Hitman III REVIEW

Mit Hitman III beginnt das Spielejahr 2021 schon in den ersten Wochen mit einem echten Paukenschlag. IO Interactive legt mit dem Abschluss der „World of Assassination“ Trilogie den (vorerst) finalen Akt in der Reihe um Auftragskiller 47 vor und zeigt noch einmal, warum das Franchise seit seinem Reboot 2016 derart populär geworden ist.

Kreatives Morden

Eigentlich ließe sich diese Besprechung kurz gestalten. Sowohl hinsichtlich der Stärken als auch bei den Schwächen könnte ich nämlich nahezu 1:1 die wichtigsten Eckdaten von den Kritiken zu den beiden Vorgängern wiedergeben, da sie so ziemlich auch hier zutreffen. Wo der zweite Teil im Vergleich zu Hitman (2016) tatsächlich noch einige Neuerungen mit sich brachte, insbesondere in Hinblick auf Komfortfunktionen, ist der dritte Teil, wenn man ganz böse sein will, nämlich eigentlich nur eine Erweiterung mit neuen Leveln, einer Kamera zum fotografieren und hacken einführt und eine leichte Überarbeitung sowie Anpassung des technischen Grundgerüsts für die neuen Konsolen mit sich bringt. Diese Aussage allein würde aber untergraben, was die Entwickler in den Vorgängern und nun auch im vorerst letzten Spiel rund um 47 leisten.

Denn Hitman III ist ein gutes, ja ein richtig gutes Spiel. In über 20 Jahren, in denen das Franchise mittlerweile existiert, hat das Team von IO Interactive die Formel längst perfektioniert und stetig um neue Clous, wie immer absurdere Wege, die Zielpersonen um die Ecke zu bringen, erweitert. Diese sind erneut und zahlreich wie eh und je vorhanden. Egal ob Traubenpresse, Kronleuchter, Toilette, offenes Grab, Kunstinstallation oder der altbewährte Schubser in die Tiefe – es gibt unendlich viele Wege, wie man die Zielpersonen ausschalten kann. Natürlich kann man auch ganz klassisch die Klaviersaite auspacken oder sich mit Schusswaffen weiterhelfen. Oder man funktioniert Alltagsgegenstände zu Mordinstrumenten um. Selbst eine Banane lässt sich entsprechend umfunktionieren, was für herrlich schräge Momente sorgt und sorgt dafür, dass in diesem eigentlich düsteren Setting mit Auftragskillern und einem globalen Komplott der Elite auch ein, wenn auch ziemlich schwarzer, Humor steckt.

Verkleideter Todesengel


Sofern man eine möglichst hohe Bewertung am Ende eines Levels erhalten möchte, sollte man in den Missionen möglichst unauffällig vorgehen und sich nicht beim munteren Morden erwischen lassen. Wie praktisch, dass 47 und die Nicht-Spieler-Figuren offenbar alle die gleiche Konfektionsgröße besitzen, denn abgesehen von den Outfits weiblicher Figuren kann man in alle (Ver)Kleidungen schlüpfen, welche andere Figuren am Leib tragen. Eine Verkleidung ist aber nach wie vor kein Allheilmittel. Denn nicht jede Kostümierung bringt 47 in alle Bereiche der offen gestalteten und angenehm verwinkelten Level und nicht jede Wache nickt dem verkleideten Killer zu, obwohl er/sie ihn noch nie zuvor gesehen hat. Entsprechend muss man die Vorgehensweise stets anpassen. Ein Gärtner, der in der Küche am Essen der Zielperson hantiert, fällt natürlich ebenso auf, wie ein Low-Level-Security-Guard in einem unterirdischen Labor, in welches nur Wissenschaftler und stark bewaffnete Wachen Zugang haben. Glücklicherweise hat man nach wie vor alle Zeit der Welt sich mit den einzelnen Arealen und ihren Möglichkeiten zu beschäftigen.

Hitman III will langsam und mit Bedacht gespielt werden. Theoretisch kann man sich zwar auch einfach eine Waffe schnappen und bis zur Zielperson durchballern. Das ist aufgrund der nach wie vor grausigen Steuerung beim Schießen aber wenig unterhaltsam. Zudem beraubt man sich damit dem kompletten Spaß, den man beim richtigen Spielen erhält. Eigentlich mag ich diese Aussage ja nicht, bei Hitman trifft sie aber voll und ganz zu: man muss das Spiel so spielen, wie es gedacht ist. Ein actionreicher Shooter ist das hier nämlich nicht.

Spielplatz für Hobby-Meuchler

Insgesamt gibt es sechs neue Schauplätze. In der Auftaktmission geht es nach Dubai, wo man in einem an das Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt, inspirierten Wolkenkratzer die beiden gut bewachten Zielpersonen finden und ausschalten muss. Darauf folgt das englische Dartmoor, welches aus einem Anwesen mit Herrenhaus besteht. Dort wird das eigentliche Spielprinzip auf eine herrliche Weise umgemünzt, sodass man sich inmitten einer Murder-Mystery (Edgar Wallace lässt grüßen) wiederfindet. Der dritte Level führt 47 schließlich nach Berlin. Die vermeintliche Partyhauptstadt Deutschlands wird hier tatsächlich ihren Namen gerecht, denn man muss inmitten einer Techno-Party die Mission erledigen. Diese findet in einem stillgelegten Kraftwerk statt und ist eine sowohl optische als auch spielerisch absolut herausragende Angelegenheit. Der visuelle Höhepunkt dürfte dennoch die chinesische Metropole Chongqing sein, deren von Neonlichtern durchfluteten Straßen man in einer regnerischen Nacht besucht. Das genaue Gegenteil bekommt man mit dem Weingut in Mendoza, Argentinien geboten.

Ich kann nicht genug unterschreiben, wie grandios die unterschiedlichen Schauplätze in Szene gesetzt werden und wie toll der allgemeine Aufbau der Level ist. Es gibt stets mehr als einen Weg und viel mehr als das Auge zunächst offenbart. Vertikalität ist hier das Stichwort. Auch gibt es eine Reihe von Abkürzungen, die, hat man sie einmal geöffnet, auch in späteren Durchläufen stets offen sind.

Lustloses Finale

Ein richtiger Wermutstropfen ist ausgerechnet der sechste und finale Schauplatz. Dieser wird aus dramaturgischen Gründen nicht offen gestaltet, sondern ist im wahrsten Sinne des Wortes linear. Und leider wenig spektakulär und das, obwohl hier die Story der Trilogie ihren Höhepunkt findet. Auch wenn ich das bisher nicht erwähnt habe: Hitman III erzählt wieder eine Rahmenhandlung, in der es um eine Verschwörung in den Reihen jener Agentur geht, für die Protagonist 47 seit vielen Jahren um die Welt tingelt und Bösewichte liquidiert. Man kann sich das im Falle der neuen Trilogie durchaus als eine Abwandlung von James Bond vorstellen. Die Geschichte knüpft an die Geschehnisse der Vorgänger an und wird nun noch einmal deutlich prominenter ausgebreitet. Sehr viel ist das aber nach wie vor nicht, zum nunmehr dritten Mal haben mich die Figuren, ihre Beziehungen zueinander sowie der gesamte Plot absolut kalt gelassen.

Das Gesamtpaket unter einem Dach und in schicker


Ein paar lobende Worte muss ich noch der hauseigenen Glacier Engine sowie ihrer Peformance geben. Das technische Gerüst wurde über die Jahre stetig erweitert und findet in Hitman III ihren Höhepunkt. Ja, die Figuren und ihre Gesichter und so manche Texturen wirken mittlerweile etwas angestaubt. Doch was die Inszenierung der unterschiedlichen Areale, die allesamt eine eigene Lichtstimmung, Tageszeit und Wetter aufweisen und zu großen Teilen eigene Assets besitzen, leisten die Entwickler erneut fantastisches. Den letzten Level einmal ausgeklammert, hat man hier enorm viel zu sehen und darf sich in jedem Gebiet auf andere visuelle Highlights freuen. Gleich der Einstieg in Dubai glänzt beispielsweise mit jeder Menge Reflektieren und Spiegelungen und das ganz ohne Raytracing (dieses soll zu einem späteren Zeitpunkt via Update integriert werden). Im Berliner Technoclub hingegen werden unterschiedliche Lichter und Farben genutzt, um für die nötige Partystimmung zu sorgen, während Dartmoor sowohl in seinen Innen- als auch Außenarealen so herrlich heimelig inszeniert ist, dass ich mir am liebsten einen Tee kochen und die Decke über die Knie legen möchte.

In der mir vorliegenden Version für die PlayStation 5 läuft das Spiel mit 60 Frames, ohne nennenswerte Einbrüche. Kein Gestotter im Bild, wie noch im ersten Teil auf der PlayStation 4, keine langen Ladepausen, die mich zum Handy greifen lassen. Und das beste: wer die ersten beiden Teile besitzt, kann diese in Hitman III integrieren und hat dann nicht nur alle Inhalte in einem Spiel, sondern profitiert auch bei den älteren Leveln von den technischen Updates der Engine.

Pro & Kontra

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Pros
  • abwechslungsreiche Level
  • viele Möglichkeiten und Wege
  • motivierender Gameplay-Loop
  • sieht auf der PlayStation 5 fantastisch aus

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Contra
  • enttäsuchender Final-Level
  • nahezu keine Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger

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Spiel Bewertung
Singleplayer
83
83
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Der Abschluss der „World of Assassination“ Trilogie macht da weiter, wo die Vorgänger aufgehört haben, was sowohl für die positiven als auch für die negativen Aspekte gilt. Letztere liegen eher in der Natur des Konzepts und sollten entsprechend nicht wirklich als Mangel angesehen werden. Wer also keine Lust hat, die Level immer und immer wieder zu spielen, die Areale zu erkunden und dabei stetig neue Mittel und Wege zu finden, die Zielpersonen zu liquidieren, wird hier keinen Spaß haben. Eben das ist aber Stärke der Reihe, insbesondere seit dem Reboot vor rund fünf Jahren. Auch wenn mir richtige Neuerungen in Form neuer Waffen und Gadgets fehlen, hatte ich erneut einen riesigen Spaß möglichst komplexe und herrlich hinterlistige Kills zu planen und auszuführen. Es ist ein zufriedenstellendes Gefühl, wenn man nach viel Mühe und Arbeit aus einer sicheren Entfernung dabei zusieht, wie der Plan aufgeht und man dafür im Abschluss mit einer hohen Bewertung und neuen Werkzeugen, Zugängen für die Areale, Waffen und mehr belohnt wird. Abseits des Gameplays sind es erneut die fantastischen Level, die mich begeistert haben und die mir diesmal durch die Bank hindurch und nahezu ohne Abstriche gefallen haben (sieht man einmal vom finalen Schauplatz ab). Hitman III führt die aktuelle Trilogie also mehr als würdig zu Ende.

- Von  Adrian

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