ist.